Der 5. Sonntag nach Trinitatis befasst sich wieder mit der Gemeinde, diesmal ihrer Antwort auf Gottes Ruf. Nachfolge scheint so einfach, so schwierig, so abwegig, weil wir nicht so recht wissen, was Nachfolge ist. Die Lesungen dieses Sonntags wollen uns den Weg leiten.
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I - Mt 9, 35-38; 10, 1(2-4)5-10Und Jesus ging ringsum in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und
predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen.
36Und als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren
verschmachtet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben.
37Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber
wenige sind der Arbeiter.
38Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.
10,1Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Macht
über die unreinen Geister, dass sie die austrieben und heilten alle Krankheiten und alle Gebrechen.
2Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: zuerst Simon, genannt
Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder;
3Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der
Zöllner; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus;
4Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn verriet.
5Diese Zwölf sandte Jesus aus, gebot ihnen und sprach:
Geht nicht den Weg zu den Heiden und zieht in keine Stadt der Samariter,
6sondern geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel.
7Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.
8Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt böse
Geister aus. Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt es auch.
9Ihr sollt weder Gold noch Silber noch Kupfer in euren Gürteln haben,
10auch keine Reisetasche, auch nicht zwei Hemden, keine Schuhe, auch keinen
Stecken. Denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert.
Ganz offenbar geht es um die Jünger Jesu und um den Auftrag,
den sie erhalten. Dabei muss aber gleich gefragt werden, ob mit den Jüngern
nicht auch wir, die hörende Gemeinde, gemeint sind.
Zunächst beginnt der Abschnitt mit einer Übertreibung. Jesus heilte alle
Krankheiten und alle Gebrechen: die Realität lehrt uns ja anders.
Und auch damals ist anzunehmen, dass Jesus nur die heilte, die mit ihren Gebrechen
und Krankheiten zu ihm kamen, wobei natürlich auch noch zu fragen ist, inwieweit
diese Gebrechen und Krankheiten Symbole für die der Sünde verfallenen
Menschheit sind, die Jesus nun aus ihrer Sünde durch sein Wort herausholt.
Dies wird auch aus dem weiteren Zusammenhang (Verse 9,36-38) erkennbar. Hier geht
es ganz offenbar nicht um Heilungen, sondern darum, die Menschen zu Gott zurückzuholen,
die Nähe Gottes für sie erfahr- und erlebbar zu machen.
Interessant, dass in 38 Jesus nicht die Jünger losschickt, um die Ernte einzuholen,
sondern ihnen aufträgt, zu beten, damit Arbeiter kommen, die diese Aufgabe
übernehmen. Es scheint, dass die Jünger doch zu „höherem”
berufen sind. Und dieses „Höhere” wird dann in 10,7 ausgesprochen:
Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.
Ob sich dieser Auftrag nun wesentlich vom Einholen der Ernte unterscheidet, ist
zunächst nicht eindeutig. Es hängt wohl davon ab, wie diese Erkenntnis,
dass eine große Ernte ansteht, zu verstehen ist. Meist sieht man darin schlicht
ein Bild für die Verkündigung und Annahme der Tatsache, dass Jesus der
Christus ist. Aber diese Deutung passt nicht in das Gesamtgefüge der Erzählung.
Ernte dient immer der Nahrungsbeschaffung. Die Menschen, die Jesus vor sich sieht,
brauchen Nahrung, freilich geistliche Nahrung. Sie brauchen Gott, der zwar zu ihnen
kommt in der Gestalt Jesu, der aber nicht bleiben kann, weil er einen Auftrag hat,
der ihn ans Kreuz führt. So müssen Arbeiter her, die diese Nahrung beschaffen,
und dies können wiederum nur solche Menschen sein, die bereits die Wahrheit
erfahren haben, für die Jesus der Christus, ihr Heiland, geworden ist. Also
schickt Jesus die Jünger aus, um zu tun, was die Menschen im geistlichen Sinne
sättigt. Sie predigen, sie heilten, sie trieben böse Geister aus. Und
weil sie dies taten, brachten sie den Menschen Gott nahe. Der Hunger nach Gott,
den diese Menschen verspürten, wurde gestillt durch die Arbeit der Jünger.
Und auf diesem Wege wurden auch neue Arbeiter gewonnen, denn wer „geistlich
satt” ist, kann andere ebenfalls sättigen.
Das wird auch im weiteren Verlauf des 10. Kapitels klar, denn die Rede Jesu
weitet sich aus auf das Handeln der ganzen christlichen Gemeinde, die darum auch
unter Verfolgung leidet. Jede(r), der Jesus Christus erkannt hat, teilt die Nahrung
aus, nach der so viele Menschen auch heute verlangen.
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang scheint zunächst offensichtlich.
Es geht hier ja um die 12 Apostel. Allerdings, wie wir auch gesehen haben, sind
die Apostel nur Paradigma für die christliche Gemeinde. Wir werden durch sie
vertreten bzw. repräsentiert. Ihnen wird, nach Jesu Vorhersage im weiteren
Verlauf des 10. Kapitels, vorhergesagt, was sich für die christliche Gemeinde
ereignen wird.
Die Predigt kann aufzeigen, wo Menschen nach Gott hungern, und Wege aufzeigen, wie
dieser Hunger gestillt werden kann. Dabei kann auch darauf hingewiesen werden, dass
wir zu den Arbeitern gehören, die die Ernte einbringen, um auszuteilen, was
daraus an Nahrung gewonnen wird.
Sende dein Licht und deine Wahrheit (EG 172)
Wach auf, du Geist der ersten Zeugen (EG 241)
Einer ist's, an dem wir hangen (EG 256)
Der du in Todesnächten (EG 257)
*Vertraut den neuen Wegen (EG 395)
So jemand spricht: Ich liebe Gott (EG 412)
Wo zwei oder drei (EG 563)
Die Erde ist des Herrn (EG 634)
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