s. die Erklärungen zu „Pfingsten”
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V - 1. Kor 2, 12-16Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, dass wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist. 13Und davon reden wir auch nicht mit Worten, wie sie menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Geist lehrt, und deuten geistliche Dinge für geistliche Menschen. 14Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt werden. 15Der geistliche Mensch aber beurteilt alles und wird doch selber von niemandem beurteilt. 16Denn «wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer will ihn unterweisen» (Jesaja 40,13)? Wir aber haben Christi Sinn.
Dieser ausgesprochen schwierige Text (weniger vom Verstehen als
von der Anwendung her) ist natürlich für das Pfingstfest bestens geeignet,
aber stellt uns vor ein Dilemma. Es stehen sich der „Geist der Welt” und
der „Geist aus Gott” gegenüber, wobei der Geist der Welt offensichtlich
minderwertig ist, weil er auf menschliche Weisheit angewiesen ist, und gleich abgetan
wird. Die Frage ist sicher berechtigt, ob der natürliche Mensch mit dem geistlichen
Menschen verbunden ist, oder ob der geistliche Mensch den natürlichen Menschen
zurücklässt. Mit anderen Worten: Wechselt die Qualität eines Menschen,
wenn er den „Geist aus Gott” empfangen hat? Wird er dann zu einem geistlichen
Menschen? Oder wird dem „natürlichen Menschen” die Qualität
„geistlich” hinzugefügt?
Wie es scheint, handelt es sich hier für Paulus um einen vollständigen
Wandel. Der „natürliche Mensch” ist nicht mehr, nun gibt es nur noch
den „geistlichen Menschen”, den, der den Geist Gottes empfangen hat. Dieser
geistliche Mensch hat nun noch eine besonders herausgehobene Stellung: er beurteilt
alles und wird selbst von niemandem beurteilt (Vers 15).
Das ist freilich ein gefährlicher Satz. Schnell neigt man dazu, anstatt „beurteilen”
das Wort „verurteilen” zu lesen. Das liegt auch angesichts
des griechischen Wortes „anakrino” nahe (anakrino bedeutet „untersuchen”
wie in einer gerichtlichen Untersuchung; krino bedeutet „verurteilen”).
Dies würde dazu führen, dass sich die Christen, die sich - zu Recht -
als geistliche Menschen verstehen dürfen, zu Richtern erheben, was zumindest
kritisch ist, zumal es im Widerspruch zu Jesu Aussage „Richtet nicht, damit
ihr nicht gerichtet werdet” (Mt 7,1) steht. Es ist von daher sinnvoll, darauf
hinzuweisen, dass der geistliche Mensch eben nicht Richter ist, wohl aber die Möglichkeit
hat, Menschen, Dinge und Verhältnisse zu beurteilen. Dies aber nur, solange
es im Geist Gottes geschieht, denn sonst ist er kein geistlicher Mensch mehr und
unterliegt selbst solchem Urteil.
Letztlich müssen wir uns fragen: wie stellen wir uns denen gegenüber,
die „natürliche Menschen” sind? Hat es irgendeinen Nutzen, sie zu
beurteilen? Ist es nicht besser, auf sie zuzugehen in Liebe und Vertrauen? Und natürlich
stellt sich auch die Frage: bin ich wirklich ein geistlicher Mensch? Kann ich das
von mir selbst glauben? Und wenn nicht: was bedeutet das für mein Leben?
Auf diese letzten Fragen gibt der Predigttext eine Antwort: Wir haben nicht
empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott. Da gibt es nichts
dran zu rütteln, das ist eine Tatsache. Wir aber haben Christi Sinn,
sagt Paulus, und macht damit deutlich, dass wir mit allem ausgerüstet sind,
das notwendig sein mag, um „geistliche Menschen” zu sein.
Diese Zusage ist ermutigend und zugleich beängstigend, denn sie stellt uns
heraus. Viel lieber wären wir Mitläufer, würden nicht auffallen.
Aber darum können wir uns nun nicht drücken. Das dumme ist eben, dass
wir mit dem, was wir wissen, zumindest auf der Ebene der Vernunft keine Chance haben
(Verse 6-8 und 14).
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist offensichtlich und
muss nicht weiter erläutert werden.
Die Predigt sollte vor allem den Schwerpunkt auf die Zusage des Paulus legen: wir
sind geistliche Menschen, wir haben den Sinn Christi. Aus dieser
Zusage folgt aber keine Überheblichkeit, sondern vielmehr Mut, das weiterzusagen,
was wir wissen: dass Christus gekreuzigt wurde, starb und von den Toten auferstanden
ist; dass er nun zur Rechten Gottes sitzt. Dies zu vermitteln ist und bleibt unsere
Aufgabe, dazu sind wir geistliche Menschen.
Komm, Feuer Gottes (EG 127, 1.4-5)
Zieh ein zu deinen Toren (EG 133)
Komm, o komm, du Geist des Lebens (EG 134)
Wach auf, du Geist der ersten Zeugen (EG 241)
O dass doch bald dein Feuer brennte (EG 255)
Sonne der Gerechtigkeit (EG 262/263)
Zu Ostern in Jerusalem (KHW-EG 556)
Wir danken dir, lebendiger Gott, für alles, was du uns täglich schenkst,
dass du uns Mut und Vertrauen gibst durch deinen Geist. Du bist unser Schöpfer, du
bist unser Beschützer, du bist unser Tröster. Wir danken dir, Gott.
Dein Wort spricht uns frei, es nimmt uns die Angst und gibt uns neue Zuversicht.
Wir bitten dich: lass es wurzeln und wachsen, blühen, reifen und Frucht bringen
in uns allen. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir denken an unsere Kinder, an die Freude, die sie uns bringen, an die Sorgen, die
sie uns aufladen. Erhalte ihnen die Offenheit, die Lust zu lernen. Hilf Eltern,
Lehrerinnen und Lehrern, hilf allen, die erziehen und ausbilden, dass sie das ihnen
geschenkte Vertrauen nicht enttäuschen, nicht missbrauchen. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir denken an die Menschen, die in der Mitte ihres Lebens stehen: Bewahre sie davor,
sich zu überfordern und sich überfordern zu lassen. Gib ihnen Selbstvertrauen und
Gelassenheit. Hilf ihnen, immer weiter zu lernen, Neues, Ungewohntes zu wagen und
Altes, Bewährtes zu verteidigen. Lass sie in allem erkennen, dass du die Quelle des
Lebens bist. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir denken an die Alten unter uns, an alle, die mit dem Gefühl kämpfen, nutzlos und
überzählig zu sein. Zeige ihnen, wo sie gebraucht werden, wo sie anderen helfen können
mit ihrer Erfahrung, mit Rat und Tat. Lehre sie, sich am Leben zu freuen, die Zeit zu
nutzen, die ihnen geschenkt ist. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir denken an die, die mit dem Tod kämpfen. Lass sie erkennen, dass du ihre Hoffnung
bist. Hilf ihnen, Kraft zu schöpfen in der Gewissheit, dass ihr innerer Mensch nicht
stirbt, sondern die Herrlichkeit deines Reiches schauen wird. Mache den Angehörigen Mut,
davon zu reden und darauf zu vertrauen, dass du der Herr über Leben und Tod bist. Wir
rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Dir vertrauen wir uns an, Gott, bei allen Mühen und allen Freuden, die uns das Leben
schenkt. Durch Jesus Christus, unsern Herrn.
Amen
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