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Zu den Perikopen
Predigtvorschläge zu Reihe II - Hebr 13, 12-14
Liebe Gemeinde!
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, pflegt man zu sagen. Das wird schon am regelmäßig wiederkehrenden
Tagesablauf deutlich:
Morgens aufstehen, dann frühstücken, wobei auch das meist einem bestimmten Muster folgt. Jeden Tag
etwa ein Ei, weich oder hart gekocht, vielleicht aber auch nur an ein oder zwei Tagen in der Woche,
die allerdings auch festgelegt sind; oder eine Schale Müsli, oder ein Brötchen mit Marmelade,
dazu die für viele obligatorische Tasse Kaffee, vielleicht kommt der ja sogar aus dem fairen
Handel: so ist es ein guter Start in den Tag.
Und dann geht’s, frisch gestärkt, zur Arbeit oder an das Tagewerk. Die Aufgaben für den Tag
sind meist schon klar. je nachdem, wo man arbeitet, ergeben sie sich. Ob zu Hause oder bei
einer Firma oder auch selbständig: es gibt auch hier eine gewisse Routine, an die man sich
gewöhnt hat, die hilft, alles richtig zu machen und nichts zu vergessen. So vergeht der
Tag in gewohnter Umgebung.
Am Abend kann man dann gemütlich entspannen, und auch dieser Abschnitt des Tages hat
seine Routine. Man sitzt am Fernseher, oder spielt ein Spiel. Manche lesen ein Buch oder
hören Musik. Vielleicht steht auch ein Besuch im Kino an – manche haben sogar das als
regelmäßiges Ereignis in den Wochenablauf eingeplant.
So gibt die Routine des Tagesablaufs einen gewissen Grad an Verlässlichkeit, man
braucht sich nicht wegen unerwarteter Dinge beunruhigen, weil man das meiste ja
schon mit eingeplant hat.
Nur wenn dann mal was dazwischen kommt, kann es sein, dass der Tag dann anstrengender
wirkt, weil man sich erst darauf einstellen und die Routine durchbrechen musste.
Am Wochenende sieht der Tagesablauf dann etwas anders aus, und man freut sich in der
Regel schon darauf: Länger schlafen, gemütlich im Garten sitzen oder auch etwas im
Garten arbeiten, oder jemanden besuchen. Vielleicht macht man einen Spaziergang.
Am Sonntag geht es dann morgens erstmal in die Kirche. Vielleicht fängt ja ein Gottesdienst
etwas später an, damit man nicht so früh aufstehen muss.
Und der Nachmittag kann dann mit Kaffeetrinken, gemütlichem Beisammensein, Lektüre,
Fernsehen oder Spazierengehen gestaltet werden.
Meist haben auch die Wochenenden ihren mehr oder weniger festen Rahmen, der sich Woche für
Woche wiederholt. Selbst wenn man sich jede Woche erst überlegt, was man am Wochenende tun
will: es gibt Dinge, die tut man am Wochenende einfach nicht, und andere, die man in
die Planung einbeziehen kann.
Routine eben. Dinge, die einem vertraut sind, die man kennt, die dort ihren Platz haben
und nirgendwo anders und so einem das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit geben.
Um solche Routine geht es in unserem Predigttext aus dem 13. Kapitel des Hebräerbriefes:
„Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen
vor dem Tor. (13) So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach
tragen. (14) Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen
wir.” (Hebr 13, 12-14)
Nun gut, ganz offensichtlich ist der Zusammenhang nicht. Von Tagesablauf ist da nicht
die Rede, und auch nicht von entspannten Wochenenden.
Aber ich bleibe dabei: es geht um Routine. Um das deutlicher zu machen, lassen Sie mich die
zwei vorausgehenden Verse mit einbeziehen. Diese Verse machen aufmerksam darauf, dass im
ersten Bund das Blut der Tiere, die zum jährlichen Sündopfer geschlachtet wurden, im Tempel
geopfert wurde, während ihre Körper aus dem Lager herausgebracht und dort dann verbrannt
wurden. Sie waren Abfall.
Das ist die Routine, um die es in unserem Predigttext geht. Das regelmäßige gottesdienstliche
Handeln, das den Vorschriften des ersten Bundes folgt und darum ja auch richtig ist, aber
dadurch, dass es zur Gewohnheit und vielleicht sogar lästigen Pflicht wurde, seine Aufgabe
nicht mehr erfüllt.
Da ist nun etwas Neues, vor dem Tor außerhalb des Lagers, aber es ist nicht deswegen neu,
weil es schön ist und glänzt, im Gegenteil. Es ist deswegen neu, weil es nicht hineinpasst
in die Tradition, ja, weil es alles umkehrt und quer steht. Plötzlich wird das Sühneopfer
da, wo der Abfall hin kommt, also auf der Müllhalde, vollzogen.
Diese Umkehrung ist nötig, um deutlich zu machen: dieses Sühneopfer ist ein anderes als das,
das wir Menschen darbringen können. Dieses Opfer ist einzigartig. Durch dieses Opfer wird
Sühne ein für allemal bewirkt. Gott selbst bringt dieses Opfer dar auf einem Altar, den er
selbst ausgewählt hat. Wer dieses Opfer für sich in Anspruch nimmt, der muss sich nicht
mehr von seiner Schuld erdrücken lassen, denn alle Schuld ist von ihm genommen.
Aber durch die Tatsache, dass dieses Opfer draußen vor der Stadt, auf der Müllhalde, vollzogen
wird, ist es natürlich auch zum Anstoß geworden, nicht nur für die, die sich ihr
gottesdienstliches Handeln nur im Zentrum der Stadt, im Tempel, vorstellen konnten.
Das, was viele Menschen ablehnen, soll nun also der Ort sein, zu dem wir uns aufmachen
sollen. Wer das Kreuz vor dem Tor zum Zentrum seines Glaubens macht, wird fast automatisch
zum Außenseiter.
Es geht um etwas völlig Neues, das war den Menschen, die damals den Brief an die Hebräer
gelesen hatten, sofort klar. Denn sie wussten längst, was es bedeutet, Außenseiter zu sein.
Für Sie war das Leben als Christen absolut nicht einfach. Sie waren eine verschwindend
kleine Minderheit, die auf verschiedenste Weise angefeindet wurde. Sie litten unter
Verfolgung, wurden ausgelacht, oder schlicht nicht beachtet. Man nahm ihnen ihre Rechte,
verbreitete verleumderische Gerüchte über sie. Das hatte die Gemeinschaft stark gemacht.
Sie waren sich bewusst, Teil des einzigartigen zweiten Bundes Gottes zu sein. Mit diesem
Bewusstsein ließ es sich auch dann leben, wenn man um sein Leben fürchten musste.
Über die Jahrhunderte ist aber das Neue zum Alten geworden. Die Menschen gehen nicht
mehr hinaus vor die Stadt, sie haben es sich bequem gemacht. Es sind Traditionen entstanden,
die gut und wichtig sind, solange sie mit Leben gefüllt werden können, denn sie vermitteln
Vertrautheit und Sicherheit. Die Grenzen des Lagers haben sich verschoben, und das, was
damals außerhalb der Tore geschah, findet sich nun inmitten der Tore wieder.
Wenn wir ehrlich sind, müssen wir dieser Beobachtung wohl zustimmen. Wir fühlen uns in
unserer Umgebung sehr sicher.
Nun ist aber der Predigttext noch nicht ganz erschöpft. Der Schreiber des Hebräerbriefes
schließt unseren Abschnitt mit dem Satz: „Wir haben hier keine bleibende Stadt,
sondern die zukünftige suchen wir.”
Das gilt auch heute. Es ist dabei ganz wichtig, dass wir den Satz genau lesen. Wir haben
hier keine bleibende Stadt, da denkt man ja zunächst an einen Ort, zu dem man sich begeben,
in dem man wohnen kann. Es könnte also sein, dass es woanders diese bleibende Stadt gibt,
folglich wohl draußen vor dem Tor, da, wo das Sühneopfer vollzogen wurde.
Aber der zweite Teil des Satzes belehrt uns eines anderen: die zukünftige suchen wir, nicht
die andere irgendwo anders, sondern die, die sein wird, also in der Zukunft liegt.
Noch ist sie nicht. Und das heißt für uns: es ist immer noch nötig, den Weg nach draußen vor
die Tore der Stadt zu gehen, um teilzuhaben an diesem Geschenk Gottes, dem Opfer Christi,
das uns ein für allemal mit ihm versöhnt.
Damit ist natürlich nicht gemeint, dass wir uns aufmachen sollen in den Park hinter dem
ehemaligen Kaisertor, oder nach außerhalb der Grenzen der Stadt Wolfenbüttel. Es geht
vielmehr um die Stadt, die wir uns in unserem Herzen gebaut haben. Denn da kann man es
sich schon ganz gemütlich machen. Da ist der geregelte Tageslauf, der Wochenrhythmus,
der den Gottesdienstbesuch mit einschließt, und wenn das alles so schön zusammenpasst und
hilft, unser Gewissen zu beruhigen, fühlen wir uns sicher und geborgen.
Aber christlicher Glaube erfordert eben, dass wir uns hinaus begeben in die Unsicherheit,
in das Ungewohnte, in das, was allgemein nicht akzeptiert wird. Hier gibt es keine Stadt,
die uns schützen kann, weder vor Gott noch vor Menschen. Das einzige, was uns schützt, ist
das Kreuz, das so wenig Schutz zu bieten scheint. Es schützt uns vor dem Zorn Gottes. Vor
den Menschen kann es uns nicht schützen.
