das Kirchenjahr

Wolfgang Capito (Koepfel)

* 1478, † 4.11.1541

Einführung

Wolfgang Capito wurde als Wolfgang Koepfel im Jahr 1478 in Hagenau (Elsass) geboren. Sein Vater war Schmied und in seiner Stadt eine angesehene Persönlichkeit. So konnte Wolfgang nach der Grundausbildung auf die Lateinschule in Pforzheim gehen. Er besuchte die Universitäten in Ingolstadt und Freiburg. Hier schloss er sein Studium 1511 als Licentiat theol. ab. 1512-15 war er Stiftsprediger in Bruchsal und 1515-1520 Münsterprediger und Professor in Basel. Dort traf er mit Erasmus von Rotterdam zusammen und war schnell von dessen kirchlichen Reformplänen überzeugt. Da Capito ein hervorragender Exeget war, machte ihn dies zu einem engen Mitarbeiter des Erasmus. Ab 1518 führte er einen regen Briefwechsel mit Martin Luther.
1519 wurde Capito nach Mainz berufen, wohin er sich nach dem Erwerb des Doktors des kanonischen Rechts Anfang 1520 begab. In Mainz war er nur kurz als Domprediger tätig, denn der Kurfürst und Erzbischof Albrecht von Mainz berief ihn zum kurfürstlichen Rat und Kanzler. In dieser Zeit nahm Capito Kontakt zu Ulrich Zwingli auf und pflegte auch mit ihm einen regen Briefverkehr. Als sich abzeichnete, dass Luther und Zwingli unversöhnlich schienen, bemühte sich Capito, doch eine Versöhnung zwischen beiden Reformatoren herbeizuführen. 1521 reiste er zum Reichstag nach Worms und stellte sich dort an die Seite Martin Luthers, was Irritationen hervorrief. So reiste er 1522 nach Wittenberg, um Klärung zu schaffen. Inzwischen wurde seine Position in Mainz allerdings für ihn gefährlich, so dass er 1523 nach Straßburg wechselte, wo er Propst des Thomasstifts wurde. Als einer, der zwischen der römischen und der lutherischen Position vermitteln wollte, wurde er beiden Seiten verdächtig. Ein Gespräch mit Matthäus Zell im Sommer 1523 scheint dann aber Klarheit zu schaffen. Capitos Unterstützung für den Reformator war nun klar, obwohl er weiterhin versuchte, vermittelnd und versöhnend zu wirken. So setzte er sich für sieben Priester ein, die, nachdem sie geheiratet hatten, exkommuniziert worden waren. Zu der Zeit hatte er sich schon das Bürgerrecht erworben und war Prediger an der Jung-Sankt-Peterkirche geworden. Damit war er eindeutig als Anhänger der Reformation zu erkennen. Er wurde auch zum Leiter des Kirchenkonvents und damit zum Haupt der Straßburger Geistlichkeit ernannt.
Zusammen mit Matthäus Zell, Kaspar Hedio und Martin Bucer beteiligte er sich an der Vorlesungsreihe im Barfüßerkloster und wirkte so mit bei der frühen Reformation in Straßburg. Dennoch blieb sein Bedürfnis nach einer Versöhnung bestehen, wobei er auch widersprüchliche Positionen der Reformatoren auszugleichen versuchte. Gegenüber den Täufern z.B. war er durchaus kompromissbereit, was sein Verhältnis zu Bucer nachhaltig trübte.
Als Berater des Rates der Stadt bemühte er sich mit anderen um die Abschaffung der lateinischen Messe in ganz Straßburg. Er heiratete die Tochter eines Straßburger Ratsherrn, Agnes Röttel, im Jahr 1524. Sie starb 1531 an den Folgen einer Pesterkrankung. Eine Neuvermählung schien auch aus reformationspolitischen Gründen geboten, so dass er fünf Monate nach dem Tod seiner Frau die Witwe des Reformators Johannes Oekolampad, Wibrandis Rosenblatt, heiratete. Sowohl aus der ersten als auch aus der zweiten Ehe gingen mehrere Kinder hervor.
In seinem Haus waren neben anderen Ludwig Hätzer, Andreas Cellarius, Kaspar Schwenckfeld und Michael Servetus zu Gast, was weiter sein Verlangen nach Versöhnung der Extrempositionen auf reformatorischer Seite belegt.
Capito wirkte an der Verfassung der Confessio Tetrapolitana (einem Bekenntnis der vier Städte (Tetrapolis) Straßburg, Konstanz, Lindau und Memmingen), der Wittenberger Concordie und des Berner Synodus (Kirchenordnung) mit. Er war Teilnehmer der Berner Disputation (1528), des Wormser Religionsgesprächs (1541) und des Reichstags in Regensburg (ebenfalls 1541). Er starb wenig später, als die Pest ein weiteres Mal die Stadt Straßburg heimsuchte.
Quellen: Deutsche Biographie, Wikipedia