das Kirchenjahr

Pfingstmontag

Ausgießung des Heiligen Geistes

Predigtanregungen

s. die Erklärungen zu „Pfingsten

Zu den Perikopen

  • I: Mt 16, 13-19

    folgt später

  • II: Joh 20, 19-23

    folgt später

  • III: 1. Kor 12, 4-11

    Der Predigttext stellt einige der Gaben dar, die durch den Heiligen Geist in einer christlichen Gemeinde anzutreffen sind. Paulus zählt dabei nicht alle Geistesgaben auf, wohl aber die, die zu seiner Zeit, das heißt in den Anfängen der Christenheit, häufig sichtbar wurden. Heute würden wir bei manchen dieser Gaben sagen, dass sie selbstverständlich sind, wie z.B. von der Erkenntnis zu reden, bei anderen, dass es sie eigentlich nicht gibt, wie z.B. die Kraft, Wunder zu tun.
    Der Geist Gottes ist in einem jeden getauften Menschen. Und darum hat auch jeder Mensch ein Potential, das er in sich trägt und nur zur Entfaltung bringen muss (wenn er es nicht schon getan hat). Natürlich hilft es nichts, gegen den Geist zu arbeiten. Wer also eigentlich die Gabe hat, Geister zu unterscheiden, aber um alles in der Welt Kranke heilen will, der wird vielleicht seines Lebens nicht froh. Und wer die Gabe hat, von der Weisheit zu reden, es aber nicht tut, der kann sein Leben nicht zur Erfüllung bringen.
    Die Predigt wird den Schwerpunkt nicht so sehr auf die einzelnen Gaben, sondern vielmehr darauf legen, die Hörer zu ermutigen, dem Geist den nötigen Entfaltungsraum zu gewähren und sich von ihm führen zu lassen. Bei den Geistesgaben geht es ja nicht darum, dass der Ehrgeiz eines Menschen befriedigt wird, sondern darum, der Gemeinde zu dienen. Dazu sind wir von Gott durch den Heiligen Geist begabt. Und so ist es wichtig, zum einen darauf hinzuweisen, dass in jedem Getauften dieses Potential vorhanden ist, und zum anderen dazu zu ermutigen, dieses Potential auch zu entwickeln und zu nutzen.
    Wie schon gesagt, ist die Liste der Gaben alles andere als erschöpfend. Man kann darum in der Predigt durchaus auch andere Gaben benennen, wie etwa die Gabe, Frieden zu stiften, oder die Gabe, anderen Menschen zu dienen, oder die Gabe, zu musizieren und damit Gott zu loben.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist deutlich und bedarf keiner weiteren Erklärung.

  • IV: Num 11, 11-12.14-17.24-25(26-30)