In diesem Zusammenhang wird auch dieses Wort Jesu lebendig: „Wer sein Leben erhalten
will, der wird’s verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.”
Leben ist nicht gleich Leben. Das Leben, zu dem das Opfer Jesus Christus uns befreit, führt
uns letztlich zu der zukünftigen Stadt, von der der Hebräerbrief redet. So sind wir nicht
etwa solche, die wie Vagabunden umher ziehen; wir sind Menschen, die bereit sind, Risiken
einzugehen. Wir sicherun uns nicht ab, wenn wir hinausgehen und unseren gewohnten
Alltagstrott verlassen, weil wir wissen, dass wir auf diesem Weg unser Leben finden
werden. Wir ziehen hinaus, um in dieser Welt zu verkündigen, welches Wunder unser Gott
durch Jesus Christus vollbracht hat: dass er uns frei macht von aller Schuld durch sein
Kreuz.
Dass wir dieses Wunder selbst erfahren, und dass wir den Mut finden, hinaus zu gehen und es
weiter zu sagen, dazu gebe uns Gott Mut und Kraft.
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Also liebt Gott die arge Welt (EG 51)
O Mensch, bewein dein Sünde groß (EG 76)
O hilf, Christe, Gottes Sohn (EG 77, 8)
Du großer Schmerzensmann (EG 87)
Jerusalem, du hochgebaute Stadt (EG 150)
Lasset uns mit Jesus ziehen (EG 384)
Predigtvorschläge zu Reihe IV - Mk 10, 35-45
Die nachfolgende Predigt wurde im Jahr 2009 gehalten.
Liebe Gemeinde!
Schon immer hat es Menschen gegeben, die von sich eingenommen waren. Menschen,
die sich hinstellen und, ohne lange zu überlegen, sagen: ich kann das.
Wenn sie dann später merken, dass sie es doch nicht so gut können, sind sie meist
geschickt genug, das nicht offenbar werden zu lassen. Sie lassen andere die
gestellte Aufgabe ausführen, setzen dann aber wieder sich selbst ins Rampenlicht
und tun so, als wäre alles ihr Werk.
Selbstbewusste Menschen, die manchmal solch starkes Selbstbewusstsein eigentlich
nicht verdient haben.
Neben ihnen hat es auch immer die anderen gegeben, die sie beobachten und sich
selbst dabei sehr klein vorkommen. So fragen sie sich selbst: Warum kann ich
nicht so selbstbewusst auftreten? Und weil sie keine rechte Antwort auf diese
Frage finden, fangen sie an, über die anderen, die sich so hervorragend in
Szene setzen können, her zu ziehen und sie schlecht zu machen.
Nicht immer zu Unrecht, muss man sagen. Aber ist das der richtige Weg?
In unserem Predigttext, den wir vorhin als Evangelium gehört haben, geht es um
beide: die Selbstbewussten und die anderen, die sie schlecht machen.
Da sind auf der einen Seite die beiden Söhne des Zebedäus, die Zebedaiden genannt
werden, Jakobus und Johannes. Selbstbewusst treten sie auf: Lass uns in deiner
Herrlichkeit an deiner Seite sein. Diese Ehre steht uns zu.
Jesus fragt zurück, ob sie den Kelch trinken können, den er trinken wird, und
sich mit der Taufe taufen lassen, mit der er getauft wird, und noch einmal sagen
sie mit tiefster Überzeugung: ja, das können wir.
Sie können aber gar nicht wirklich wissen, wovon Jesus da redet. Es ist ja noch
nichts davon geschehen. Nur das, was Jesus gerade zuvor davon gesagt hatte, wussten
sie: dass er zum Tode verurteilt und den Heiden überantwortet werden würde, und
dass er schließlich am dritten Tage auferstehen würde. Ob sie die ganze Bedeutung
dieser Worte erfassen konnten?
Denn als es darauf ankommt, sind sie ja doch alle überrascht und machen sich aus
dem Staub, als Jesus gefangen genommen wird, auch Jakobus und Johannes. Die Jünger
wagen nicht, sich nicht unter das Kreuz zu stellen und ihre Zugehörigkeit zu Jesus
öffentlich sichtbar zu machen, aus Angst, sie könnten genauso getötet werden wie
ihr Herr und Meister.
Doch hier, in diesem Gespräch, scheint Jesus diese Aussage der beiden Zebedaiden,
dieses Selbstbewusstsein, das schon anmaßend kllingt, nicht anzuzweifeln.
„Es wird geschehen“, sagt er. „Ihr werdet den Kelch trinken, und auch getauft
werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde.“, sagt er. Woher weiß er das
plötzlich? Und hat er damit Recht?
In der Apostelgeschichte wird nur berichtet, dass Jakobus durch Herodes mit dem
Schwert getötet wurde, also einen Märtyrertod fand. Von Johannes aber ist kein
Märtyrertod überliefert – auch die Legende weiß davon nichts. Vielmehr soll er
demnach in hohem Alter gestorben sein.
Es bleibt ein Rätsel, das wir wohl nicht vollständig lösen können. Es ist aber
gut denkbar, dass Jesus damit deutlich machen will, dass selbst eine solche
Auszeichnung, wie sie der Märtyrertod bedeutet, noch lange nicht das Recht nach
sich zieht, zur Rechten oder zur Linken Gottes zu sitzen.
Und so macht Jesus den beiden auch keine Zusage. Trotz ihres Selbstbewusstseins
bleibt es offen, ob sie zur Rechten und zur Linken Jesu werden sitzen dürfen.
Es steht Jesus nicht zu, diese Plätze zu vergeben.
Und dann sind da schließlich die anderen Jünger, die dieses Selbstbewusstsein
nicht haben. Demut hatten sie alle geübt, aber natürlich auch insgeheim gehofft,
Jesus würde eines Tages zu ihnen sagen: Komm, du sollst zu meiner Rechten sitzen,
oder: Komm, du sollst zu meiner Linken sitzen in meiner Herrlichkeit.
Doch dieses Verlangen auszusprechen hatten sie nicht gewagt. So dreist wollten
sie nicht sein. Und das war gut so, denn jetzt konnten sie über Jakobus und Johannes
herziehen, diese vorlauten, selbstbewussten Jünger, die sich da so einfach
vorgedrängelt hatten.
Rangstreitigkeiten gab es schon immer, und wird es immer geben. Wie oft spielen
Vorgesetzte ihre Macht aus, und wie oft neiden Gleichgestellte den anderen das
Selbstbewusstsein, mit dem sie sich die Karriereleiter emporarbeiten – manchmal
nicht, ohne den anderen dabei zu schaden.
Wer gehört an die Spitze? Eine Untersuchung ergab kürzlich, dass es nicht die
Fähigsten sind, die Führungspositionen einnehmen, sondern die, die mit großem
Selbstbewusstsein auftreten. Und das führt dann manches Mal auch zu solchen
Katastrophen, wie wir sie gerade erleben. Eine Wirtschaftskrise, die in ihrem
Ausmaß noch gar nicht vollständig erfasst werden kann, und die die Steuerzahler
auszubaden haben.
Jesus schlägt nun ein neues Kapitel auf. Unter euch, sagt er, soll es keine
Rangstreitigkeiten geben, ja, es soll keine Ränge geben. Wer groß sein will,
der soll euer Diener sein. Und wer der Erste sein will, soll aller Knecht sein.
Es ist schon beeindruckend, was für Früchte diese Worte getrieben haben. Da gab
es Mönchsorden, die sich anfangs den Dienst am Nächsten auf die Fahnen schrieben,
aber später dann die Elite in der Gesellschaft bildeten und überall das Sagen
hatten.
Da gibt es Riten, in denen sich Kirchenobere symbolisch erniedrigen, um so den
Anschein zu erwecken, sie würden diese Worte Jesu in ihrem Leben und in ihrer
Funktion umsetzen.
Aber diese Worte Jesu sind nicht symbolisch gemeint, sondern ganz real umzusetzen.
In der christlichen Gemeinde soll es keine Führung geben. Es soll nicht so sein,
dass da Menschen sind, die über andere bestimmen, und darunter dann all die
anderen, die diese Führung, sei sie nun gut oder schlecht, hinnehmen.
Die Gemeinde Jesu Christi ist vielmehr eine Dienstgemeinschaft. Alle dienen
einander. Sie stellen ihre Gaben und Begabungen zur Verfügung. Niemand übervorteilt
den anderen. Niemand nutzt einen anderen aus, um sich selbst gut aussehen zu lassen,
und niemand gebraucht die Macht, die ihm anvertraut ist, dazu, die Gemeinde so zu
gestalten, wie er es für richtig hält.
Im Gegenteil: immer sind alle daran beteiligt. Alle haben eine Aufgabe in der
Gemeinde, und keine dieser Aufgaben soll höher geachtet sein als jede andere,
aber auch nicht niedriger.
Es ist schon bemerkenswert, dass Jesus den Dienst am anderen so hoch achtet. Er
nimmt zuletzt sich selbst als Vorbild: „Der Menschensohn ist nicht gekommen,
dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld
für viele.“
Diesem Vorbild sollen wir zumindest insofern nachfolgen, dass wir dienen und nicht
herrschen. Denn unser Leben als Lösegeld für andere geben, das können wir nicht.
