Die Adventszeit als Vorbereitungszeit auf das Christfest ist erst im 4. Jahrhundert
entstanden, wobei es zunächst erhebliche Unterschiede in der Dauer (von einer
Woche bis zu 40 Tagen) gab. Vier Sonntage im Advent gibt es für die römische
Kirche, deren Praxis die Reformation übernommen hat, seit etwa 600, der 1.
Sonntag im Advent wird aber erst seit Mitte des 8. Jahrhunderts als Beginn des Kirchenjahres
besonders gefeiert. Von Anfang an hatte die Adventszeit den Charakter der Bußzeit
(s. Fastenzeit) als Vorbereitung auf das Christfest,
den „Geburtstag” Jesu Christi.
Im Advent sehen wir nicht nur zurück auf die Ankunft des Herrn, wie sie
uns in der Bibel als „Weihnachtsgeschichte” überliefert ist, sondern
auch voraus auf die zukünftige Ankunft des Herrn als Herrscher dieser Welt
und Begründer des Neuen Jerusalem. In der Spannung zwischen beiden erfahren
wir im Advent den Herrn als den, der auf uns zukommt, sich uns immer wieder neu
zuwendet und uns zur Buße, d.h. zur Umkehr zu ihm hin einlädt.
Der Advent eröffnet einen Kreis, der sich erst kurz zuvor mit den drei letzten
Sonntagen des Kirchenjahres, die auf das zukünftige Reich schauten, geschlossen
hat. Nun beginnen wir das Kirchenjahr mit dem Einzug in Jerusalem, dem Kommen Jesu
in diese Welt.
Auch wenn wir das Kirchenjahr als einen Zyklus feiern, so will es uns doch wie
eine Spirale auch vorwärts führen, weiter auf einem Weg, der unser Lebensweg
ist. So wird uns auch der Advent als Neuanfang nicht wie eine Wiederholung, sondern
wirklich wie ein neues Erlebnis in unserem Leben erscheinen.
Im Advent gewinnt das Wort Gestalt: „Ich bin das A und O, der Anfang
und das Ende, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.”
(Offb 1, 8) Während wir uns einerseits auf die Erscheinung Gottes im Fleisch
freuen, so werden wir uns doch andererseits unserer Unwürdigkeit bewusst,
diesen großen Herrn zu empfangen. Darum lassen wir uns in dieser Zeit mahnen
an die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden (Johannes der Täufer) und
umfassen auf unserem Weg zur Krippe das Kreuz des Herrn, das allein uns würdig
macht, ihm entgegen zu sehen und zu gehen. Weil wir uns um dieses Kreuzes willen auch
freuen können, singen wir mit Maria in der Adventszeit das „Magnifikat”:
„Meine Seele erhebt den Herrn und mein Geist freut sich Gottes meines Heilands!” (Lk 1, 46f).
Früher fiel am 2.-4. Sonntag im Advent nicht nur das „Gloria in excelsis”, sondern auch das „Halleluja” weg.
Mit dem neuen Evangelischen Gottesdienstbuch darf nun das Halleluja auch an den 2.-4. Sonntagen im Advent gesungen werden.