das Kirchenjahr

1. Sonntag nach Trinitatis

Apostel und Propheten

Predigtanregung

Der 1. Sonntag nach Trinitatis hat die Apostel und Propheten zum Thema. Gott sendet und wählt einzelne Personen, die er mit einem Auftrag ausstattet. Diese Personen sollen Gottes Botschaft weitertragen. Oft ist diese nicht einfach, sondern anstössig, so dass die Personen immer wieder auf Widerstand stoßen. Dennoch oder eher gerade deswegen gehören Apostel und Propheten zum Gesamtbild des christlichen Glaubens, denn sie helfen, sich auf Gottes Willen zu besinnen. Allerdings muss man sich hüten vor „falschen Propheten”, die den Glauben an die Existenz solcher Menschen mißbrauchen und schamlos ausnutzen.

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VI - Jer 23, 16-29

So spricht der Herr Zebaoth: Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen! Sie betrügen euch; denn sie verkünden euch Gesichte aus ihrem Herzen und nicht aus dem Mund des Herrn. 17Sie sagen denen, die des Herrn Wort verachten: Es wird euch wohlgehen -, und allen, die nach ihrem verstockten Herzen wandeln, sagen sie: Es wird kein Unheil über euch kommen. 18Aber wer hat im Rat des Herrn gestanden, dass er sein Wort gesehen und gehört hätte? Wer hat sein Wort vernommen und gehört? 19Siehe, es wird ein Wetter des Herrn kommen voll Grimm und ein schreckliches Ungewitter auf den Kopf der Gottlosen niedergehen. 20Und des Herrn Zorn wird nicht ablassen, bis er tue und ausrichte, was er im Sinn hat; zur letzten Zeit werdet ihr es klar erkennen.
21Ich sandte die Propheten nicht, und doch laufen sie; ich redete nicht zu ihnen, und doch weissagen sie. 22Denn wenn sie in meinem Rat gestanden hätten, so hätten sie meine Worte meinem Volk gepredigt, um es von seinem bösen Wandel und von seinem bösen Tun zu bekehren.
23Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist? 24Meinst du, dass sich jemand so heimlich verbergen könne, dass ich ihn nicht sehe? spricht der Herr. Bin ich es nicht, der Himmel und Erde erfüllt? spricht der Herr.
25Ich höre es wohl, was die Propheten reden, die Lüge weissagen in meinem Namen und sprechen: Mir hat geträumt, mir hat geträumt. 26Wann wollen doch die Propheten aufhören, die Lüge weissagen und ihres Herzens Trug weissagen 27und wollen, dass mein Volk meinen Namen vergesse über ihren Träumen, die einer dem andern erzählt, wie auch ihre Väter meinen Namen vergaßen über dem Baal? 28Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume; wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht. Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen? spricht der Herr. 29Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?

Der Text wendet sich gegen falsche Propheten, lässt aber scheinbar offen, wie sie zu erkennen sind. Der letzte Vers scheint jedoch ein Werkzeug an die Hand zu geben: Es ist die Wirkung des Wortes dieser Propheten. Denn wenn sie das Wort Gottes verkündigen, so wirkt es „wie ein Feuer... und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt.” Wenn sie aber ihre Träume verkündigen, so geschieht, kann man zumindest annehmen, nichts.
Man kann viel über falsche Propheten sagen, der Text bietet zahlreiche Ansatzpunkte. Natürlich geht er von der Situation in Israel aus, wo sich das Volk von Gott abgewandt hatte. Die „Berufspropheten” redeten dem Volk nach dem Mund und mahnte es nicht, sich wieder Gott zuzuwenden. Das kennzeichnet sie wohl auch: ihre Rede geht leicht ein, sie schmeichelt, man fühlt sich nicht herausgefordert, sondern bestätigt.
Interessant ist der Vers 23, der im Raum zu schweben scheint. Er betont, dass Gott auch ferne sein kann. In dem Zusammenhang dürfte dies wohl darauf hinweisen, dass es Zeiten geben kann, in denen es keine Propheten gibt, weil Gott nicht mit den Menschen reden will. Dieser Vers sollte jedenfalls heute nicht herausgenommen und in den Vordergrund gestellt werden, weil das vom kirchenjahreszeitlichen Zusammenhang ablenken würde.
Da man Propheten in der Regel im religiösen Umfeld sucht, wäre es also möglich, die christliche Verkündigung unter die Lupe zu nehmen. Heute tendiert man ja dahin, den „lieben Gott” in den Vordergrund zu stellen, was durchaus richtig, aber nur ein Aspekt Gottes ist. Auch wenn uns unsere Übertretungen vergeben sind, verzichtet Gott nicht auf unsere Mithilfe bei der Ausbreitung seines Reiches. Natürlich muss man aufpassen, nicht in die Gesetzlichkeit abzugleiten, aber es ist wichtig, die Spannung immer im Blick zu behalten: Erlösung durch Glaube, ja, aber Glaube ohne Werke ist tot. Beides gehört zusammen, denn wer erlöst ist, kann ja schwerlich vor sich hin dämmern.
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist deutlich: Es geht um die Apostel und Propheten, und dieser Text befasst sich mit den Propheten, wobei er den negativen Aspekt prophetischer Verkündigung in den Vordergrund stellt. Wovor wir uns hüten müssen, wissen wir jetzt.
Der Text gilt beiden, Predigern und Hörern. Dies kann in der Predigt auch zum Ausdruck kommen. Eine Predigt könnte versuchen, den mahnenden Charkter des Textes nachzuempfinden. Diese Perikope stellt den Prediger/die Predigerin vor die große Aufgabe, zu prüfen, inwieweit die eigene Predigt Wort Gottes ist.

