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Predigtvorschläge zu Offb 1, 9-18 Rev. 2014: Ex 34, 29-35 = 2. Mose 34, 29-35 (IV)
Zu Offb 9, 1-18 Lied: Der Morgenstern ist aufgedrungen (EG 69, 1-4)
Es ist dunkel, ja so dunkel, dass man buchstäblich die Hand
vor den Augen nicht erkennen kann. Kein Dämmerlicht, an das sich die Augen
gewöhnen könnten. Pechschwarz ist es.
Wo es dunkel ist, da ist es auch kalt. Die Kälte kriecht an einem hoch, man
spürt sie deutlich an den Zehen, dann an den Fingerspitzen. Ich fröstele.
Die Dunkelheit macht mir Angst. Wo ist der Ort, zu dem ich mich zurückziehen
kann? Wo finde ich Schutz? Im Dunkeln erkenne ich nichts. Ich weiß nicht,
ob ich vorwärts, nach rechts oder links, oder gar zurück gehen muss,
um einen sicheren Ort zu finden. Vielleicht ist es am Besten, sich hinzukauern und
zu warten, bis es hell wird.
So sitze ich einige Minuten. Aber schon kommen die ersten Zweifel: was, wenn ich
hier auf dem Pfad eines wilden Tieres hocke? Es wird kommen und mich zerreißen.
Was, wenn an diesem Ort Räuber vorbeiziehen? Sie werden mich überfallen
und ausrauben, vielleicht sogar erschlagen. Die Angst wird stärker. Einschlafen
kann ich jedenfalls nicht. Ich stehe auf, gehe etwas zur Seite - vielleicht findet
sich so ein sicherer Ort? Doch der Fuß stößt gegen etwas hartes,
vielleicht einen Stein. Es geht nicht weiter.
Die Angst wächst weiter, umkrampft mein Herz. Die Dunkelheit weicht nicht.
Langsam drehe ich mich um, vorsichtig, nur nicht von der Stelle bewegen. Ist irgendwo
ein bißchen Licht zu erkennen? nichts, nicht der kleinste Funke, kein Lichtstrahl,
keine Dämmerung. Wo bin ich? Bin ich in einer Höhle? Stehe ich auf einem
weiten Feld? Ist es nur dunkle Nacht, oder wird diese Finsternis ewig dauern? Vorsichtig
strecke ich die Hände aus, aber da ist nichts... nur kalte Luft. Einen Schritt
vorwärts... noch einen... langsam geht es voran, bis mein Fuß wieder
gegen ein Hindernis stößt. Die Hände tasten ins Leere. Ich hebe
den Fuß an, es ist so etwas wie eine Stufe. Der nächste Schritt aber
geht ins Leere. Ich falle, nur kurz, dann setzt der Fuß auf. Ich strauchele,
fast wäre ich hingefallen. Ich kauere mich wieder zusammen. Der Schreck sitzt
in den Gliedern. Was, wenn ich kurz vor einem gähnenden Abgrund stehe? Ich
beschließe, keinen Schritt mehr weiterzugehen, bis es wieder hell wird. Aber...
wann wird es hell?
Die Gedanken gehen wirr durcheinander. Ich erinnere mich an vieles, was in meinem
Leben geschehen ist. Immer wieder drängen sich Ereignisse in das Bewusstsein,
in denen ich versagt habe. Weil ich etwas versäumt hatte. Weil ich jemanden
beleidigt hatte. Weil ich andere verletzt hatte, manchmal sogar ganz bewusst. Weil
ich nicht um Verzeihung bat. Ich weiß: ich habe Unrecht getan. Ich wollte
das nicht. Und wenn ich es damals wollte, so bereue ich es jetzt doch. Nur: wie
kann ich es jetzt wieder gutmachen? Kann ich es überhaupt wieder gutmachen?
