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Zu den Perikopen
Predigtvorschläge zu Reihe I - Joh 5, 24-29
Die folgende Ansprache wurde in der Friedhofskapelle gehalten.
	Liebe Gemeinde,
	»Sterben müssen wir alle mal!«, sagt man oft flapsig und bringt damit seine 
	Sorglosigkeit angesichts einer Gefahr zum Ausdruck, denn so oder so: man kann den 
	Tod nicht verhindern.
	Hinter dieser Aussage verbirgt sich aber auch eine große Unsicherheit. „Sollte dies 
	meine letzte Stunde sein?“ Denn natürlich möchte man noch nicht sterben. 
	Mit dieser Aussage wird einerseits eine wichtige Wahrheit ausgesprochen, andererseits 
	macht sie aber auch deutlich, dass man sich dieser Wahrheit eigentlich nicht stellen 
	will.
	Wir sind heute hier auf dem Friedhof, weil liebe Menschen hier begraben liegen. Vater, 
	Mutter, Ehepartner, Kinder, Bruder oder Schwester, Freund oder Freundin…
	Wir begegnen dem Tod und machen uns Gedanken: Ist mit dem Tod wirklich alles aus?
	Der Tod setzt uns ein scheinbar endgültiges Ende - jedenfalls geht das Leben in 
	dieser Welt nicht weiter. Hier herrscht vollkommene Ruhe. Nur die Natur regt sich, 
	Vögel zwitschern hin und wieder, der Wind bewegt die Bäume und Sträucher. Da kommen 
	Tod und Leben auf merkwürdige Weise zusammen.
	Wir mussten wohl alle schon Abschied nehmen von lieben Menschen und haben dabei 
	erfahren, wie unbarmherzig die Endgültigkeit des Todes ist. Es gibt kein Zurück. 
	Es gibt nur in einem Sinn ein »nach dem Tod«: es ist das Verlassensein, das Alleinsein, 
	das Getrenntsein von dem lieben Menschen.
	Es ist, als sei da eine Mauer aufgebaut, die uns von den Toten trennt. Und wir fragen 
	uns, wie es auf der anderen Seite aussieht. Ist da überhaupt etwas?
	Der 126. Psalm endet mit diesen Worten:
	
	Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.
	Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen
	und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.
	
	Frucht kann nur dann entstehen, wenn zuerst etwas ausgesät wurde. Jesus hat dazu gesagt: 
	Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es 
	aber erstirbt, bringt es viel Frucht.
	
	Martin Luther hat mit seiner Wortschöpfung etwas deutlich gemacht, was sonst nicht so 
	leicht deutlich wird: denn das Wort „ersterben“ ist nicht das gleiche wie „sterben“. 
	Das Wort „ersterben“ bringt zum Ausdruck, dass im Sterben etwas Neues entsteht. So ist 
	der Tod nicht ein „Ins-Nichts-Fallen“, sondern der Beginn von etwas Neuem, das wir 
	allerdings noch nicht wirklich beschreiben können.
	Der 126. Psalm spricht nun davon, dass mit Tränen gesät wird. Das ist wohl so gemeint, 
	dass man »unter Tränen« sät, also in Trauer oder mit Schmerzen, leidend auf jeden Fall. 
	Die Saat, die man ausbringt, erfordert viel, sie verlangt Verzicht - das kann eben so 
	weit gehen, dass der Verzicht wirklich schmerzhaft wird. Darum »mit Tränen« säen.
	Aber was ist die Saat? Ist es der Mensch, den wir zur letzten Ruhe geleitet haben? Ist 
	es die Liebe, die nun nicht mehr erwidert wird, weil der geliebte Mensch gestorben ist? 
	Oder ist es das beständige Gebet, das nicht aufhört, zu hoffen, wo längst alle die 
	Hoffnung aufgegeben haben? Oder ist es der Wille, nicht aufzugeben, obwohl einen 
	eigentlich alles dazu ermuntert?
	Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten, sagt der Psalmbeter. Sie werden die 
	Ernte einbringen, und dann wird die Zeit der Freude sein. Wann und wie - das erschließt 
	sich uns jetzt noch nicht. Aber wir dürfen wohl darauf vertrauen, dass Gott uns Grund 
	zur Freude schenkt, und das wollen wir festhalten.
	Aber allein darauf zu hoffen, dass die Saat irgendwann aufgeht, würde vielleicht nicht 
	ausreichen, um den Mut und die Kraft zu finden, wieder hinauszugehen und neue Saat zu 
	säen. Darum wenden wir uns Gott zu und bitten ihn um seine Nähe, seine Kraft, seine 
	Hilfe. 
	»Herr, auf dich traue ich, lass mich nicht zuschanden werden. Errette mich nach deiner 
	Barmherzigkeit und hilf mir aus. Neige deine Ohren zu mir und hilf mir. Sei mir ein 
	starker Hort, ein Hort, dahin ich immer fliehen möge, der du hast zugesaget mir zu 
	helfen.« (Ps 71, 1-3a)
	
	So betet der Psalmist im 71. Psalm.
	Gott ist da - auch in der größten Not, auch dann, wenn der Tod unser Leben radikal 
	verändert hat. Er ist unser Schutz und unser Hort, er hilft uns auch und gerade dann, 
	wenn wir so verzweifelt sind, dass wir die Saat nicht mehr ausbringen wollen oder 
	können. Das ist ein großer Trost.
	Die Toten - die, die uns vorausgegangen und vor ihren Schöpfer getreten sind - haben 
	ihre Saat ausgesät. Sie sind nun hingegangen, um die Garben einzusammeln, die Früchte 
	ihrer Saat, in großer Freude. Dies lasst uns festhalten und getrost in unsere eigene 
	Zukunft blicken, in der Gott, unser Herr, unser Hort ist, zu dem wir immer fliehen 
	dürfen, der uns immer helfen wird.
	 
	Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Jesus Christus herrscht als König (EG 123)
Gott der Vater steh uns bei (EG 138)
	Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben (EG 227)
O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens (EG 416)
	Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen (EG 518)
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