Wir haben unseren Tod immer verdient, ob wir nun alles richtig machen oder nicht.
Da muss schon der Sohn Gottes sein Leben geben, damit es ein Lösegeld sein kann,
das uns freikauft von der Macht des Todes. Aber da er es getan hat, sind wir nun
Teilhaber am Tod Jesu Christi, durch den er uns freikauft, wenn wir nur seinem
Vorbild nachfolgen und einander dienen.
Wer hingegen nach Macht strebt, der verliert alles, was christliche Gemeinde bedeutet,
und der löst sich damit auch selbst von dem, was Gott uns durch seinen Sohn schenkt.
Solche Menschen werden nicht leben, sondern sterben. Sie können keinen Teil haben an
dem Tod Jesu. Das Lösegeld wird für sie nicht eingesetzt.
Andererseits bedeuten diese Worte Jesu nicht, dass man sich immer hinten anstellen
soll und sich ducken muss. Das wäre falsche Demut. Die Worte Jesu bedeuten vielmehr,
dass alle Menschen, die sich als Christen verstehen, eine Aufgabe haben an der
Gemeinde Jesu Christi. Jeder einzelne, wir alle hier und die vielen tausend, die
heute nicht zum Gottesdienst gekommen sind, sind aufgerufen, einander zu dienen,
mitzubauen an der Gemeinde, und zwar nicht, indem wir uns von oben sagen lassen,
wie das geschehen soll, sondern indem wir selbst als Gemeinde unseren Weg gehen.
Gemeinde Jesu Christi ist immer Gemeinschaft der Heiligen. Da ist niemand mehr oder
weniger heilig: alle sind wir Heilige durch die Liebe Gottes, an der wir durch die
Taufe Teil haben. So gehört zum Christsein zwar die Bereitschaft und der Wille zum
Dienst am Nächsten, aber zugleich auch ein gesundes Selbstbewusstsein, das nun nicht
nach Wegen sucht, irgendwie an die Spitze zu kommen, sondern das der Gemeinschaft
und dem Wohl aller dient.
Möge Gott uns dieses Selbstbewusstsein erhalten.
Amen
oder
Liebe Gemeinde,
Sie wollen es unbedingt, die beiden Jünger, und darum versuchen sie es erst ganz
geschickt, aber doch durchschaubar, indem sie ihre Bitte gar nicht nennen. Anstelle
dessen bitten sie Jesus, dass er ihren Wunsch erfüllt, ohne dass er weiß, was
dieser Wunsch eigentlich ist. Jesus fällt darauf natürlich nicht herein, sondern
fragt erst nach ihrem Wunsch. Das hat also nicht geklappt.
Und so sagen sie es, denn nun können sie keine Tricks mehr anwenden:
»Wir wollen links und rechts neben dir sitzen in deiner Herrlichkeit.«
Da frage ich mich doch: wo haben die beiden das eigentlich her? Gab es irgendwelche
Anzeichen, dass Jesus irgendwann einmal in Herrlichkeit leben würde? Gerade zuvor
erst hatte Jesus gesagt, dass er gegeißelt, verspottet und getötet werden würde.
Allerdings hatte er auch gesagt, dass er nach drei Tagen auferstehen würde.
Aber wie sollte das dann aussehen? Es gab eigentlich keine Hinweise, dass es dann
herrlich sein würde.
Bis jetzt war Jesus nicht mehr und nicht weniger als ein Wanderprediger, der hier und
da Wunder vollbracht hatte, der mit Vollmacht predigte - aber von Herrlichkeit war da
herzlich wenig zu sehen.
Sein Leben war eher dürftig gewesen, ein Leben in Armut, ohne jegliche Sicherheit,
ohne jeden Comfort. Anders als die Tiere unter dem Himmel hatte Jesus noch nicht einmal
einen Platz zum Schlafen. Es gab für ihn kein Zuhause, und folglich auch keine
Herrlichkeit.
Das war die Realität, mit der die Jünger damals konfrontiert waren. Sie wussten, dass
das Leben trostlos aussieht, dass es mühsam, ja, leidvoll ist.
Vielleicht war es der Hinweis auf die Auferstehung, der sie diesen Wunsch äußern ließ;
aber dieser Hinweis hätte doch nur wenig Hoffnung gemacht. Vielleicht aber war es
auch der unverbrüchliche Glaube, dass Gott einem Menschen, der solches Leid auf
sich nimmt, nicht die Herrlichkeit verweigern kann, die die Nähe Gottes vermittelt.
Vielleicht meinten sie, dass Gott Jesus belohnen würde, nachdem er gestorben war,
indem er ihn zu sich holte.
So äußerten sie ihren Wunsch, ganz selbstsicher, denn schließlich erleiden sie das
gleiche Schicksal wie Jesus. Wie er ziehen sie durch die Lande und wissen nicht,
wo sie nachts schlafen oder was sie essen werden. Sie teilen die Unsicherheit, in
der Jesus lebt, und glauben darum: wenn er seinen Lohn kriegt, dann wir auch.
Und nun merken wir schon: sie haben es im Grunde noch gar nicht begriffen. Sie wollen
belohnt werden für das, was sie tun, weil sie glauben, dass auch Jesus belohnt wird.
Doch Jesus wird nicht belohnt. Er kehrt nur dahin zurück, wo er her gekommen ist.
Denn er ist zwar Mensch, aber doch auch der Sohn Gottes, der selbst Herr über alle
Mächte und Gewalten ist. Er braucht keinen Lohn, denn er würde sich ja nur selbst
belohnen.
Der Weg, den Jesus geht, ist ein ganz anderer. Der Weg führt nicht zu einer dicken
Belohnung. Solch eine Art von Motivation, wie wir sie gerne bei Kindern anwenden,
braucht Jesus nicht. Seine Motivation ist eine ganz andere.
Jesus unterwirft sich dem Tod, obwohl er es gar nicht müsste. Denn er ist der
Ewige, Gott selbst. Er tut es aus freien Stücken, weil er uns von dieser Macht,
die unser Leben bestimmt, befreien will. Er gibt seine eigene Herrlichkeit und
Macht auf, weil er die Menschen so sehr liebt, dass er nicht zusehen kann, wie
sie sich selbst zugrunde richten.
Darum geht er den Weg, den jeder Mensch zu gehen bereit sein müsste, aber doch
nicht gehen kann. Und wenn doch: der Weg eines Menschen hätte nicht die gleiche
Qualität. Denn wir täten es, weil wir uns etwas davon erwarten. Und wir täten
es, weil es unsere Pflicht ist. Jesus aber tut es freiwillig.
Das ist der Unterschied zwischen dem Weg, den Jesus geht, und dem, den wir gehen.
Ich bin sicher, dass es viele Menschen gegeben hat, die mehr gelitten haben als
Jesus, die massiver gequält wurden. Der Tod auf dem Scheiterhaufen, nach tagelanger
Folterung, bei der systematisch ein Knochen nach dem anderen gebrochen wird -
der Tod durch Häutung bei lebendigem Leib - der langsame Tod durch radioaktive
Verstrahlung... das und viele andere Qualen haben Menschen ertragen und hingenommen.
Aber es ist dennoch nicht derselbe Weg, den Jesus gegangen ist. Äußerlich wohl,
aber eben: wir erleiden nur das, was wir schuldig sind.
Darum kann Jesus natürlich nichts versprechen. Denn es mag andere mit ebensolch
oder gar größerem, selbstaufopferndem Einsatz geben, die es vielleicht eher
verdient hätten, neben ihm zu sitzen.
So lange wir aber in diesen Bahnen denken, haben wir es selbst auch noch nicht
verstanden. Denn hier geht es nicht um Verdienst, sondern um Liebe. Hier geht
es nicht darum, sich einen Namen zu machen, ganz oben zu stehen, etwas Besonderes
zu leisten - es geht schlicht und einfach darum, zu lieben. Und Liebe ist für den
anderen da.
Darum ist Liebe nicht passiv. Wer sich zurückzieht und seine Liebe nur in sich
selbst bewahrt, liebt nicht wirklich, denn er liebt nur sich selbst. Liebe ist
aktiv, sie handelt, sie bewegt etwas, sie bleibt nicht verborgen. Wohl kann man
seine Liebestaten durchaus im Verborgenen ausführen, aber sie werden für den
anderen erfahrbar. Sonst sind es keine Liebestaten.
Genau das macht Liebe aus: sie hat ein Ziel, das außerhalb von einem selbst ist.
Sie sucht nach dem, was der andere braucht, und tut es.
Jesus ist den Weg der Liebe gegangen, weil wir Sünder sind. Aus Liebe ist er
Mensch geworden, hat sich dem Tod unterworfen, um den Tod zu überwinden. Davon
können wir profitieren, aber wir könnten es niemals mit eigener Kraft schaffen.
Der Tod ist die unüberwindbare Grenze schlechthin.
