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Zu den Perikopen
Predigtvorschläge zu Reihe II - Dtn 30, 11-14
Die nachfolgende Predigt bezieht sich auf die Perikope Dtn 30, 11-20:
Liebe Gemeinde!
Das Buch Deuteronomium, das wir auch als das 5. Buch Mose kennen, ist in gewisser
Weise eine Zusammenfassung der ersten vier Bücher der Bibel. Man vermutet, dass
es wesentlich später geschrieben wurde und kurz vor der Fortführung der Israeliten
in das Exil bekannt wurde. Es sollte als Mahnung vor dem Götzendienst und als
Erinnerung an die Taten Gottes dienen.
Im zweiten Buch der Könige wird davon berichtet, wie der König Joschia in seinem
18. Regierungsjahr, das ist 622 vor Christus, den Schreiber Schafan zum Oberpriester
Hilkija schickt. Dieser habe dem Schafan das Gesetzbuch übergeben, das er im Tempel
gefunden habe. Daraufhin las Schafan das Buch und berichtete sofort dem König davon,
der, als er die Worte des Buches hörte, seine Kleider zerriss und sich den Rat der
Prophetin Hulda einholte. Schließlich rief er eine Volksversammlung ein, ließ das
ganze Buch der Versammlung vorlesen und verpflichtete die versammelte Menge zum
Gehorsam gegen die Gebote Gottes.
Es begann eine dramatische Reformation, man kann es schon fast eine Kulturrevolution
nennen. Denn alles, was dem Wort des Buches nicht standhalten konnte, wurde beseitigt.
Es wurde ein Passahfest ausgerufen, wie es das seit der Zeit der Richter nicht mehr
gegeben hatte.
Heute geht man davon aus, dass das Buch Deuteronomium genau oder wenigstens zum größten
Teil das Buch ist, das damals zur Zeit des Königs Joschija gefunden worden war.
Das Buch besteht zum größten Teil aus einer Rede des Mose an das Volk Israel, aus der
auch unser Abschnitt stammt. Sie stehen kurz davor, den Jordan zu überschreiten, um
das Land Kanaan einzunehmen. Mose weiß, dass seine letzte Stunde gekommen ist, und so
erscheint es wie ein Vermächtnis, das hier dem Volk Israel vermacht wird.
Der Abschnitt, den wir gerade gehört haben, stellt das Ende dieser Rede dar. Und es
redet in einer schönen Weise von den Geboten Gottes.
Die Gebote scheinen uns heute ganz selbstverständlich, niemand würde widersprechen,
wenn man sagte, auf ihnen basiert unsere gesamte Gesetzgebung. Aber was wir gerade
gehört haben, redet nicht von den Geboten, als seien sie Gesetze, die das Miteinander
Leben regeln, Besitzverhältnisse sichern und Lebensschutz gewährleisten, sondern es
redet von den Geboten als einem Gut, das wertvoll und liebenswert ist.
Das Gebot ist nicht ferne, sagt Mose. Es ist nichts, wonach man sich ausstrecken muss,
und also auch nichts, worum man sich bemühen muss, damit es eingehalten wird. Es ist
vielmehr ganz nah an deinem Herzen, besser noch: es ist in deinem Herzen.
Wenn Mose, ja, wenn Gott sein Gegenüber duzt, dann meint er immer das Gottesvolk. Es
gibt nur dieses eine Gegenüber. Das Volk Gottes wird in die Pflicht genommen, und dem
Volk Gottes widerfährt die Barmherzigkeit des Allmächtigen. Darum ist auch der Segen
so formuliert, denn es ist der Segen Gottes für sein Volk: Der Herr segne dich und behüte
dich, und nicht: „der Herr segne euch und behüte euch“, oder gar „der Herr segne uns und
behüte uns“. Nein, Du bist gemeint, du Volk, das Gott dir erwählt hat zum Erbe, und das
er in seine Nachfolge gerufen hat.
