das Kirchenjahr

Gedenktag des Bischofs Nikolaus von Myra

6. Dezember

Nikolaus von Myra

Predigtbeispiele

Sie dürfen gerne meine Predigten benutzen und den Gegebenheiten anpassen. Wenn Sie einen meiner Predigtvorschläge in einem Gottesdienst verwenden wollen, teilen Sie es mir bitte mit. Eine Genehmigung müssen Sie dafür aber nicht abwarten.
Jegliche andere Form der Vervielfältigung, auch im Internet, ist nur mit meiner ausdrücklichen, schriftlichen Zustimmung erlaubt. Weisen Sie bei der Verwendung des Materials bitte auf die Quelle hin.

Zu den Perikopen

Predigtvorschläge zu Reihe II - Eph 2, 1-10

Diese Predigt wurde am 11. Sonntag nach Trinitatis zu der Perikope Eph 2, 4-10 gehalten. Sie mag etwas zum Verständnis des Predigttextes an diesem Tag beitragen.
Liebe Gemeinde!
Wenn ich Eltern, die ihr Kind taufen lassen wollen, von der Bedeutung der Taufe erzähle, dann gehört dazu selbstverständlich auch dies:
durch das Wasser der Taufe wird alle unsere Sünde von uns gewaschen, wir werden rein, nicht im physischen Sinn, sondern seelisch, also: unsere Seele wird rein gewaschen.
Natürlich wird dann auch festgestellt, dass es eigentlich ja gar nicht sein kann, dass ein Baby schon von Sünde rein gewaschen werden muss. Denn es weiß ja noch gar nicht, was falsch und was richtig ist, es kann also in dem Sinne auch nichts falsch machen.
Die Wirkung der Taufe endet allerdings nicht mit ihrem Vollzug, so wie man isst und danach wieder hungrig wird, sondern sie wirkt für das ganze Leben, und es gibt keinen Menschen, der nicht auch der Vergebung bedürfte. Und da setzt dann die Taufe ein.
Aber auch für Säuglinge hat die Taufe durchaus eine Bedeutung.
Der Kirchenvater Augustinus, der im 4. Jahrhundert lebte und dessen Gedenktag am 28. August begangen wird, hat mal versucht, das zu begründen, indem er von einer Beobachtung erzählte, die er selbst gemacht hatte. Ein Kind, das noch nicht sprechen konnte, war blass vor Zorn und Neid, weil sein Zwillingsbruder an der anderen Brust der Mutter gestillt wurde. Körperlich, so schreibt er, war das Kind noch nicht fähig zur Sünde, wohl aber seelisch. Es kannte schon Neid und Eifersucht. Man müsse den Kindern diese Eigenschaft erst langsam und mühsam abgewöhnen.
Mit dieser Beobachtung scheint Augustin nicht ganz unrecht zu haben. Erst mit der Zeit wächst sich dieses Neidgefühl aus, wir können das an unseren Kindern recht deutlich beobachten, wie sie langsam lernen, dass man nicht immer das haben muss, was der Bruder oder die Schwester nun gerade hat. Dieses Verlangen aber, dieser Neid, liegt im Wesen des Menschen, es wird ihm angeboren.
Nun könnte man daraus folgern, dass jeder Mensch im Laufe seines Lebens die Chance hat, eben diesen Neid zu überwinden und so zu einem guten, sündfreien Menschen zu werden. Denn offenbar lernt man ja doch, mit dem Neid umzugehen.
Man zeigt ihn nicht mehr, im Gegenteil, man gibt deutlich zu erkennen, dass man dem anderen sein Glück gönnt. Das können wir jetzt zur Zeit bei der Olympiade immer wieder sehen, wenn Verlierer zwar enttäuscht sind, aber doch dem Gewinner gratulieren.
Aber ist das wirklich so neidlos, wie es scheint? Ich kann mir das kaum vorstellen. Man lernt nur mit der Zeit, dieses Gefühl zu unterdrücken, es nicht nach außen zu tragen. In Wirklichkeit sitzt es ja doch ganz tief drin, das Verlangen, so gut zu sein wie der oder die andere, es so gut zu haben wie der oder die andere, oder anders herum: einfach nicht zufrieden zu sein mit dem, was man hat und was man ist.
Natürlich beschränkt sich die Sünde nicht auf dieses Gefühl, aber sie gehört zu dem, was man als „Erbsünde“ bezeichnet hat: sie gehört zum Menschsein dazu, ist angeboren und darum nicht wegzukriegen.
Und so ist dieses Verlangen genau das, was uns gefangen hält, was es uns im Grunde unmöglich macht, frei zu sein. Denn wir werden Gefangene unseres eigenen Verlangens.
Dabei verlieren wir Gott. Denn wir wollen unser Leben selbst gestalten, wir wollen selbst bestimmen, wo es lang geht und was wir erreichen. Wir wollen mehr und sind darum nicht zufrieden mit dem, was wir sind.
Wir verachten dabei die Tatsache, dass es Gott ist, dem wir alles zu verdanken haben, und setzen uns selbst an seine Stelle.
Das ist es, was die ersten Menschen, Adam und Eva, im Paradies wollten. Sie wollten selbst entscheiden, sie wollten ihr Leben selbst bestimmen, sie wollten sich nicht von Gott in irgendeiner Weise einschränken lassen.
