Lazarus Spengler war das 9. von 21 Kindern des Ratsschreibers von Nürnberg. Seine Eltern waren gute Christen und hielten die
Familie zu regelmäßigen Andachten an, um bei Gott Sühne zu wirken für alle Sünde, die sie begangen haben könnten. 16-jährig trat er sein
Studium der Rechtswissenschaft an der Universität in Leipzig an. Als sein Vater starb, musste er aber das Studium abbrechen und kehrte 1496
wieder nach Nürnberg zurück, wo er in die Nürnberger Ratskanzlei eintrat. Sein Verdienst half der Mutter, die übrigen, noch nicht mündigen Kinder
durchzubringen. Aufgrund seiner Tüchtigkeit fiel er auf und sollte der persönliche Geheimsekretär des Kaisers werden, doch ließ ihn der Rat
der freien Reichsstadt nicht gehen. Anstelle dessen ernannte man ihn 1507 zum vordersten Ratsschreiber und nahm ihn 1516 in den Rat auf.
Spengler gab 1514 eine Biographie des Kirchenvaters Hieronymus heraus, die er aus dem Lateinischen übertragen hatte, da ihn diese Figur
besonders faszinierte. Gleichzeitig suchte er nach dem Heil, das er in der äußeren Frömmigkeit, wie sie zu seiner Zeit üblich war, nicht
finden konnte. Er wurde durch Johannes von Staupitz auf Luthers Schriften aufmerksam gemacht, und auf den Vorwurf, ein Anhänger
Luthers zu sein, antwortet er mit
der Schrift "Schutzred und christliche Antwort eines ehrlichen Liebhabers christlicher Wahrheit" im Jahre 1519. Er erklärt darin,
dass ihm die Lehre Luthers wie keine andere ins Herz gegangen ist. Die Schrift wurde innerhalb eines Jahres fünfmal aufgelegt.
Diese Popularität verschaffte ihm natürlich auch Feinde. Johannes Eck bannte ihn zugleich mit Martin Luther. Der Rat der freien Reichsstadt
Nürnberg wollte es mit dem Kaiser nicht verderben, und weil Spengler den Rat im Reichstag zu Worms vertreten sollte, erreichte man,
dass er erklärte, der römischen Kirche treu zu sein. Das Vertrauen, das er so erlangte, nutzte er, um kontinuierlich die Reformation im
Rat der Stadt voranzutreiben.
Der Reichstag befestigte ihn in seiner Überzeugung, dass die Reformation der richtige Weg sei. Ein Jahr später sandte er seinen Sohn
an die Universität in Wittenberg, und in dieser Zeit entstand das Lied "Durch Adams Fall ist ganz verderbt", das sich noch
im Evangelischen Kirchengesangbuch fand.
Spengler war maßgeblich an der Reformation Nürnbergs beteiligt. Er war zusammen mit Christoph Scheurl der Leiter des
Religionsgesprächs von 1525, in dem die Weichen für die Reformation gestellt wurden. Dann legte er den Grundstein für ein
evangelisches Schulsystem, worin die Stadt Nürnberg zum Vorbild für viele andere Städte wurde. Luther widmete ihm die Schrift
"Daß man die Kinder zur Schule halten soll".
Spengler hielt Kontakt mit vielen führenden Männern der Reformation. 1529 schrieb er zwei Sendschreiben an den Markgrafen von
Brandenburg, in denen er ihn zur Standhaftigkeit gegen Kirche und Kaiser auffordert.
1530 nimmt er am Reichstag zu Augsburg teil und stärkt die Vertreter der Reformation, bei denen er zu große Nachgiebigkeit
zu erkennen meint.
Spengler hatte 9 Kinder, von denen nur drei ihn überlebten. Seine Frau starb früh, und seine eigene Gesundheit war angeschlagen.
1529 meinte er sterben zu müssen und setzte sein Testament auf. Ein neues Testament schrieb er 1533. Hierin legte er auch sein
eigenes Glaubensbekenntnis nieder. Die Nürnberger Kirchenordnung, die er mit erarbeitet hatte, wurde in dieser Zeit in Kraft gesetzt.
Luther überreichte ihm eigenhändig die neue, vollständige Bibelübersetzung. Er starb am 7. September 1534. Das letzte Testament
Spenglers wird von Luther 1535 herausgegeben.