Das Thema des 2. Sonntags im Advent wendet sich jetzt
dem erlösenden Aspekt Gottes zu, nachdem am 1. Sonntag im Advent
die Macht des Herrschers im Vordergrund stand. Der Erlöser wirkt auf
vielerlei Weise - wiederum durch Macht, oder durch den Opfertod am Kreuz. Das Kommen wird
aber auch als Erlösung von den Leiden dieser Welt angesehen, d.h. der Herr,
wenn er kommt, wird endlich ein Ende machen mit der hiesigen Trübsal (Epistel).
Ab diesem Sonntag entfällt das "Gloria in excelsis".
Der originale Name des 2. Adventssonntags lautet „Populus Sion”,
was sich vom ursprünglichen lateinischen Introitus ableitet:
„Populus Sion, ecce Dominus veniet ad salvandas gentes”: „Volk von Zion, siehe,
der Herr wird kommen, zu retten die Völker”, Jes 30,19.30.
Klicken Sie hier für die Anregungen für alle Predigtreihen (soweit vorhanden)
I - Jes 35, 3-10Stärket die müden Hände und macht fest die wankenden Knie! 4 Saget den verzagten Herzen: «Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Er kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen.» 5 Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. 6 Dann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch, und die Zunge der Stummen wird frohlocken. Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme im dürren Lande. 7 Und wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen, und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen sein. Wo zuvor die Schakale gelegen haben, soll Gras und Rohr und Schilf stehen. 8 Und es wird dort eine Bahn sein, die der heilige Weg heißen wird. Kein Unreiner darf ihn betreten; nur sie werden auf ihm gehen; auch die Toren dürfen nicht darauf umherirren. 9 Es wird da kein Löwe sein und kein reißendes Tier darauf gehen; sie sind dort nicht zu finden, sondern die Erlösten werden dort gehen. 10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.
Wieder eine Prophetie, deren Erfüllung auf sich
warten lässt und die zunächst nicht uns meint. Vielleicht nimmt Jesus
auf Ausschnitte aus diesem Text (Verse 5+6) Bezug, wenn er in Lk 7,22 auf die
Anfrage der Jünger Johannes des Täufers antwortet, ob er der Messias
sei. Dadurch würde natürlich dieser Text für uns sogleich
relevant werden. Er tut es aber auch ohne diesen neutestamentlichen Bezug, denn
unser aller Sehnsucht richtet sich ja auf das Heil, das unserer Welt endlich
den lang ersehnten Frieden und ewige Freude schenkt.
Vers 10 ist vielen
vielleicht bekannt durch die Aufnahme dieses Textes in das Deutsche Requiem von
Johannes Brahms. Interessant ist der Hinweis auf den "Heiligen Weg" (Vers 8-9).
Dieser Weg zeichnet sich ganz besonders aus dadurch, dass er nur von Reinen und
den Erlösten betreten wird. Auch die wilden Tiere halten sich an diese
Regel. Wo er hinführt, bleibt offen. Verstehen lässt sich dieser
Hinweis wohl erst, wenn man auch die ersten 2 Verse des Kapitels betrachtet: es
wird hier in unserer Perikope eine Welt beschrieben, die aus der Wüste
hervorgeht, also aus dem Land, das Symbol für Tod und Vernichtung ist. Und
in dieser neuen Welt des Lebens, die die Welt des Todes ersetzt, wird es einen
solchen Weg geben.
Automatisch stellt sich die Frage, was mit denen ist,
die unrein und nicht erlöst sind. Aber mit dieser Frage befasst sich die
Perikope nicht. Denn hier werden Menschen angesprochen, die weder unrein noch
unerlöst sind. So geht es uns auch im Gottesdienst.
Unbehagen bereitet
der Vers 4, in dem Gottes Kommen "zur Rache" angekündigt wird. An wem
sollte er sich rächen? Hier ist sicherlich ein geschichtlicher Bezug zu
erkennen, der für das Volk Israel von Bedeutung ist: Rache an den
Völkern, die das Volk Gottes unterdrückt, zerstört und aus
seiner Heimat geführt haben. Diesem Vers sollte daher kein großes
Gewicht beigemessen werden - falls doch, dann nur darum, um den geschichtlichen
Zusammenhang aufzuklären.
Es bleibt weiter das Problem, dass dies auch
für uns eine Zukunftsvision ist. Dieses Heil können wir noch nicht
erkennen, es ist noch nicht greifbar geworden, zumindest nicht so, wie es hier
beschrieben wird.
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang
ist nicht ganz einsichtig. Natürlich ist hier von Erlösung die Rede,
aber nicht vom Erlöser - eher wird noch vom Rächer gesprochen.
Möglich wird der Zusammenhang, wenn man eben auch die Verbindung mit der
Perikope in Lk 7 herstellt, wo Jesus selbst über sich aussagt, dass er der
Erlöser ist, der dies alles geschehen lässt.
