das Kirchenjahr

Erzengel Michael (Michaelis)

29. September

Die Engel Gottes

Predigttexte

Die Christenheit hat seit Anfang ihres Bestehens an die Ehrung der Engel den strengen Maßstab der Schrift angelegt und nichts zugelassen, was darüber hinausgegangen wäre. Eine Anbetung der Engel war nicht denkbar (Offb 19, 10). Der Tag des Erzengels Michael entstand aufgrund von Visionen im südlichen Italien etwa im 7. Jahrhundert.
Die protestantische Kirche übernahm den Michaelistag wohl vor allem deshalb, da dieser Tag auch als Erntedanktag begangen wurde. Freilich feierte man auch das Gedächtnis der Engel, um deren schützenden Beistand man Gott gerne bat.
Der Tag des Erzengels Michael (hebr.: Wer ist wie Gott?) liegt auf der Tag- und Nachtgleiche, d.h. also wenn Tag und Nacht gleich lang sind. Die Natur gerät in dieser Zeit in Aufregung, Stürme und Gewitter brechen los und geben uns ein eindrucksvolles Bild von der Macht, mit der der Erzengel Michael für die Kirche im Kampf einzutreten vermag. Er ist es, der die Pforten der Hölle verschließt, nachdem er den Satan im Kampf überwunden hat (Offb 12 und 20, 3).
"Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern... Gedachtest du doch in deinem Herzen: ich will in den Himmel steigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen, ich will über die Wolken auffahren und gleich sein dem Allerhöchsten. Ja, hinunter fuhrest du, zur tiefsten Grube." (Jes 14, 12a.13-15) Hier wird der Sturz Satans beschrieben, wie es auch die Kirchenväter erkannten. Das lateinische Wort, das Luther mit "Morgenstern" übersetzte, lautet "Lucifer" (= Lichtträger; gr.: Phosphoros), so dass der Satan seither diesen Beinamen bekommen hat.
Der Kampf Michaels ist ein Kampf um Gottes Herrschaft. Er geht mit dem Ostersieg Christi Hand in Hand. Die himmlische Welt hat den Sieg über die widergöttlichen Mächte errungen. Auf Erden aber geht der Kampf weiter: "Weh denen, die auf Erden wohnen und auf dem Meer! Denn der Teufel kommt und hat einen großen Zorn und weiß, dass er wenig Zeit hat." (Offb 12, 12) Die Kirche steht in diesem Kampf und bittet darum Gott, ihr durch seine Engel beizustehen.
Die liturgische Farbe ist Weiß, die Farbe der Christusfeste (des Lichtes), denn am Michaelistag wird nicht nur auf den Sieg des Engels, sondern auch auf den Sieg Christi durch die Auferstehung hingewiesen.
Es sei noch angemerkt, dass die EKD auch heute dem Tag des Erzengels Michael eine hohe Bedeutung beimisst, was daran erkennbar ist, dass alle 6 Perikopenreihen mit eigenen Texten belegt sind. Auch die Möglichkeit, dass das Proprium dieses Tages das Proprium eines Sonntags verdrängen kann, bestätigt diese Feststellung. Es sollte also nicht darauf verzichtet werden, den Tag des Erzengels Michael zu begehen.

Zu den Perikopen

I - Lk 10, 17-20

Die Zweiundsiebzig aber kamen zurück voll Freude und sprachen: Herr, auch die bösen Geister sind uns untertan in deinem Namen. 18 Er sprach aber zu ihnen: Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz. 19 Seht, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und Macht über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch schaden. 20 Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.

II - Offb 12, 7-12

Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel, 8 und sie siegten nicht und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel. 9 Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen. 10 Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus; denn der Verkläger unserer Brüder ist verworfen, der sie verklagte Tag und Nacht vor unserm Gott. 11 Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis hin zum Tod. 12 Darum freut euch, ihr Himmel und die darin wohnen! Weh aber der Erde und dem Meer! Denn der Teufel kommt zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, dass er wenig Zeit hat.

III - Gen 21, 8-21

Und das Kind wuchs heran und wurde entwöhnt. Und Abraham machte ein großes Mahl am Tage, da Isaak entwöhnt wurde. 9 Und Sara sah den Sohn Hagars, der Ägypterin, den sie Abraham geboren hatte, wie er Mutwillen trieb. 10 Da sprach sie zu Abraham: Treibe diese Magd aus mit ihrem Sohn; denn der Sohn dieser Magd soll nicht erben mit meinem Sohn Isaak. 11 Das Wort missfiel Abraham sehr um seines Sohnes willen. 12 Aber Gott sprach zu ihm: Lass es dir nicht missfallen wegen des Knaben und der Magd. Alles, was Sara dir gesagt hat, dem gehorche; denn nur nach Isaak soll dein Geschlecht benannt werden. 13 Aber auch den Sohn der Magd will ich zu einem Volk machen, weil er dein Sohn ist. 14 Da stand Abraham früh am Morgen auf und nahm Brot und einen Schlauch mit Wasser und legte es Hagar auf ihre Schulter, dazu den Knaben, und schickte sie fort. Da zog sie hin und irrte in der Wüste umher bei Beerscheba. 15 Als nun das Wasser in dem Schlauch ausgegangen war, warf sie den Knaben unter einen Strauch 16 und ging hin und setzte sich gegenüber von ferne, einen Bogenschuss weit; denn sie sprach: Ich kann nicht ansehen des Knaben Sterben. Und sie setzte sich gegenüber und erhob ihre Stimme und weinte. 17 Da erhörte Gott die Stimme des Knaben. Und der Engel Gottes rief Hagar vom Himmel her und sprach zu ihr: Was ist dir, Hagar? Fürchte dich nicht; denn Gott hat gehört die Stimme des Knaben, der dort liegt. 18 Steh auf, nimm den Knaben und führe ihn an deiner Hand; denn ich will ihn zum großen Volk machen. 19 Und Gott tat ihr die Augen auf, dass sie einen Wasserbrunnen sah. Da ging sie hin und füllte den Schlauch mit Wasser und tränkte den Knaben. 20 Und Gott war mit dem Knaben. Der wuchs heran und wohnte in der Wüste und wurde ein guter Schütze. 21 Und er wohnte in der Wüste Paran und seine Mutter nahm ihm eine Frau aus Ägyptenland.

