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Zu den Perikopen
Predigtvorschläge zu Reihe I - Mt 21, 1-11
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt,
den Vers ein jedes Kind schon kennt,
und denkt bei sich, bald wird er kommen,
zu allen, die sich gut benommen.
So warten sie ganz aufgeregt,
und hoffen, dass er sich bewegt
von seinem Heim in weiter Ferne,
dort, wo am Horizont die Sterne.
Und wer noch rät, wer das wohl sei
dem helf' ich kurz und knapp dabei:
Knecht Ruprecht mit dem schweren Sack
ist's, der den Kindern Freude macht.
Sie nennen ihn auch Nikolaus,
der mit dem klitzekleinen Haus,
und andre sagen dann und wann,
es sei der liebe Weihnachtsmann.
Der Grund der Freude, ist doch klar,
das macht es ja so wunderbar,
das sind die Mengen von Geschenken,
an die sie immerzu nur denken.
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt,
Den Vers ein jeder Mensch noch kennt,
erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier,
ohje, das Christfest vor der Tür!
Das heisst doch: auf! Geschenke kaufen,
zum xten Mal zum Laden laufen,
das Geld rinnt schneller durch die Finger,
der Kontostand wird nur geringer,
da soll man auch noch fröhlich sein,
wenn alle nach Geschenken schrein?
Was kauf ich nur für jene, diesen,
viel wird im Laden angepriesen,
doch wenn er das dann gar nicht mag,
ist auch dahin der schöne Tag,
und so erstreckt sich dann die Suche-
dass niemand mir den Tag verfluche...
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt,
Ein Lichtlein, das ein jeder kennt,
ein Licht, das funkelt und auch strahlt,
ein Licht, das manche Schatten malt,
ein Licht, das uns den Weg erhellt,
ein Licht, das uns den Gruß bestellt:
Advent, es ist die Zeit des Wartens,
und nicht des emsig, eifrig Startens
in einen Kauf- und Sinnesrausch
der endet im Geschenketausch.
Nein, Warten, das ist angesagt,
und wer so recht zu warten wagt,
der wird alsbald im Geist erfahren:
was einst geschah vor vielen Jahren,
dass Gottes Sohn ward dort gebor'n,
das ist auch heute nicht verlor'n,
es ist für die Glückseligkeit
und all der Kinder Fröhlichkeit
die Ursach und der einzig Grund,
das tut uns das Wort Gottes kund.
Der Herr, er kam, als kleines Kind,
das auf sich nahm all uns're Sünd,
er kam, weil es so dunkel war,
er kam, und bracht' das Licht uns dar,
das Licht, das alles helle macht,
sogar der Seele tiefste Nacht.
Er schenkt uns Hoffnung, Liebe, Mut,
er hilft, er richtet alles gut.
Advent, da soll'n wir uns besinnen
auf das, was Gott will wohl beginnen
mit uns und unserm ganzen Leben,
dass wir nicht nur nach Wohlstand streben.
Des andern Wohl soll uns allein,
und auch in Zukunft wichtig sein.
Gott schenkt uns dazu auch den Mut,
denn letztlich macht er alles gut.
Er ist mit seinem Geist dabei,
das macht uns alle richtig frei,
damit wir sehn, wie's andern geht
und wie's um unsern Nachbarn steht.
Wir sollen auch ja nicht vergessen,
wem wir verdanken unser Essen,
denn das sind Menschen, weit entfernt,
wie man schon in der Schule lernt,
die werkeln dort für wenig Lohn -
im Grunde ist es ja ein Hohn:
Damit wir hier schön billig leben,
kann niemand dort nach Wohlstand streben,
Sie leben dort in kleinen Hütten,
und wenn es mal beginnt zu schütten,
dann wird die Hütte fortgeschwemmt,
und mit ihr noch das letzte Hemd.
Mit wenig kann man vieles tun,
drum lasst uns heute auch nicht ruhn.
Advent - lasst uns doch in uns gehn
und sie dort nicht im Regen stehn.
Lasst uns mal jenen Freude machen,
die sonst nichts haben mehr zum Lachen.
Dann wird das Christfest dieses Jahr,
vielleicht mal anders - so wie's war
vor vielen hunderten von Jahren,
als wir noch nicht geboren waren.
Denn damals in der heil'gen Nacht
da haben Hirten wohl gewacht,
und ihnen ward zuerst gesagt
was heut' fast keiner glauben mag:
dass dieses Kind der Heiland ist,
der Herr, der Helfer Jesus Christ.
Das Kind in Armut war geborn,
Gott hatte es sich auserkorn.
Drum sollen wir daran nun denken,
wenn wir uns wieder mal beschenken.
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt,
damit ein jeder Mensch erkennt,
dass Gott für uns den Frieden will,
dass es mal werde richtig still,
dass niemand mehr in Ängsten lebe,
dass jeder nur nach Frieden strebe,
dass wir vertrauend uns begegnen,
damit es Segen möge regnen
auf diese uns're arme Welt,
in der, wie's scheint, nur zählt das Geld.
Advent, Advent, lasst uns das Licht
das heut' erstrahlt, vergessen nicht.
Lasst es uns in die Welt reintragen,
heut' und an allen andern Tagen,
Damit es werde hell im Herzen
und niemand leide große Schmerzen,
damit sich freu'n kann alle Welt,
weil ihr das Heil ist schon bestellt.
Amen, das sagen wir zur Stund,
Amen, wir tun der Welt es kund.
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Macht hoch die Tür (EG 1)
Nun komm der Heiden Heiland (EG 4)
O Heiland, reiß die Himmel auf (EG 7)
Nun jauchzet, all ihr Frommen (EG 9)
Wie soll ich dich empfangen (EG 11, 1-3)
Tochter Zion (EG 13)
Dein König kommt in niedern Hüllen (EG 14, 1-3.5)
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Predigtvorschläge zu Reihe II - Röm 13, 8-12
Liebe Gemeinde!
Es gibt Kirchen (so wie diese), in denen die Zahl der Touristen, die sie aufsuchen, höher
ist als die Zahl der Gottesdienstbesucher. Das ist auch nicht verwunderlich. Kirchengebäude
haben etwas Anziehendes.