Liedvorschläge:

Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort (EG 193)
Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ (EG 246)
Sonne der Gerechtigkeit (EG 262)
Ach Gott, vom Himmel sieh darein (EG 273)
Ich freu mich in dem Herren (EG 349)
Ist Gott für mich, so trete (EG 351)
Er weckt mich alle Morgen (EG 452)
Fürchte dich nicht (KHW-/HN-EG 612; NB-EG 595)

Fürbittengebet

Herr Gott, himmlischer Vater. Wir danken dir, dass du uns nicht alleine lässt, sondern dass du dich uns immer wieder zuwendest durch deine Propheten. Oft hören wir nicht auf sie, weil ihr Wort uns zu unbequem ist, oder wir überhören sie, weil es um uns herum zu laut geworden ist.
Darum bitten wir, dass du unsere Herzen öffnest, damit wir auch das annehmen, was uns unbequem ist. Gib uns Zeiten der Stille, so dass wir endlich wieder deine Stimme hören. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir bitten für die Menschen, die von Gefahren bedroht sind, und für alle, die leiden. Wir bitten, dass Menschen, die im Sterben liegen, nicht ihre Würde genommen wird. Lass alle, die uns im Tod vorausgegangen sind, für immer bei dir geborgen sein. Stärke und tröste, die trauern, weil ein lieber Mensch von ihnen gegangen ist. [Besonders bitten wir dich für die Angehörigen von ..., die/den du zu dir gerufen hast: hilf, dass sie deine Gegenwart spüren. Dein Trost erfülle ihre Herzen.] Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir bitten für die Kirche, dass sie dir glaubwürdig dient und sich klar für die Rechte aller Menschen einsetzt. Wir bitten: erwecke der Kirche Propheten, die den Geist der Liebe und der Gerechtigkeit, den Geist der Wahrheit und der Freiheit verkündigen, damit sie durch ihre Worte und Taten hilft, die Finsternis von Hunger und Armut, Ungerechtigkeit und Unfreiheit zu vertreiben. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich für alle Ehepaare: schenke ihnen eine erfüllt Ehe, gib, dass sie dich immer wieder suchen und deine Hilfe und Führung annehmen. Hilf denen, die in Streit leben, eine Lösung für den Konflikt zu finden. Vergib denen, die an ihren Partnern schuldig geworden sind. Mach den Kindern, die unter der Not einer zerbrochenen Ehe leiden, Mut, anderen Menschen zu vertrauen. Tröste und stärke Witwen und Waisen. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Tritt für uns ein, erbarmender Gott, wenn wir scheitern. Richte uns auf, wenn wir verzagt sind. Gib uns den Frieden, der allein von dir kommen kann, und leite uns auf den Weg der Wahrheit. Dir sei Ehre in Ewigkeit.
Amen
oder
Herr Gott, himmlischer Vater. Wir wollen es uns zu Herzen nehmen: Du bist unser Gott, du allein. Hilf uns, dass wir es immer vor Augen haben, was Du von uns erwartest: dass wir dich von ganzem Herzen lieben, und unseren Nächsten wie uns selbst. Indem wir das tun, werden wir zu Boten deiner Liebe. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir beten für die Menschen, die von Gefahren bedroht sind, und für alle, die Leid erfahren durch Gewalten, auf die sie keinen Einfluss haben. Wir beten dafür, dass Menschen, die im Sterben liegen, nicht ihre Würde genommen wird. Lass alle, die uns im Tod vorausgegangen sind, für immer bei dir geborgen sein. Stärke und tröste alle, die trauern, weil ein lieber Mensch von ihnen gegangen ist. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir bitten für deine Kirche, dass sie dir glaubwürdig diene und sich eindeutig für die Rechte aller Menschen einsetzt. Wir bitten, dass du der Kirche Propheten erweckt, die den Geist der Liebe und der Gerechtigkeit, den Geist der Wahrheit und der Freiheit verkündigen, damit sie durch ihre Worte und Taten hilft, die Finsternis von Hunger und Armut, Ungerechtigkeit und Unfreiheit zu vertreiben. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich für alle Ehepaare: schenke ihnen eine erfüllt Ehe, gib, dass sie dich immer wieder suchen und deine Hilfe und Führung annehmen. Hilf denen, die in Streit leben, eine Lösung für den Konflikt zu finden. Vergib denen, die an ihren Partnern schuldig geworden sind. Sei bei den Kindern, die unter der Not einer zerbrochenen Ehe leiden. Tröste und stärke Witwen und Waisen. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Tritt für uns ein, erbarmender Gott, wenn wir scheitern. Richte uns auf, wenn wir verzagt sind. Gib uns den Frieden, der allein von dir kommen kann, und leite uns auf den Weg der Wahrheit. Dir sei Ehre in Ewigkeit.
Amen



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