Natürlich wurde die Schlange für das Fehlverhalten der Menschen verantwortlich gemacht, denn auch das gehört zum Menschsein dazu: nicht die Verantwortung übernehmen zu wollen für das eigene Handeln.
Aber dass das nicht funktioniert, wurde schnell deutlich.
Die Konsequenz des Verlangens nach Selbstbestimmung war der Tod. Der Tod ist gewissermaßen das Symbol dafür, dass wir Gott nicht das Wasser reichen können. Der Tod ist eine Erinnerung daran, dass es eine Grenze gibt, die wir niemals werden überwinden können.
Säuglinge genauso wie Erwachsene kommen davon nicht los. Wir alle sehen dem Tod entgegen, die einen früher, die anderen später, aber es ist der Lauf der Dinge – am Ende steht der Tod.
Denn in uns allen steckt mehr oder weniger deutlich spürbar das Verlangen, wie Gott sein zu wollen: wir wollen Dinge beeinflussen, die schlicht und einfach nicht von uns beeinflusst werden können – oder wenn doch, dann sind die Folgen unabsehbar.
Viele zunächst bahnbrechend erscheinende Entwicklungen sind später zum Fluch geworden, man denke nur zum Beispiel an die Atomenergie.
Mit jedem Wollen stellen wir den Willen unseres Schöpfers in Frage, und damit ihn selbst. Darum steht der Tod am Ende unseres Lebens, um uns dies ganz klar vor Augen zu führen: Wir sind nicht Gott, und wir können es niemals sein.
Viele scheuen sich davor, diese Tatsache anzunehmen, sie sehen den Tod als eine Bedrohung an, der man am besten aus dem Weg geht, indem man sie ignoriert.
Dann haben sie auch für einige Zeit das Gefühl, frei zu sein, sind es aber letztlich doch nicht. Denn der Tod bleibt, er ist nur für eine Zeit aus dem Gesichtsfeld herausgenommen. Einige Zeit mag das gut gehen – aber eben nur eine Zeit lang, bis wir vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden müssen. (2. Kor 5, 10) Und so wird der Tod dann auch denen zur Bedrohung, die sich ganz auf sich selbst verlassen haben und nur das Ihre gesucht haben.
Für uns aber, die wir durch die Taufe die Liebe Gottes erfahren haben, hat der Tod nichts Bedrohliches an sich. Er ist zwar der Lohn der Sünde – wir haben ihn verdient und wir können ihm nicht entrinnen, so sehr wir uns auch bemühen – aber es gibt einen, der diesen Tod überwunden hat, der seine Bedrohlichkeit fort genommen hat.
Dieser eine ist Jesus Christus. Er hat durch seine Auferstehung dem Tod alle Macht genommen – durch ihn wissen wir, dass der Tod eben doch nicht unser Ende bedeutet. So können wir uns furchtlos mit dieser Tatsache befassen, wir können unsere Begrenztheit annehmen, weil wir wissen, dass diese Grenze durch Gott selbst überwunden wurde. Gottes Gnade ist es, die uns diese Grenzenlosigkeit schenkt.
Eine Grenzenlosigkeit, die sich jetzt nicht unbedingt sp bemerkbar zu machen scheint, wie wir es uns vielleicht wünschen. Denn wir spüren, dass unser Körper mit den Jahren schwächer wird, dass vieles schwerer fällt und manches nicht mehr möglich ist, was früher selbstverständlich war und leicht von der Hand ging.
Aber die Grenzenlosigkeit ist dennoch da. Gott schenkt sie uns, ganz gleich, wie unsere körperliche Verfassung ist: Grenzenlosigkeit, die allerdings nur durch Jesus Christus erfahrbar werden kann, denn er hat ja dieses Grenze überwunden.
Grenzenlosigkeit, die nicht dazu führt, dass wir anderen ihre Grenzen setzen, sondern die uns dazu verhilft, dass wir andere ebenfalls herausholen aus ihrer Begrenztheit.
Grenzenlosigkeit, die sich nicht darin ausdrückt, dass wir tun und lassen, was wir wollen, sondern darin, dass wir all das, was uns daran hindert, in Liebe einander zu begegnen, ablegen und Schritte der Liebe und des Vertrauens wagen.
Grenzenlosigkeit, die nicht die eigene soziale und wirtschaftliche Sicherheit und Unabhängigkeit meint, sondern die sich um all die Menschen sorgt, die in der Nähe und weit von uns entfernt in Armut und Elend leben.
Gott hat uns geschaffen, er hat uns unsere Grenze gesetzt, aber er hat diese Grenze auch wieder genommen – nicht damit wir überheblich werden, sondern damit wir seine grenzenlose Liebe erfahren, durch die alle Schuld von uns genommen wird und die uns ein Leben in Freiheit ermöglicht.
Dadurch, dass wir wissen, dass der Tod keine Macht mehr über uns hat, brauchen wir nicht mehr in Konkurrenz zu unseren Mitmenschen zu treten. Denn vor Gott sind wir immer wert geachtet. Nichts kann uns das nehmen, außer wir selbst, indem wir in die alten Muster verfallen und meinen, Gottes Stelle einnehmen zu müssen.
Gottes Liebe stiftet uns zur Liebe an. Durch die Liebe Gottes werden Grenzen überwunden. Also „lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt“. (1. Joh 4, 19)
Amen

