das Kirchenjahr

Gedenktag der Heiligen (Allerheiligen)

1. November

Leben im Glauben

Proprium

Beschreibung:
Das Fest hat seinen Ursprung in der Ostkirche, wo es seit dem 4. Jahrhundert zunächst als Märtyrer-Gedenktag begangen wurde. Etwa seit dem 9. Jahrhundert wurde Allerheiligen von der römischen Kirche (Gregor IV., 828-844, veranlasste Ludwig den Frommen dazu) eingeführt und durchgesetzt. Schon im 8. Jarhundert taucht das Fest in England und Irland auf, aber noch nicht auf dem Festland. In der lutherischen Agende gibt es einen spezifischen Allerheiligentag erst seit 1955.
Da dieses Fest einen der wesentlichen Streitpunkte der Reformation darstellte (Heiligenverehrung und -anbetung, wozu dieses Fest letztlich veranlasste), wurde es verständlicherweise nicht in den Ländern gefeiert, deren Herrscher den lutherischen Glauben angenommen hatten.
Dieser Festtag hat im „protestantischen Lager” kein sonderlich gutes Ansehen, erinnert er doch an die uns (mit Recht) so übertrieben erscheinende Heilgenfrömmigkeit der römischen Kirche. Mag aber dort auch manches zu hinterfragen sein, so müssen wir uns doch mit Ernst fragen lassen, warum die „Heiligen”, wie Paulus in seinen Briefen alle Christusgläubigen nennt, bei uns in so niedrigem Ansehen stehen. Selbst das Evangelium schließt das Gedächtnis der durch Gott Geheiligten nicht aus, wenn Jesus über Maria, die ihn in Bethanien salbt, sagt: Wo dieses Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat. (Mt 26, 13). Der Hebräerbrief mahnt uns: Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt ihrem Glauben nach. (Hebr 13, 7)
Beide Worte zeigen uns, dass das Gedächtnis der Heiligen uns auch das Wirken Gottes in der Geschichte vor Augen führt. Wir sehen, welche Gnade Gott auf uns Menschen ausgießt, welche Gaben er schenken kann, wie sein Wort durch Predigt und Werke verbreitet und geglaubt wird. Wir fühlen uns hineingenommen in eine nicht enden wollende Kette aller Heiligen und in die Gemeinschaft der "triumphierenden", der himmlischen Kirche, denn auch wir sind Heilige, vom Herrn berufen und zu seinem Dienst auserwählt. Mit der himmlischen Kirche singen wir auch immer wieder im Gottesdienst: "Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr Zebaoth!"
Eingangsvotum:
Am Gedenktag der Heiligen freuen wir uns darüber, dass Gott sich seine Kirche in dieser Welt erwählt und wir in diese Kirche mit hineingerufen sind. Auch wir gehören zur Gemeinschaft der Heiligen, die keinen Anfang und kein Ende hat, es sei denn in Gott selbst, der allein uns heiligt. So lassen wir uns auch Hilfen geben, wenn wir hören, wie Gott durch Menschen, die vor uns gelebt haben, in dieser Welt wirkt, und stellen uns selbst für den Dienst am Wort Gottes zur Verfügung.
Wochenspruch:
So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. (Eph 2, 19)
Wochenlied:
Ich glaube, dass die Heiligen (EG 253)
Die Heiligen uns weit voran (
LPfGLieder und Psalmen für den Gottesdienst - Ergänzungsheft zum EG 2018
27;
SJ Liederheft „Singt Jubilate”
29)
Musikvideo zu „Ich glaube, dass die Heiligen” von Calvin Hobbes (Berlin: St. Simeon)
Musikvideo zu „Die Heiligen uns weit voran” von detlefkorsen
Weitere Liedvorschläge
Antiphon:
Die Knechte Gottes werden ihm dienen und sein Angesicht sehen, und sein Name wird an ihren Stirnen sein. (Offb 22, 3c.4)
Halleluja-Vers:
Singet dem Herrn ein neues Lied, / die Gemeinde der Heiligen soll ihn loben. (Ps 149, 1)
Vorschläge zur Gottesdienstgestaltung:
In einem Gottesdienst zum Gedenktag der Heiligen sollte das Heilige Abendmahl gefeiert werden. Denn im Heiligen Abendmahl wird die Gemeinschaft aller Gläubigen, auch der bereits verstorbenen, erfahrbar.
Kyriegebet:
Himmlischer Vater, durch die Taufe hast Du uns in die Gemeinschaft der Heiligen berufen. Oft vergessen wir, wie sehr du uns liebst, und meinen, selbst das Beste aus unserem Leben machen zu müssen, indem wir uns um Wohlstand bemühen und Gesundheit zum höchsten Gut machen. Weise Du uns auf den Weg Deiner Gnade. Wir rufen zu dir:
Kollektengebet (Tagesgebet):
Herr Jesus Christus, der du uns durch die Taufe heiligst als deine Kinder: hilf uns, dass wir unser Leben nach deinem Willen und dem Vorbild deiner Heiligen, die uns im Glauben vorangegangen sind, gestalten. Der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und regierst in Ewigkeit. Amen
Bach-Kantaten:
*BWV 190 - Singet dem Herrn ein neues Lied (Ps, Hall)
Anmerkungen:
Fällt der 1. November auf einen Sonntag, so wird der Gedenktag der Heiligen an einem Werktag der folgenden Woche begangen.
Die liturgische Farbe für diesen Tag soll seit der Perikopenreform 2018 - in Anlehnung an die römische Praxis - weiß sein. Da diese Farbe den Christusfesten vorbehalten ist, und die Farbe rot die Feste markiert, die sich um das Wirken des Heiligen Geistes und das Zeugnis des Evangeliums gebildet haben, bleibe ich hier bei der Farbe rot.
Wenn die Farbe weiß gewählt wird, sollte der Schwerpunkt des Gottesdienstes als Herrenfest erkennbar werden. Es geht dann nicht so sehr um die Heiligen als Vorbilder, sondern um ihre Vollendung als Gäste des Hochzeitsfestes, zu dem Gott sie (und die Gottesdienstgemeinde) einlud. Die Feier des Heiligen Abendmahls ist dann unerlässlich.
Liturgische Farbe:
Rot

Biblische Texte (Perikopen)


Psalm:
150 (
LPfGLieder und Psalmen für den Gottesdienst - Ergänzungsheft zum EG 2018
114)
I:
Epistel
Offb 7, 9-12 (Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserm Gott, und dem Lamm!)
II:
Altes Testament
Dan 7, 1-3.13-18.27 (Das Reich und die Macht und die Gewalt über die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden.)
III:
Evangelium
Mt 5, 1-10 (Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.)
IV:
Offb 7, 9-12 (Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserm Gott, und dem Lamm!)
V:
Dan 7, 1-3.13-18.27 (Das Reich und die Macht und die Gewalt über die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden.)
VI:
Predigttext
Mt 5, 1-10 (Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.)
M:
Joh 17, 6-14(15-19)
Hebr 11, 1-12, 3