    folgt später

  • V: Joh 4, 19-26

    Dieser kurze Ausschnitt aus der Erzählung von der Begegnung Jesu mit der samaritischen Frau ist für uns wieder nicht ganz so einfach zu bearbeiten. Da ist zunächst die Aussage, dass das Heil von den Juden kommt, die wir zwar nachvollziehen können, aber zugleich das Gefühl der Minderwertigkeit vermittelt, da auch wir nicht zum jüdischen Volk gehören. Diese Aussage ist vor allem aus dem Kontext des Gespräches zu verstehen. Die samaritische Frau gehört nun mal nicht zum jüdischen Volk, und ihr muss gesagt werden, von wo sie das Heil erwarten kann. Damit beantwortet er ihre indirekte Frage, ob es richtig ist, dass man in Jerusalem anbeten soll. Diese Frage wiederum ist motiviert aus der Tatsache, dass Jesus sich ihr gegenüber als „Prophet” entpuppt. Ein Prophet redet die Wahrheit. Und darum soll ihr Jesus nun sagen, was sie vielleicht schon lange bewegt hat.
    Tröstlich für uns alle und auch für die Samariterin ist, dass es letztlich nicht darauf ankommen wird, wo man Gott anbetet. Tatsächlich kann man dies überall tun - es kommt nur auf die Art und Weise an. Im Geist und in der Wahrheit beten die „wahren Anbeter” Gott an, und dies, weil Gott selbst Geist ist.
    Etwas merkwürdig ist dann die Aussage der Frau, dass sie vom kommenden Messias weiß. Diese Aussage schließt sich nicht direkt an die Rede Jesu an. Es wäre aber möglich, dass sie an die Worte zu Beginn des Verses 23 anknüpft: 'es kommt die Zeit...' Dann wäre die samaritische Frau tatsächlich der Wahrheit sehr nahe gewesen, denn dann hätte sie wohl verstanden, wer der Messias ist: kein Kämpfer und politischer Führer, sondern Gott selbst, der sich den Menschen naht und ihnen die Wahrheit offenbart.
    Zu guter letzt gibt sich Jesus ihr als der Messias zu erkennen. Damit endet auch dieser Dialog im umfassenden Kapitel 4.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang legt nahe, den Schwerpunkt auf die Verse 23 und 24 zu legen. Gott ist Geist - eine Gestalt der Trinität. Diese Aussage soll Gott nicht auf eine Form festlegen, sondern nur verdeutlichen, wie man Gott nahen kann: er ist eben nicht figürlich und damit an einen Raum gebunden, sondern er ist, wie ein Geist, überall erreichbar.
    Angesichts der Tatsache, dass heutzutage die Aussage: 'Ich gehe nicht in die Kirche. Glauben kann ich auch so, und Gott ist sowieso überall.', wäre es allerdings vielleicht ganz hilfreich, bei der Predigt zu unterscheiden zwischen gemeinsamem Gebet, das ja in der Kirche erfolgt, und individuellem Gebet, das überall erfolgen kann. Auch das gemeinsame Beten, Loben und Danken hat seinen Platz im Leben des Einzelnen, und dies kann natürlich am besten in einem dafür entsprechend hergerichteten Raum wie z.B. der Kirche geschehen. Es ist also schön, dass sich Gott nicht räumlich binden lässt. Dem Menschen aber kann es durchaus helfen, einen Raum gewissermaßen dafür zu reservieren, in dem es leichter fällt, sich Gott zu nähern, weil er entsprechend gestaltet ist.

  • VI: Eph 4, (1-6)11-15(16)

    Das Bild vom Leib für die christliche Gemeinde ist uns allen vertraut. Dabei ist uns aber vor allem der Abschnitt aus dem 1. Korintherbrief (Kap. 12) vertraut. Hier kommt hinzu, und das hat vielleicht die Urheber dieser Perikopenordnung zur Auswahl veranlasst, dass der Text im Zusammenhang steht mit einem Hinweis auf die Himmelfahrt Christi (der allerdings nicht mehr Bestandteil dieses Predigttextes ist).
    Es geht in diesem Abschnitt vor allem um die „Einheit des Glaubens” und die „Erkenntnis des Sohnes Gottes”, die offenbar noch nicht vollkommen ist (wir müssen erst alle dorthin gelangen - Vers 13).
    In Vers 11 werden verschiedene Ämter der Gemeindeleitung genannt, die der Zurüstung der „Heiligen” dienen. „Heilige” sind hier wohl alle, die sich zu Christus bekennen.
    Der Hinweis darauf, dass wir „unmündig” sind und „uns von jedem Wind einer Lehre bewegen und umhertreiben lassen” (Vers 15), deutet wieder auf die Notwendigkeit der Lehre hin genauso wie darauf, dass die Einheit und Erkenntnis eben noch nicht vollkommen sind.
    Der Vers 16 ist vielleicht deswegen in Klammern gesetzt, weil er sich mit dem Bild des Leibes befasst und damit evtl. von der zuvor angesprochenen Problematik ablenken kann. Allerdings steht dieser Vers in direktem Zusammenhang mit dem vorherigen Abschnitt und sollte deshalb nicht abgetrennt werden.
    Offensichtlich gibt es falsche Lehrer, die sich mehr oder weniger erfolgreich an der jungen Christengemeinde zu schaffen machen. Für Paulus steht fest: es gibt nur ein Haupt, das ist Christus. Lehrer, in welchem Amt auch immer (Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten), dienen diesem Herrn. Das Ziel ihrer Lehre muss sein, alle „zum vollen Maß der Fülle Christi” zu bringen. Jedes andere Ziel entlarvt sie als falsche Lehrer.
    Es lässt sich darüber streiten, was dieses „volle Maß der Fülle Christi” ist. Vielleicht können wir es auch heute nur erahnen.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang wird eigentlich im Kontext deutlich: In Vers 3 wird zur „Einigkeit im Geist” ermahnt. Hier kommt der Heilige Geist etwas zum Zug. Eine Andeutung könnte auch darin gesehen werden, dass in Vers 14 von dem „Wind einer Lehre” gesprochen wird. Der Wind wird gerne als Bild für den Geist benutzt. Davon abgesehen ist natürlich das Bild vom Leib Christi schon mit Pfingsten als dem „Geburtstag der Kirche” verbunden: das Bild weist auf die Einheit der Christen hin, die durch den Geist Gottes gewirkt wird.
    Die Predigt kann im Blick auf das Pfingstfest auf verschiedene Aspekte eingehen: die Unvollkommenheit unseres Zustandes (die Christenheit ist vielfach zerteilt), oder die Uneinigkeit auch über die Durchführung bestimmter Aufgaben in der Gemeinde. Allzuleicht lassen wir uns führen, anstatt unsere Verantwortung kritischer Prüfung wahrzunehmen; darum kommt es dann oft zu den in Vers 14 geschilderten Problemen. Wichtig ist allemal der Hinweis darauf, dass Christus das Haupt ist, und keiner sonst, und dass dies in der Gemeinde deutlich werden muss.

