das Kirchenjahr

Letzter Sonntag nach Epiphanias

Die Verklärung

Predigtanregung

Der letzte Sonntag nach Epiphanias hat eine besondere Bedeutung, die sich auch im Thema dieses Sonntages widerspiegelt. Es stellt die Verbindung her mit Traditionen anderer Kirchen, die am Epiphaniasfest die Verklärung Jesu feierten. In der Verklärung wird Jesus, während er noch auf Erden weilt, für eine kurze Zeit den Jüngern gegenüber in seiner Herrlichkeit als der Sohn Gottes dargestellt. Es ist dies das einzige Mal, wo die Jünger die Nähe des Himmels durch Jesus physisch erfahren, und es begeistert sie so, dass sie darin bleiben wollen. Die Erzählung endet jedoch damit, dass es zurück in diese Welt geht, in der die Jünger zwar nun hoffen können, aber doch auch wieder der Not und dem Elend dieser Welt ausgesetzt sind. So stellt der letzte Sonntag nach Epiphanias die Verbindung her zwischen der Herrlichkeit des Sohnes Gottes und seinem Tod, durch den die Erlösung der Menschheit erwirkt wird, indem er selbst eben nicht von seiner Gottessohnschaft Gebrauch macht, sondern sich als Mensch opfert.

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I - Ex 3, 1-8a(8b-9)10(11-12)13-14(15)

Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Steppe hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. 2 Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. 3 Da sprach er: Ich will hingehen und die wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. 4 Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5 Gott sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! 6 Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. 7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. 8 Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie herausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. 9 Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Not gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, 10 so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst. 11 Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten? 12 Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott opfern auf diesem Berge.
13 Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt! und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen? 14 Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: „Ich werde sein”, der hat mich zu euch gesandt. 15 Und Gott sprach weiter zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sagen: der Herr, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht.

Ich gebe gerne zu, dass ich kein Freund von Versen in Klammern bin. Die gültige Perikopenordnung hat deren viele, und man hat oft den Eindruck, dass die Ausklammerung der Verse entweder aus Zeitgründen erfolgt ist oder weil man der Ansicht war, dass die eingeklammerten Textpassagen dem Leser bzw. Höer nicht zuzumuten wären. In diesem Fall allerdings sind die Klammern schwer nachzuvollziehen. Sicher ist die Aufzählung der fremden Völker in Vers 8b nicht wirklich wichtig. Vers 9 aber ist durchaus relevant, wiewohl man argumentieren kann, dass diese Aussage nur eine Wiederholung des Verses 7 ist. Die Verse 11 und 12 heben auf die Person des Mose ab, und da es sich hier vor allem um die Begegnung des Mose mit Gott dreht, sollten diese Verse mit berücksichtigt werden. Warum Vers 15 eingeklammert wurde, entzieht sich allen vernünftigen Überlegungen.
Im ersten Abschnitt ist der Heiligung des Ortes der Gegenwart Gottes besondere Beachtung zu schenken. Der Ort wird nicht heilig durch die Weihe oder durch einen anderen Akt, sondern schlicht (wenn man es schlicht nennen kann) durch die Gegenwart Gottes. Dies lässt uns nachdenken über die Orte, an denen wir Gott erleben und die uns dadurch zumindest für die Zeit der Gegenwart Gottes heilig werden. Dies dürfte nicht in erster Linie die Kirche bzw. der Kirchenraum sein, sondern vielmehr die Begegnung mit Menschen, in der sich Gott immer wieder zu offenbaren vermag, oder aber auch Orte der Bewahrung und Führung. Freilich kann man sich hier den Vorwurf zuziehen, man wolle Gott an einen Ort „festnageln”. Gerade davor sollte man sich hüten. Die Erzählung macht ja deutlich, dass die Gegenwart Gottes spontan ist und nicht lokal gebunden. Dass sich Gott einen Busch aussuchte, ist gewiss verwunderlich, aber wie sonst hätte er wohl Moses Aufmerksamkeit erregen können?
Weiter kann man sagen, dass die spontane Begegnung mit Gott zugleich ein Akt der Heiligung ist. Wie sich dies auswirkt, kann man vielleicht damit beschreiben, wie ein Mensch im Frieden Gottes stirbt. Solche Szenen werden zwar immer seltener im Familienkreis erlebt, aber wer sie erlebt, spürt denn auch die Gegenwart Gottes und verharrt still. Unsere Gesellschaft lässt leider nicht viel Raum für solche Erlebnisse. Es ist gewiss angemessen, die Zuhörer zur Besinnung zu rufen, zum Nachdenken darüber, wann sie die Nähe Gottes zuletzt gespürt haben, und dann auch anzuregen, in der kommenden Woche ganz bewusst sich für die Gegenwart Gottes zu öffnen, denn: Gott ist überall, es kann höchstens passieren, dass wir ihn verpassen.
Der zweite Abschnitt enthält die mysteriöse Selbstidentifikation Gottes. Mysteriös deswegen, weil bisher jeder Bibelübersetzer über die hebräischen Worte gestolpert ist. Ich will hier keine sprachliche Analyse vornehmen. Vielmehr scheint mir, dass gerade die Mysteriösität dieser Selbstidentifikation eine wesentliche Charakteristik derselben ist. Gott will eben nicht einfach durchschaut werden, er will (und kann) eben nicht per Name in eine Schublade eingeordnet werden, und wenn es doch einer versucht, so muss er am Ende bekennen, dass alle Versuche vergeblich waren, denn das Sein und der Ursprung alles Seins lässt sich nicht kategorisieren, da es ja alle Kategorien umfasst.
Merkwürdig ist darüber hinaus, dass Gott diese Aussage scheinbar dazu macht, um sich den Israeliten zu erkennen zu geben. Nun haben diese unzählige Jahre in ägyptischer Knechtschaft gelebt und können sich kaum noch an das Erinnern, was ihnen ihre Urväter erzählt haben. Eine Identifikation wie diese muss eigentlich zu einer Verweigerung führen. Auch wird nirgends davon erzählt, dass Mose den Gott seiner Väter gegenüber den Israeliten so identifiziert. Diese Beobachtungen verstärken den Eindruck, dass die Selbstidentifikation Gottes nicht wirklich dem von Mose genannten Zweck dient, sondern dem Leser das Wesen Gottes nahebringen will.
Die kirchenjahreszeitliche Einordnung dieses Textes ist wohl durch den brennenden Busch gegeben. Dies wäre allerdings eine sehr oberflächliche und ungenügende Assoziierung. Der eigentliche Bezug zum Evangelium wird vielmehr durch die Aussage Gottes über sich selbt hergestellt: der Sohn Gottes, oder auch Gott selbst, der alles Umfassende (was durch die Sebstidentifikation dargestellt wird), kehrt zurück in sein Menschsein, um durch sein Opfer die Erlösung für die Menschheit zu wirken. Die Paradoxie des Kreuzes wird in der Gegenüberstellung der beiden Ereignisse sehr schön deutlich: der, der alles Sein umfasst, ergibt sich dem, das er umfasst, und lässt sich von ihm umfassen. Dies macht das wahre Opfer aus, das unser aller Erlösung erwirkt.

Liedvorschläge:

Gott ist gegenwärtig (EG 165)
Wach auf, du Geist der ersten Zeugen (EG 241)
O dass doch bald dein Feuer brennte (EG 255)
Kommt her, des Königs Aufgebot (EG 259)
Gott wohnt in einem Lichte (EG 379)
Gott ruft dich, priesterliche Schar (EG 587)



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