Liedvorschläge zur Predigt:
Ehre sei dir, Christe, der du littest Not (EG 75)
Jesu, stärke deine Kinder (EG 164)
Lobt Gott, den Herrn, ihr Heiden all (EG 293)
Aus tiefer Not schrei ich zu dir (EG 299)
Ich habe nun den Grund gefunden (EG 354)
O Durchbrecher aller Bande (EG 388)


Zurück zum Anfang

Predigtvorschläge zu Reihe V - Eph 2, 1-10

Diese Predigt wurde am 11. Sonntag nach Trinitatis zu der Perikope Eph 2, 4-10 gehalten. Sie mag etwas zum Verständnis des Predigttextes an diesem Tag beitragen.
Liebe Gemeinde!
Wenn ich Eltern, die ihr Kind taufen lassen wollen, von der Bedeutung der Taufe erzähle, dann gehört dazu selbstverständlich auch dies:
durch das Wasser der Taufe wird alle unsere Sünde von uns gewaschen, wir werden rein, nicht im physischen Sinn, sondern seelisch, also: unsere Seele wird rein gewaschen.
Natürlich wird dann auch festgestellt, dass es eigentlich ja gar nicht sein kann, dass ein Baby schon von Sünde rein gewaschen werden muss. Denn es weiß ja noch gar nicht, was falsch und was richtig ist, es kann also in dem Sinne auch nichts falsch machen.
Die Wirkung der Taufe endet allerdings nicht mit ihrem Vollzug, so wie man isst und danach wieder hungrig wird, sondern sie wirkt für das ganze Leben, und es gibt keinen Menschen, der nicht auch der Vergebung bedürfte. Und da setzt dann die Taufe ein.
Aber auch für Säuglinge hat die Taufe durchaus eine Bedeutung.
Der Kirchenvater Augustinus, der im 4. Jahrhundert lebte und dessen Gedenktag am 28. August begangen wird, hat mal versucht, das zu begründen, indem er von einer Beobachtung erzählte, die er selbst gemacht hatte. Ein Kind, das noch nicht sprechen konnte, war blass vor Zorn und Neid, weil sein Zwillingsbruder an der anderen Brust der Mutter gestillt wurde. Körperlich, so schreibt er, war das Kind noch nicht fähig zur Sünde, wohl aber seelisch. Es kannte schon Neid und Eifersucht. Man müsse den Kindern diese Eigenschaft erst langsam und mühsam abgewöhnen.
Mit dieser Beobachtung scheint Augustin nicht ganz unrecht zu haben. Erst mit der Zeit wächst sich dieses Neidgefühl aus, wir können das an unseren Kindern recht deutlich beobachten, wie sie langsam lernen, dass man nicht immer das haben muss, was der Bruder oder die Schwester nun gerade hat. Dieses Verlangen aber, dieser Neid, liegt im Wesen des Menschen, es wird ihm angeboren.
Nun könnte man daraus folgern, dass jeder Mensch im Laufe seines Lebens die Chance hat, eben diesen Neid zu überwinden und so zu einem guten, sündfreien Menschen zu werden. Denn offenbar lernt man ja doch, mit dem Neid umzugehen.
Man zeigt ihn nicht mehr, im Gegenteil, man gibt deutlich zu erkennen, dass man dem anderen sein Glück gönnt. Das können wir jetzt zur Zeit bei der Olympiade immer wieder sehen, wenn Verlierer zwar enttäuscht sind, aber doch dem Gewinner gratulieren.