Manche faszinieren durch ihre Architektur, viele durch ihre Größe, viele durch besondere
Kunstwerke, die sie beherbergen, viele durch Schmuck und Zierrat, mit dem sie verschönert
wurden.
Auch Menschen, die sich schon vor langer Zeit von der Kirche abgewandt haben, finden den
Weg dorthin. Vielleicht ist es nur rein fachliches Interesse an den Kunstwerken oder der
Architektur, die sie treibt; vielleicht ist es aber auch die Suche nach einem tieferen Sinn,
die Suche nach einer Antwort auf die große Frage des Lebens. Kirchengebäude scheinen noch
am ehesten geeignet, darauf eine Antwort zu geben.
Aber warum ist das so?
Die Architektur zum Beispiel führt oft den Blick nach oben, zu Gott hin – so meinte man,
als solche Kirchen gebaut wurden. Man meinte, Gott sei irgendwo oben im Himmel zu finden –
schließlich wird das Wort „Himmel“ in der Bibel ja auch oft als Wohnsitz Gottes genannt.
Dass es sich dabei nicht um den Himmel, der sich über uns wölbt, handelt, sondern um eine
Metapher für das Reich Gottes, wissen wir eigentlich erst, seitdem wir unsere Erde als
einen relativ kleinen Planeten in einem riesigen Universum realisiert haben.
In ihrer majestätischen Größe lassen die Kirchen den Menschen klein erscheinen und dadurch
staunend erkennen, dass es noch etwas Größeres geben muss, das unser Leben bestimmt.
Manche Kunstwerke vermitteln etwas von der Kraft des Glaubens, der Menschen zu
aufopferungsvollen Taten bewegte – z.B. zum Bau einer solchen Kirche.
Winkel und Ecken geben den Kirchengebäuden etwas Geheimnisvolles; sie erinnern an die Suche
nach dem, was das Leben ganz, ja, heil werden lässt. Das Alter mancher Gegenstände führt
die Gedanken zurück in eine längst vergangene Zeit, manche Symbole weisen andererseits
in die Zukunft.
Auch in unserer Kirche finden wir viele Symbole und Zeichen. Das beginnt mit der Form
des Grundrisses, der wie ein Kreuz gestaltet ist.
In der Apsis im hohen Chor sehen wir z.B. die Symbole der vier Evangelisten.
Die Kapitelle mancher Säulen veranlassen die Menschen zu verschiedenen Deutungen.
Auch die bewusst in die Kirche eingebaute scheinbare Ungenauigkeit der Architektur,
die wir an der Südwestecke des Gebäudes sehen können, ist Symbol und soll uns hinweisen
auf die Vollkommenheit Gottes im Gegensatz zur Unvollkommenheit des Menschen.
Das himmlische Jerusalem im Gewölbe des hohen Chors, die Engel mit den Räuchergefäßen
und vieles mehr machen unsere Kirche zu einem Ort, dem etwas Rätselhaftes und Geheimnisvolles
innewohnt, so wie Gott uns oft rätselhaft und geheimnisvoll erscheint.
Und da erkennen wir wieder: Die Kirchen sind besonders dazu geeignet, uns Gott nahe zu
bringen, selbst wenn dies nur dadurch geschieht, dass sie uns die Rätselhaftigkeit Gottes
bewusst machen.
Ein weiteres Symbol, das wir nur zu einer bestimmten Zeit in den Kirchen finden, ist der
Adventskranz, der uns heute mit seinem ersten Licht zur Vorbereitung auf das bevorstehende
Christfest auffordert.
Kirchen sind Gebäude, die Gottesnähe vermitteln wollen. Sie helfen uns, Antworten auf die
Fragen des Lebens zu finden, indem sie auf den Allmächtigen Gott, unseren himmlischen
Vater, verweisen, der unser Leben in seiner Hand hält, der uns in der Taufe als seine
Kinder angenommen hat und letztlich unser Leben vollendet.
Aber vor allem und in erster Linie sind Kirchen Gottesdiensträume, Orte, an denen sich
die Gemeinde versammelt, um gemeinsam Gott zu loben, zu ihm zu beten, auf sein Wort zu
hören und die Sakramente zu empfangen.
Denn erst durch den Gottesdienst wird der Raum wirklich lebendig; durch den Gottesdienst
erhalten die Symbole und Bilder, die den Raum gestalten, ihre Bedeutung und Ausstrahlungskraft.
Eine Kirche, die keine Gottesdienstgemeinde hat, ist keine Kirche mehr, sondern nur noch
Kulturraum.
Wir brauchen solche Räume, denn als christliche Gemeinde ist uns ein Auftrag gegeben, der
ohne die Möglichkeit der Vergewisserung, ohne den Zugang zu der Quelle, die uns Kraft und
Ausdauer verleiht, nicht umzusetzen ist.
Der Auftrag wurde uns in der Epistel durch die Worte des Paulus vermittelt. Er lässt die
10 Gebote gipfeln im Gebot der Nächstenliebe, so wie Jesus es getan hat, als er nach dem
wichtigsten Gebot gefragt wurde:
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Eine Konfirmandin fragte mal: „Was, wenn man sich selbst hasst?“
Nun, es gibt Menschen, die meinen, sich selbst um des Nächsten willen verachten zu müssen.
Aber sie tun sich und ihren Nächsten damit keinen Gefallen, und früher oder später werden sie
das auch selbst feststellen müssen.
Indem sie sich selbst verachten, um dem Nächsten besser dienen zu können, werden sie schwach
und verlieren letztlich die Kraft, die sie brauchen, um den Dienst an ihren Mitmenschen tun
zu können. Man muss schon auf sich selbst achten, auch und gerade, wenn das Leben eigentlich
nur aus der Hinwendung zu den Mitmenschen besteht. Und da kann der Gottesdienst zu einer
großen Hilfe werden.