Der Tod ist das Ergebnis der Sünde, die wir auf uns laden und schon auf uns geladen
haben. Das Verlangen, wie Gott zu sein, ist sicherlich die größte Sünde. Sie hat
sich schon bei den ersten Menschen bei Adam und Eva, ausgewirkt. Sie wirkt sich
bis heute aus. Wir maßen uns an, über das Leben anderer zu bestimmen, wir schreiben
ihnen vor, wie sie zu leben haben. Wir nehmen anderen Menschen das Leben - ein
Recht, das Gott vorbehalten bleiben müsste, und dennoch tun wir es. Manche Länder
erlauben es sogar nach dem Gesetz, und auch in diesem Land gibt es die Forderung,
wenigstens den sogenannten »finalen Rettungsschuss« zu erlauben, der einen
Verbrecher tötet. Und natürlich ist jede Kriegsmaschinerie eine Anmaßung. Waffen
werden hergestellt, um Menschen zu töten. Sie sind keine Zierobjekte. Auch wenn
sie nur zur Abschreckung dienen sollen, stellen sie doch eine Gefahr dar, und
sie machen Angst. Soldaten werden ausgebildet, um zu töten. Man nennt das heute
Verteidigung. Aber es ist und bleibt die Anmaßung, über das Leben anderer Menschen
bestimmen zu können.
Und dazu haben wir kein Recht. Darum ist alles, was das Leben anderer Menschen
in irgendeiner Weise einschränkt, Sünde. Wir laden darum auf vielfältige Weise
Schuld auf uns, nicht nur dadurch, dass wir Waffen herstellen. Die sogenannte
Globalisierung versklavt immer mehr Menschen, ja, ganze Länder in den
Entwicklungsländern, während wir hier die Früchte dieses Prozesses ernten. Es
gibt nur wenige Länder, in denen es den Menschen besser geht als bei uns.
Wir laden immer mehr Schuld auf uns. Jeder Mensch, der verhungert, vergrößert
unsere Schuld.
Es ist schwer, damit umzugehen. Eigentlich müsste uns diese Schuld derart
niederdrücken, dass wir unser Brot nicht mehr essen können. Die Fastenzeit
hat auch darin ihren Sinn, dass wir uns dessen bewusst werden. Letztlich können
wir nur darum getrost leben, weil wir wissen, dass Gott uns vergibt. Es ist das
Geschenk der Liebe Gottes, das uns erlaubt, aufrecht und erhobenen Hauptes durch
die Welt zu gehen, aber nicht arrogant und hochmütig.
Nein, sondern weil Gott uns vergibt, haben wir das Recht und die Pflicht, die
Missstände in unserer Welt anzuprangern und alles, was in unserer Macht steht,
dagegen zu tun.
Wenn wir heute am Friedensmarsch teilnehmen, dann tun wir das auch als Schuldige -
Wir bekennen, dass wir mit schuldig sind an den Kriegen in der Welt, denn die
Waffen und Waffensysteme, die dort benutzt werden, wurden zu einem guten Teil
in unserem Land entwickelt und hergestellt. Wir bekennen unsere Schuld und begeben
uns auf den Weg des Friedens.
Natürlich kann es bei diesem öffentlichen Bekenntnis nicht bleiben. Es gibt zu
viel Unrecht in dieser Welt, und wir werden es nie ganz überwinden können, denn
das Verlangen, Gottes Stelle einzunehmen, ist nun mal da, wir werden damit
geboren. Aber wir können es zügeln, und wir können dies auch von anderen
verlangen: dazu ist der Friedensmarsch ein Beitrag.
Gleichzeitig bemühen wir uns selbst, Frieden zu machen mit unseren Mitmenschen,
vor allem mit denen, die aus einem anderen Land kommen. Das ist nicht immer
einfach, aber es ist immer möglich.
Wir können versuchen, deutlich zu machen, dass niemand das Recht hat, das Leben
anderer so zu bestimmen, wie es derzeit durch die US-Regierung oder die
multinationalen Konzerne geschieht. Und zumindest was die multinationalen
Konzerne angeht, können wir durch den Kauf der Güter mit dem Transfair-Siegel
auch schon etwas erreichen.
Dazu gebe uns Gott Kraft und Mut. Er schenke uns das nötige Vertrauen in uns
selbst und in unsere Mitmenschen, so fremd und eigenartig sie uns auch erscheinen
mögen.
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
O Mensch, bewein dein Sünde groß (EG 76)
Dein Kampf ist unser Sieg (EG 87, 3-4)
Gelobet seist du, Jesu Christ (EG 350, 4-5)
Mir nach, spricht Christus, unser Held (EG 385, 1.5-6)
Wir gehn hinauf nach Jerusalem (KHW-EG 545)
Wer leben will wie Gott (KHW-EG 546)
Herr, der du einst gekommen bist (KHW-EG 586)
Herr, wir stehen Hand in Hand (NB-EG 602)
Predigtvorschläge zu Reihe V - Hebr 5, (1-6)7-9(10)
Liebe Gemeinde!
Der Hebräerbrief wurde schon kurz nach seiner Entstehung als Brief an
die Hebräer bezeichnet, weil man meinte, dass die vielen Anspielungen auf den
jüdischen Kult, vor allem die Äußerungen über das
Hohepriestertum, eigentlich nur Hebräer verstehen könnten.
Inzwischen weiß man, dass der Brief an Christen gerichtet war,
die keinen jüdischen Hintergrund hatten, sondern vielmehr aus dem
hellenistischen Raum stammten.
Wer damals Christ wurde, begab sich in die Tradition jüdischen Glaubens
hinein und musste sich so zwangsläufig auch mit den Riten und Gebräuchen
jüdischen Lebens auseinander setzen.
Heute fällt es schwerer, sich diesem Brief an die Hebräer zu nähern,
auch wenn die drei Verse, die uns heute als Predigttext vorgegeben sind, eigentlich noch
recht leicht nachvollziehbar sind.
Aber ihnen gehen die für den Hebräerbrief typischen Gedanken voraus:
Christus wurde zum Hohepriester eingesetzt, heißt es da, und zwar von Gott selbst.
Kein Mensch hatte seine Hand im Spiel. Dabei wird auch darauf hingewiesen, dass
ein Hohepriester als Mensch mit den Menschen mitfühlen kann, „die unwissend
sind und irren, weil er auch selber Schwachheit an sich trägt” (Hebr 5, 2).
Da wird das Amt, das dazu eingesetzt ist, die Gottesferne der Menschen zu überbrücken,
auf Jesus übertragen, den Gottessohn. Aber dies geschieht eben
nicht in seiner Funktion als Gottessohn, sondern als Mensch. Denn nur so kann er, wie jeder
andere Hohepriester vor ihm, mit den Menschen mitfühlen und
ihre Not mitleiden.
So erklärt sich dann auch die Aussage, dass Jesus mit lautem Schreien und mit
Tränen bittet und fleht. Denn eines Gottessohnes wäre solches Bitten und Flehen
wohl kaum würdig.
Darum schränkt der Schreiber des Hebräerbriefes dieses Bitten und Flehen auch
auf die Tage seines irdischen Lebens ein.
Wenn wir von Jesus hören, wenn wir von ihm erzählen, geraten wir immer wieder
an unsere Grenzen. Wir sprechen von ihm als dem Sohn Gottes, der zur Rechten
des Vaters sitzt, der kommen wird, um zu richten die Lebenden und die Toten. Zugleich aber
erzählen wir von ihm als von einem Menschen, der all das, was einen
Menschen ausmacht, an sich selbst erfuhr. Wir beschreiben ihn als den, der die Begrenztheit
menschlicher Erfahrung und die Schwäche selbst erlebt hat.
Wie das zusammenpasst, dieses Gottes-Sohn-Sein und das Menschsein, das hat die Christen der
ersten Jahrzehnte genauso beschäftigt wie uns heute, nur
mit dem Unterschied, dass wir auf teilweise Jahrhunderte alte Denkmodelle zurückgreifen
können. Eines davon wird hier, in diesem Text, erkennbar:
Jesus ist ganz Mensch, obwohl er Gottes Sohn ist. Er muss ganz Mensch sein, damit er das
Opfer vollenden kann, das ihm zu vollbringen aufgetragen ist.
In diesem Menschsein und im Bewusstsein der Aufgabe, die vor ihm lag, nämlich, dass
er den Menschen ausgeliefert und von ihnen getötet werden würde,
hat er natürlich auch tiefe Angst und sogar Zweifel erfahren, die ihn in das Bitten
und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen hinein führten.
Als Mensch war in ihm immer auch Zweifel, ob das, was er tat, tatsächlich das Richtige
sein würde. Den direkten Draht zu Gott, der diesen Zweifel vielleicht
hätte ausräumen können, gab es für ihn genauso wenig wie für uns.
In diesem Zweifel hat er sich aber nie von Gott abgewandt, sondern immer zu ihm hin.
Von ihm erwartete er Führung, Halt, ja sogar Rettung.
Er flehte darum, weil er als Mensch im Tod gefangen war und die Grenze des Todes für
sich selbst als unüberwindbar wahrnahm. Dennoch wusste er, oder
besser: dennoch glaubte er, dass Gott diese Grenze überwinden kann, und wandte sich darum in seiner Todesnot ihm zu.
Im Hintergrund hören wir dabei die Worte des 22. Psalms, die uns alle von der Kreuzigungsgeschichte her vertraut sind:
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Aber bei dieser Bitte bleibt es nicht. Der Psalm lobt in seinem zweiten Teil Gott für
seine Treue: „Gott hat nicht verachtet noch verschmäht das Flehen des
Flehenden, und da ich zu ihm schrie, erhörte er mich.” (nach der LXX)
Der Gottessohn muss die Gottesferne selbst durchleiden, um sie zu überwinden. Dies kann
nur gelingen, wenn er ganz Mensch ist, so wie es der
Christushymnus im Philipperbrief beschreibt:
„Er entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein
Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden. Er erniedrigte sich selbst
und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.” (Phil 2, 12)
Jesus taucht also hinab in die Tiefen des Menschseins, gibt seine Gottessohnschaft auf,
erfährt an sich selbst die Gottverlassenheit, obwohl er Gottes Sohn ist,
durchmacht die Versuchungen, die auch wir immer wieder erleben, und bringt auf diese Weise
Gott den Menschen nahe, nachdem er den Tod durchlitt und von
den Toten auferweckt wurde.