IV - Mt 18, 1-6.10

Zu derselben Stunde traten die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist doch der Größte im Himmelreich? 2 Jesus rief ein Kind zu sich und stellte es mitten unter sie 3 und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. 4 Wer nun sich selbst erniedrigt und wird wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich. 5 Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf. 6 Wer aber einen dieser Kleinen, die an mich glauben, zum Abfall verführt, für den wäre es besser, dass ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft würde im Meer, wo es am tiefsten ist. 10 Seht zu, dass ihr nicht einen von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.

V - Apg 5, 12.17-21(22-27a)27b-29

Es geschahen aber viele Zeichen und Wunder im Volk durch die Hände der Apostel; und sie waren alle in der Halle Salomos einmütig beieinander. 17 Es erhoben sich aber der Hohepriester und alle, die mit ihm waren, nämlich die Partei der Sadduzäer, von Eifersucht erfüllt, 18 und legten Hand an die Apostel und warfen sie in das öffentliche Gefängnis. 19 Aber der Engel des Herrn tat in der Nacht die Türen des Gefängnisses auf und führte sie heraus und sprach: 20 Geht hin und tretet im Tempel auf und redet zum Volk alle Worte des Lebens. 21 Als sie das gehört hatten, gingen sie frühmorgens in den Tempel und lehrten.
Der Hohepriester aber und die mit ihm waren, kamen und riefen den Hohen Rat und alle Ältesten in Israel zusammen und sandten zum Gefängnis, sie zu holen.
22 Die Knechte gingen hin und fanden sie nicht im Gefängnis, kamen zurück und berichteten: 23 Das Gefängnis fanden wir fest verschlossen und die Wächter vor den Türen stehen; aber als wir öffneten, fanden wir niemanden darin. 24 Als der Hauptmann des Tempels und die Hohenpriester diese Worte hörten, wurden sie betreten und wussten nicht, was daraus werden sollte. 25 Da kam jemand, der berichtete ihnen: Siehe, die Männer, die ihr ins Gefängnis geworfen habt, stehen im Tempel und lehren das Volk. 26 Da ging der Hauptmann mit den Knechten hin und holte sie, doch nicht mit Gewalt; denn sie fürchteten sich vor dem Volk, dass sie gesteinigt würden. 27 Und sie brachten sie und stellten sie vor den Hohen Rat. Und der Hohepriester fragte sie 28 und sprach: Haben wir euch nicht streng geboten, in diesem Namen nicht zu lehren? Und seht, ihr habt Jerusalem erfüllt mit eurer Lehre und wollt das Blut dieses Menschen über uns bringen. 29 Petrus aber und die Apostel antworteten und sprachen: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.

VI - Num 22, 31-35

Da öffnete der HERR dem Bileam die Augen, dass er den Engel des HERRN auf dem Wege stehen sah mit einem bloßen Schwert in seiner Hand, und er neigte sich und fiel nieder auf sein Angesicht. 32 Und der Engel des HERRN sprach zu ihm: Warum hast du deine Eselin nun dreimal geschlagen? Siehe, ich habe mich aufgemacht, um dir zu widerstehen; denn dein Weg ist verkehrt in meinen Augen. 33 Und die Eselin hat mich gesehen und ist mir dreimal ausgewichen. Sonst, wenn sie mir nicht ausgewichen wäre, so hätte ich dich jetzt getötet, aber die Eselin am Leben gelassen. 34 Da sprach Bileam zu dem Engel des HERRN: Ich habe gesündigt; ich hab's ja nicht gewusst, dass du mir entgegenstandest auf dem Wege. Und nun, wenn dir's nicht gefällt, will ich wieder umkehren. 35 Der Engel des HERRN sprach zu ihm: Zieh hin mit den Männern, aber nichts anderes, als was ich zu dir sagen werde, sollst du reden. So zog Bileam mit den Fürsten Balaks.

M - 2. Mose 23, 20-22 (= Ex 23, 20-22)
Jos 5, 13-15
Hebr 1, 5-14

folgt später