Aber das ist doch noch etwas anderes, als wenn ein Mensch sich selbst hasst. Ein solcher Mensch
kann seinen Nächsten nicht lieben. Er ist zu sehr auf sich selbst konzentriert. Sein Selbsthass
ist im Grunde ein Ruf nach Hilfe, aber das nimmt man kaum wahr. Wer sich selbst hasst, dem
fehlt die Erfahrung der Liebe Gottes.
Als christliche Gemeinde sind wir aufgefordert, unsere Augen und Ohren aufzusperren – nicht,
um Gerüchte aufzunehmen oder weiterzugeben, sondern um zu erfahren, wo Menschen in Not sind
und Hilfe brauchen – auch solche Menschen, die sich selbst hassen. Ihnen die Liebe Gottes zu
vermitteln, ist vielleicht das Schwerste, was uns zu tun aufgetragen ist. Aber es ist nicht
unmöglich. Und manchmal bedarf es nur des ersten Schrittes, alles Weitere ergibt sich dann
von selbst, denn der Geist hilft unserer Schwachheit auf, wie es Paulus so schön im Brief an
die Römer formulierte (Röm 8, 26). Und Gott hilft uns, wenn wir uns ihm zuwenden im Gebet.
Liebe deinen Nächsten – eine Gemeinde, die nach diesem Gebot lebt, hat im Grunde schon alle
Gebote erfüllt. Sie kann, vielleicht sogar, ohne es zu bemerken, diese Welt, die so sehr von
Not und Elend gekennzeichnet ist, verändern. Sie greift ein in das Weltgefüge, weil sie sich
selbst von der Liebe Gottes getragen weiß. Sie kann Großes vollbringen, indem sie im Kleinen
tätig wird.
„Die Nacht ist vorgerückt“, mahnt uns Paulus und erinnert uns an das Kommen des Herrn, mit
dem wir zu jeder Stunde rechnen sollen.
„Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer“, ruft uns der Prophet Sacharja
zu. Während wir unseren Weg gehen, während wir Nächstenliebe üben, kommt uns der Tag entgegen,
von dem wir auch in dem Lied Jochen Kleppers singen:
1. Die Nacht ist vorgedrunden, der Tag ist nicht mehr fern.
So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.
3. Die Nacht ist schon im Schwinden, macht euch zum Stalle auf!
Ihr sollt das Heil dort finden, das aller Zeiten Lauf
von Anfang an verkündet, seit eure Schuld geschah.
Nun hat sich euch verbündet, den Gott selbst ausersah.
5. Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt.
Als wollte er belohnen, so richtet er die Welt.
Der sich den Erdkreis baute, der lässt den Sünder nicht.
Wer hier dem Sohn vertraute, kommt dort aus dem Gericht.
Darauf kommt es an: dass wir gewiss sind und damit rechnen, dass unser König kommt, der
Gerechte und Helfer, dass er schon auf dem Weg ist. Lasst uns darauf vertrauen, denn
aus dieser Zusage schöpfen wir Kraft für unseren Alltag.
Lasst uns die Waffen des Lichts anlegen, fordert Paulus uns auf – die Waffen des Tages,
Waffen, die nicht verletzen, sondern heilen. Zu den Waffen des Lichts zählt die Liebe.
So ungerne wir von Waffen reden: gerade wenn es um die Liebe geht, kann manchmal die
Vorstellung, mit der Liebe eine Waffe in der Hand zu halten, ganz hilfreich sein.
Denn viele Menschen denken ja, dass Liebe etwas für Weichlinge sei, für Menschen, die
sich nicht durchsetzen können. Sie verstecken sich nur hinter dem Wörtchen Liebe, meint
man, um sich keine Blöße geben zu müssen.
Aber Liebe ist stark, und sie macht stark. Liebe kann die Welt verändern – das hat Jesus
Christus selbst bewiesen. Liebe ist die Waffe, die das Böse dieser Welt zerschlagen kann.
Liebe braucht Mut, denn sie passt nicht in eine Welt, die dem Mammon dient, die sich einzig
und allein dadurch definiert, dass unterm Strich keine roten, sondern schwarze Zahlen
stehen. Es erfordert Mut, sich dieser Welt, die die Liebe nicht kennt, allein mit Liebe
entgegen zu stellen.
Aber wir dürfen gewiss sein: Wenn wir das tun, wird Gott uns zur Seite stehen. Denn die
Liebe, das ist seine Waffe. Liebe, die den Menschen sucht, ohne ihn zu erdrücken. Liebe,
die befreit von den Fesseln des Todes. Liebe, die lebendig macht.
Dass wir dies erfahren, dass wir dies auch weitergeben, dazu helfe uns Gott.
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Nun komm, der Heiden Heiland (EG 4)
Gottes Sohn ist kommen (EG 5, 1-3)
O Heiland reiß die Himmel auf, (EG 7)
MIt Ernst, o Menschenkinder (EG 10)
Tröstet, tröstet, spricht der Herr (EG 15, 1.4.6)
Die Nacht ist vorgedrungen (EG 16, 1-4)
Wach auf, wach auf, du deutsches Land (EG 145)
Herz und Herz vereint zusammen (EG 251)
Ein wahrer Glaube Gotts Zorn stillt (EG 413)
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Predigtvorschläge zu Reihe III - Sach 9, 9-10
Die nachfolgende Predigt wurde für den Abschnitt Sach 9, 8-12 gehalten.
Liebe Gemeinde!
Es ist nicht so einfach mit den Propheten. Das fängt schon an mit der Aussprache dieses
Namens: Sacharja. Es ist ungewohnt, es klingt merkwürdig. Aber nur für uns. Es war ein
häufiger Name in Israel, Sacharja, der eine so schöne Bedeutung hat: „Gott gedenkt“.
Alles weitere kann man selbst hinzudenken: Gott gedenkt an mich – er gedenkt an sein
Volk – er gedenkt des Elends, das Manchen widerfahren ist; Gott gedenkt.
Wir kennen den Namen vielleicht in der griechischen Lesform, die uns dann auch leichter
über die Lippen geht: Zacharias. Ein schöner Name, so fremd er heute auch in unseren
Ohren klingen mag.
