das Kirchenjahr

Karsamstag

Den Toten predigen

Predigtanregungen

Schon im 2. Jahrhundert wurde auch dieser Tag der Grabesruhe Jesu als besonderer Festtag begangen, und bald wurden an ihm, da nach Röm 6, 3-4 und Kol 2, 12 Tod und Taufe Jesu in enger Beziehung zueinander stehen, die Taufen der Katechumenen vollzogen, von wo sich dann diese Praxis in die Osternacht verlagerte.
Die protestantische Kirche sah zwar zunächst die gottesdienstliche Begehung des Karsamstag vor, er ging ihr aber bald verloren und wird auch heute nur selten in besonderer Form ausgestaltet.
Allerdings ist die Feier des Karsamstag von besonderem Reiz, denn mit der Grablegung Jesu wird hier auch die „Höllenfahrt” (1. Petr 3, 18-22) bedacht, über die sonst nur selten nachgedacht wird.
Der Abstieg Jesu in die Hölle (das „Reich des Todes”, wie es in der aktuellen Fassung des Apostolikums heißt) ist Zeichen des vollkommenen Sieges Jesu über die Todesmacht. Die orthodoxen Ikonen stellen viel häufiger die Höllenfahrt Jesu als die Auferstehung dar (die Auferstehung wird in der Verklärungsikone symbolisiert), denn dort zeigt sich, wie Jesus den ersten Menschen, der der Sünde verfallen war, Adam, und Eva aus dem Reich des Todes herausführt. Er steht mit seinen Füßen auf den Pforten der Hölle, die er durch seine göttliche Kraft auseinandersprengt.

Zu den Perikopen

  • I: Jona 2

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  • II: Mt 27, (57-61) 62-66

    Eigentlich hat dieser Text am Karsamstag nichts zu suchen. Denn am Sabbat (unserem heutigen Samstag), besonders am Sabbat des Passahfestes, würde sich kein Pharisäer oder gar Hohepriester auf den Weg zu einem Heiden machen, um danach noch ein Grab zu versiegeln. Diese Tätigkeiten unterlagen alle dem Gebot der Sabbatheiligung, ein Verstoß hätte schwere Folgen gehabt. Ich empfehle daher, diesen Abschnitt in der Andacht zur Grablegung am Karfreitag oder auch mit in die Andacht zur Sterbestunde Jesu aufzunehmen.
    Davon abgesehen: der Text, wenn wir ihn am Karfreitag positionieren, macht deutlich, dass es schon zur Zeit der Evangelisten laut geäußerte Vermutungen gab, dass die Geschichten um Jesus erstunken und erlogen sind. Dem Evangelisten liegt daran, nachzuweisen, dass die jüdischen Autoritäten selbst den Beweis geliefert haben, dass dem so nicht ist. Das Grab wurde bewacht, der Stein sogar versiegelt. Es wäre unter diesen Bedingungen unmöglich gewesen, den Leichnam Jesu zu rauben. Allein das Handeln Gottes macht es möglich, der die Macht der Soldaten zum Schweigen bringt und den Toten zum Leben erweckt.

  • III: 1. Petr 3, 18-22

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  • IV: Ez 37, 1-14

    Dieser Text gehört zu den Lesungen der Osternacht, denn eigentlich hat er mit dem Thema des Karsamstags wenig zu tun. Es wird ja die Auferweckung toter Gebeine (Skelette!) beschrieben, und auch wenn dies nur eine Vision Hesekiels ist, so ist sie doch ausgesprochen realistisch und führt gedanklich direkt zu dem Geschehen am Ostermorgen, der Auferweckung Jesu.
    Man kann sich dem Text am Karsamstag vielleicht so nähern, dass man den Aspekt der Vision in den Vordergrund stellt. In der Vision wird eine Hoffnung zum Ausdruck gebracht, die aber noch nicht Realität geworden ist. Eine Hoffnung, die den Tod relativiert, ihm seine Unbedingtheit nimmt. Aber eben: das, was Hesekiel da schaut, ist (noch) nicht wahr geworden. Insofern wäre ein Zugang zu unserer eigenen Sterblichkeit eröffnet, mit der wir uns früher oder später befassen müssen und eigentlich immer schon befasst haben sollten, denn niemand weiß, wann die letzte Stunde schlagen wird. Es gibt eine Hoffnung über den Tod hinaus, eine Hoffnung, die zum Leben führt. Das ist eine erste Botschaft dieses Textes. Die Perikope kann insofern auch eine Verbindung herstellen zum Satz des Apostolikums: "Hinabgestiegen in das Reich des Todes". Auch wenn das Glaubensbekenntnis nicht sagt, was dort geschieht, können wir doch annehmen, dass Jesu Abstieg in das Totenreich den Zweck hatte, auch den schon Verstorbenen das Evangelium zu verkünden (s. 1. Petr 3, 19).
    Hesekiels Vision hat einen konkreten Bezug, die Rückkehr in das Land Israel, wobei für den Propheten sicher das geographische Gebiet gemeint ist. Für die Hörer der Predigt kann man etwas weiter greifen: das Wohnen bei und mit Gott, das auch in unserem Leben schon zeichenhaft spürbar wird, ist das Ziel unserer Hoffnung. Aber noch sind wir im Tod gefangen und wir warten auf die Stimme, die uns zuruft: „Siehe, ich will Odem in euch bringen, dass ihr wieder lebendig werdet.”
    In die Grabesruhe hinein klingt schon der Ruf des Lebens.

  • V: Joh 19, (31-37) 38-42

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  • VI: Hebr 9, 11-12.24

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  • Marginaltexte: Die Perikopenrevision von 2018 sieht keine Marginaltexte vor. Hier die Marginaltexte aus der früheren Perikopenordnung:
    Sach 13, 7-9
    Kol 2, 9-15

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