das Kirchenjahr

Tag des Apostels Judas Iskariot

Mittwoch der Karwoche

Bis zum Tod

Proprium

Beschreibung:
Es sei darauf hingewiesen, dass es sich bei diesem Tag um einen Vorschlag von mir handelt, der (bisher) von keiner der Landeskirchen angenommen wurde. Es findet sich zwar in manchen Ausgaben der älteren lutherischen Agende ein Hinweis darauf, dass der Mittwoch als Tag des Verrates begangen wird, dieser Bewertung folge ich allerdings nicht. Ich möchte Sie bitten, den folgenden Text gründlich durchzulesen, um zu verstehen, warum ich das Gedenken an den Apostel Judas Iskarioth für wichtig und richtig halte.
Der Jünger Jesu, Judas Iskariot, ist die wohl am meisten verkannte Figur in den Evangelien. Er ist von der alten Kirche bewusst nicht in die Reihe der Apostel aufgenommen worden, erstens weil er sich laut biblischem Bericht selbst das Leben nahm (was aber nicht eindeutig bezeugt ist - es gibt verschiedene Varianten seines Todes) und zweitens weil er seinen Herrn "veriet" (wörtlich steht da: "auslieferte").
Jedoch taucht er in den Apostellisten der Evangelisten immer auf, wenn auch an letzter Stelle.
Judas kommt im Evangelium eine zentrale Rolle zu, ohne die die Kirche Jesu Christi nicht sein könnte: er ist derjenige, der es möglich macht, dass Jesus den Opfertod sterben kann, der die Menschheit mit Gott versöhnt. Ohne Judas gäbe es diesen Opfertod nicht, und ohne den Opfertod gäbe es die Kirche Jesu Christi nicht. Von daher hat also Judas eine ganz entscheidende Rolle im Heilsgeschehen gespielt.
Betrachtet man die Berichte über Judas in den Evangelien, bemerkt man, dass Judas im Markusevangelium, dem ältesten Bericht, mehr eine Randfigur ist, wobei auch von einem Selbstmord nicht gesprochen wird, während er im Johannes-Evangelium, dem jüngsten Bericht, bereits als personifizierter Teufel dargestellt wird. Die "Entwicklung" des Judas-Bildes in den Evangelien zeigt deutlich, dass von Anfang an ein starkes theologisches Interesse an der "Verteufelung" der Person des Judas bestanden hat. Weiterhin ist anzumerken, dass in der Regel der Akt, der von Martin Luther als "Verrat" bezeichnet wird, nur im Lukas-Evangelium tatsächlich mit diesem Wort beschrieben wird. Die anderen Evangelisten reden schlicht von "Ausliefern".
Sein Lebensende, wenn er denn Selbstmord begangen hat, muss nicht als Todsünde, für die es keine Sühne gibt, verstanden werden. Es kann auch so gedeutet werden, dass er sich gar nicht der Tragweite seines Handelns bewusst war, wiewohl ihm klar war, dass er so handeln musste. Als er begriff, dass Jesus durch sein Handeln sterben würde, wollte er mit seinem Herrn in den Tod gehen.
In diesem Sinn kann sein Tod als höchstes Zeichen der Treue, zu der zu diesem Zeitpunkt kein anderer Jünger bereit war, gedeutet werden.
Wenn der Teufel selbst eine Rolle in der Überantwortung Jesu an die Autoritäten gespielt hätte, dann wäre es wohl eher in der Art gewesen, wie damals Petrus versuchte, Jesus vor dem Leiden zu bewahren, worauf dann Jesus ihn anfuhr und sprach: "Geh weg von mir, Satan! denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist." (Mk 8, 33 Par) In diesem Abschnitt ist ja schon sehr deutlich gemacht, dass Satan eben Jesu Tod verhindern möchte, weil er die großartige Konsequenz dieses Todes bereits kennt. Satan hätte also vermutlich zur Flucht geraten, anstatt ihn auszuliefern. Somit ist das Handeln Judas' eindeutig als Erfüllung göttlichen Willens anzusehen.
Es ist natürlich schwer, gegen die biblischen Berichte und gegen die noch negativere Tradition zu erwarten, Judas als Apostel anzuerkennen. Bedenkt man jedoch die Notwendigkeit seines Handelns für das Heilsgeschehen, so ist es schwer zu verstehen, dass er in der Bibel und durch die Tradition nicht besser oder wenigstens anders beurteilt wird. In jedem Fall ist es richtig, des Judas Iskarioth zu gedenken, da - so scheint es zumindest - nur durch ihn unser Heil möglich wurde.
Wenn sein Handeln als notwendig für das Heilsgeschehen angesehen wird, müsste die liturgische Farbe Weiß sein, da sein Gedenken in das Christusgeschehen einzuordnen wäre. Ich will hier nicht so weit gehen, sondern empfehle die liturgische Farbe Rot, wie sie für die anderen Apostel gilt.

Weiterführende Literatur:
Eingangsvotum:
Der obige Text kann ganz oder teilweise als Eingangsvotum verwendet werden.
Wochenspruch:
Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. (Mk 8, 31)
Wochenlied:
Befiehl du deine Wege (EG 361)
Bei dir, Jesu, will ich bleiben (EG 406)
Antiphon:
Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. (Ps 73, 25)
Halleluja-Vers:
Das Halleluja entfällt in der Fastenzeit. Der folgende Vers könnte als Votum verwendet werden.
In deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöset, Herr, du treuer Gott. (Ps 31, 6)
Liturgische Farbe:
Rot

Biblische Texte (Perikopen)


Psalm:
31, 2-9 (EG 716 (weitgehende Übereinstimmung))
I:
Evangelium
Mk 8, 31-38 (Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.)
II:
Epistel
1, Kor 4, 1-5 (Man fordert nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie treu befunden werden.)
III:
Altes Testament
Sach 11, 4-14 (Sie wogen mir den Lohn dar.)
IV:
Mk 8, 31-38 (Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.)
V:
1, Kor 4, 1-5 (Man fordert nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie treu befunden werden.)
VI:
Predigttext
Sach 11, 4-14 (Sie wogen mir den Lohn dar.)