Aber ist das wirklich so neidlos, wie es scheint? Ich kann mir das kaum vorstellen. Man lernt nur mit der Zeit, dieses Gefühl zu unterdrücken, es nicht nach außen zu tragen. In Wirklichkeit sitzt es ja doch ganz tief drin, das Verlangen, so gut zu sein wie der oder die andere, es so gut zu haben wie der oder die andere, oder anders herum: einfach nicht zufrieden zu sein mit dem, was man hat und was man ist.
Natürlich beschränkt sich die Sünde nicht auf dieses Gefühl, aber sie gehört zu dem, was man als „Erbsünde“ bezeichnet hat: sie gehört zum Menschsein dazu, ist angeboren und darum nicht wegzukriegen.
Und so ist dieses Verlangen genau das, was uns gefangen hält, was es uns im Grunde unmöglich macht, frei zu sein. Denn wir werden Gefangene unseres eigenen Verlangens.
Dabei verlieren wir Gott. Denn wir wollen unser Leben selbst gestalten, wir wollen selbst bestimmen, wo es lang geht und was wir erreichen. Wir wollen mehr und sind darum nicht zufrieden mit dem, was wir sind.
Wir verachten dabei die Tatsache, dass es Gott ist, dem wir alles zu verdanken haben, und setzen uns selbst an seine Stelle.
Das ist es, was die ersten Menschen, Adam und Eva, im Paradies wollten. Sie wollten selbst entscheiden, sie wollten ihr Leben selbst bestimmen, sie wollten sich nicht von Gott in irgendeiner Weise einschränken lassen.
Natürlich wurde die Schlange für das Fehlverhalten der Menschen verantwortlich gemacht, denn auch das gehört zum Menschsein dazu: nicht die Verantwortung übernehmen zu wollen für das eigene Handeln.
Aber dass das nicht funktioniert, wurde schnell deutlich.
Die Konsequenz des Verlangens nach Selbstbestimmung war der Tod. Der Tod ist gewissermaßen das Symbol dafür, dass wir Gott nicht das Wasser reichen können. Der Tod ist eine Erinnerung daran, dass es eine Grenze gibt, die wir niemals werden überwinden können.
Säuglinge genauso wie Erwachsene kommen davon nicht los. Wir alle sehen dem Tod entgegen, die einen früher, die anderen später, aber es ist der Lauf der Dinge – am Ende steht der Tod.
Denn in uns allen steckt mehr oder weniger deutlich spürbar das Verlangen, wie Gott sein zu wollen: wir wollen Dinge beeinflussen, die schlicht und einfach nicht von uns beeinflusst werden können – oder wenn doch, dann sind die Folgen unabsehbar.
Viele zunächst bahnbrechend erscheinende Entwicklungen sind später zum Fluch geworden, man denke nur zum Beispiel an die Atomenergie.
Mit jedem Wollen stellen wir den Willen unseres Schöpfers in Frage, und damit ihn selbst. Darum steht der Tod am Ende unseres Lebens, um uns dies ganz klar vor Augen zu führen: Wir sind nicht Gott, und wir können es niemals sein.
Viele scheuen sich davor, diese Tatsache anzunehmen, sie sehen den Tod als eine Bedrohung an, der man am besten aus dem Weg geht, indem man sie ignoriert.
Dann haben sie auch für einige Zeit das Gefühl, frei zu sein, sind es aber letztlich doch nicht. Denn der Tod bleibt, er ist nur für eine Zeit aus dem Gesichtsfeld herausgenommen. Einige Zeit mag das gut gehen – aber eben nur eine Zeit lang, bis wir vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden müssen. (2. Kor 5, 10) Und so wird der Tod dann auch denen zur Bedrohung, die sich ganz auf sich selbst verlassen haben und nur das Ihre gesucht haben.