Das „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen”, das Jesus am Kreuz
spricht, ist keine Feststellung der Gottverlassenheit, sondern die Hinwendung
zu Gott, Ausdruck der Sehnsucht nach ihm.
In dieser Sehnsucht offenbart sich Jesu Gehorsam, der bereit ist, all das zu erleiden,
was ihm von Gott auferlegt wurde.
Vereint mit Gott, ein Mensch gleich uns auf Erden
und bis zum Tod am Kreuz gehorsam werden,
an unsrer Statt gemartert und zerschlagen, die Sünde tragen:
welch wundervoll hochheiliges Geschäfte!
Sinn ich ihm nach, so zagen meine Kräfte,
mein Herz erbebt; ich seh und ich empfinde den Fluch der Sünde.
Gott ist gerecht, ein Rächer alles Bösen;
Gott ist die Lieb und lässt die Welt erlösen.
Dies kann mein Geist mit Schrecken und Entzücken
am Kreuz erblicken. (EG 91, 2-4)
Indem Christus im Gehorsam gegen Gott den Tod am Kreuz durchlitt, so wie wir es auch
im Christus-Hymnus des Philipperbriefes gehört haben, ist er der
Urheber unseres Heils geworden. Er hat seine Funktion als Hohepriester, von der der
Hebräerbrief immer wieder redet, dadurch wahrgenommen, dass er sein
Leben für uns hingab.
Sein Tod aber konnte erst dadurch das Heil erwirken, dass Jesus auch von den Toten
auferweckt wurde und als Sohn Gottes seinen Platz zur Rechten des
Allmächtigen Vaters einnahm. Nun kann sein Blut uns vor Gott gerecht machen in
Ewigkeit.
Der Verfasser des Hebräerbriefes knüpft unsere Teilhabe am Heil allerdings
an eine Bedingung. Ganz so, wie Christus selbst Gehorsam erlernte in der tiefsten
Gottverlassenheit, so sollen auch wir gehorsam sein ihm gegenüber.
Dieser Gehorsam aber erweist sich nicht darin, dass wir eine Liste von Aufgaben
erledigen, die uns ausgehändigt wurde, wiewohl natürlich das Doppelgebot der
Liebe: „du sollst Gott, deinen Herrn, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer
Seele und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich
selbst”, unsere verbindliche Lebensgrundlage ist.
Es geht vielmehr um den Gehorsam im Blick auf das, was Christus für uns getan
hat. So wie Jesus auf die Kraft Gottes vertraute, so sollen auch wir im
Glauben dieses Werk annehmen, das Jesus am Kreuz für uns vollbracht hat.
Das ist Gehorsam, so wie der Verfasser des Hebräerbriefes es meint: In der
Gottesferne, in der Gottverlassenheit sich nicht von Gott abwenden, sondern auf
das Kreuz blicken und im Vertrauen auf die dort offenbarte Liebe durch das finstere
Tal hindurch gehen.
Dieser Gehorsam, dieser Glaube, dieses Vertrauen in die Liebe Gottes führt
uns zur Vollendung, so wie Christus selbst vollendet wurde. Denn unsere
Bestimmung ist es nicht, zu sterben und begraben zu werden, sondern mit ihm
aufzuerstehen und an der Herrlichkeit Gottes teilzuhaben.
Wenn wir das Abendmahl feiern, dann werden wir an all das erinnert, ja, mehr noch:
wir erleben es. Wir haben Teil an der Herrlichkeit Gottes, indem wir
teilhaben am Leib und Blut Christi, indem wir die Barmherzigkeit und Liebe Gottes
durch Jesus Christus leibhaftig erfahren, schmecken und sehen.
Wir stimmen mit unserem „Heilig, heilig, heilig” ein in den Lobgesang der
Engel und aller Heiligen, die sich um Gottes Thron scharen, auch wenn sie vermutlich
nicht die gleiche Melodie singen.
Und wir erhalten Wegzehrung, die uns Kraft gibt, auch die dunklen Täler zu
durchschreiten, die sich auf unserem Weg befinden.
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld (EG 83)
Dein Kampf ist unser Sieg (EG 87, 3.5-6)
Christe, du Schöpfer aller Welt (EG 92)
In dir ist Freude in allem Leide (EG 398)
Herr, der du einst gekommen bist (KHW-EG 586)
Vertrauen wagen dürfen wir getrost (NB-EG 607)
Predigtvorschläge zu Reihe VI - Gen 22, 1-14(15-19)
Die nachfolgende Predigt wurde mit Unterstützung eines Chores gehalten. Die eingeflochtenen
Liedstrophen können auch von der Gemeinde gesungen werden.
Liebe Gemeinde!
Es ist eine grausige Geschichte, die Angst machen kann.
Wie kann Gott nur von einem Menschen verlangen, seinen einzigen Sohn zu opfern? Noch
viel schlimmer finde ich aber dies: wie kann Abraham sich so völlig widerspruchslos
dem Willen Gottes unterordnen? Wie kann er ohne jeden Widerspruch zulassen, dass Gott
ein solches Opfer von ihm fordert, wo doch auf diesem Sohn alle Verheißungen liegen?
Für uns, die wir den Ausgang der Erzählung kennen, ist es nicht ganz so schwierig – Gott
will das Opfer ja nicht wirklich. Er prüft ja nur den Glauben dessen, den er sich als
Stammvater seines Volkes auserwählt hatte.
Bloß gut, kann man da nur sagen, dass es nicht noch mehr solcher Berichte in der Bibel
gibt. Bloß gut, dass unser Glaube nicht auf einem Kult basiert, in dem Menschenopfer
die Regel waren, sondern im Gegenteil abgelehnt wurden.
Andererseits werde ich an den Propheten Elia erinnert, der nach dem Gottesurteil auf
dem Karmel die Baalspriester am Bach Kischon tötete.
Ist das wirklich so anders? Ist das nicht auch eine Art Menschenopfer?
Und dann denke ich daran, dass es auch heute so etwas gibt: Kinder werden ihren Eltern
genommen, durch eine schwere Krankheit, durch einen Unfall. Wir reden ja merkwürdigerweise
vom Verkehrsopfer, als sei der Verkehr ein Gott, dem man gelegentlich einen Menschen
opfern muss. Im Grunde ist es aber Gott, der dieses Opfer von uns fordert. Denn wir
versuchen ja, jedes Geschehen als einen Teil des großen Planes zu verstehen, den Gott
uns nur langsam offenbart. Und da kann der Tod eines Kindes nur ein Opfer sein, das er
von uns fordert. Wie schwer aber fällt es uns, das anzunehmen, und wie oft versuchen
wir, es schön zu reden.
Da scheint die Erzählung von Abraham noch recht moderat. Der alte Vater muss zwar seinen
einzigen Sohn zur Opferstätte führen, aber wir wissen, dass es nicht zu diesem Opfer kommt.
Isaak bleibt am Leben.
Worauf es dem Erzähler der Geschichte ankommt, ist nur dies: Abraham ist erfüllt von einem
tiefen Vertrauen in den Ratschluss Gottes. Er fügt sich seinem Willen unter, denn er weiß:
Gott wird sich ersehen ein Schaf zum Opfer. Und in diesen Worten klingt ja auch die Hoffnung
an, dass es noch eine Wendung geben wird.
Chor:
Dein Will gescheh, Herr Gott, zugleich,
auf Erden wie im Himmelreich,
gib uns Geduld in Leidenszeit,
Gehorsamkeit in Lieb und Leid,
wehr' und steur' allem Fleisch und Blut,
das wider deinen Willen tut.
Und gingen die beiden miteinander. (EG 344, 4)
Diese wenigen Worte sprechen Bände. Was nur in den beiden vorgegangen sein mag auf dem Weg,
den sie schweigsam miteinander gingen?
Der alte Abraham hatte seinen Sohn nicht angelogen. Oder doch? Gott wird sich ein Schaf zum
Opfer ersehen. Ein Schaf? Ja, wie ein Schaf, das zur Schlachtbank geführt wird, so führte er
seinen Sohn zum Opferaltar.
Woher sollte denn jetzt ein Schaf kommen? Es konnte ja nur sein Sohn sein, wie Gott es gefordert
hatte.
Abraham wollte das Vertrauen in die Liebe und Fürsorge Gottes nicht aufgeben. Gott wusste einen
Weg – das war sicher. Und wenn es bedeutete, dass er seinen Sohn verlieren würde, dann sollte
es so sein. Die Verheißung stand doch: deine Nachkommen werden so zahlreich sein wie die Sterne
am Himmel.
Jetzt noch – im hohen Alter? Würde er je noch einmal ein Kind haben wollen, nachdem dieses von
ihm gefordert wurde? Könnte er solchen Schmerz noch einmal ertragen?
Dein Wille geschehe...