Doch dieser Name, der Klang, ist nur ein äußerliches Problem. Man hat herausgefunden,
dass das Buch Sacharja eigentlich nur bis zum Ende des 8. Kapitels wirklich ein und
demselben Menschen, Sacharja, zuzuschreiben ist. Die folgenden Kapitel sind Worte
anderer Propheten, deren Namen wir nicht kennen. Vielleicht aber hießen auch sie
Sacharja, und darum bleiben wir dabei: diese Worte stehen im Buch des Propheten
Sacharja. Es ist leichter, als zu sagen: im Buch des unbekannten Propheten.
Eines zeichnet den zweiten Sacharja, wie er auch genannt wird, aus: Er beginnt seine
Aufzeichnungen mit den Worten: Wort des Herrn.
Und es sind gute Worte, tröstende, beruhigende Worte.
Gott spricht:
Ich will mich selbst um mein Haus lagern.
Ein merkwürdiges, zugleich aber schönes Bild. Man möchte es sich vor Augen malen,
ja, vielleicht sogar auf Leinwand, aber wie kann man das? Denn es ist doch schier
unmöglich, dass sich einer um ein ganzes Haus herum lagert. Er kann bestenfalls 3
Seiten bewachen, die vierte Seite bleibt unbewacht.
Aber das sind Menschen, die so eingeschränkt sind. Gott ist da anders. Und das wird
in diesem Bild deutlich: er lagert sich um sein Haus herum.
Sein Haus: das ist nicht etwa ein Gebäude, wie wir es kennen. Gemeint ist vielmehr
das Haus Israel, das Volk Gottes. Das ist sein Haus.
Wenn man bedenkt, dass sich das Volk Gottes inzwischen in der ganzen Welt niedergelassen
hat, dann bekommt auch dieses Wort noch einmal einen besonderen Sinn: Gott umlagert die
ganze Welt, er wacht über die, die darin wohnen und ihm vertrauen. Wie gut, dass wir
uns unter seinem Schirmen geborgen wissen dürfen.
Und dann folgt das Wort, aus dem auch der Wochenspruch des 1. Sonntags im Advent
entnommen ist:
9 Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein
König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf
einem Füllen der Eselin.
Recht wunderlich mutet das an, ein König auf einem Esel. Das passt nicht. Vielmehr
reiten Könige auf starken Rossen; auch der große Prophet Elia wurde in einem feurigen
Wagen mit feurigen Rossen in den Himmel gehoben, und nur mit starken Rossen zog der
König in den Krieg.
Esel hingegen waren Lasttiere, die zwar, so lange sie lebten, hoch geachtet wurden,
weil man ihnen viel zu verdanken hatte. Starben sie aber, wurden sie verscharrt und
nicht mehr beachtet, denn es waren unreine Tiere.
Dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm -
dieser König ist anders als andere Könige. Er ist kein Herrscher, er ist kein Krieger,
sondern ein Helfer. Das ist eine Eigenschaft, die den Herrschenden meist abgeht, weil
sie stets glauben, das Große und Ganze sehen zu müssen, und das dann auf den Schultern
des Volkes austragen.
Herrscher legen dem Volk Lasten auf, sie beladen es schwer. Doch nicht dieser König,
von dem Sacharja redet. Der ist ein Gerechter und ein Helfer, der nicht mit Gold und
Silber prahlt, nicht mit schönem Schmuck oder mit prächtigen Rossen. Sein Schmuck ist
Gerechtigkeit. Er ist der Helfer, auf den alle warten. Der, der sich zum Gebeugten
niederbückt und ihm wieder aufhilft.
Er ist ein König des Friedens, der keine Rosse und Wagen braucht. Er ist der
Friedensbringer.
Aber wie kann es sein, dass ein solcher König, der nichts hat, um seine Macht durchzusetzen,
überall Frieden herrschen kann, in der ganzen Welt, von einem Meer bis zum andern und vom
Strom bis an die Enden der Erde? Wie soll das angehen?
Das Unmögliche, von dem die Propheten reden, ist eine Tat Gottes. Sie entzieht sich unserer
Vorstellungskraft, sobald wir diesen Friedensbringer, den Messias, als Menschen vorzustellen
versuchen. Er ist mehr als das. Er ist der Gesalbte Gottes, ja, er ist der Sohn Gottes. Und
ihm ist nichts unmöglich, auch das Unmögliche nicht.
Propheten reden von Gott – sie beginnen damit bereits, wenn man ihre Namen hört: Sacharja:
Gott gedenkt. Er gedenkt an uns, er lässt uns nicht allein. Gott kommt.
Advent – Ankunft. Der König kommt. Der, der auf einem Esel reitet und nicht auf einem
prächtigen Ross. Ein König, der Leben schafft, anstatt es zu nehmen. Ein König, für den
es sich zu leben lohnt. Lasst uns feste Tritte tun auf dem Weg ihm entgegen.
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit (EG 1)
Es kommt ein Schiff geladen (EG 8)
Nun jauchzet, all ihr Frommen (EG 9)
Tochter Zion, freue dich (EG 13)
Dein König kommt in niedern Hüllen (EG 14)
Gloria sei dir gesungen (EG 535)
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Predigtvorschläge zu Reihe IV - Jer 23, 5-8
Liebe Gemeinde!
„Früher war alles besser”. Diese Worte haben mich, als ich noch jünger war,
manchmal ganz schön aufgeregt. Was sollte denn an „früher" besser gewesen sein?
Der Krieg? Der Idealismus? Der enorme wirtschaftliche Aufschwung? Die Zucht und Ordnung?
Gehorsame Kinder, die auch in der Schule stets aufpassen und nur gute Zensuren nach
Hause bringen?
Ich konnte dem „Früher”, das da angesprochen wurde, nichts abgewinnen.
Als ich älter wurde und unsere Kinder heranwuchsen, wurde mir bewusst, dass sie in
einer anderen Welt aufwachsen als die, in der ich aufgewachsen war. In meiner Jugend war
ich enorm stolz auf eine Schreibmaschine, die ich zu meinem 10. Geburtstag bekommen
hatte. Nichts tat ich lieber als Geschichten auf der Schreibmaschine schreiben, wobei
ich natürlich schon sehr darauf achten musste, möglichst wenige Tippfehler zu machen.
