das Kirchenjahr

Die Jüngerinnen Jesu

8. März

Proprium

Beschreibung:
Es sei darauf hingewiesen, dass es sich bei diesem Tag um einen Vorschlag von mir handelt, der (bisher) von keiner der Landeskirchen angenommen wurde. Ich möchte Sie bitten, den folgenden Text gründlich durchzulesen, um zu verstehen, warum ich das Gedenken an die Jüngerinnen Jesu für wichtig und richtig halte.
Das Proprium dieses Tages kann z.B. am Muttertag angewendet werden. Eine andere Möglichkeit wäre der Ostermontag, da es die Jüngerinnen Jesu waren, die die Auferstehung des Herrn als erste bezeugten. Das hier vorgeschlagene Datum (8. März) ist das Datum des Weltfrauentages, zu dem auf diese Weise eine Beziehung hergestellt werden kann.

Es ist gewiss an der Zeit, den Jüngerinnen Jesu eine zentralere Stellung im gottesdienstlichen Handeln der protestantischen Kirche einzuräumen. Nachdem auch die Marientage kaum mehr begangen wurden, hat die neue Perikopenordnung von 2018 wenigstens einen Tag der Maria Magdalena eingesetzt und damit eine leichte Annäherung ermöglicht.
Frauen haben im Leben Jesu eine zentrale Rolle gespielt. Die Verehrung Marias ist gewiss richtig. Ihre Bedeutung als Gottesmutter stellt sie über alle übrigen Frauen, womit sie andererseits nicht wirklich repräsentativ sein kann.
Wir finden dennoch zahlreiche biblische Berichte, wo Frauen eine zentrale Rolle spielen. So haben wir z.B. das Zeugnis des Glaubens der syrophoenizischen (Mk 7, 24-30 Par.) oder der blutflüssigen Frau (Mk 5, 21-34 Par.). Maria und Marta, die Schwestern des Lazarus, haben offensichtlich eine enge Beziehung zu Jesus (Joh 11, vor allem Vers 5). Die Frau, die Jesus in Betanien salbt, ist die einzige, die sein Leiden voraussieht (Mk 14, 3-9). Wichtiger noch ist gewiss die Tatsache, dass nur die Jüngerinnen Jesu unter dem Kreuz standen (nur Johannes berichtet auch von dem "Jünger, den Jesus lieb hatte") und so ihre Treue zum Herrn deutlich kundmachten. Außerdem erkennen wir die Tatsache, dass die ersten Zeugen von Jesu Auferstehung nicht etwa die Männer, die um Jesus waren, sind, sondern die Frauen. Und schließlich gibt es eindeutige Zeugnisse dafür, dass auch erste Gemeinden von Frauen geleitet wurden. (z.B. Lydia in Apg 16, 40, oder Phöbe in Röm 16, 1)
Dass die biblische Sprachweise meist nur von Brüdern redet, bedeutet nicht, dass Frauen nicht eingeschlossen wären. Es war damals üblich, von Brüdern zu reden, damit aber die Frauen einzuschließen (interessant ist, dass Phoebe als "Diakon", also mit der männlichen Berufsbezeichnung, betitelt wird). Die 12-Zahl der Jünger in den Apostelreihen hat symbolischen Charakter (die 12 Apostel stehen für die Stammväter des neuen Gottesvolkes, da das alte Gottesvolk aus 12 Stämmen bestand), und die Nichterwähnung der Frauen, die ebenfalls eng um Jesus gelebt haben, ist auf diese Symbolik zurückzuführen und nicht auf die Annahme, dass Jesus nur Männer im engsten Kreis um sich gehabt hat.
Während die biblischen Texte, die von diesen Frauen berichten, auch teilweise in den Perikopenreihen vorkommen, so sind die Schwerpunkte meist anders gelegt, so dass die Frauen selbst wieder als Randfiguren erscheinen. Im Zusammenhang dieses Tages soll der Schwerpunkt der Auslegung allerdings auf das Handeln der Frauen gelegt werden.

Die liturgische Farbe für diesen Tag ist Rot, die Farbe des Blutes der Märtyrer, denn viele Frauen haben ihr Leben für Jesus dahingegeben, und des Feuers des Heiligen Geistes.
Eingangsvotum:
Der obige Text kann ganz oder teilweise als Eingangsvotum verwendet werden.
Wochenspruch:
Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau. (1. Mose 1, 27)
Wochenlied:
Vertraut den neuen Wegen (EG 395)
Ich steh in meines Herren Hand (EG 374)
Musikvideo zu „Vertraut den neuen Wegen” von Miguel-Pascal Schaar
Weitere Liedvorschläge
Antiphon:
Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. (Jes 66, 13)
Halleluja-Vers:
In der Fastenzeit entfällt das Halleluja!
Mein Herz ist fröhlich in dem Herrn, mein Haupt ist erhöht in dem Herrn. (1. Sam 2, 1a)
Vorschläge zur Gottesdienstgestaltung:
Es wäre sicher sinnvoll, diesen Gottesdienst von Frauen gestalten zu lassen. Dabei sollte es aber bewusst kein Frauengottesdienst werden, denn es geht hier ja auch darum, das Bewusstsein dafür zu wecken, dass das Evangelium ohne die Frauen gar nicht zu denken wäre.
Anmerkungen:
Wenn der Tag auf einen Sonntag fällt, wird er auf den Vortag oder in die Woche des Sonntags verlegt. Das Proprium dieses Tages kann auch zu einem anderen Zeitpunkt im Jahr begangen werden.
Liturgische Farbe:
Rot

Biblische Texte (Perikopen)


Psalm:
1. Sam 2, 1-7
I:
Evangelium
Lk 8, 1-3 (Mit ihm waren einige Frauen, die er gesund gemacht hatte von bösen Geistern und Krankheiten.)
II:
Epistel
Apg 16, 13-15 (Eine Frau namens Lydia, eine Purpurwollenhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu.)
III:
Altes Testament
Rut 1, 7-18 (Dein Volk sei mein Volk und dein Gott sei mein Gott.)
IV:
Lk 8, 1-3 (Mit ihm waren einige Frauen, die er gesund gemacht hatte von bösen Geistern und Krankheiten.)
V:
Apg 16, 13-15 (Eine Frau namens Lydia, eine Purpurwollenhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu.)
VI:
Predigttext
Rut 1, 7-18 (Dein Volk sei mein Volk und dein Gott sei mein Gott.)
M:
Joh 4, 1-42
Mk 7, 24-30
Lk 8, 43-48
Gal 3, 26-28