Ob der junge Isaak schon etwas ahnte? Ob er das erste Mal in seinem Leben Misstrauen gegen seinen
Vater spürte? Oder ob das Vertrauen des Vaters in die Fürsorge Gottes bereits abgefärbt hatte und
auch den Jungen vor jedem Argwohn schützte?
Der Weg führt sie auf den Berg, an die Opferstätte. Der Vater bindet seinem Sohn Hände und Füße
zusammen. Der Sohn fragt nichts. Schweigend lässt er es über sich ergehen.
Dein Wille geschehe...
Der Vater sammelt das Holz zum Brandopfer. Vielleicht betet er im Stillen, immerfort: lass diesen
Kelch an mir vorübergehen. Lass nicht zu, dass ich meinen einzigen, geliebten Sohn töten muss.
Aber nichts rührt sich. Der Wille Gottes bleibt, starr und unverrückbar: opfere deinen Sohn zum
Brandopfer.
Er legt den Sohn auf den Scheiterhaufen, reckt den Arm mit dem Messer in die Höhe – was ist das
für ein Vater, der seinen Sohn zu töten bereit ist?
Chor:
Was Gott tut, das ist wohlgetan, dabei will ich verbleiben.
Es mag mich auf die rauhe Bahn Not, Tod und Elend treiben,
so wird Gott mich ganz väterlich in seinen Armen halten;
drum lass ich ihn nur walten. (EG 372, 6)
„Abraham! Abraham!“ ruft ihn der Engel, in letzter Sekunde.
Was, wenn Abraham den Ruf nicht gehört hätte? In der tiefen Verzweiflung über die bevorstehende
Tat hätte es doch gut sein können, dass nichts und niemand mehr zu ihm durchdrang.
Aber Abraham wartete ja auf dieses Zeichen. Er rechnete mit Gott. „Gott wird sich ersehen ein
Schaf zum Brandopfer.“
Es sollte nicht sein Sohn sein, es durfte nicht sein Sohn sein.
„Abraham! Abraham!“
Alles wird gut. Wir müssen nicht mit allen Mitteln versuchen, zu erklären, wieso es Menschenopfer
gab – denn es gab sie nicht.
Aber die Forderung nach dem Menschenopfer ist da. Und das gehorsame, willenlose Befolgen dieser
Forderung ebenfalls.
Warum?
In der damaligen Zeit war es üblich, Gott mit einem Opfer zu versöhnen. Immer wieder wird davon
erzählt, wie ein Tier geschlachtet wird – um einen Bund zu bekräftigen oder um Sühne zu schaffen.
Das erste Opfer, von dem die Bibel berichtet, ist jedoch ein Dankopfer. Durch das Dankopfer erkennt
der Mensch an, dass es Gottes Gabe ist, die er empfängt, und gibt etwas davon ab. Kain und Abel
brachten solch ein Opfer dar.
Das Sühneopfer taucht wenig später auf. Noah opfert von allem reinen Getier ein Brandopfer, um
Gottes Zorn zu besänftigen, aber auch hier, um Gott für die Bewahrung in der Sintflut zu danken.
Opfer waren nötig, um das Verhältnis des Menschen zu Gott ins rechte Lot zu rücken. Man gibt etwas
von sich auf, damit das geschehen kann.
Dass Abraham der Aufforderung Gottes folgen wollte, kann nur daran gelegen haben, dass er sich der
Notwendigkeit dieses Opfers bewusst war. Vielleicht dachte er aber auch, das Opfer seines Sohnes
sei nötig, um die Sünden anderer zu sühnen?
Wie auch immer: er war bereit, denn der Mensch kann nicht aus eigener Kraft mit Gott ins Reine
kommen.
Chor:
Wer hat dich so geschlagen, mein Heil, und dich mit Plagen
so übel zugericht't? Du bist ja nicht der Sünder,
wir wir und unsre Kinder, von Missetaten weißt du nicht.
Ich, ich und meine Sünden, die sich wie Körnlein finden
des Sandes an dem Meer, die haben dir erreget das Elend
das dich schläget, und das betrübte Marterheer. (EG 84, 2-3)
(noch einmal lesen)
Diese Geschichte von Abrahm und Isaak ist für die ersten Christen zum Sinnbild geworden für das
Geschehen am Karfreitag. Der Unterschied ist allerdings sehr deutlich: das Opfer des Isaak musste
nicht vollzogen werden. Es ging nur um eine Glaubensprüfung.
Aber: es geht um den Sohn. Und wer die Erzählung von Abraham und Isaak liest, empfindet, was es
bedeutet, seinen Sohn hingeben zu müssen. Auch heute erfahren Menschen den tiefen Schmerz, wenn
ein Kind zu Grabe getragen werden muss.
Und nun stehen wir vor dem Kreuz und fragen uns: war das nötig? Musste Jesus wirklich am Kreuz
sterben, damit wir mit Gott versöhnt werden? Hätte Gott nicht auch ohne dieses Opfer Frieden machen
können?
Aber was wäre dann? Hätten wir überhaupt etwas von der Liebe Gottes erfahren? Die ganze Menschheit
hätte sich opfern können, es hätte nicht genügt, um das Verhältnis zwischen Gott und Mensch wieder
ins rechte Lot zu rücken. Und Gott wollte das auch nicht. Er wollte aber, dass wir erfahren, wie
unermesslich groß seine Liebe für uns ist. Er wollte die Versöhnung, und er wollte, dass sie für
alle sichtbar wird.
Und darum das Kreuz, unausweichlich, das Opfer eines Menschen, das Opfer des Sohnes Gottes.
Chor:
O große Lieb', o Lieb' ohn' alle Maße,
die dich gebracht auf diese Marterstraße,
ich lebte mit der Welt in Lust und Freuden,
und du musst leiden. (EG 81, 6)
(noch einmal lesen)
Sprachlos stehen wir unter dem Kreuz. Kein Mensch würde sein Kind opfern.
Mit Entsetzen und Unverständnis, vielleicht auch mit tiefer Trauer haben wir die Erzählung von
Abraham und Isaak gehört.
Was damals nicht zur Vollendung kam, hier am Kreuz wurde es vollendet. Doch kein Mensch tat es,
sondern Gott selbst. Und kein Mensch war das Opfer, sondern Gott selbst. Er opferte sich für
uns.
Die Liebe zu seinen Geschöpfen, die Liebe zu uns Menschen ist größer als die Liebe zu sich
selbst. Er gibt sich hin, unterwirft sich seiner Schöpfung, lässt sich martern und töten.
Das letzte Opfer, das nötig war zur Versöhnung, wird zu einem Beweis der unermesslichen
Liebe Gottes, auf die wir keine Antwort wissen.
Chor:
Ach, großer König, groß zu allen Zeiten,
wie kann ich g'nugsam diese Treu' ausbreiten?
Kein's Menschen Herze mag indes ausdenken,
was dir zu schenken.
Ich kann's mit meinen Sinnen nicht erreichen,
womit doch dein Erbarmen zu vergleichen.
Wie kann ich dir denn deine Liebestaten
im Werk erstatten? (EG 81, 7-8)
(noch einmal lesen)
Der Liebesbeweis ist unglaublich. Am liebsten würden wir wohl darauf verzichten, aber was
dann? Die Menschheit wollte es ja nicht wahrhaben – und will es auch heute nicht wahrhaben,
dass Gottes Liebe zu uns Menschen so unermesslich groß ist.
Und wer es dann doch annimmt, wer sich doch auf diese Weise lieben lässt, steht fassungslos
da und weiß nicht, wie ihm geschieht. Auf einen solchen Liebesbeweis muss man doch in
irgendeiner Weise antworten. Aber nichts wäre dem angemessen.
So bleibt uns nur die Dankbarkeit. Dankbarkeit aus tiefstem Herzen. Solche Dankbarkeit kann
nicht für sich bleiben – sie muss ein Gegenüber haben.
Und so findet sie Ausdruck in unserer Lebensweise, in unserem Umgang miteinander, im
Einander-Helfen, im Aufeinander-Achten, im Füreinander-Beten.
So wird christliche Gemeinde erkennbar – eine Gemeinde, die aus der Liebe Gottes heraus lebt.
Dass wir darin zunehmen, dazu gebe uns Gott Kraft und Mut.
Amen
oder
Die nachfolgende Predigt wurde gehalten am 9.4.2000
Liebe Gemeinde!
Was für ein Vater. Eines ist sicher: Ich könnte so etwas nicht tun. Ich könnte nicht
losziehen, um meinen Sohn zu opfern, selbst wenn Gott mir leibhaftig erschienen wäre.
Es ist so unvorstellbar grausam, so brutal und herzlos, was uns hier geschildert wird.
Ein Vater nimmt seinen einzigen Sohn, um ihn als Opfer für Gott zu schlachten. Er ist
bereit, dieses Opfer sogar selbst darzubringen, selbst Hand anzulegen an seinen Sohn,
ihn zu schlachten wie ein Stück Vieh.
Der Gedanke alleine läßt mich vor diesem Mann Abscheu empfinden. Warum hat er nicht
mit Gott gekämpft, so wie er es kurz zuvor für Sodom getan hatte, als er mit Gott
regelrecht feilschte? Ist es vorstellbar, dass ein Vater seinen einzigen Sohn so
leicht dahingibt, ohne jeden Widerspruch? Warum hat er sich so blindlings auf diese
Forderung eingelassen? Ist es einfach nur, weil er in einer primitiveren Epoche lebte?
