Die Gedenktage der Apostel und Evangelisten sind der protestantischen Kirche
weitgehend verloren gegangen. Eine Ursache dafür ist gewiß die kalendarische
Festlegung, die eine Einbeziehung des Gedenkens in die Gottesdienste erschwert.
Gewichtiger ist leider die verbreitete Annahme, das Gedenken der Apostel und Evangelisten
sei "katholisch" und würde dem reformatorischen Erbe widersprechen.
Die wenigsten, die dies meinen, wissen heute, dass die CA (Confessio Augustana),
die grundlegende Schrift der Reformation, die gegen die Mißbräuche in
der römischen Kirche verfaßt worden war (s. Tag
der Augsburgischen Konfession), das Gedenken der Heiligen (ohne Beschränkung
auf die Apostel und Evangelisten) ausdrücklich empfiehlt, "auf dass
wir unseren Glauben stärken, wenn wir sehen, wie ihnen Gnade widerfahren, auch
wie ihnen durch Glauben geholfen ist." (Art. 21) Auch das Zeugnis der Heiligen
Schrift wird zu diesem Thema nur selten gehört: "Gedenkt an eure Lehrer,
die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt ihrem Glauben
nach." (Hebr 13, 7)
Natürlich wehrt sich die protestantische Kirche entschieden und mit Recht
gegen die Anrufung der Heiligen, aber ein derartiger Mißbrauch ist in unserer
Zeit unter den Protestanten gewiß nicht zu befürchten.
Die Geschichte der Aposteltage beginnt schon im 3. Jahrhundert, und erst mit
der Aufklärung im 18. Jahrhundert sind sie den lutherischen Kirchen, die sie
bis dahin in ihren Ordnungen vorsahen, verlorengegangen. Heute wird durch Angebote
versucht, wenigstens die Apostel- und Evangelistentage sowie einige andere, für
das Evangelium wichtige Gedenktage wieder in den Gemeinden einzuführen.
Die hier aufgeführten Tage sind duchweg im Kalender der Lutherischen Liturgischen
Konferenz Deutschlands von 1977 zu finden; die ausführliche einleitung zu jedem
Gedenktag soll die Beschäftigung mit den entsprechenden Gestalten erleichtern
und zu einem gottesdienstlichen Begehen des Gedenktages (z.B. durch eine Vesper)
ermuntern. An manchen Gedenktagen wird wegen des wichtigen Inhaltes die Verlegung
auf den nächsten Sonntag empfohlen.
Wichtig ist aber für den Gedenkgottesdienst, dass die Erzählung
der Lebensgeschichte das Hören auf die Heilige Schrift nicht verdrängen
darf.
Die liturgische Farbe der Apostel- und Evangelistentage ist Rot als Farbe des Blutes der Märtyrer, da die meisten der Apostel und Evangelisten den Märtyrertod erlitten, bzw. als Farbe des Heiligen Geistes (s. Pfingsten), der die Apostel und Evangelisten erfüllte.