  • Marginaltexte: Ez 36, 22-28 (= Hes 36, 22-28)
    Joel 3, 1-5
    Weish 9, 1-18
    Apg 2, 22-23.32-33.36-39

    Zu Apg 2, 22-23.32-33.36-39:
    „Ihr Frauen von Israel, hört diese Worte”: Eine solche Anrede wäre zu Petrus' Zeiten wohl kaum denkbar gewesen. Wenn wir diesen Text bearbeiten und predigen, sollten wir aber daran denken, dass heute meist mehr Frauen als Männer der Predigt zuhören und außerdem die Frauen natürlich genauso angesprochen sind. Dass damals die Männer die Familienoberhäupter waren und somit bestimmten, was für die Familie gut war (also auch in Glaubensfragen die letzte Entscheidungsgewalt hatten), müssen wir als zeitgeschichtliche Tatsache hinnehmen, dürfen es aber nicht zum Kriterium für heutige Gesellschaftsstrukturen werden lassen.
    Petrus spricht die Menschen in Jerusalem, die zum fröhlichen Pfingstfest versammelt waren, an. Er hält eine Predigt, um genau zu sein, aus der nur kurze Abschnitte für den Predigttext gewählt wurden. Man könnte theologisch debattieren, warum in diesem Text Jesus nicht als Sohn Gottes bezeichnet wird. Ein Zugeständnis an die jüdische Zuhörerschaft? Allerdings wird deutlich gemacht, dass Gott diesen Jesus aus Nazareth, diesen Menschen, zu seiner Rechten gesetzt und so zum Christus gemacht hat, auf den alle eigentlich noch warten.
    Aber offenbar fällt die Predigt auf fruchtbaren Boden. Die Menschen sind angerührt, es „ging ihnen durchs Herz”. Sie fragen, was sie tun können, und Petrus empfiehlt sogleich, Busse zu tun und sich taufen zu lassen auf den Namen Jesu Christi (wohlgemerkt, hier wird noch nicht die trinitarische Formel verwendet). Es ist, als ob die Taufe eine Berufung in die Nachfolge Jesu darstellt, auch wenn sie als Mittel zur Sündenvergebung bezeichnet wird. Die letztliche Konsequenz der Taufe ist die Ausgießung des Heiligen Geistes, der nun die Gewissheit des Glaubens vermittelt.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist klar, da ist nichts zu zu sagen. Dieser Zusammenhang legt für die Predigt nahe, die Tatsache zu betonen, dass wir den Geist Gottes empfangen haben durch die Taufe und nicht das Gefühl haben müssen, als wäre er nur einzelnen Personen verfügbar. Der Geist Gottes ist ohnehin nicht verfügbar, er weht, wo er will. Aber er entzieht sich auch nicht seiner Gemeinde. Eher entzieht sich die Gemeinde dem Geist.



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