War damals Gott noch so grausam? - Ist es wirklich blinder Gehorsam, in dem Abraham
handelt, ein Gehorsam, der nicht hinterfragt, so wie in Kriegen der Soldat blind
seinem Vorgesetzten folgt? Oder steckt doch mehr dahinter?
Ja, es fällt schon auf, dass er diesmal nicht feilscht, so wie kurz zuvor um Sodom.
Er muss dafür einen sehr guten Grund gehabt haben. Ich bin sicher, er hat etwas gewusst,
was wir in diesen Worten nicht so ohne weiteres, ja eigentlich gar nicht, erkennen
können.
Nein, ich meine nicht, dass er vorausgesehen hat, dass Gott seinen Sohn verschonen
würde. Das wäre dann doch zu einfach. Er muss etwas anderes begriffen haben. Er muss
etwas von der Größe Gottes geahnt haben. Er muss gewusst haben, dass Gottes Plan weit
größer ist, als sein eigener Verstand sich jemals vorstellen kann. Deshalb geht er mit
seinem Sohn zur Opferstätte. Er, Abraham, weiß nicht, wie es weitergehen könnte, wenn
Isaak, der einzige Erbe, der Nachkomme, den Gott ihm ja schon so lange versprochen
hatte, tot ist. Isaak ist es, dessen Nachkommen so zahlreich wie die Sterne am Himmel
werden sollten - so hatte es Gott versprochen. Nun sollte diese Verheißung zunichte
gemacht werden - aber auf die Anweisung Gottes hin.
Abraham vertraut darauf, dass Gott weiß, was er tut. Abraham hat gelernt. Als es um
Sodom ging, war er eingetreten für andere Menschen, auch für die vielen Sünder, die
dort lebten. Gott war bereit, Sodom zu verschonen um 10 gerechter Menschen willen,
weil Abraham ihn darum bat. Aber Gottes Urteilsspruch war ja richtig gewesen. Denn
es gab noch nicht einmal diese 10.
Abraham musste erst lernen, dass Gottes Wege oft anders sind als unsere Wege. Und als
Sodom zerstört wurde, wusste Abraham, dass, was Gott beschlossen hat, nicht widerrufen
werden kann. Vielleicht fügt er sich jetzt darum in Gottes Willen, als dieser ihm
aufträgt, seinen Sohn zu opfern. Feilschen, das wusste er, hätte nichts genutzt. Oder
vielleicht versuchte er nicht, seinen Sohn zu retten, weil es diesmal um ihn selbst
ging: er war direkt gefordert. Bei Sodom ging es um andere Menschen; jetzt geht es um
ihn, Abraham, um sein Vertrauen zu Gott, um seine Gerechtigkeit vor Gott.
Er fügt sich - ich kann mir gut vorstellen, dass er innerlich grollte, dass er am
liebsten losgeschrien und Gott angeklagt hätte angesichts dieser Grausamkeit - er
tat es nicht. Er schluckte allen Zorn hinunter, um seines Sohnes willen, der mit ihm
ging.
... und gingen die beiden miteinander, heißt es zweimal in der Erzählung. Ein langer
Weg, den sie für die meiste Zeit schweigend beschritten. Als Isaak seinen Vater
fragt, wo das Schaf zum Brandopfer sei, antwortet der Vater knapp und etwas vage,
indem er auf Gott verweist. In dem Schweigen, das dann wieder folgte, wird Abraham
sich immer wieder Vorwürfe gemacht haben.
Ob Isaak etwas ahnte? Wohl kaum. Aber als Abraham seinen Sohn fesselte, da muss
sein ganzes Vertrauen in seinen Vater mit einem Schlag zerbrochen sein. Zumindest
können wir das annehmen. Der Erzähler aber schweigt sich darüber aus. Hat Gott hier
nicht das Verhältnis zwischen Vater und Sohn nachhaltig zerstört?
Grausamkeit, Brutalität, Herzlosigkeit - von all dem schreibt der Erzähler gar nichts.
Er berichtet ganz nüchtern. Für ihn ist es einfach nur eine Prüfung für Abraham.
Eine Prüfung, die Abraham besteht.
Auch wir werden geprüft, immer wieder, aber längst nicht so wie Abraham. Gott fordert
uns nicht auf, dass wir ihm unsere Kinder opfern. Ich will nicht sagen, dass diese
Zeit vorbei ist, denn auch damals, zur Zeit Abrahams, hätte Gott normalerweise so
etwas nicht verlangt. Er hatte sich schon damals gegen die Menschenopfer der umgebenden
Kulturen gewandt, sie waren ihm ein Greuel.
Gott legt einem Lasten auf, so viel, wie man tragen kann, aber nicht mehr. Manches
Mal erleben wir unsägliches Leid; Kinder sterben durch Unfall oder Krankheit, und
wir fragen uns, warum Gott so etwas zulässt. Wir leiden an Krankheiten, die uns das
Leben schwer machen, und fragen Gott, warum. Wir werden mit Umweltgiften belastet,
und verstehen nicht, warum Gott zulässt, dass der Mensch seine eigene Umwelt nach
und nach zerstört. Wir sehen Bilder von unglaublichen Naturkatastrophen in anderen
Ländern dieser Welt - Überschwemmungen auf der einen Seite, Hitze und jahrelange
Dürre auf der anderen - und verstehen nicht, wie Gott tatenlos zusehen kann, wenn
tausende Menschen sterben.
Können wir als Antwort sagen: Gott prüft uns? Ich glaube ja. Gott prüft uns. Er
prüft nicht nur unsere Belastbarkeit. Er prüft, ob wir bereit sind, zu handeln. So
wie Abraham, dem sein Sohn ja nicht einfach weggenommen wurde, sondern der aufgefordert
wurde, seinen Sohn zu töten, so sind auch wir aufgefordert, zu handeln. Natürlich nicht,
um zu töten. Aber wir sind aufgefordert, unseren Platz einzunehmen in dem großen Plan,
den Gott schon lange gemacht hat und den er Schritt für Schritt umsetzt. So wie
Mosaiksteinchen nur zusammengesetzt ein Bild ergeben, so können wir nur dann an Gottes
Plan teilhaben und ihn verwirklichen, wenn wir uns darin einsetzen lassen. Je nachdem,
wo wir eingefügt werden, kann es bedeuten, dass wir schweres Leid auf uns nehmen müssen.
Es kann auch Freude bedeuten. Wir können es nicht vorweg nehmen, wir kennen nicht den
großen Zusammenhang. Den können wir erst erkennen, wenn wir, vereint mit allen Heiligen,
Gott schauen.
Dietrich Bonhoeffer, ein Mann, der so wie Abraham Gott gehorsam war und darum Widerstand
geleistet hat gegen die Nazi-Herrschaft, ist heute vor 55 Jahren im Lager Flossenbürg
in Süddeutschland von den Nazis umgebracht worden. Ich möchte heute anlässlich seines
Todestages noch einen kurzen Text von ihm lesen, der sich, so meine ich, gut an diese
Predigt anfügt. Er redet darin vom Gerechten. Der Gerechte: das sind Sie und ich, das
sind wir, die wir hier versammelt sind, denn wir sind gerecht gemacht durch das Blut
Jesu Christi.
(Der hier vorgelesene Text unter der Überschrift "Das Leiden des Gerechten" findet
sich in "Bonhoeffer-Auswahl" Band 4, S. 174f, Siebenstern Taschenbuch-Verlag, und ist
entnommen aus "Gesammelte Schriften IV", S. 595-596)
Tun wir das Unmögliche. Segnen wir, damit diese unsere Welt ihre Erlösung erfährt.
Amen
oder
Liebe Gemeinde,
»Bleibt ihr hier mit dem Esel. Ich und der Knabe wollen dorthin gehen, und wenn wir
angebetet haben, wollen wir wieder zu euch kommen.«
Mit diesen Worten macht sich Abrahm auf den langen Weg, gemeinsam mit seinem Sohn.
Er lügt. Er weiß es. Er tut es um Isaaks willen, denn er möchte dem Jungen keine Angst
machen. Er stellt die Rückkehr beider in Aussicht, tut so, als sei dies ein ganz
normaler Gang zum Opferplatz.
Merkwürdig ist es natürlich, dass sie zum Opfer eine so lange Strecke zurücklegen
müssen, aber das war damals wohl nicht so ungewöhnlich. Es gab heilige Berge, denn
je höher sie waren, desto näher, so glaubte man, waren sie an Gott. Dass das Opfer
angesehen und auch angenommen würde, wurde im Grunde schon dadurch garantiert. So
schöpften die Knechte keinen Verdacht.
Abraham ist bedrückt. Er will nicht sprechen, denn er will diese letzten gemeinsamen
Stunden mit seinem Sohn, dem einzigen, nicht mit dem Wissen um das bevorstehende
Opfer, den bevorstehenden Tod belasten.
Was in seinem Kopf vorgegangen sein mag? Wir wissen es nicht. Ein kurzer Satz
beschreibt die Leere: »Und gingen die beiden miteinander«. Schweigend. Stundenlang.
Sicher hätten sie sich etwas zu sagen gehabt. Aber Abraham konnte nicht.
»Warum, warum nur verlangt Gott dieses Opfer von mir? Ich will es nicht tun. Wie kann
ich es tun – meinen eigenen, meinen einzigen Sohn opfern? Was habe ich getan, dass
solch ein Opfer nötig wäre?
