das Kirchenjahr

Tag des Apostels Thomas

3. Juli oder 21. Dezember

Die Wolke der Zeugen

Predigtanregungen

Eine Berufung des Thomas ist uns nicht überliefert. Er, der auch der "Zwilling" genannt wird, taucht das erste Mal an einer wichtigen Stelle auf:
Gerade nachdem Jesus knapp der Steinigung entgangen war und mit seinen Jüngern jenseits des Jordan Zuflucht gesucht hatte vor dienen, die ihm in Jerusalem nach dem Leben trachteten (Joh 10, 31-42), sagte der Herr: Lasst uns wieder nach Judäa ziehen! (Joh 11, 7) Für die Jünger ist dieser Entschluß vollkommen unsinnig, da der Weg nach Judäa allem Anschein nach Selbstmord ist. In dieser Situation sagt Thomas: Lasst uns mitziehen, dass wir mit ihm sterben. (Joh 11, 16) Dieser Satz zeigt bedingungslosen Gehorsam, und diese Haltung ist es auch, die im "Heliand", einer germanischen Evangelienkomposition des Mittelalters, zum Ausdruck kommt als das rechte Verhältnis des treuen Gefolgsmannes zu seinem Herrn, dem Ritter, der sich für seinen Gefolgsmann dann einsetzt, wenn es not tut. Aber noch etwas anderes hören wir in diesen Worten: es ist Sarkasmus, der mitschwingt, denn Thomas hatte ja schon alles für seinen Herrn aufgegeben, warum sollte er da nicht auch sein Leben hingeben? Wir spüren eine starke Entschlossenheit, die zu keinem Kompromiß bereit ist.
Aber die Entschlossenheit hält nicht durch; als der Herr gekreuzigt wird, ist Thomas nicht dabei. Aber sollte er nicht auch enttäuscht sein, nachdem der Herr ihn, der ihm bedingungslos gefolgt war, im Stich gelassen hatte, indem er sich kampflos den Feinden auslieferte? Thomas fühlte sich vom Herrn verlassen, und so wundert es nicht, dass er Beweise verlangt, als ihm gesagt wird, der Herr sei auferstanden. Aber als er dann Jesus gegenübersteht, fällt er auf die Knie und bekennt aufrichtig: Mein Herr und mein Gott! (Joh 20, 29)
Folgen wir der Überlieferung, so ist Thomas nach der Ausgießung des Heiligen Geistes nach Persien und Indien gewandert und hat dort das Evangelium verkündigt. Noch heute gibt es dort die "Thomaschristen", die sich direkt auf den Apostel Thomas zurückführen.
Über sein Ende wissen wir nichts. Vermutlich wurde er von Heiden erschlagen.

