Das Christfest II ist zugleich der Tag des Erzmärtyrers Stephanus. Inhaltlich ist dieser Tag, wenn er als „Tag nach der Geburt des Herrn” gefeiert wird, nur noch ein Abglanz. Seine Existenz geht auf das Verlangen zurück, die Weihnachtsbotschaft immer und immer wieder zu hören, gewissermaßen das Geschehen der Christnacht zu einem andauernden Erlebnis werden zu lassen. Eine besondere Stellung erhält dieser Tag jedoch durch das Evangelium, das den Prolog des Johannes-Evangeliums enthält und so die Geburt Jesu in den Kontext der Schöpfung stellt. Von daher ist dieser Tag vielleicht gerade heute von besonderer Bedeutung.
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VI - 2. Kor 8, 7-9Wie ihr aber in allen Stücken reich seid, im Glauben und im Wort und in der Erkenntnis und in allem Eifer und in der Liebe, die wir in euch erweckt haben, so gebt auch reichlich bei dieser Wohltat. 8 Nicht sage ich das als Befehl; sondern weil andere so eifrig sind, prüfe ich auch eure Liebe, ob sie rechter Art sei. 9 Ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet.
Dieser Abschnitt ist sicherlich mit Vorsicht zu behandeln. Was für eine Armut ist hier gemeint,
von der Paulus da redet? Wir neigen dazu, der materiellen Armut,
die in den Umständen der Geburt Jesu zu erkennen sind, eine romantische Qualität
anzuhängen, wodurch das Christfest dann noch etwas kitschiger wird.
Ich denke aber, dass hier nicht solche materielle Armut, sondern die Entsagung der
göttlichen Qualitäten gemeint ist, wie auch der Vers 7 erkennen
lässt. Jesus als der Sohn Gottes hat alles, was ihn zu Gott macht, aufgegeben, ist
also ganz Mensch geworden, und diese Armut ist es, die uns reich macht.
Zwar lässt Vers 7 auch an materielle Armut denken, denn es geht um die Geldsammlung
für die Gemeinde in Jerusalem, aber die Motivation für diese Geldsammlung kann genausogut
die simple Tatsache sein, dass Jesus Christus uns vom Tod erlöst hat durch seine Menschwerdung und dieses
Geschenk uns nicht nur animiert, sondern sogar verpflichtet, anderen, denen es schlechter geht, zu
helfen. Zu bedenken ist ja, dass die Gemeinden damals durchaus nicht die reichsten waren, sondern meist
aus den ärmeren Gesellschaftsschichten stammten.
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist schon einleuchtend: Jesus Christus wurde arm, er gab den
Reichtum seiner Gottheit auf, um uns reich zu machen. Es ist ja die Menschwerdung Gottes, durch die das Wunder
geschieht, das uns vom ewigen Tod erlöst, und nicht materielle Armut oder sonst irgend eine „Qualität”.
In der Predigt sollte man wohl vermeiden, den Zusammenhang dieses Verses mit heranzuziehen. Er trägt aufgrund des
kirchenjahreszeitlichen Zusammenhanges nichts aus. Es kann und sollte betont werden, worin der Reichtum besteht, den wir
durch die Armut Christi empfangen haben. Dabei kann auch darauf hingewiesen werden, dass wir oft diesen Reichtum missachten,
denn er besteht nun mal nicht aus Zahlen auf dem Bankkonto. Durch die Missachtung aber verlieren wir ihn auch.
Gelobet seist du, Jesus Christ (EG 23)
Lobt Gott, ihr Christen alle gleich (EG 27)
Ich steh an deiner Krippen hier (EG 37)
Dies ist der Tag, den Gott gemacht (EG 42)
Also liebt Gott die arge Welt (EG 51)
Das Kreuz ist aufgerichtet (EG 94)
Herr Gott, himmlischer Vater: Du schenkst uns den Glauben an deine wunderbare
Güte, die du uns durch die Geburt deines Sohnes bewiesen hast. Wir danken dir dafür und
bitten dich: hilf, dass wir nicht aufhören, davon zu erzählen. Lass uns Zeugen sein,
Zeugen deiner Liebe, damit sich das Angesicht dieser Welt verwandelt, damit Frieden
werden kann, damit dein Reich gebaut werde.
Es sind so viele, die kleinmütig geworden sind, weil dein Licht verdunkelt wurde durch
die Realitäten dieser Welt. Schenke ihnen großen Mut. Lass die Kranken dein Heil erfahren.
Wisch die Tränen ab von den Angesichtern der Trauernden. Schenke Hoffnung den Verzagten.
Es sind so viele, die Ungerechtigkeit erleiden, weil Mächtige nur ihren eigenen Vorteil
suchen. Lass ihnen Gerechtigkeit widerfahren. Falle denen in den Arm, die ihn gegen
wehrlose erheben. Mache die Waffen nutzlos. Gib Frieden, Herr.
Es sind so viele, deren Vertrauen missbraucht wurde. Sie können den Weg des Vertrauens
nicht mehr gehen. Lass sie erkennen, dass du zu deinem Wort stehst. Mache ihnen Mut,
Vertrauen zu schenken, damit ihr Leben wieder einen Halt bekommt.
Hilf uns, Zeugen zu sein. Nimm dich unser gnädig an, wenn wir versagen in dem, was uns
zu tun gegeben ist. Rette und erhalte uns, denn dir allein gebührt Ruhm, Ehre und Anbetung,
dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen
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