Und was soll ich mit Isaak tun? Wie kann ich ihm in die Augen sehen, wenn ich ihn
binde und auf den Altar lege? Ich fürchte seinen Blick, denn ich habe ihn betrogen.
Ist es das wert?
Ich spreche mit ihm. Ich sage ihm, was auf ihn zukommt. Wenn, dann soll er selbst
entscheiden, ob er geopfert werden will oder nicht.
Ach nein, das geht ja nicht. Gott hat mich aufgefordert, nicht ihn. Er wurde mir
geschenkt, und nun fordert Gott das Geschenk wieder von mir. Es ist schon richtig:
ich habe keinen Anspruch auf ihn, und ich kann ihn auch nicht selbst entscheiden
lassen. Denn sein Leben liegt allein in der Hand Gottes. Er will es nun zurück
fordern, und ich muss diesem Willen entsprechen.
Aber muss ich wirklich Gott gehorchen? Sollte ich mich nicht von ihm abwenden? Aber
wenn ich das tue: wohin dann? Wer wird mich beschützen? Die anderen Götter fordern
auch Menschenopfer. Ich würde nichts gewinnen. Und ich weiß, dass dieser Gott
wahrhaftig ist. Er hat mir Nachkommen versprochen, und nun habe ich einen Sohn.
Gott wird wissen, warum. Ich will es tun – Gott helfe mir.«
Und gingen die beiden miteinander.
Wie alt ist Isaak eigentlich? Wir wissen es nicht. Irgendwo zwischen Entwöhnung und
heiratsfähigem Alter, stark genug, ein Holzbündel zu tragen, das für ein Brandopfer
ausreicht. Also wohl eher ein Teenager.
Isaak hatte sich gewundert, dass sie kein Opfertier mitgenommen hatten. Das war
sonst üblich und natürlich sinnvoll, wenn man ein Opfer plante. Die Antwort, die
er erhielt, war merkwürdig: Gott wird sich ersehen ein Schaf zum Brandopfer.
Woher sollte sich Gott denn ein Schaf zum Brandopfer ersehen? Weit und breit
waren keine Herden.
Ein verirrtes Schaf vielleicht? Doch das hier waren keine Weiden, keine Herde
würde überhaupt je in diese Gegend kommen. Und wollte sein Vater wirklich das
Risiko eingehen, kein Opfertier zu haben? Was würde er tun, wenn er keins fände?
Nein, Isaak kommt nicht auf den Gedanken, dass er als Opfer ersehen war. Es wäre
zu abwegig, liebte ihn sein Vater doch so sehr, dass er unmöglich dazu in der
Lage sein konnte, seinen eigenen, einzigen, geliebten Sohn zu töten.
Und doch: Abraham hatte ihm oft von diesem Gott erzählt, den man sich nur im
Geist vorstellen durfte, und selbst das eigentlich nicht. Dieser Gott war kein
Götterbild, wie es viele der Menschen, denen sie begegnet waren, anbeteten und
dem sie Opfer darbrachten – ja, auch Menschenopfer.
Dieser Gott, von dem ihm sein Vater erzählt hatte, ist lebendig, er redet mit
den Menschen, er führt sie und leitet sie mit seinem Rat.
Abraham hatte seinem Sohn immer und immer wieder erzählt, wie dieser lebendige
Gott ihn aus seinem früheren Leben herausgerufen hatte. Er hatte ihm erzählt
von den Verheißungen, und auch von der Hoffnungslosigkeit, als er noch im hohen
Alter kein Kind hatte. Schließlich erzählte er ihm auch von dem Wunder seiner
Geburt, dass Sarah im hohen Alter schwanger wurde.
Und gingen die beiden miteinander.
Schließlich erreichen sie das Ziel. Immer sieht Isaak zu. Zuerst, wie Abraham den
Altar baut, indem er Steine aufeinander schichtet und dabei wohl auch die
Himmelsrichtung, in die der Altar ausgerichtet ist, beachtet, dann, wie er das
Holz darauf aufschichtet, so dass das Opfertier gut brennt. Isaak sieht weit
und breit kein Tier, das als Opfer in Frage käme, er hört auch nichts. Und doch
macht er sich keine Sorgen. Er vertraut seinem Vater – und dem Gott, dem sein
Vater vertraut.
Erst als Abraham mit dem Seil auf ihn zukommt, um ihn zu fesseln, sieht Isaak
das große Leid in den Augen seines Vaters und versteht. Gott hat sich ein Opfer
ersehen.
Der Junge wehrt sich nicht. Er versteht, dass es geschehen muss. Er fühlt
sich nicht betrogen, aber ist doch traurig, dass ihm sein Vater nicht vertraut
hat.
Er schließt die Augen, als er auf dem Scheiterhaufen liegt, und erwartet das
Messer, das ihn töten wird.
Doch er hört die Stimme Gottes: Lege deine Hand nicht an den Knaben und tu ihm
nichts; denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes
nicht verschont um meinetwillen.
Was für eine Situation. Unvorstellbar. Und doch gibt es Menschen, die ihre Kinder
sterben lassen – gerade jetzt ist es wieder durch die Medien gegangen. Das, was
für uns unvorstellbar scheint, ist noch lange nicht unmöglich: dass Eltern das
Leben ihrer Kinder gering achten.
Aber so ist es bei Abraham nicht gewesen. Er hat gelitten. Er hatte seinen Sohn
über alles geliebt, hatte sich über jeden Fortschritt in der Entwicklung gefreut
und dankte Gott jeden Tag für dieses Geschenk.
Gott forderte von ihm etwas, was jeder liebende Vater hätte verweigern müssen.
Aber Abraham glaubt. Er vertraut darauf, dass alle Dinge in Gottes Hand liegen.
Er hofft nicht darauf, dass Gott seinen Sohn am Ende verschonen würde, wie es
dann tatsächlich geschieht. Aber er weiß, dass Gottes Wille mehr wiegt als alle
Vorbehalte, die er als Vater hat. Er weiß, dass das Leben seines eigenen Kindes
nicht verloren ist, sondern von Gott getragen und bewahrt wird.
Abraham zeigt ein unglaublich großes Vertrauen in die Realität Gottes. Alles,
was geschieht, ist der Teil eines Planes, den Gott bereitet hat. Abraham ist
darin nur Ausführender, er bestimmt nicht, wie dieser Plan umgesetzt wird.
So liefert er sich ganz Gott aus. Nicht der kleinste Zweifel regt sich in ihm.
Gott ist. Mit diesen zwei Worten manifestiert sich die Wahrnehmung Abrahams an
diesem Tag. Gott ist.
Alles andere ist Geschöpf, ist Objekt des Willens Gottes. Aber nicht willenlos.
Abraham hätte sich weigern können, und Gott hätte ihn nicht gezwungen, seinen
Sohn zu opfern.
Abraham stellt seinen Glauben nicht dadurch unter Beweis, dass er blind gehorcht,
weil er Untergebener ist. Wenn es so wäre, dann bräuchte er nicht glauben. Er
beweist seinen Glauben darin, dass er mit Gott rechnet, selbst in dieser
verzweifelten Situation – und darum auch den Willen Gottes auszuführen bereit
ist.
Ob wir zu solchem Glauben fähig sind?
Wie oft frage ich denn nach dem Willen Gottes? Wie oft versuche ich, seine Stimme
zu hören? Und wenn ich meine, dass da etwas war – ein Ruf, der an mich erging,
eine Aufforderung, etwas zu tun, wozu ich beim besten Willen nicht bereit bin –
wie oft habe ich dann schon gekniffen und bei mir gedacht: das kann nicht sein,
so etwas kann Gott nicht von mir fordern?
Im Grunde denken wir doch alle in erster Linie an uns selbst. Wir schaffen es
nicht, solchen Glauben aufzubringen, der Gott an die erste Stelle setzt. Viel
eher zweifeln wir aus Leibeskräften, solange es nur zu unseren Gunsten ist.
Aber was soll das dann? Glaube nährt sich nicht aus Zweifeln. Er nährt sich aus
Vertrauen. Vertrauen darauf, dass Gott uns in seiner Hand hält, dass er alle
Dinge uns zum Besten dienen lassen will, auch die, durch die etwas substanzielles
von uns gefordert wird.
Gott hat unsere Unfähigkeit zu glauben, unseren fortwährenden Zweifel und unsere
Selbstsucht schon vor langer Zeit erkannt. Darum ist er uns in Jesus Christus ganz
nahe gekommen. Damit wir ihn wieder spüren, damit wir seine Liebe wahrnehmen
können, damit wir wissen: Gott ist.
Gott will kein Opfer von uns. Das einzige, was wir ihm opfern können und was er
uns gerne abnimmt, sind unsere Zweifel.
Denn das letzte Opfer hat ja Gott selbst gebracht. Indem er Jesus Christus in
die Hände der Menschen auslieferte, offenbarte er uns seine Liebe. Er erachtete
die Versöhnung mit uns wichtiger als das Leben seines Sohnes.
Damit wir uns nicht wieder von ihm abwenden.
Können wir auf solches Handeln wirklich nur mit Mißtrauen und Zweifel reagieren?
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
*Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld (EG 83)
Jesu, meines Lebens Leben (EG 86)
Das Kreuz ist aufgerichtet (EG 94)
O Lamm Gottes, unschuldig (EG 190.1)
Treuer Wächter Israel' (EG 248, 1.3-6)
Auf ihn will ich vertrauen (EG 365, 3-5)