Zu den Perikopen

  • I: Joh 20,(19-20)24-29

    folgt später

  • II: 2. Kor 5, 1-10

    Eine tiefe Sehnsucht bringt der Apostel Paulus mit diesen Worten zum Ausdruck, nicht ohne am Ende deutlich zu machen, dass das, was wir ersehnen, mit Bedingungen verknüpft ist. Nun ist es für uns Protestanten nicht leicht, von einer Bedingung zu sprechen, wenn es um die Gnade Gottes geht. Ist sie nicht umsonst? Ist es nicht das, was Martin Luther zum Durchbruch verhalf, womit er die Menschen von allem damaligen Druck, der durch die Lehre der Kirche ausgeübt wurde, befreite? Natürlich ist es so, aber wer von seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen” nur den Titel gelesen hat, befindet sich schon auf dem Holzweg. Auch in dieser Schrift wird nämlich ganz deutlich zum Ausdruck gebracht (was wir auch bei Paulus finden), dass die Freiheit des Christenmenschen sich nicht darin ausdrückt, dass er alles, was er will, auch tun kann. Er muss immer auch das Gebot der Nächstenliebe mit im Blick haben. Die Freiheit besteht vielmehr darin, auf das, was nicht nötig ist, auch verzichten zu können, wenn man auf diese Weise anderen Menschen dienen kann.
    Vielleicht führt auch deswegen Paulus in unserem Predigttext das Sehnen der Kreatur so nachdrücklich und ausschweifend aus. Denn dort, wo die Behausung im Himmel ist, gibt es keine Unterschiede mehr, alle sind sie zufrieden und glücklich, „selig”, und sie bedürfen keiner Rücksichtnahme, so wenig wie man selbst irgend etwas begehrt. Nur dass wir uns dann vor dem Richterstuhl Christi verantworten müssen, wobei eben das, was unser Leben ausgemacht hat, bewertet wird. Ich bin sicher, dass Christus ein gnädiger Richter ist, aber ich bin auch überzeugt, dass die Gnade nichts Selbstverständliches ist, sondern sich konsequent und ausdauernd in unserem irdischen Leben widerspiegelt.
    In der Mitte des Predigttextes steht ein Hinweis, der oft überlesen wird: wir haben ein Unterpfand bekommen, nämlich den Geist Gottes (Vers 5). Weil der Geist so wenig ungreifbar ist, reden wir auch nicht gerne davon. Doch ohne ihn gäbe es das Christentum heute wohl nicht. Denn es ist der Geist, der Menschen ermutigt hat und ermutigt, durchzuhalten in Situationen, aus denen man sonst unbedingt fliehen wollte. Es ist der Geist der Märtyrer, die ihren Glauben bekannten in dem Wissen, dass dies ihren Tod bedeuten würde. Es ist der Geist, der uns die Augen öffnet für das Handeln Gottes in dieser Welt, in unserem Leben, in unseren Mitmenschen. Es ist der Geist, der uns mit den liebenden Augen Gottes auf unsere Mitmenschen blicken lässt. Ohne diesen Geist ist es schwer, wenn nicht unmöglich, zu glauben. Dieser Geist wirkte und wirkt. Durch die charismatische und die Pfingst-Bewegung wurde diese Tatsache wieder in den Vordergrund gerückt und damit zugleich verdächtig gemacht. Denn diese Bewegungen erwarten, dass sich das Wirken des Geistes im Leben eines Menschen erkennbar macht. Die etablierten Kirchen (Landeskirchen) sind in der Hinsicht hingegen sehr zurückhaltend. Für sie ist auch diese Erwartung eine Bedingung, die nicht zum Sola Fide, Sola Scriptura, Solus Christus Martin Luthers passt. Und damit haben sie recht. Andererseits ist die Existenz des Heiligen Geistes nicht wegzudenken, und ein Glaube ohne ihn scheint unmöglich. Das erweist sich ja auch in der Tendenz, wirklich alles, was in der Bibel als Wirken Gottes beschrieben wird, zu rationalisieren und mit naturwissenschaftlichen Erklärungen zu belegen. Wo dies nicht möglich ist, wird das Handeln Gottes zu einer Metapher für Vorgänge, die sich wiederum naturwissenschaftlich erklären lassen. Diese Tendenz hat auch damit zu tun, dass in unseren Breiten immer noch am Konzept der Volkskirche festgehalten wird. Erst durch die massiven Kirchenaustritte der letzten Jahrzehnte wird deutlich, dass dieses Konzept nicht mehr haltbar ist. Dennoch versucht man auf die gerade beschriebene Weise, auch jene bei der Kirche zu halten, die drauf und dran sind, aus ihr auszutreten. Dass dabei die falschen Methoden angewandt werden, sollte inzwischen deutlich genug sein. Denn ohne das Wirken des Heiligen Geistes kann die Kirche nicht bestehen. Man muss sich aber auch bewusst bleiben, dass dieses Wirken nicht gemacht werden kann. Es wird dort erfahrbar, wo Menschen an den Sohn Gottes, Jesus Christus, glauben und ihr Leben in ihm gewissermaßen einbetten (in ihm leben, weben und sind wir, Apg 17,28).
    Für den Apostel Thomas mögen diese Worte vielleicht unbekannt gewesen sein. Es ist aber gut vorstellbar, dass er ähnlich gedacht und gelebt hat: von solcher Sehnsucht erfüllt, gleichzeitig bemüht, sein Leben dem Willen Gottes gemäß zu führen, hat er sich aufgemacht, um allen Menschen das Evangelium zu verkünden. Durch den Geist Gottes wurde er auf seinem Weg immer neu bestätigt und ermutigt. Jesus ist für ihn „Gott und Herr”, Richter und Erlöser. Das wird auch in seinem Leben erkennbar.