Heute geht das mit dem Computer, und dazu noch deutlich einfacher als damals. Wenn
man ein bisschen aufpasst und die Rechtschreibprüfung richtig zu nutzen weiß, kann
man auch dann noch passable Texte verfassen, wenn man mit der Rechtschreibung nicht
so gut zurecht kommt. Tippfehler werden einem manchmal sogar automatisch korrigiert.
Für unsere Kinder war das natürlich eine große Hilfe. Und auch ich ging mit der Zeit,
lernte nicht nur den PC zu benutzen, sondern auch zu programmieren.
Aber mir wurde auch bewusst, dass es in meinem „Früher” anders war als es
heute ist, und ich empfand die damalige Zeit als angenehmer, interessanter, vielleicht
auch aufregender. Während unsere Kinder nicht wenig Zeit mit Computerspielen und GameBoy
usw. totschlugen, spielte ich noch mit Freunden, bastelte mir aus einem Trix-Metallbaukasten
einen Kran oder andere Dinge, half dem Hausmeister bei der Gartenarbeit und überlegte mir
so manchen Streich, den ich den Erwachsenen spielen konnte und manchmal dann auch aufrichtig
bereute.
Und so sagte ich dann lieber: „Früher war alles anders” als „Früher war
alles besser”. Denn manches ist heute tatsächlich besser als vor 50 Jahren.
Aber dass heute alles anders ist, stimmt ja auch nur bedingt, denn es kann gar nicht alles
anders gewesen sein. Es gibt Dinge, die verändern sich nicht, wie z.B. das Geborenwerden
und das Altwerden und Sterben. Die Umstände, die Hilfsmittel usw. ändern sich, aber der
Vorgang selbst bleibt derselbe.
Wenn man auf diese und andere Dinge schaut, die zum Menschsein gehören, dann merkt man,
dass das Wesentliche, das, was uns ausmacht, konstant bleibt und über Jahrhunderte konstant
geblieben ist. Jeder Mensch erlebt diese ganz fundamentalen Vorgänge des Lebens auf ganz
eigene Weise, und so ist es wenig sinnvoll, darüber ein qualitatives Urteil zu fällen.
Dabei fällt auf: je älter man wird, desto deutlicher und wichtiger wird das Vergangene. Wir
neigen dazu, unser Leben von der Vergangenheit, d.h. von unseren Erfahrungen her zu definieren
und zu beurteilen. Was haben wir geleistet? Wie weit sind wir im Leben gekommen? Geht es uns
besser als damals unseren Eltern (was sich ja auch unsere Eltern für uns wünschten)? Was
können wir vorzeigen als Errungenschaft unseres Lebens?
Gleichzeitig fällt es immer schwerer, sich mit dem Hier und Jetzt abzufinden, und es wird
noch schwerer, die Zukunft in den Blick zu nehmen. Dabei ist unsere eigene, persönliche
Zukunft vielleicht gar nicht mal mehr so relevant. Wir denken aber durchaus auch an unsere
Nachfahren, an die Jüngeren, da wir mittlerweile doch einen recht geschulten Blick für die
globale Entwicklung haben, während man sich früher wohl im wesentlichen mit seinen Gedanken
und Erfahrungen nur innerhalb der heimischen Grenzen bewegte.
Da ist z.B. die globale Erwärmung ein zentrales Thema geworden, das die Gemüter bewegt. Wie
werden die klimatischen Bedingungen in 50 Jahren sein?
Der sorglose Umgang mit der Atomenergie und deren scheinbar leichte Verfügbarkeit hat uns
anfangs völlig das Problems des nuklearen Mülls vergessen lassen. Heute bedrängt uns die
Frage, wohin wir mit den strahlenden Resten sollen und vor allem, wer dafür aufkommen soll?
Können wir Material, das noch jahrhundertelang radioaktiv ist, wirklich so sicher deponieren,
dass niemand dadurch zu Schaden kommt?
Oder wir denken an den Raubbau der Natur, durch den die natürlichen Rohstoffe, die für die
technische Entwicklung notwendig sind, verbraucht werden. Wobei das nicht das einzige Problem
ist, sondern vielmehr die politischen Auswirkungen dieses Raubbaus, die in manchen Ländern
zum Bürgerkrieg führten und damit viele Menschen in großes Elend stürzten.
Die meisten politischen Konflikte, womit Kriege gemeint sind, sind in unserer Zeit direkt oder
indirekt durch das Verlangen motiviert, die Nutzung der natürlichen Rohstoffe besser
kontrollieren zu können. Was, wenn diese Rohstoffe verbraucht sind? Wie wird es dann weiter
gehen?
Weiter bedrängt uns die Frage, wie es wohl mit der Rente weitergehen wird. Es kann doch nicht
sein, dass Menschen, die über 40 Jahre lang gearbeitet haben, kaum mehr als das Nötigste zum
Leben haben, wenn sie endlich in den Ruhestand gehen können?
Wir feiern heute den Beginn eines neuen Kirchenjahres. Es ist der erste Adventssonntag.
„Advent” heißt „Ankunft”.
Diese Zeit lenkt unseren Blick von der vielleicht schon verklärten Vergangenheit hin auf die
Zukunft. Sie ist von der Erwartung einer Zukunft geprägt, von der uns andere erzählt haben.
Wir erwarten das Kommen des Herrn.
Im Evangelium wurde uns vom längst vergangenen Einzug Jesu in Jerusalem erzählt. Wir wissen,
wie kurzlebig die Begeisterung der Menschen für den Messias Jesus war, für den, der von den
Propheten, auch von Jeremia in unserem Predigttext, angekündigt worden war.
Paulus hat uns in seinem Brief an die Römer dazu ermahnt, aufzustehen vom Schlaf, weil unser
Heil näher ist als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Denn jeder Tag bringt uns diesem Heil
näher, jeden Tag kommt das Heil näher.
Zukunft. Manche möchten gar nicht darüber nachdenken, für sie genügt das Hier und Jetzt. Aber
es ist wichtig, dass wir auch an die Zukunft denken, schon um unserer Kinder willen.
