Matthias Waibel wurde in Martinszell im Allgäu als Sohn eines Bauern geboren. Sein Vater sandte ihn nach Kempten, wo er bei einem
Bekannten versorgt wurde, damit er dort die Schule besuchen könne. Aufgrund seines Fleißes und seiner Begabung nahm ihn der Abt ins Kloster
auf und ermöglichte ihm das Studium in Wien. Darauf wurde ihm die Leitung der Klosterschule anvertraut, er wurde zum Priester geweiht und
erhielt eine Pfarrei außerhalb der Stadt.
In der Ausübung dieses Doppelamtes bemühte sich Waibel darum, stets dem Wort treu zu bleiben, und verkündete, dass man die Gnade Gottes
nicht aus eigenen Werken erlangen könne, sondern allein durch den Glauben. Die Früchte des Glaubens aber müssten sichtbar werden in
Werken der Liebe.
So begann er, den Ablasshandel, der in großem Rahmen Jahr für Jahr in Kempten am Tag Gordini und Epimachi ausgerufen wurde, zu
verurteilen. Auch konnte er es nicht ertragen, als der neue Abt mit viel Aufwand und unter großem Pomp in sein Amt eingeführt wurde, und
geißelte mit seiner Predigt dieses Verhalten des Klerus. Er war sich wohl bewusst, dass er selbst zum Stand der Kleriker gehörte, und
gab darum seine Einkünfte stets an die Armen und Bedürftigen weiter.
Allerdings verursachte sein Aufbegehren gegen die Praxis des Klerus großen Widerstand. Das einzige, was ihn eine Zeit lang schützte, war
die Liebe des Volkes, das seine Predigt gerne hörte und sich an seine Gebebereitschaft erinnerte. So wurde ein Plan ersonnen, in dem der Schwäbische Bund
zum Werkzeug des Klerus wurde.
Waibel wurde zu einer Taufe in der Pfarrei außerhalb der Stadt gerufen. Während ihm seine Freunde rieten,
nicht die schützenden Mauern der Stadt zu verlassen, war Waibel bereit, das Los, das Gott für ihn vorgesehen hatte, anzunehmen. So
trat er hinaus und wurde sofort von Knechten des Schwäbischen Bundes gefangen und nach Leutkirch gebracht. Der Abt ließ die Tore
Kemptens schließen, damit die Bürger der Stadt ihrem Seelsorger nicht zu Hilfe eilen konnten.
Der Rat der Stadt Leukirch wiederum setzte sich für Waibel ein, ihre Bitte um Freilassung wurde aber zurückgewiesen. Der Hauptmann habe keine Vollmacht
und könne den Gefangenen nicht freigeben. Er wolle ihn aber dem Feldhauptmann vorführen. Mit diesem Versprechen ließ man den Hauptmann
mit Matthias Waibel ziehen. Kaum aber hatten sie Leukirch verlassen, wurde dem Pfarrer das ohne Gerichtsverhandlung beschlossene
Todesurteil verkündet, das dann im nahen Wald vollstreckt wurde.
Martin Fürsthäuser, der Vogt zu Zeil, erlaubte zwei Bürgern, den Leichnam Waibels in einer Feldkapelle bei St. Wolfgang zu bestatten.
Quellen: Jörg Erb, Geduld und Glaube der Heiligen, Johannes Stauda Verlag, Kassel 1965
Jörg Erb, Die Wolke der Zeugen, Band 3, Johannes Stauda Verlag, Kassel
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