Wir Christen sind dazu gezählt, wir sind Teil dieses Volkes durch die Gnade Jesu Christi.
Und so gilt auch uns dieses „Du“. Es gibt keine individuelle Ansprache, auch wenn alle
sich einzeln angesprochen fühlen sollen. Es ist immer das Volk, zu dem wir gehören, gemeint:
Volk Gottes.
In dein Herz ist das Gebot Gottes gelegt, ganz nah. Das ist keine Drohung, sondern eine
Zusage: Du musst es nicht suchen. Es ist da: für dich. Damit du weißt, dass ich auch da
bin, dein Gott.
Es klingt das Schema an, das die Menschen über Jahrhunderte begleitet hat: wenn du
nicht den Geboten folgst, wirst du in dein Verderben laufen. Es ist ja auch wahr.
Aber die Zusammenhänge sind nicht so einfach, wie sie dargestellt werden.
Aber eins ist wohl wahr: du, Volk Gottes, hast die Wahl – die Wahl zwischen Leben und
Tod. Denn das Gebot Gottes ermöglicht Leben, ein Leben in Freiheit, so unwahrscheinlich
das auch erscheinen mag. Jedes Gebot schränkt ja die Freiheit ein. Aber genau so soll
es nicht sein. Wir wissen, dass die Gebote zum Schutz aller dienen, also auch zu meinem
Schutz. Es gibt darum nichts Besseres, als ihnen zu folgen und sein Leben danach auszurichten.
Wenn wir begreifen, dass die Gebote das Leben ermöglichen, und wenn wir sie in unser
Herz aufnehmen, dann können wir wohl auch die Freiheit erfahren, die durch die Gebote
Gottes erst ermöglicht wird. Freiheit, sich für das Leben zu entscheiden. Freiheit,
die allen Menschen in dieser Welt das Leben möglich macht.
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Der Gottesdienst soll fröhlich sein (EG 169)
Herr, öffne mir die Herzenstür (EG 197)
Herr, dein Wort, die edle Gabe (EG 198)
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Predigtvorschläge zu Reihe V - Dtn 30, 11-14
Die nachfolgende Predigt bezieht sich auf die Perikope Dtn 30, 11-20:
Liebe Gemeinde!
Das Buch Deuteronomium, das wir auch als das 5. Buch Mose kennen, ist in gewisser
Weise eine Zusammenfassung der ersten vier Bücher der Bibel. Man vermutet, dass
es wesentlich später geschrieben wurde und kurz vor der Fortführung der Israeliten
in das Exil bekannt wurde. Es sollte als Mahnung vor dem Götzendienst und als
Erinnerung an die Taten Gottes dienen.
Im zweiten Buch der Könige wird davon berichtet, wie der König Joschia in seinem
18. Regierungsjahr, das ist 622 vor Christus, den Schreiber Schafan zum Oberpriester
Hilkija schickt. Dieser habe dem Schafan das Gesetzbuch übergeben, das er im Tempel
gefunden habe. Daraufhin las Schafan das Buch und berichtete sofort dem König davon,
der, als er die Worte des Buches hörte, seine Kleider zerriss und sich den Rat der
Prophetin Hulda einholte. Schließlich rief er eine Volksversammlung ein, ließ das
ganze Buch der Versammlung vorlesen und verpflichtete die versammelte Menge zum
Gehorsam gegen die Gebote Gottes.
Es begann eine dramatische Reformation, man kann es schon fast eine Kulturrevolution
nennen. Denn alles, was dem Wort des Buches nicht standhalten konnte, wurde beseitigt.
Es wurde ein Passahfest ausgerufen, wie es das seit der Zeit der Richter nicht mehr
gegeben hatte.
Heute geht man davon aus, dass das Buch Deuteronomium genau oder wenigstens zum größten
Teil das Buch ist, das damals zur Zeit des Königs Joschija gefunden worden war.