Aber da ist noch etwas Anderes: denn es wird eine Zeit kommen, in der Gott von uns Rechenschaft
fordern wird für das, was wir getan haben. Sein Urteil über uns wird gerecht sein, so wie
Jeremia es formuliert - nicht in dem Sinne, dass genau aufgerechnet wird. Vielmehr wird Gott
sein eigenes Handeln in Jesus Christus mit in den Blick nehmen. Er wird seine Gerechtigkeit
zum Maßstab machen, und diese Gerechtigkeit basiert auf liebevoller Gnade. Diese wird aber nur
von denen in Anspruch genommen werden, die sich auch auf die Liebe Gottes in Jesus Christus
berufen und ihr Leben im Vertrauen auf diese Gnade geführt haben.
Wenn wir die Zukunft von Gott her sehen, dann können wir ganz getrost sein. Wir machen uns
bewusst, dass alles, was uns anvertraut ist, nicht uns gehört, sondern eine Gabe Gottes ist,
mit der wir verantwortungsvoll und mit Rücksicht auf unsere Mitmenschen umgehen müssen. Und
das kann durchaus auch bedeuten, den Fortschritt nicht mit allen Mitteln vorantreiben zu
wollen.
Denn etwas anderes ist wichtiger: Dass wir nicht aufhören, mit dem Kommen unseres Herrn zu
rechnen.
Unser Predigttext verkündet ein Wort des Herrn, das eine Zukunft verheißt, die hoffnungsvoll
ist. Nicht, weil der Mensch alles in den Griff bekommt, sondern weil Gott für sein Volk sorgt,
weil er es wieder aus dem Exil zurück bringt in das Land, das er einst Abraham versprochen hat.
Das ist eine ganz konkrete Ansage für das Volk Israel, mit der wir zunächst nicht viel
anfangen können. Aber sie vermittelt uns doch eine wichtige Botschaft, die auch für uns
gilt: dass wir nämlich mit Gott rechnen können und dürfen, ja eigentlich, dass wir es
müssen.
Denn wenn wir es nicht täten, dann müssten wir für die Zukunft doch das Schlimmste
erwarten. Es wird Verteilungskriege geben, die irgendwann auch vor unserer Haustür
nicht mehr Halt machen. Das Wetter wird sich derart verändern, dass riesige Flächen
nicht mehr bewohn- und nutzbar sein werden. Nahrungsmittel werden knapp, der radioaktive
Müll verseucht Grundwasser und Nahrungsmittel, Erbschäden sind die Folge. Und so weiter...
Jeremia lässt uns wissen: Gott kann das Blatt wenden. Indem wir auf ihn vertrauen und
uns als Kinder Gottes erleben, werden wir auch das, was um uns herum und mit uns
geschieht, ganz anders bewerten können, als es meist getan wird. Und wir können zu
Werkzeugen in der Hand Gottes werden, wenn wir erkennen, wenn nicht wichtig ist, was
ich vor den Menschen gelte, sondern was ich vor Gott gelte.
Ich möchte das anhand einer kurzen Geschichte verdeutlichen:
Da sitzen zwei ältere Menschen auf einer Parkbank. Nachdenklich beobachten sie spielende
Kinder. Sie sehen, wie eines der Kinder hinfällt. Sie merken auch, von der Weisheit
des Lebens erfüllt, dass das Kind erst zu schreien anfängt, als die Mutter erschrocken
den Namen des Kindes ruft und fragt, ob es sich wehgetan habe.
Sie sehen, wie das Kind nur wenige Sekunden später schon wieder fröhlich und offenbar
ohne Schmerzen am Spiel der anderen Kinder teilnimmt und fröhlich über den Rasen rennt.
Und dann sagt, während er seine Hände auf seinen Stock stützt, der eine zum anderen:
„Ja, so waren wir früher auch einmal: voller Lebensfreude und ohne jede Angst.
Es wäre doch schön, wenn man die Zeit noch einmal zurück drehen könnte.”
Beide schweigen eine Weile. Dann sagt der andere: „Das, was du da siehst, ist nicht
unsere Vergangenheit, sondern unsere Zukunft.”
Verwundert fragt der erste: „Wie kommst Du denn darauf?”
Und der andere erwidert: „Weißt du nicht, dass wir unser Leben noch vor uns haben?
Dass wir sein werden wie die Träumenden? (Ps 126, 1b) Dass Gott alles Neu machen wird -
also auch uns? Dass wir wieder wie Kinder sein werden?”
Beide schweigen. Und dann fangen sie beide an, aus vollem Hals zu lachen.
Eine Passantin, die zufällig vorbeikommt, bleibt stehen und schaut die beiden alten Herren
verwundert an. „Warum lachen Sie denn so?”, fragt sie schließlich.
Da antwortet der erste: „Weil wir Kinder Gottes sind!”
Kopfschüttelnd geht die Dame weiter, und langsam hören die beiden wieder auf zu lachen. Mit
einem breiten Lächeln auf dem Gesicht sagt der andere:
„Ich habe gehört, dass sie noch Hilfe brauchen beim Deutschunterricht für die
Flüchtlinge. Morgen gehe ich hin und biete meine Hilfe an.”
„Gute Idee”, sagte der erste. „Ich werde meinen Sohn besuchen und versuchen,
mich mit ihm zu versöhnen. Ich verstehe gar nicht mehr, warum ich damals nicht bereit war,
nachzugeben.”
„Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Sproß
erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im
Lande üben wird.” (Jer 23, 5)
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Er ist die rechte Freudensonn (EG 2)
Ihr lieben Christen, freut euch nun (EG 6)
O Heiland, reiß die Himmel auf (EG 7)
Mit ernst, o Menschenkinder (EG 10)
Die Nacht ist vorgedrungen (EG 16)
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Predigtvorschläge zu Reihe Symbole
Die folgende Predigt ist eine Symbolpredigt. Sie soll den Hörerinnen und Hörern die Bedeutung mancher Bilder (Symbole),
die im Zusammenhang mit dem Advent auftauchen, vermitteln. Es wurde dazu ein Handzettel erstellt, auf denen die Bilder
dargestellt waren.