Wichtig ist
freilich, in der Predigt darauf hinzuweisen, dass hier mehr Hoffnung als
Realität beschrieben wird. Wir wissen zwar, dass der Erlöser schon zu
uns gekommen ist, aber dieser Zustand existiert noch nicht so, wie wir es uns
wünschen und wie er in diesem Text beschrieben wird, es sei denn, man legt
alles allegorisch aus, was zutiefst problematisch wäre, weil dadurch das
biblische Wort schnell an Glaubwürdigkeit verlieren kann. Der beste Weg
scheint mir, diese Vision zu unserer eigenen zu machen, so wie es das Volk
Israel damals tat: es wird eine Zeit geben, in der wir als die Erlösten
nach Zion kommen werden mit Jauchzen. Es wird eine Heimkehr sein, wie wir sie
uns jetzt nicht vorstellen können. Wohin? Wo ist unser Zuhause, wenn nicht
bei Gott?
So wird letztlich die Predigt dies zum Ausdruck bringen: nicht
nur unser Erlöser kommt zu uns, sondern wir kommen zu ihm, er hat uns
schon auf den Weg gebracht. Und dieser Weg ist der Heilige Weg, von dem in
diesem Text die Rede ist. Solange wir unsere Erlösung durch Jesus Christus
festhalten, werden wir auf diesem Weg wandeln.
Ihr lieben Christen, freut euch nun (EG 6)
O Heiland, reiß die Himmel auf (EG 7)
Mit Ernst, o Menschenkinder (EG 10)
Das schreib dir in dein Herze (EG 11, 6-10)
Herzlich tut mich erfreuen (EG 148)
Jerusalem, du hochgebaute Stadt (EG 150)
Er wird nicht lang verziehen (EG 151, 4-8)
Gott, Erlöser: komm.
Komm und erlöse, die gefangen sind in sich selbst, denen es unmöglich ist, ihre Nächsten zu sehen. Befreie sie und schenke ihnen
Gemeinschaft mit dir. Wir rufen zu dir:
Gem.: Ja, komm, Herr Jesus!
Komm und erlöse, die gefangen sind im Elend des Krieges, denen alle Hoffnung genommen ist. Befreie sie und schenke ihnen Frieden und Zuversicht.
Wir rufen zu dir:
Gem.: Ja, komm, Herr Jesus!
Komm und erlöse, die gefangen sind in Armut und Aussichtslosigkeit, die keine Perspektiven haben. Befreie sie und wecke auf, die ihnen helfen
könnten zu einem Leben in Würde. Wir rufen zu dir:
Gem.: Ja, komm, Herr Jesus!
Komm und erlöse, die gefangen sind von Krankheit und Tod. Befreie sie und führe sie zum ewigen Leben. Wir rufen zu dir:
Gem.: Ja, komm, Herr Jesus!
Komm und erlöse, die ihren Platz nicht mehr kennen in unserer Gesellschaft, die nicht wissen, wohin sie eigentlich gehören, weil sie abgeschoben werden.
Befreie sie und weise ihnen ihren Platz zu, dass man sie nicht mehr übersehen kann. Wir rufen zu dir:
Gem.: Ja, komm, Herr Jesus!
Komm und erlöse uns, barmherziger Gott, von allem, was uns von dir trennen will. Befreie uns, damit wir das Wort deiner Liebe hinaus tragen
können in diese, unsere Welt.
Amen
oder
Herr Gott, du kommst zu uns, damit wir verwandelt werden zu hoffen und zu lieben,
uns zu freuen und geborgen zu fühlen. Wir bitten dich: Öffne unsere Herzen, damit
wir dein Lob weitersagen. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich (z.B. EG 178.11)
Komm zu all denen, die erschöpft sind und abgestumpft, die nicht mehr an deine Liebe
glauben können. Erfülle sie mit deinem Geist, der Leben schafft. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich
Komm zu all denen, die einsam sind und sich nicht mehr freuen können, die keinen
Menschen haben, der sich für sie interessiert. Begegne ihnen auf ihren Wegen. Wir
rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich
Komm zu den alten und jungen Menschen, die wenig Sinn in ihrem Leben sehen, die mit
sich und der Welt nichts mehr anzufangen wissen. Lehre sie staunen über deine Größe
und deine Güte. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich
Komm zu denen, die in Streit und Unfrieden leben, die hungern und frieren und
obdachlos sind. Du hast selbst alles erduldet. Führe sie den Weg des Lichts, den
du zuvor gegangen bist. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich
Komm in unsere Gemeinde, die wir uns danach sehnen, dein Lob mit einem Munde zu
singen. Lass deine Liebe in uns Gestalt gewinnen. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich
Komm du zu uns, Herr. Sei du bei uns mit deinem Frieden, deiner Kraft und deinem
Segen. Erfülle du uns mit deinem Trost und deiner Freude. Das bitten wir dich durch
Jesus Christus, deinen Sohn.
Amen
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