In der Dunkelheit ist es unmöglich. Ich weiß ja nicht, wohin! Hätte
ich doch etwas getan, als es noch hell war. Als mich diese endlose, ewige Finsternis
noch nicht umschlossen hatte.
Lassen Sie uns nun aus dem Lied Nr. 56 die Strophen 1 und 2 singen.
Gem.: Weil Gott in tiefster Nacht erschienen (EG 56, 1-2)
Was ist das? Ein Lichtstrahl - dort hinten, so wie durch ein Loch in einer schwarzen
Leinwand. Das Licht blendet mich. Der Strahl ist fein gebündelt, er trifft
auf den Boden, nicht weit von hier. Aber wenn ich dorthin schaue, erkenne ich nichts.
Das Licht fällt auf schwarzen Grund. Um mich herum ist es immer noch dunkel.
Der Lichtstrahl kann die Umgebung nicht erhellen. Ob ich einen Schritt darauf zugehen
kann? Oder ist zwischen dem Lichtstrahl und mir vielleicht doch eine Kluft, in die
ich hineinstürzen werde, wenn ich es wage? Vorsichtig schiebt sich ein Fuß
vorwärts, tastend. Nun der andere Fuß. Langsam nähere ich mich dem
Punkt, auf den das Licht fällt. Aber was ist das? Der Lichtpunkt entfernt sich
von mir, langsam. Er ist wieder genauso weit weg von mir wie zuvor, als ich ihn
das erste Mal erblickte. Starr stehe ich an meinem Platz. Er darf nicht wieder verschwinden.
Das Licht ist das einzige, an dem ich mich orientieren kann!
Der Lichtstrahl rührt sich nicht. Ich mache wieder einen Schritt vorwärts,
langsam... Der Lichtstrahl entfernt sich wieder, nachdem ich ihm kurz ein kleines
Stück näher gekommen war. Kann es sein... Kann es sein, dass dieses Licht
mich aus der Finsternis herausführen will? Vorsichtig bewege ich mich einen
weiteren Schritt vorwärts. Tatsächlich, das Licht bewegt sich weiter,
als wolle es mich führen. Erleichterung breitet sich aus, Hoffnung: Bald bin
ich aus dieser Finsternis raus! Bald wieder im Licht! Aber noch sind Schritte zu
tun. Noch bin ich nicht dort. Wer weiß, was mir auf meinem Weg durch diese
Dunkelheit noch begegnen wird. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich wieder vorwärts
komme. So setze ich einen Fuß vor den anderen, immer noch vorsichtig, aber
immer zuversichtlicher. Ich glaube, Herr - hilf meinem Unglauben.
Lassen Sie uns nun das Lied Nr. 596 singen: Ich möchte Glauben haben.
Gem.: Ich möchte Glauben haben (EG 596, 1-4)
Gleißendes Licht umgibt mich. Wo bin ich hier? Es ist so wunderbar, in
dieser Helligkeit, nachdem ich so lange in tiefster Nacht gewesen bin. Aber erkennen
kann ich nicht viel - die Augen müssen sich erst an das gleißende Licht
gewöhnen. Ich kneife die Augen zusammen, blinzele nur, bis Ich langsam die
Umrisse von Gestalten, die neben und hinter mir stehen, erkennen kann. Denn hier
ist es nicht ganz so hell. Das Licht kommt von vorne, direkt vor mir. Dort scheint
eine große Gestalt zu sein, die sich gewaltig über alles erhebt. Muss
ich mich vor ihr fürchten? Geht von ihr eine Bedrohung aus? Ich verspüre
keine Furcht. Ich habe keine Angst. Denn ich weiß, dass von dieser Gestalt
das Licht ausging, das mich aus der Finsternis herausgeführt hat. Also muss
diese Lichtquelle mir wohlgesonnen sein. Am liebsten würde ich auf sie zugehen,
aber dafür ist es doch zu hell. Die Augen haben sich noch immer nicht an dieses
strahlende Licht gewöhnt.
