Der 3. Sonntag nach Epiphanias geht auf Jesu Zuwendung zu den Heiden, also den Nicht-Juden, ein. So wie selten sind die Predigttexte diesem Thema eindeutig zugeordnet, auch wenn der alttestamentliche Text natürlich nicht von Jesus reden kann. Dafür spricht aber auch dieser Text davon, wie Gott sich den Heiden mit seinem Heil zuwendet. Dabei müssen wir uns vor Pauschalisierungen hüten: der Umstand, dass der heidnische Hauptmann im Evangelium gelobt wird für seinen Glauben, rechtfertigt nicht die Ausgrenzung der jüdischen Mitmenschen, denn sie bleiben Glieder des Volkes Gottes.
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I - Joh 4, 5-14Da kam er in eine Stadt Samariens, die heißt Sychar,
nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn Josef gab. 6 Es
war aber dort Jakobs Brunnen. Weil nun Jesus müde war von der Reise, setzte
er sich am Brunnen nieder; es war um die sechste Stunde. 7 Da
kommt eine Frau aus Samarien, um Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr:
Gib mir zu trinken! 8 Denn seine Jünger waren in
die Stadt gegangen, um Essen zu kaufen. 9 Da spricht die
samaritische Frau zu ihm: Wie, du bittest mich um etwas zu trinken, der du ein Jude
bist und ich eine samaritische Frau? Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit
den Samaritern. - 10 Jesus antwortete und sprach zu ihr:
Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu
trinken!, du bätest ihn, und der gäbe dir lebendiges Wasser.
11 Spricht zu ihm die Frau: Herr, hast du doch nichts, womit
du schöpfen könntest, und der Brunnen ist tief; woher hast du dann lebendiges
Wasser? 12 Bist du mehr als unser Vater Jakob, der uns
diesen Brunnen gegeben hat? Und er hat daraus getrunken und seine Kinder und sein
Vieh. 13 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wer von diesem
Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; 14 wer aber
von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten,
sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers
werden, das in das ewige Leben quillt.
Dieses Gespräch zwischen einer samaritischen Frau und Jesus
ist äußerst interessant. Es offenbart uns auf der einen Seite etwas von
dem Außenseiterstatus der Samariter zur Zeit Jesu. Dabei fällt auf, dass
die Samariter natürlich tief verwurzelt sind in der jüdischen Tradition.
Auf der anderen Seite ist höchst interessant, dass sich Johannes eigentlich
von Anfang an nicht damit zufrieden gibt, dass Jesus nur für das jüdische
Volk gekommen sei, was darum auch hier deutlich zum Ausdruck kommt. Natürlich
hat Jesus mit allen Menschen Gemeinschaft. Das ist schon einmal eine tröstliche
Erfahrung.
Doch das ist nicht genug. Zur Gemeinschaft gehört auch das Wissen um die Wahrheit,
das Jesus der samaritischen Frau darum sogleich anbietet (Vers 10). Die Frau begreift
nicht vollständig. Sie denkt, dass Jesus ein Zaubermittel anbietet, das mit
dem Durst Schluss macht. Ein Angebot, das in einem Land, das von Dürre geplagt
werden kann, durchaus dankend angenommen wird. Der Begriff „lebendiges Wasser”
kann so verstanden werden, dass hier Jesus die Nähe Gottes anbietet, und zwar
die unmittelbare Nähe, die alles andere überflüssig macht, weil in
Gott das Leben zur Erfüllung kommt. Lebendiges Wasser ist natürlich nichts
zu trinken - es ist die Quelle der Offenbarung Jesu Christi, der sich die samaritische
Frau langsam öffnet, ohne es zunächst zu ahnen.
Es ist bedauerlich, dass die Perikope an dieser Stelle aufhört. Denn nun konfrontiert
Jesus die Frau mit sich selbst, damit sie erkennt, wovon Jesus hier eigentlich redet.
Inwieweit die Erkenntnis der samaritischen Frau dann allerdings vollkommen ist,
bleibt unklar - sicher ist nur, dass sie ihr Herz Jesus geöffnet hat.
Wir haben es für die Predigt mit einem kürzeren Text zu tun, der uns mit
ebendiesem Zauberglauben zurücklässt. Mach Schluss mit dem Durst. Gib
mir dieses Zaubermittel (Vers 15).
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist leicht erkennbar. Für
die Predigt ist das Thema dieses Sonntags insofern von Bedeutung, als wir uns einreihen
müssen in die Gruppe der Heiden. Wir sind nicht das Volk der Juden, aus dem
Jesus stammt. Darum ist dieses Thema und diese Perikope für uns von besonderer
Bedeutung, weil im Grunde Jesus direkt zu uns spricht.
Er bietet uns, die wir uns nach „Entlastung” sehnen, diese Entlastung
in Form des lebendigen Wassers an. Wie verstehen wir dieses Angebot? Vielfach sehen
wir Gott doch eher als einen Zauberer an, der hier oder da mal ein kleines (oder
auch großes) Wunder vollbringt. Aber die Offenbarung der Wahrheit erwarten
wir gar nicht erst, weil wir uns schon lange mit unserem jetzigen Status abgefunden
haben. Die Predigt könnte die Gemeinde mit ihr selbst konfrontieren, so wie
es Jesus in den nachfolgenden Versen mit der samaritischen Frau tut: aufzeigen,
was der Heilung bedarf. Dann wird auch das lebendige Wasser in seiner wahren Funktion
erkannt werden und wirken können.
Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden (EG 66, 7-8)
Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all (EG 293 - Wochenlied!)
Such, wer da will, ein ander Ziel (EG 346)
Eins ist Not! (EG 386)
Jesu, meine Freude (EG 396)
O Lebensbrünnlein tief und groß (EG 399)
Alle Knospen springen auf (EG 637)
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