das Kirchenjahr

Jubilate

Die neue Schöpfung

Predigtanregung

Der Name des Sonntags Jubilate leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: Jubilate Deo, omnis terra!. (Ps 66, 1; deutsch s. Antiphon).
Am Sonntag Jubilate wird das Evangelium von Jesus als dem Weinstock gelesen. Das Thema "Die neue Schöpfung" wird jedoch nicht ohne weiteres in diesem Evangelium deutlich, sondern in den anderen Lesungen, worin auf die Veränderungen hingewiesen wird, die durch Jesu Auferstehung bewirkt wurden und werden. Interessant ist die Wahl der priesterlichen Schöpfungsgeschichte als alttestamentlicher Lesung: hier wird das, was das Volk Israel schon lange erkannt hat, aufgegriffen: Gott hat die Schöpfung gut geschaffen, ohne Fehl und Tadel. Das zahlreiche Elend ist auf das Versagen des Menschen zurückzuführen, den Willen Gottes auszuführen. Durch Christus sind wir nun dazu befähigt.

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VI - 2. Kor 4, 14-18

[Denn] wir wissen, dass der, der den Herrn Jesus auferweckt hat, wird uns auch auferwecken mit Jesus und wird uns vor sich stellen samt euch. 15Denn es geschieht alles um euretwillen, damit die überschwängliche Gnade durch die Danksagung vieler noch reicher werde zur Ehre Gottes. 16Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert. 17Denn unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, 18uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.

Dieser Text des Paulus kann Probleme aufwerfen, vor allem dadurch, dass er eine Art Werkgerechtigkeit zu fördern scheint. Vers 17 bringt zum Ausdruck, dass die jetzige Trübsal eine "ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit" schafft. Es stellt sich die Frage, wer mit "unser" gemeint ist: die ganze Gemeinde, oder Paulus (vielleicht mit einem Reisegefährten). Wie immer die Antwort ausfällt, die Formulierung kann zu Missverständnissen führen. Da aber die Grundlinie paulinischer und reformatorischer Theologie klar ist (Gerechtigkeit allein aus Glauben), darf es nicht zu dieser möglichen Interpretation in Richtung Werkgerechtigkeit kommen. Man könnte es vielleicht so formulieren: wenn wir leiden, ist dieses Leiden nicht für ewig. Vor uns liegt eine große Herrlichkeit, auf die wir uns freuen können, selbst wenn wir jetzt leiden. Und je mehr wir leiden, um so stärker und wunderbarer werden wir diese Herrlichkeit empfinden. Dies würde auch der Fortführung in Vers 18 entsprechen: das Unsichtbare ist entscheidend in unserem Leben.
Vers 16 könnte noch ein Problem aufwerfen: wenn Paulus davon redet, dass der innere Mensch täglich erneuert wird, während der äußere verfällt (= alt wird), redet er vom Geist, von der Seele des Menschen. Wir erleben oft, dass im Alter auch dieser "innere Mensch" zerfällt. Die alternde Person verliert die Erinnerung, wird unfähig, für sich selbst zu sorgen, und ist zunehmend abhängig von der Hilfe anderer. Man muss also fragen, was mit dem inneren Menschen gemeint ist, denn diese Alterserscheinungen können unmöglich diesen stetigen Erneuerungsprozess beeinträchtigen. Die Antwort wäre, dass nicht der Verstand mit dem inneren Menschen gemeint ist, sondern die Seele. Diese Seele bleibt unbeeinträchtigt von der körperlichen und geistigen Entwicklung eines Menschen. Es mag uns zwar schwer fallen, von der Seele zu sprechen – hier ist es aber angebracht.
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist recht deutlich: Es geht um die Zukunft nach diesem Leben, um die neue Schöpfung, wobei diese Zukunft in dieses Leben hineinwirkt. Man könnte in kausaler Einfachheit sagen, dass mit zunehmendem Leid in diesem Leben die Hoffnung auf die Herrlichkeit im anderen immer größer und damit die Einstellung zum Leid zunehmend positiv wird. Dass dem oft nicht so ist, sei dahingestellt. Es ist eben nicht einfach, sich auf den Glauben an das Unsichtbare einzulassen.
Die Predigt kann die verschiedenen Problemstellen des Textes thematisieren. Schwerpunkt sollte aber das Unsichtbare sein, von dem sich so schwer reden lässt, es sei denn durch Erfahrungen. So wäre es u.U. sinnvoll, Beobachtungen aus dem Besuchsdienst mit einzuflechten.