Um mich herum ist es wie Musik. Ich freue mich und singe mit! Und langsam erkenne
ich immer mehr: vor mir erhebt sich ein Kreuz, das sich immer deutlicher abzeichnet.
Merkwürdig, denn an diesem Kreuz ist die Quelle des Lichtes. Von dort strahlt
es hell zu mir. Und ich höre von dort eine Stimme: Fürchte dich nicht.
Ich habe dich zu mir geführt. Durch dieses Kreuz bist du erlöst - alle
deine Schuld ist von dir genommen. Denn ich habe es vollbracht: ich bin durch den
Tod hindurchgegangen - ich habe das Leben errungen - für dich.
... Ich verneige mich - aus Dankbarkeit, und schaue noch einmal auf. Der dort am
Kreuz hat meine Seele aus der Finsternis gerettet. Ich verspüre Frieden und
Ruhe. Geborgenheit umgibt mich. Es herrscht keine Angst mehr. Mir ist vergeben.
Ich spüre die Liebe dessen, der sich für mich geopfert hat. Mit dieser
Liebe will ich leben - ich will sie weitergeben und so Frieden und Versöhnung
bewirken.
So schreibt Johannes in der Offenbarung:
Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse an der Bedrängnis und am Reich
und an der Geduld in Jesus, war auf der Insel, die Patmos heißt, um des Wortes
Gottes willen und des Zeugnisses von Jesus. Ich wurde vom Geist ergriffen am Tag
des Herrn und hörte hinter mir eine große Stimme wie von einer Posaune,
die sprach: Was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es an die sieben Gemeinden:
nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamon und nach Thyatira und nach Sardes
und nach Philadelphia und nach Laodizea.
Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich
mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter und mitten unter den Leuchtern einen,
der war einem Menschensohn gleich, angetan mit einem langen Gewand und gegürtet
um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß
wie weiße Wolle, wie der Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme und
seine Füße wie Golderz, das im Ofen glüht, und seine Stimme wie
großes Wasserrauschen; und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand,
und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht
leuchtete, wie die Sonne scheint in ihrer Macht. Und als ich ihn sah, fiel ich zu
seinen Füßen wie tot; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach
zu mir: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige.
Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel
des Todes und der Hölle.
Amen
Lied: Herzlich tut mich erfreuen (EG 148, 1-3.9) Liedvorschläge zur Predigt: *Der Morgenstern ist aufgedrungen (EG 69) O Jesu Christe, wahres Licht (EG 72) *Herzlich tut mich erfreuen (EG 148)
O Christe, Morgensterne (EG 158) Wie herrlich gibst du, Herr, dich zu erkennen (EG 271, 1.6-8) Christus, das Licht der Welt (EG 410)
Gotts Wort, du bist der Morgenstern (EG 442, 4-9) Zu Ex 34, 29-35 = 2. Mose 34, 29-35:
Wunderbarer Gnadenthron (EG 39) Liebster Jesu, wir sind hier (EG 161) Großer Gott, wir loben dich (EG 331)
Du höchstes Licht, du ewger Schein (EG 441) Freuet euch der schönen Erde (EG 510)
Predigtvorschläge zu 2. Petr 1, 16-19 (20-21) (VI)
Liebe Gemeinde!
„Wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen.”
Voller Überzeugung und mit starkem Selbstbewusstsein lesen sich diese Worte
aus einem Brief, der nach der Meinung nahezu aller Theologen gar nicht von
dem stammt, der als Verfasser benannt wird. Petrus war schon tot, als dieser
Brief vermutlich im letzten Drittel des ersten Jahrhunderts entstand.
