Der Name des Sonntags leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: esto mihi in
lapidem fortissimum et in domum munitam ut salves me (Ps 31, 3b; deutsch s. unten, die wörtlich übersetzten Worte
hervorgehoben).
Der Sonntag Estomihi oder Quinquagesimae (der Fünfzigste) beginnt nun, die Spannung
wieder zu steigern, indem er auf das Leiden als einen wichtigen Bestandteil der Erlösung und der Nachfolge hinweist. Das
Evangelium des Sonntags enthält zwei wichtige Aussagen: die Leidensankündigung Jesu und der Aufruf zur Nachfolge
unter dem Kreuz: „Wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der
wird's erhalten.” (Mk 8, 35b). Wichtig in dieser Woche ist, dass die Fastenzeit am Aschermittwoch beginnt.
In manchen Gegenden ist der Karneval jetzt im vollen Schwung, was sicher auch im kirchlichen Geschehen ein Echo finden kann.
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VI - Am 5, 21-24Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie und mag eure Versammlungen nicht riechen. 22Und wenn ihr mir auch Brandopfer und Speisopfer opfert, so habe ich kein Gefallen daran und mag auch eure fetten Dankopfer nicht ansehen. 23Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören! 24Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.
Wasser auf die Mühlen der unzähligen
Gottesdienstschwänzer, könnte man fast meinen. Gottesdienste mag Gott
nicht mehr, was soll er mit dem „Geplärr” unserer Lieder schon anfangen?
Damit werden die, die unrecht behandelt werden, auch nicht besser gestellt. Ja,
Heuchler sind es, die sich da regelmäßig zum Gottesdienst
versammeln! Und denen soll man noch Gesellschaft leisten? Nein danke!
Amos'
Kritik ist sehr klar formuliert. Es ist aber überaus wichtig, sich der
Adressaten dieser Kritik bewusst zu sein. Das sind nämlich nicht die, die
vom Gottesdienst fernbleiben, sondern die, die ständig hingehen. Also
rausreden können sich Gottesdienstschwänzer damit noch lange
nicht.
Auf der anderen Seite gibt dieser Text keinem das Recht, auf die mit
Fingern zu zeigen, die nun regelmäßig den Gottesdienst besuchen.
Denn über sie können und dürfen wir nicht richten - es liegt
nicht in unserer Macht. Abgesehen davon ist vorauszusetzen, dass die Menschen,
die in den Gottesdienst gehen, dies tun, um wirklich Gottes Nähe und
Weisung zu erfahren.
Der Text wendet sich ganz deutlich gegen die, die den
Gottesdienst gebrauchen, um sich selbst zu rechttertigen. Die meinen, dass sie
mit dem Gottesdienstbesuch ihr „Soll”, nämlich die Gebote Gottes,
erfüllt haben. Weit gefehlt, sagt Amos: ich will Recht und Gerechtigkeit
sehen, keine noch so kunstvoll gesungenen Lieder und inbrünstig
gesprochenen Gebete hören. Denn das darf man schon vermuten: die
Gottesdienste damals waren perfektioniert, sie „glänzten”, sie waren
„prunkvoll”. Und dies ging, so scheint es, auf Kosten vieler anderer Menschen.
Und das darf nicht sein. Dafür ist der Gottesdienst nicht da!
Der
kirchenjahreszeitliche Zusammenhang wird auf Anhieb nicht
deutlich. Der Text scheint in keiner Weise in Bezug zu stehen zum Leiden und
Sterben Jesu. Und doch tut er es. Denn Jesus hat sich so wie Amos gegen den
oberflächlichen Gottesdienst, der zwar nach außen hin schön
aussieht und sich auch gut anhört, aber innerlich hohl und leer ist,
gewandt. Er hat mit seinem Leiden und Sterben einen Neuanfang ermöglicht,
der aus der Liebe zum Nächsten heraus kommt und nicht aus dem
Bedürfnis, Gott zu gefallen. Der Gottesdienst, das Opfer, von dem Amos
redet, ist gleichsam richtig und vollkommen - und einmalig! -
dargebracht durch Jesus Christus. Die Opfer der Menschen können immer nur
unvollkommen sein und sind darum auch eigentlich nutzlos.
Die
Predigt kann durchaus schon das Wesen des Gottesdienstes noch
einmal vor Augen führen. Es geht darin um das Suchen nach Wegweisung, nach
dem Willen Gottes, und um die Stärkung für das Leben des Alltags.
Genau das ist das Entscheidende: der Alltag. Gottesdienst geht darauf zu und
ermutigt dazu, den Alltag nach dem Willen Gottes zu leben, und das heißt,
um mit Amos zu reden: Recht wie Wasser strömen zu lassen und Gerechtigkeit
wie ein nie versiegender Bach.
Komm, heiliger Geist (EG 156)
Dies sind die heilgen zehn Gebot (EG 231)
Sonne der Gerechtigkeit (EG 262/263)
Wohl denen, die da wandeln (EG 295)
Ein wahrer Glaube Gotts Zorn stillt (EG 413)
Gott, wir preisen deine Herrlichkeit, rühmen deine Macht und Stärke.
In unserer Schwachheit übersehen wir oft, dass wir doch eintreten können für Recht
und Gerechtigkeit, und darum bitten wir dich: ermutige uns, stärke uns, bereite uns,
dass wir nicht zulassen, wenn Menschen unterdrückt und ihrer Rechte beraubt werden,
dass wir aufschreien, wenn anderen Schmerz zugefügt wird, dass wir uns zwischen den
Täter und das Opfer stellen, dass wir nicht erst Fragen stellen, sondern Schutz
gewähren denen, die ihn brauchen.
Sieh an das Elend in der Welt, die Ausbeutung der Menschen in den Entwicklungsländern
durch unsere allbeherrschende Wirtschaft, und mache dem ein Ende. Gebrauche uns
dazu, damit wirklicher Frieden werden kann, kein Friede, der durch Waffengewalt
erzwungen wird, sondern ein Friede, der durch Respekt und Verstehen ein festes
Fundament entwickelt.
Dich preisen wir in unseren Gottesdiensten und in unseren Häusern, aber noch mehr
durch unsere Taten in der ganzen Welt. Dir allein gebührt Lob und Ehre in Ewigkeit.
Amen.
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