  • III: Ri 6, 36-40

    folgt später

  • IV: Joh 20,(19-20)24-29

    folgt später

  • V: 2. Kor 5, 1-10

    Eine tiefe Sehnsucht bringt der Apostel Paulus mit diesen Worten zum Ausdruck, nicht ohne am Ende deutlich zu machen, dass das, was wir ersehnen, mit Bedingungen verknüpft ist. Nun ist es für uns Protestanten nicht leicht, von einer Bedingung zu sprechen, wenn es um die Gnade Gottes geht. Ist sie nicht umsonst? Ist es nicht das, was Martin Luther zum Durchbruch verhalf, womit er die Menschen von allem damaligen Druck, der durch die Lehre der Kirche ausgeübt wurde, befreite? Natürlich ist es so, aber wer von seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen” nur den Titel gelesen hat, befindet sich schon auf dem Holzweg. Auch in dieser Schrift wird nämlich ganz deutlich zum Ausdruck gebracht (was wir auch bei Paulus finden), dass die Freiheit des Christenmenschen sich nicht darin ausdrückt, dass er alles, was er will, auch tun kann. Er muss immer auch das Gebot der Nächstenliebe mit im Blick haben. Die Freiheit besteht vielmehr darin, auf das, was nicht nötig ist, auch verzichten zu können, wenn man auf diese Weise anderen Menschen dienen kann.
    Vielleicht führt auch deswegen Paulus in unserem Predigttext das Sehnen der Kreatur so nachdrücklich und ausschweifend aus. Denn dort, wo die Behausung im Himmel ist, gibt es keine Unterschiede mehr, alle sind sie zufrieden und glücklich, „selig”, und sie bedürfen keiner Rücksichtnahme, so wenig wie man selbst irgend etwas begehrt. Nur dass wir uns dann vor dem Richterstuhl Christi verantworten müssen, wobei eben das, was unser Leben ausgemacht hat, bewertet wird. Ich bin sicher, dass Christus ein gnädiger Richter ist, aber ich bin auch überzeugt, dass die Gnade nichts Selbstverständliches ist, sondern sich konsequent und ausdauernd in unserem irdischen Leben widerspiegelt.
    In der Mitte des Predigttextes steht ein Hinweis, der oft überlesen wird: wir haben ein Unterpfand bekommen, nämlich den Geist Gottes (Vers 5). Weil der Geist so wenig ungreifbar ist, reden wir auch nicht gerne davon. Doch ohne ihn gäbe es das Christentum heute wohl nicht. Denn es ist der Geist, der Menschen ermutigt hat und ermutigt, durchzuhalten in Situationen, aus denen man sonst unbedingt fliehen wollte. Es ist der Geist der Märtyrer, die ihren Glauben bekannten in dem Wissen, dass dies ihren Tod bedeuten würde. Es ist der Geist, der uns die Augen öffnet für das Handeln Gottes in dieser Welt, in unserem Leben, in unseren Mitmenschen. Es ist der Geist, der uns mit den liebenden Augen Gottes auf unsere Mitmenschen blicken lässt. Ohne diesen Geist ist es schwer, wenn nicht unmöglich, zu glauben. Dieser Geist wirkte und wirkt. Durch die charismatische und die Pfingst-Bewegung wurde diese Tatsache wieder in den Vordergrund gerückt und damit zugleich verdächtig gemacht. Denn diese Bewegungen erwarten, dass sich das Wirken des Geistes im Leben eines Menschen erkennbar macht. Die etablierten Kirchen (Landeskirchen) sind in der Hinsicht hingegen sehr zurückhaltend. Für sie ist auch diese Erwartung eine Bedingung, die nicht zum Sola Fide, Sola Scriptura, Solus Christus Martin Luthers passt. Und damit haben sie recht. Andererseits ist die Existenz des Heiligen Geistes nicht wegzudenken, und ein Glaube ohne ihn scheint unmöglich. Das erweist sich ja auch in der Tendenz, wirklich alles, was in der Bibel als Wirken Gottes beschrieben wird, zu rationalisieren und mit naturwissenschaftlichen Erklärungen zu belegen. Wo dies nicht möglich ist, wird das Handeln Gottes zu einer Metapher für Vorgänge, die sich wiederum naturwissenschaftlich erklären lassen. Diese Tendenz hat auch damit zu tun, dass in unseren Breiten immer noch am Konzept der Volkskirche festgehalten wird. Erst durch die massiven Kirchenaustritte der letzten Jahrzehnte wird deutlich, dass dieses Konzept nicht mehr haltbar ist. Dennoch versucht man auf die gerade beschriebene Weise, auch jene bei der Kirche zu halten, die drauf und dran sind, aus ihr auszutreten. Dass dabei die falschen Methoden angewandt werden, sollte inzwischen deutlich genug sein. Denn ohne das Wirken des Heiligen Geistes kann die Kirche nicht bestehen. Man muss sich aber auch bewusst bleiben, dass dieses Wirken nicht gemacht werden kann. Es wird dort erfahrbar, wo Menschen an den Sohn Gottes, Jesus Christus, glauben und ihr Leben in ihm gewissermaßen einbetten (in ihm leben, weben und sind wir, Apg 17,28).
    Für den Apostel Thomas mögen diese Worte vielleicht unbekannt gewesen sein. Es ist aber gut vorstellbar, dass er ähnlich gedacht und gelebt hat: von solcher Sehnsucht erfüllt, gleichzeitig bemüht, sein Leben dem Willen Gottes gemäß zu führen, hat er sich aufgemacht, um allen Menschen das Evangelium zu verkünden. Durch den Geist Gottes wurde er auf seinem Weg immer neu bestätigt und ermutigt. Jesus ist für ihn „Gott und Herr”, Richter und Erlöser. Das wird auch in seinem Leben erkennbar.

  • VI: Ri 6, 36-40

    folgt später

  • Marginaltexte: 2. Kor 4, 1-6
    Joh 14, 1-6
    1. Mose 15, 1-6 (= Gen 15, 1-6)

    folgt später



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