Der Name des Sonntags Reminiszere leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon
ab: "Reminiscere miserationum tuarum, Domine, et misericordiarum tuarum
quae e saeculo sunt." (Ps 25, 6; deutsch s. unten, wörtliche Übersetzung von "Reminiszere" hervorgehoben)
Der Sonntag Reminiszere hat das Gleichnis von
den bösen Weingärtnern zum Thema. Es geht dabei um das Verhältnis
zwischen Gott und Mensch. Wohl wissend, was sie tun, bringen die Weingärtner
den Sohn des Besitzers um, hoffend, dass sie dann den ganzen Besitz für
sich einstreichen können. Ganz offensichtlich soll das Gleichnis darauf hindeuten,
dass die Menschen, die eine Verantwortung von Gott übertragen bekommen
haben (jeder), das ihnen Anvertraute lieber als ihr Eigentum ansehen wollen und
dabei die Rechte Gottes zu mißachten (und damit auch seine Macht). Die Frage
dieses Sonntags und dieser Woche ist daher die nach unserem Verhältnis zu Gott.
Sie wird allerdings schwierig zu beantworten sein, denn wie mißt man ein solches
Verhältnis? Sobald man zu messen beginnt, ist man ja nicht mehr Betroffener,
sondern "Richter", und stellt sich damit jenseits dessen, was einen zutiefst
persönlich angeht. Und das kann nicht gut gehen. Soll man andere den Maßstab
anlegen lassen? Auch das ist nicht im Sinne des Evangeliums. Bleibt nur das "Innewerden",
das "Auf-Sich-Besinnen", als Möglichkeit, über das eigene Verhältnis
zu Gott nachzudenken und, falls nötig, Konsequenzen zu ziehen.
Eingangsvotum:
Am Sonntag Reminiszere hören wir das Gleichnis von den bösen Weingärtnern
und denken daran, wie wenig die Menschheit die Ansprüche Gottes auf sein Eigentum,
seine Schöpfung respektiert. Das Kommen Jesu läßt die Menschen unverständig
reagieren und wie Feinde Gottes handeln. Auch wir sind oft nicht bereit, Gott in
dieser seiner Welt Raum zu geben. Allein durch den Glauben, der uns die Zuversicht
gibt, dass Gott sich uns in bedingungsloser Liebe zuwendet, können wir
einen Neuanfang wagen.
Wochenspruch:
Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. (Röm 5, 8)
Wochenlied:
Wenn wir in höchsten Nöten sein (EG 366 - nicht in Rev. 2014)
Rev. 2014: Das Kreuz ist aufgerichtet (EG 94) Rev. 2014: Du schöner Lebensbaum des Paradieses (EG 96) Liedvorschläge Musikvideo zum Wochenlied von Miguel-Pascal Schaar
Antiphon:
Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind. (Ps 25, 6) oder
Herr, neige deine Ohren und erhöre mich. Hilf du, mein Gott, deinem Knechte, der sich verlässt auf dich. (s 86, 1a.2b)
Halleluja-Vers:
kein Halleluja
Vorschläge zur Gottesdienstgestaltung:
Das Thema "Gott und Mensch" läßt sich nicht
so einfach umsetzen, zumal in den Perikopen vielfach Kritik geübt wird am Handeln
des Gottesvolkes, zu dem wir uns auch zählen dürfen. Der Gottesdienst
in seiner Form, die durch die Institution der Kirche gesichert wird, scheint da
besonders unpassend. Es wäre zu überlegen, einen freie(re)n Gottesdienst
zu gestalten, in dem die Gemeinde deutlicher zum Zug kommt und ihre eigene Verantwortung
vor Gott wahrnehmen kann. Der Gottesdienst könnte ein Innewerden der ganzen
Gemeinde sein, und sollte dann so gestaltet werden, dass niemand, auch der
Pastor nicht, dominiert, denn jeder ist ja ein Glied der Gemeinde.
Kollektengebet:
Allmächtiger Gott, himmlischer Vater, wir danken dir, dass du uns wieder aufrichtest, und bitten dich: lass uns nicht vergessen deine Barmherzigkeit
und deine Güte, die du uns erwiesen hast, sondern hilf uns, dass wir auf deine Verheißungen vertrauen und mit bauen an deinem Reich, dass Gerechtigkeit und
Friede die ganze Welt erfüllt. Amen
Bach-Kantaten:
*BWV 5 - Wo soll ich fliehen hin
Anmerkungen:
In der Fastenzeit entfallen das "Halleluja" und das "Gloria in excelsis" (Ehre sei Gott in der Höhe/Allein Gott in der Höh sei Ehr)