Für uns aber, die wir durch die Taufe die Liebe Gottes erfahren haben, hat der Tod nichts Bedrohliches an sich. Er ist zwar der Lohn der Sünde – wir haben ihn verdient und wir können ihm nicht entrinnen, so sehr wir uns auch bemühen – aber es gibt einen, der diesen Tod überwunden hat, der seine Bedrohlichkeit fort genommen hat.
Dieser eine ist Jesus Christus. Er hat durch seine Auferstehung dem Tod alle Macht genommen – durch ihn wissen wir, dass der Tod eben doch nicht unser Ende bedeutet. So können wir uns furchtlos mit dieser Tatsache befassen, wir können unsere Begrenztheit annehmen, weil wir wissen, dass diese Grenze durch Gott selbst überwunden wurde. Gottes Gnade ist es, die uns diese Grenzenlosigkeit schenkt.
Eine Grenzenlosigkeit, die sich jetzt nicht unbedingt sp bemerkbar zu machen scheint, wie wir es uns vielleicht wünschen. Denn wir spüren, dass unser Körper mit den Jahren schwächer wird, dass vieles schwerer fällt und manches nicht mehr möglich ist, was früher selbstverständlich war und leicht von der Hand ging.
Aber die Grenzenlosigkeit ist dennoch da. Gott schenkt sie uns, ganz gleich, wie unsere körperliche Verfassung ist: Grenzenlosigkeit, die allerdings nur durch Jesus Christus erfahrbar werden kann, denn er hat ja dieses Grenze überwunden.
Grenzenlosigkeit, die nicht dazu führt, dass wir anderen ihre Grenzen setzen, sondern die uns dazu verhilft, dass wir andere ebenfalls herausholen aus ihrer Begrenztheit.
Grenzenlosigkeit, die sich nicht darin ausdrückt, dass wir tun und lassen, was wir wollen, sondern darin, dass wir all das, was uns daran hindert, in Liebe einander zu begegnen, ablegen und Schritte der Liebe und des Vertrauens wagen.
Grenzenlosigkeit, die nicht die eigene soziale und wirtschaftliche Sicherheit und Unabhängigkeit meint, sondern die sich um all die Menschen sorgt, die in der Nähe und weit von uns entfernt in Armut und Elend leben.
Gott hat uns geschaffen, er hat uns unsere Grenze gesetzt, aber er hat diese Grenze auch wieder genommen – nicht damit wir überheblich werden, sondern damit wir seine grenzenlose Liebe erfahren, durch die alle Schuld von uns genommen wird und die uns ein Leben in Freiheit ermöglicht.
Dadurch, dass wir wissen, dass der Tod keine Macht mehr über uns hat, brauchen wir nicht mehr in Konkurrenz zu unseren Mitmenschen zu treten. Denn vor Gott sind wir immer wert geachtet. Nichts kann uns das nehmen, außer wir selbst, indem wir in die alten Muster verfallen und meinen, Gottes Stelle einnehmen zu müssen.
Gottes Liebe stiftet uns zur Liebe an. Durch die Liebe Gottes werden Grenzen überwunden. Also „lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt“. (1. Joh 4, 19)
Amen

Liedvorschläge zur Predigt:
Ehre sei dir, Christe, der du littest Not (EG 75)
Jesu, stärke deine Kinder (EG 164)
Lobt Gott, den Herrn, ihr Heiden all (EG 293)
Aus tiefer Not schrei ich zu dir (EG 299)
Ich habe nun den Grund gefunden (EG 354)
O Durchbrecher aller Bande (EG 388)


Zurück zum Anfang