Den Namen der Person, die diesen Brief geschrieben hat, kennen wir allerdings
nicht. Nur eines wissen wir: sie schlüpft mit Leichtigkeit und Geschick in die
Haut des Apostels, der ja doch eine besondere Stellung innerhalb der frühen
christlichen Gemeinden hatte. Er war die Autorität, von der Jesus gesagt
hatte: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde
bauen.” (Mt 16, 18)
Auf solche Autorität konnte man sich verlassen, und so nimmt nun ein Niemand
diese Autorität für sich in Anspruch. Das war damals nicht wirklich
außergewöhnlich, im Gegenteil: es gab viele Schriften, die von einem
„Ghostwriter”, wie man das heute so schön nennt, geschrieben wurden,
also von einem Menschen, der sich als ein anderer ausgibt. Und man
akzeptierte dies auch wenigstens so lange, wie die Schrift im Geist
dessen geschrieben wurde, der als Verfasser genannt wurde.
Und so wäre es auch richtiger zu sagen: der Verfasser nimmt die Autorität
Petri nicht für sich in Anspruch, sondern für diesen Brief. Er selbst bleibt ja
völlig unbekannt und unerkannt. Er will auch gar nicht bekannt werden, denn
es geht ihm nicht darum, Berühmtheit und Anerkennung zu erlangen. Er will
nur, dass das, was er schreibt, von den Menschen, die diesen Brief lesen,
ernst genommen wird.
Darum schlüpft er gewissermaßen in die Haut des Apostels, ohne sich jemals selbst
als der Apostel zu sehen. Er ist ein Glied der christlichen Gemeinde, irgendwo in der
damals bekannten Welt, und sorgt sich um die junge christliche Gemeinde.
„Wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen.”
Muss man einem Menschen, der so etwas von sich sagen kann, nicht Glauben
schenken? Ich will es jedenfalls tun und bleibe darum bei dem Namen, den er
selbst am Anfang des Briefes nennt: Petrus.
Es ist natürlich nicht von ungefähr, dass wir heute diesen Abschnitt aus der Bibel
als Predigttext vor uns haben. Denn es geht ja, wie wir anfangs gehört haben, am
letzten Sonntag nach Epiphanias genau darum: die Herrlichkeit Jesu, die in dem
Ereignis seiner Verklärung sichtbar wurde.
Aber es verwundert mich dann doch, dass es nur drei Personen vorbehalten blieb,
diese Herrlichkeit zu sehen – selbst die übrigen neun Jünger mussten warten, bis
er ihnen als der Auferstandene erschien. Und was ist mit uns, die wir rund
zweitausend Jahre später leben?
Wir tappen vollends im Dunkeln, so scheint es, niemand von uns hätte die
Chance, Jesus leibhaftig zu sehen, und schon gar nicht seine Herrlichkeit.
Oder vielleicht doch?
Ich möchte gerne etwas der Frage nachgehen, warum nur so wenige seine
Herrlichkeit sehen durften – mal abgesehen von denen, die erlebten, wie er
Wunder vollbrachte. Aber das konnten ja durchaus auch andere tun und war
darum noch nicht wirklich etwas Außergewöhnliches – es offenbarte zwar
etwas von seiner Macht, aber nicht unbedingt von seiner Herrlichkeit.
Herrlichkeit sehen – das bedeutet doch, ein Stück Himmel zu sehen. Sie
wissen: nicht den blauen Himmel über uns, sondern den Himmel, der häufiger
das Reich Gottes genannt wird. Und dieses Reich Gottes, diesen Himmel, den
hätten wir schon gerne alle greifbar nahe, aber er lässt sich nicht greifen, er
bleibt verborgen, er entzieht sich unserem Zugriff. Es wäre ja auch zu schön,
wenn wir alle unsere Mitmenschen darauf hinweisen könnten: hier ist er, oder
da. So einfach ist es nicht. Und doch, so hat Jesus gesagt, ist das Reich
Gottes mitten unter uns.