Liedvorschläge:

Lob Gott getrost mit Singen (EG 243)
Wunderbarer König (EG 324)
Erneure mich, o ewigs Licht (EG 390)
Nun aufwärts froh den Blick gewandt (EG 394)
Jesu, meine Freude (EG 396)
In dir ist Freude (EG 398)
Geh aus, mein Herz (EG 503)
Es kommt die Zeit (KHW-EG 560)

Fürbittengebet

Allmächtiger, du willst uns begegnen, und doch fällt es uns oft schwer, deine Nähe zu spüren und wahr zu nehmen. Wir sehen nur mit dem äußeren Menschen das Vergängliche, und darum können wir dich nicht sehen. Wir bitten dich:
lass unseren inneren Menschen wach werden, dass wir die Schönheit deiner Schöpfung gerade auch dort erkennen, wo das Äußere unscheinbar, vielleicht sogar hässlich geworden ist.
Lass uns darum die Hoffnung niemals aufgeben, dass deine Herrlichkeit erkennbar wird in unserer Welt - im Handeln der Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft, aber auch im Handeln derer, die sich für nichts verantwortlich fühlen und darum gleichgültig oder hoffnungslos sind.
Hilf, dass Friede werden kann, wo Unfriede Menschen voneinander trennt, und lass die neue Wege sehen, die nur Gewalt als Mittel zur Lösung von Konflikten kennen.
Speise die Hungernden, heile die Kranken, tröste die Trauernden, stärke die Schwachen, ermutige die Mutlosen, und gib denen Hoffnung, die keine Perspektive haben.
Gott, was wir dazu tun können, das wollen wir tun. Zeige uns, wo und wie du uns gebrauchen willst. Lass unseren inneren Menschen hinsehen, damit wir es erkennen.
Mache uns zu Werkzeugen deiner Liebe, damit unsere Welt von deiner Herrlichkeit durchdrungen werde.
Amen
oder
Wir danken dir, lebendiger Gott, für alles, was du uns täglich schenkst, dass du uns Mut und Vertrauen gibst. Du bist unser Schöpfer, du bist unser Beschützer. Wir danken dir, Gott.
Dein Wort spricht uns frei, es nimmt uns die Angst und gibt uns neue Zuversicht. Wir bitten dich: lass es wurzeln und wachsen, blühen, reifen und Frucht bringen in uns allen. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir denken an unsere Kinder, an die Freude, die sie uns bringen, an die Sorgen, die sie uns aufladen. Erhalte ihnen die Offenheit, die Lust zu lernen. Hilf Eltern, Lehrerinnen und Lehrern, hilf allen, die erziehen und ausbilden, dass sie das ihnen geschenkte Vertauen nicht enttäuschen, nicht missbrauchen. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir denken an die Menschen, die in der Mitte ihres Lebens stehen: Bewahre sie davor, sich zu überfordern und sich überfordern zu lassen. Gib ihnen Selbstvertrauen und Gelassenheit. Hilf ihnen, immer weiter zu lernen, Neues, Ungewohntes zu wagen und Altes, Bewährtes zu verteidigen. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir denken an die Alten unter uns, an alle, die mit dem Gefühl kämpfen, nutzlos und überzählig zu sein. Zeigen ihnen, wo sie gebraucht werden, wo sie anderen helfen können mit ihrer Erfahrung, mit Rat und Tat. Lehre sie, sich am Leben zu freuen, die Zeit zu nutzen, die ihnen geschenkt ist. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir denken an die, die mit dem Tod kämpfen. Lass sie erkennen, dass du ihre Hoffnung bist. Hilf ihnen, Kraft zu schöpfen in der Gewissheit, dass ihr innerer Mensch nicht stirbt, sondern die Herrlichkeit deines Reiches schauen wird. Mache den Angehörigen Mut, davon zu reden und darauf zu vertrauen, dass du der Herr über Leben und Tod bist. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir denken an all die Mütter, die sich ausgenutzt fühlen. Gib, dass sie die Frucht ihrer Mühe und Arbeit sehen. Lass sie Dankbarkeit und Hilfe in ihrem Alltag erfahren, damit sie alle Tage fröhlich und mit Zuversicht beginnen können. Wir rufen zu dir:
Gem: Herr, erbarme dich!
Dir vertrauen wir uns an, Gott, bei allen Mühen und allen Freuden, die uns das Leben schenkt. Durch Jesus Christus, unsern Herrn.
Amen



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