Chrysostomus wurde etwa im Jahre 350 in Antiochien geboren. Sein Vater war ein Offizier des dortigen Kaisers, seine Mutter eine Adlige namens
Anthusa. Der Vater starb kurz nach Chrysostomus' Geburt, und Anthusa blieb Witwe, um sich ganz der Erziehung ihres Sohnes widmen zu können. Sie
schickte ihn zum heidnischen Rhetoriker Libanius, der von ihr sehr beeindruckt war.
Johannes wurde 372 vom Bischof Antiochiens getauft, nachdem er drei Jahre lang Unterricht erhalten hatte. Er erlernte nun für drei Jahre die
"heiligen Wissenschaften" bei Diodor von Tarsus, bevor er sich entschloss, für sechs Jahre in die Einsiedelei zu gehen,
wobei er die Heilige Schrift teilweise auswendig lernte. Die Askese, die er sich auferlegte, schwächte den Körper, so dass er schließlich nach
Antiochien zurückkehrte.
Der Bischof wollte seine Fähigkeiten für die Gemeinde nutzen, so dass Johannes 381 Diakon und 386 Presbyter wurde. Seine Predigten beeindruckten die
Zuhörer bald sehr.
398 wurde er Bischof und Patriarch in Konstantinopel. Dort musste er sich gegen einen verweltlichten Klerus und einen zügellosen Adel durchsetzen.
Er ging dabei mit viel Energie zu Werke, wobei er sehr häufig selbst die Kanzel bestieg. Ihm ist die Einführung von Abendgottesdiensten für die
Berufstätigen zu verdanken. Witwen und Jungfrauen wurden herangezogen, um Kranke und Arme zu pflegen, wodurch das Diakonissenamt mit
neuem Inhalt gefüllt wurde. Ebenso war ihm die Missionsarbeit sehr wichtig.
Seine Predigten zogen viele Zuhörer an, auch Heiden, und die Gemeinde wuchs stetig. Allerdings empfanden die anderen Bischöfe seinen Erfolg als
Bedrohung, und der Patriarch von Alexandria strengte ein Verfahren gegen ihn an, an dessen Ende 403 seine Exkommunikation stand. Er sollte verbannt
werden, aber ein Erdbeben und die Unruhe im Volk veranlassten den Kaiser, ihn zurückzurufen.
Johannes gab nicht auf, gegen die Zügellosigkeit des Adels zu predigen, was ihm schließlich wieder die Verbannung einbrachte. Er kam
zunächst in den Kaukasus, dann nach Pithyus am Schwarzen Meer. Er hatte nun schon ein für damalige Verhältnisse hohes Alter erreicht.
Sein Körper konnte die Strapazen, die die Reise zum neuen Ziel mit sich brachte, nicht ertragen. Er starb mit den Worten: "Gott sei Dank
für alles!", nachdem er das Heilige Abendmahl zu sich genommen und für seine Freunde und Feinde gebetet hatte, im Jahr 407.
Johannes ist auch der Verfasser zahlreicher Schriften, u.a. über das Mönchsleben, die Liturgie, das Priestertum
(einschließlich der Aufgabe der Seelsorge) und ein umfangreiches Kommentarwerk zum Zweiten Testament.
Er erhielt wegen seiner Beredsamkeit den Beinamen Chrysostomus, was "Goldmund" bedeutet. Sein Andenken wird
erhalten durch die Festliturgie, die seinen Namen trägt und in der orthodoxen Kirche bis heute an Hochfesten gefeiert wird.