Das Buch besteht zum größten Teil aus einer Rede des Mose an das Volk Israel, aus der
auch unser Abschnitt stammt. Sie stehen kurz davor, den Jordan zu überschreiten, um
das Land Kanaan einzunehmen. Mose weiß, dass seine letzte Stunde gekommen ist, und so
erscheint es wie ein Vermächtnis, das hier dem Volk Israel vermacht wird.
Der Abschnitt, den wir gerade gehört haben, stellt das Ende dieser Rede dar. Und es
redet in einer schönen Weise von den Geboten Gottes.
Die Gebote scheinen uns heute ganz selbstverständlich, niemand würde widersprechen,
wenn man sagte, auf ihnen basiert unsere gesamte Gesetzgebung. Aber was wir gerade
gehört haben, redet nicht von den Geboten, als seien sie Gesetze, die das Miteinander
Leben regeln, Besitzverhältnisse sichern und Lebensschutz gewährleisten, sondern es
redet von den Geboten als einem Gut, das wertvoll und liebenswert ist.
Das Gebot ist nicht ferne, sagt Mose. Es ist nichts, wonach man sich ausstrecken muss,
und also auch nichts, worum man sich bemühen muss, damit es eingehalten wird. Es ist
vielmehr ganz nah an deinem Herzen, besser noch: es ist in deinem Herzen.
Wenn Mose, ja, wenn Gott sein Gegenüber duzt, dann meint er immer das Gottesvolk. Es
gibt nur dieses eine Gegenüber. Das Volk Gottes wird in die Pflicht genommen, und dem
Volk Gottes widerfährt die Barmherzigkeit des Allmächtigen. Darum ist auch der Segen
so formuliert, denn es ist der Segen Gottes für sein Volk: Der Herr segne dich und behüte
dich, und nicht: „der Herr segne euch und behüte euch“, oder gar „der Herr segne uns und
behüte uns“. Nein, Du bist gemeint, du Volk, das Gott dir erwählt hat zum Erbe, und das
er in seine Nachfolge gerufen hat.
Wir Christen sind dazu gezählt, wir sind Teil dieses Volkes durch die Gnade Jesu Christi.
Und so gilt auch uns dieses „Du“. Es gibt keine individuelle Ansprache, auch wenn alle
sich einzeln angesprochen fühlen sollen. Es ist immer das Volk, zu dem wir gehören, gemeint:
Volk Gottes.
In dein Herz ist das Gebot Gottes gelegt, ganz nah. Das ist keine Drohung, sondern eine
Zusage: Du musst es nicht suchen. Es ist da: für dich. Damit du weißt, dass ich auch da
bin, dein Gott.
Es klingt das Schema an, das die Menschen über Jahrhunderte begleitet hat: wenn du
nicht den Geboten folgst, wirst du in dein Verderben laufen. Es ist ja auch wahr.
Aber die Zusammenhänge sind nicht so einfach, wie sie dargestellt werden.
Aber eins ist wohl wahr: du, Volk Gottes, hast die Wahl – die Wahl zwischen Leben und
Tod. Denn das Gebot Gottes ermöglicht Leben, ein Leben in Freiheit, so unwahrscheinlich
das auch erscheinen mag. Jedes Gebot schränkt ja die Freiheit ein. Aber genau so soll
es nicht sein. Wir wissen, dass die Gebote zum Schutz aller dienen, also auch zu meinem
Schutz. Es gibt darum nichts Besseres, als ihnen zu folgen und sein Leben danach auszurichten.
Wenn wir begreifen, dass die Gebote das Leben ermöglichen, und wenn wir sie in unser
Herz aufnehmen, dann können wir wohl auch die Freiheit erfahren, die durch die Gebote
Gottes erst ermöglicht wird. Freiheit, sich für das Leben zu entscheiden. Freiheit,
die allen Menschen in dieser Welt das Leben möglich macht.
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Der Gottesdienst soll fröhlich sein (EG 169)
Herr, öffne mir die Herzenstür (EG 197)
Herr, dein Wort, die edle Gabe (EG 198)
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