Wie geht das? Und gilt das überhaupt noch? Ist damit nicht die Gegenwart
Jesu damals unter den Jüngern gemeint? Da dürfen wir wohl auf die Worte
Jesu am Ende des Matthäus-Evangeliums verweisen, wo er sagt: „Siehe,
ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.”, bevor er in den Himmel –
das Reich Gottes – aufgenommen wird (Mt 28, 20).
Wie also können wir das Reich Gottes, das mitten unter uns ist und
zugleich so unendlich fern zu sein scheint, erfahren? Allein durch den
Glauben, würde uns Martin Luther wohl antworten, und Recht hat er. Der
Glaube schließt uns gewissermaßen die Tür auf und lässt uns einen Blick
hinein werfen in dieses Himmelreich, weil es eben doch greifbar nahe ist,
nur dass wir es nicht festhalten können.
Vielleicht ist es deswegen, dass nur eine kleine auserwählte Gruppe von
sich sagen kann: „Wir haben seine Herrlichkeit selbst gesehen.” Denn
nur so wird deutlich, dass es eigentlich gar nicht darauf ankommt,
dies mit eigenen Augen zu sehen, sondern darauf, es zu glauben.
Gott muss seine Herrlichkeit nicht allen Menschen zeigen, weil alle
Menschen es selbst sehen können, trotz der Dunkelheit, in der sie
vielleicht gefangen sind: die Herrlichkeit Gottes ist da, sie wird sichtbar
dem glaubenden Auge und erfüllt unser Leben mit einem hellen Licht,
das niemals verlöscht, weil es eben das Licht der Welt und damit das
Licht des Lebens, unseres Lebens, ist (Joh 8, 12).
Aber es bleibt, zugegeben, alles etwas vage, unbestimmt. Das hat mit der
Unverfügbarkeit zu tun. Gerne würde ich Ihnen die Herrlichkeit Gottes
vorführen, aber das kann ich nicht, denn ich verfüge nicht über sie. Wir
müssen schon selbst den Weg dorthin suchen. Wir haben nur die
Verheißung, dass wir ihn auch finden werden.
Und dennoch gibt es wenigstens ein paar Situationen, die ich benennen
kann und in denen es uns vielleicht leichter fällt, die Herrlichkeit Gottes
zu sehen.
Da ist zum Beispiel die Musik, die wir heute in diesem Gottesdienst
hören – sie kann unsere Seele zu Gott hin erheben, sie kann die Tür
öffnen und einen Blick in das Himmelreich erlauben. Oder die
Herrlichkeit wird sichtbar, wenn uns einer ein tröstendes Wort zuspricht.
Oder wenn wir in der Bibel lesen. Oder wenn wir gemeinsam das Abendmahl
halten. Oder wenn ein Kranker gesund wird. Oder wenn wir eine Kirche betreten.
Es gibt schon viele Möglichkeiten, nur dass wir es eben nicht mit den Augen
sehen oder mit den Händen greifen können, sondern allein dann, wenn
wir uns im Glauben für die Gegenwart Gottes öffnen.
Dann spüren wir es aber auch, dann erfahren wir es: Gott ist da, seine
Herrlichkeit umgibt uns, sie strahlt über uns auf, um uns und in uns.
Petrus will aber eigentlich auf etwas anderes hinaus. Der ja doch recht
kurze Verweis auf die Verklärung Jesu dient ihm letztlich nur als
Legitimation für das Wort, das er selbst verkündigt. Es ist ein
prophetisches Wort, und da werden wir sicher schon etwas
vorsichtig, wenn wir so etwas hören. Denn wie viele falsche
Propheten hat es gegeben und gibt es auch heute, die einem das
Blaue vom Himmel versprechen und dann doch nichts anderes
als Scharlatane und Betrüger sind.
Können wir uns überhaupt auf prophetische Worte einlassen? Dürfen
wir es? Müssten wir nicht bei allem, was uns gesagt oder versprochen
wird, abwarten, bis es wirklich so eintrifft?
Nun, wenn wir immer nur warten würden, dann würden wir auch nicht
vorwärts kommen. Also müssen wir schon hören und dann auch
darauf reagieren.