Liebe Gemeinde!
(Adventskalender der alten Art hochhalten)
Kennen Sie ihn noch? Vielleicht haben Sie ja selbst einen zu Hause am Fenster hängen.
Es gibt mittlerweile viele verschiedene Arten von Adventskalendern. Manche haben für
jeden Tag eine eigene Geschichte, manche erzählen eine fortlaufende Geschichte und
bieten auch ein Poster zum Gestalten an, andere wieder haben kleine Fächer, in der
sich für jeden Tag ein Stück Schokolade befindet.
Aus meiner Kindheit kenne ich die Kalender so: auf der Innenseite jedes Türchens war
ein kurzer Vers aus der Bibel oder aus einem Lied abgedruckt, und jeder Vers deutete
auf das große Geschehen hin, das sich dann in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember
ereignet: die Geburt Jesu.
Schöne bunte Bilder waren zu sehen, wenn man die Tür öffnete. Diese Bilder veranschaulichten
das, was die Worte auf den Türen sagten. Es waren Symbole, deren Anblick sofort eine
Verbindung herstellte zu diesen Weissagungen oder Liedversen.
Von solchen Bildern habe ich heute einige mitgebracht. Sie finden Sie in den Gottesdienstbegleiter
eingelegt. Sie sind zwar nicht alle so schön bunt, aber darauf kommt es bei Symbolen letztlich
ja nicht an.
Zunächst sind da die Türen. Wir haben vorhin den 24. Psalm im Wechsel gebetet:
Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe!
Wer ist der König der Ehre? Es ist der Herr, stark und mächtig, der Herr, mächtig im Streit.
Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe!
Wer ist der König der Ehre? Es ist der Herr Zebaoth; er ist der König der Ehren!
Auch haben wir das Lied »Macht hoch die Tür« gesungen.
Der Ruf, die Tore weit und die Türen hoch zu machen, rührte daher, dass es im Jerusalemer
Tempel ein sogenanntes »Königstor« gab, das nur dann geöffnet wurde, wenn der König kam.
Nur er durfte durch diese Tür hindurch ziehen. Wenn also das Königstor geöffnet wurde,
dann war klar: der König kommt! Alles versammelte sich, um ihn zu empfangen, und wartete
gespannt, bis es endlich so weit war.
Später wurde der Tempel zerstört. Dem Volk Israel wurde wieder bewusst, dass es nur einen
König gibt, nämlich Gott. Da hat man dieses Bild zwar weiter verwendet, aber man hat ihm
einen neuen Sinn gegeben.
Der König, der durch die Tür ziehen soll, ist Gott selbst. Doch wo befindet sich diese Tür?
Den Tempel gibt es lange nicht mehr.
Die Tür wurde zum Bild vom Herzen der Menschen. Denn Gott will in unsere Herzen kommen, er
will uns mit seiner Liebe erfüllen. Darum wurde die Tür nun als Tür des Herzens bezeichnet,
wie wir es im Lied »Macht hoch die Tür, die Tor macht weit« singen:
Wohl allen Herzen insgemein, da dieser König ziehet ein...
heißt es in der dritten Strophe, und dann in der vierten:
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, eu'r Herz zum Tempel zubereit'.
Und schließlich in der fünften:
Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist...
Ist das so?
An einer anderen Stelle in der Bibel, in der Offenbarung des Johannes, heißt es: Siehe,
ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun,
zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten. (Offb 3, 20) Lasst uns diesen
Gast willkommen heißen!
Das zweite Symbol aus der Adventszeit ist die Krone. Das ist das Symbol
des ersten Advents und stellt die Verbindung her zu dem Wochenspruch aus dem Buch des Propheten
Sacharja:
Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer. (Sach 9,9)
Mit einem König ist das so eine Sache. König, das bedeutet Monarchie, Alleinherrschaft, kein
Mitspracherecht für das Volk. In unserer Geschichte hat es viele Könige gegeben, und man wünscht
sich keinen wieder her.
Wir leben in einer Demokratie, und das hat uns über die Jahrzehnte geprägt. Wir wollen selbst
bestimmen, wie wir unser Leben leben, was wir in unserem Leben tun. Wir wollen auch bestimmen,
oder wenigstens mit bestimmen, wie unsere Regierung mit uns umgeht. Dazu haben wir das Recht,
das wir regelmäßig durch die Wahlen auch wahrnehmen. Da passt ein König nicht rein.
Aber Gott lässt sich nicht demokratisch wählen. Gott ist der König. Er hat die Macht, über
uns zu bestimmen, wie es ihm gefällt - und tut es doch nicht.
Anstelle dessen unterwirft er sich unserer Gewalt, er lässt es zu, dass wir unseren Mutwillen mit
ihm treiben.
Der Wochenspruch aus dem Buch des Propheten Sacharja geht noch weiter und deutet darauf hin, was
das für ein König ist:
Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf
einem Füllen der Eselin.
Der König kommt arm, ohne Prunk, ohne Schätze, wie wir es sonst von Königen kennen. Er ist auf uns
angewiesen. Zugleich liefert er sich uns aus. So kommt Gott in diese Welt.
Die Strahlen unter der Krone weisen darauf hin, dass dieser König für alle Menschen da ist, so wie
die Sonne für alle Menschen da ist. Aber er fordert seine Macht nicht ein, er fordert keinen blinden
Gehorsam von uns. Er ruft uns, und es liegt an uns, diesem Ruf zu folgen. Tun wir das? Sind wir
bereit, uns diesem König zu unterzuordnen?
Das Bild vom König, der sich uns ausliefert, nimmt das nächste Symbol auf, das ebenfalls in die
Adventszeit gehört: Das Kreuz, das über der Welt errichtet ist.
Das Kreuz ist uns allen vertraut als Symbol des Todes Jesu. Durch seinen Tod am Kreuz hat Jesus uns
von unserer Schuld erlöst.
In diesem Bild ist das Kreuz über dem Universum errichtet. Das Universum wird durch die Gestirne
symbolisiert. Für alle, für das ganze Universum, für Himmel und Erde ist er gestorben.
