das Kirchenjahr

Erdmann Neumeister

* 12.5.1671, † 18.8.1756

Einführung

Erdamnn Neumeister wurde am 12. Mai 1671 als Sohn des Schulmeisters, Küsters und Organisten Johann Neumeister und dessen Frau Margaretha geb. Francke in Uichteritz bei Weißenfels (Thüringen) geboren. Das Elternhaus prägte seine Liebe zur Musik genauso wie zur Poesie. So studierte er ab 1691 nach dem Besuch der Fürstenschule in Pforta bei Naumburg neben Theologie auch Poesie an der Universität Leipzig. Seine Habilitationsschrift aus dem Jahr 1695 „De Poetis Germanicis” (Über die deutschen Dichter) erregte viel Aufsehen. Bis heute ist dieses kritische Nachschlagewerk von Bedeutung. Zwei Jahre diente er an der Universität als Magister legens, wobei seine Neigung zur galanten Dichtung deutlich wurde.
1697 trat er eine Stelle als Pastor Substitutus in Bebra bei Naumburg an. Zwei Jahre später wurde ihm die Pfarrstelle ganz übertragen. Gleichzeitig wird er Adjunkt der Superintendentur in Eckartsberga. Nach einer kurzen Episode als Hofdiakon wird er zum Hofprediger und schließlich Oberhofprediger in Weißenfels berufen. Schließlich wird er Konsistorialrat und Superintendent in Sorau. 1715 trat er seine letzte Stelle in Hamburg als Hauptpastor an St. Jacobi an. Der Wechsel war dadurch veranlasst, dass der Graf sich dem Pietismus zuneigte, was Neumeister nicht hinnehmen konnte. Gleichzeitig mit der neuen Stelle in Hamburg übernahm er die Aufgabe eines Scholarchen (Schulaufsehers) und übte dieses Amt bis 1755 aus. In Schleswig-Holstein trug er den Titel eines Oberkonsistorial- und Kirchenrats, dazu trat der Titel des sachsen-weißenfelsischen Kirchenrats. Dies verlieh ihm Anerkennung und Würde, die ihm zugleich die Möglichkeit gaben, sich weiterhin der Poesie zu widmen.
Er schuf Kantatentexte, von denen einige durch seine Zeitgenossen Johann Sebastian Bach, Johann Philipp Krieger und Georg Philipp Telemann vertont wurden. Er veröffentlichte zudem umfangreiche Predigtsammlungen, aber auch polemische Schriften. Es ging ihm darum, die lutherische Lehre rein zu bewahren, und war so ein Mitstreiter Ernst Löschers und Ernst Salomon Cyprians. Eine Kirchenunion lehnte er genauso ab wie die neuerdings entstehenden pietistischen Strömungen. Andererseits lieferte er mit seinen Dichtungen durchaus auch Material für die Pietisten, denn sie zeugten von einem tiefen, lebendigen Glauben, wie er von den Pietisten praktiziert wurde.
Rund 700 geistliche Lieder dienten nicht nur Lutheranern, Reformierten und Unierten, sondern auch den Pietisten als wertvolles Erbauungsmaterial. Sein „Weißenfelser Communionbuch”, das erstmals 1705 erschien und den Titel „Der Zugang zum Gnaden-Stuhl Jesu Christi” trug, wurde immer wieder neu aufgelegt. Mit dem Lied „Jesus nimmt die Sünder an” (EG 353) ist wenigstens eine seiner Dichtungen auch heute im Evangelischen Gesangbuch zu finden.
Er war durch seine Kantatendichtungen maßgeblich für die Entwicklung der protestantischen Kirchenmusik verantwortlich, indem er darauf drang, dass Kantaten als Bestandteil (fast) aller Gottesdienste musiziert werden sollten. Hierzu schuf er Jahrgangssammlungen, z.B. „Geistliche Cantaten statt einer Kirchen-Music” und „Fünffache Kirchen-Andachten”, die die Entwicklung der Kirchenmusik vorantrieben. Dabei ist er der Wegbereiter der durch Bach besonders bekannt gewordenen Form von Kantaten, die neben Chorstücken auch Rezitative und Arien enthalten.
Mit zunehmendem Alter ließ seine Sehkraft nach. Er starb am 18. August 1756 und wurde in der St.-Jacobi-Kirche in Hamburg beigesetzt. Sein Grab ist im zweiten Weltkrieg zerstört worden. In der Kirche ist aber noch ein Gemälde von ihm zu finden, das der Zerstörung durch den Krieg nicht zum Opfer fiel. Auf dem Gemälde legt er seinen Finger auf den Spruch aus 2. Tim 2, 8:„Halt im Gedächtnis Jesum Christum, der auferstanden ist von den Todten.”
Weitgehend nach dem Artikel von Wolfgang Miersemann aus dem 19. Band „Neue Deutsche Biographie” sowie von Wikipedia, woher auch das Bild stammt.