Es gibt ja schließlich das prophetische Wort, das wird uns in der
Bibel oft genug gezeigt. Es ist auch nicht ausgestorben, eher im
Gegenteil: Gott lässt sein Wort ausgehen in alle Lande durch den
Heiligen Geist, auch und vielleicht gerade heute. Das ist immer
prophetisches Wort, auch wenn es mitunter zurückweist auf den
Gekreuzigten und Auferstandenen. Das muss es ja auch, denn von
dort kommt das Leben, das den Tod nicht kennt, von nirgendwo sonst.
Petrus bleibt ganz selbstbewusst, so wie er es schon in den ersten
Versen unseres Predigttextes gezeigt hat: „Um so fester haben wir
das prophetische Wort, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da
scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern
aufgehe in euren Herzen.” (2. Petr 1, 19)
Woran erkennt man nun, dass das Wort, das ein Mensch sagt, von Gott ist
und nicht vom Menschen? Eigentlich ist es ganz einfach: denn der Heilige
Geist selbst bezeugt, dass das, was gesprochen wurde, wahr ist.
Das ist der Geist, der von unserem himmlischen Vater ausgeht und der
uns den Glauben und das Verstehen schenkt. Wenn wir nicht dieses
Zeugnis des Heiligen Geistes haben, dann ist es auch kein prophetisches
Wort, und wir können uns getrost abwenden.
Damit das funktionieren kann, müssen wir uns aber auch dem Wirken
des Geistes öffnen. Und das tun wir z.B., wenn wir uns im Gottesdienst
versammeln, gemeinsam Singen und Beten. Wir kommen ja hierher, um
uns ansprechen zu lassen von dem prophetischen Wort.
Aber so wie wir bereit sind, uns ansprechen zu lassen, so haben wir auch
die Möglichkeit, zu sagen: das war es nicht. Das kann mal passieren, dass
wir uns gar nicht angesprochen fühlen, oder dass wir mit dem, was gesagt
wird, gar nicht einverstanden sein können.
Wichtig ist, dass wir nicht aufhören, das prophetische Wort zu suchen und
zu hören, so wie wir nicht aufhören sollen, die Herrlichkeit Gottes zu suchen
und zu finden.
Denn durch beides wird das Dunkel unseres Lebens erhellt, bis wir selbst
dorthin kommen und Gottes Herrlichkeit schauen.
Nun fände ich es schade, wenn wir nicht auch wenigstens einen kurzen
Blick auf das werfen würden, was uns dieser Petrus eigentlich zu sagen hat.
Er ermutigt uns, nicht aufzuhören, das Kommen Christi zu erwarten. Denn
der Tag des Herrn wird kommen wie ein Dieb (2. Petr 3, 10), so sagt Petrus.
Darum stellt er fest: „Wir warten aber eines neuen Himmels und einer neuen
Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.” (2. Petr 3, 13)
Davon leben wir, von diesem prophetischen Wort. Er wird kommen – darauf
dürfen wir vertrauen, denn Gott steht zu seinen Verheißungen.
Wenn uns das gesagt wird, dann dürfen wir wohl auch davon ausgehen, dass
es prophetisches Wort ist, denn das ist es ja, was uns Jesus selbst versprochen
hat: „Ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und niemand soll
eure Freude von euch nehmen.” (Joh 16, 22)
So freut euch in dem Herrn, seid dankbar und fröhlich, denn er kommt!
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:*Herr Christ, der einig Gotts Sohn (EG 67) *O Jesu Christe, wahres Licht (EG 72) Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort (EG 193)
Herr, für dein Wort sei hochgepreist (EG 196) *Kommt her, des Königs Aufgebot (EG 259) *Such, wer da will, ein ander Ziel (EG 346)
Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht (EG 572) Nun geh uns auf, du Morgenstern (EG 571) |