Dieses Symbol erinnert uns an den Lobpreis Christi im Brief an die Philipper:
Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern
entäußerte sich selbst (er gab seine Gottheit auf) und nahm Knechtsgestalt an, wurde den Menschen
gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.
Er erniedrigte sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja zum Tode am Kreuz.
Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem
Namen Jesu sich beugen solle alle derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind,
und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes, des Vaters.
Der König, der zu uns kommt, ist demütig und denkt nicht an sich selbst, sondern nur an uns. Das wird
nicht nur deutlich im Symbol des Kreuzes über dem All, sondern auf an dem Symbol des Kreuzes in der
Krone.
Gottes Sohn stirbt für unsere Sünden, weil wir selbst nie in der Lage wären, das wieder gut zu machen,
was wir in unserer Vergangenheit getan haben und in Zukunft noch tun werden. Wollen wir dieses Opfer
annehmen und umkehren, um auf den Weg zu ihm zu kommen?
Das nächste Symbol ist das Boot. Vom Boot ist in der Bibel mehrfach die Rede, aber
im Zusammenhang mit dem Advent kennen wir es vor allem durch das Lied:
Es kommt ein Schiff, geladen bis an sein höchsten Bord.
Trägt Gottes Sohn voll Gnaden des Vaters ewigs Wort.
Das Boot bringt uns Gottes Sohn, aber so wie wir manchmal auf den Zug warten, in dem ein lieber
Mensch sitzt, so warten wir auch auf dieses Schiff. Es ist noch nicht da. Die Ankunftszeit eines
Schiffes ist noch viel ungewisser als die eines Zuges, denn schlechte Windverhältnisse können die
lange Fahrt beeinflusst und verlängert haben. Manchmal wartete man tagelang auf die Ankunft eines
Schiffes.
Aber das Schiff als Symbol des Advents erinnert uns auch an Schiffe aus der Bibel:
Da ist z.B. die Arche Noah. Durch sie macht Gott einen Neuanfang mit der Menschheit. Er vergibt,
er begründet mit dem Regenbogen seinen Bund mit den Menschen, dass er sie niemals wieder so radikal
strafen wird.
Oder wir denken an das Schiff der Jünger Jesu, das in den Sturm gerät. Die Jünger verzagen und w
ecken Jesus auf, der mit wenigen Worten den Sturm stillt.
In diesen Geschichten wird das Schiff zum Symbol der Erfahrung der Nähe Gottes. Aber damit man
diese Erfahrung machen kann, muss es erst rauh und stürmisch werden. Wir brauchen uns dann nur
auf Gott einzulassen. Sind wir dazu bereit?
Ein weiteres Symbol des Advents ist der Reis aus der Wurzel Isai. Er wird manchmal
auch als Rosenstock dargestellt, gemäß dem Lied: Es ist ein Ros entsprungen aus einer Wurzel zart.
Ursprünglich aber war nicht die Rose, sondern ein kleiner Sproß, eben ein Reis gemeint, so wie
Jesaja schreibt:
Es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht
bringen. (Jes 11,1)
Isai war der Vater des großen Königs David. Er begründete eine Dynastie, die fast 400 Jahre lang
über Juda herrschte. Erst durch die Babylonier war es damit zu Ende. Danach gab es keinen Nachkommen
Isais mehr, der König hätte sein können.
Die Wurzel dieses starken Stammes, aus dem bisher immer ein Herrscher hervorgegangen war, war
verdorrt.
Dennoch hatte das Volk Israel den Glauben nicht aufgegeben, dass eines Tages wieder ein Nachkomme
Isais kommen wird, um das Königreich wieder aufzurichten - und so hatte Gott es ihnen versprochen
durch diese Worte des Jesaja.
Wir glauben, dass in Jesus diese Verheißung Wirklichkeit geworden ist. Er ist der Nachkomme Isais,
der auch Jesse genannt wird. Darum ist auch dieser Stamm Isai von Bedeutung für uns, und darum gibt
es Lieder wie dieses:
Es ist ein Ros entsprungen aus einer Wurzel zart,
wie uns die Alten sungen - von Jesse kam die Art.
Das Bild von der Wurzel Jesse erinnert mich an den Sommerflieder in unserem Garten. Letztes Jahr
hatten wir ihn ordnungsgemäß zurückgeschnitten, nachdem er kräftig und lange geblüht hatte - eine
Augenweide! Doch dann kam der lange, kalte Winter. Im Frühjahr rührte sich nichts. Alle anderen
Blumen und Sträucher schlugen aus und begannen zu blühen, aber nicht der Sommerflieder. Er schien
erfroren.
Als wir die Hoffnung längst aufgegeben hatten, rührte sich doch etwas, zwei Monate nachdem allgemein
der Frühling begonnen hatte. Vorsichtig schob sich ein grünes Blättchen aus dem Stamm hervor,
und der Flieder entwickelte sich dann im Spätsommer doch noch zu einem schönen Strauch, an dem
viele Schmetterlinge - und natürlich auch wir - ihre Freude hatten.
Ein Reis aus der Wurzel Isai - die Wurzel ist nicht tot, der neue Spross kommt. Freut euch darauf!
Es gibt noch viele andere Symbole. Auf den Adventskranz bin ich am Anfang kurz eingegangen. Er
ist auch Symbol für die Ewigkeit Gottes.
Die Kerzen darauf, das Licht, deuten darauf hin, dass Jesus das Dunkel in unserem Leben fortnimmt
und alles hell und licht macht. Je näher wir dem Christfest kommen, umso heller wird es in unseren
Herzen, obwohl es doch in der Welt um uns herum immer dunkler wird.
Mögen die Symbole dieser Zeit uns helfen, die Wartezeit nicht zu lang werden zu lassen. Denn
eigentlich warten wir ja nicht nur vier Wochen, sondern schon unser Leben lang, dass sich die
letzten Verheißungen erfüllen.
Unser Herr Jesus sagt durch den Seher Johannes: Ja, ich komme bald! Und unsere Antwort ist: Amen.
Ja, komm, Herr Jesus!
Amen
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