das Kirchenjahr

Tag der Bekehrung des Paulus

25. Januar

Geduld und Glaube der Heiligen

Predigtbeispiele

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Zu den Perikopen

Predigtvorschläge zu Reihe M -
Apg 9, 1-19a Dieser Text ist in der Perikopenordnung von 2018 für diesen Tag nicht mehr vorgesehen!

Gal 1, 11-24
2. Kor 4, 1-6
2. Kor 6, 1-10
2. Kor 12, 2-10

Zu Apg 9, 1-19a:

Liebe Gemeinde,
Der Apostel Paulus hat, wie eingangs schon angedeutet, die christliche Kirche nachhaltig geprägt. Seine Briefe machen einen großen Teil des Neuen Testamentes aus, mehr als ein Viertel, und von den Briefen sind es weit mehr als die Hälfte.
Dabei ist bei manchen Briefen, die dem Apostel zugeschrieben werden, die Autorenschaft umstritten. Man ist sich nicht sicher, ob Paulus diese Briefe wirklich schrieb, weil sie sich in der Theologie von den anderen Briefen unterscheiden. Dabei wird selten bedacht, dass die Briefe über einen größeren Zeitraum verteilt geschrieben wurden und es darum durchaus möglich ist, dass sich das theologische Verständnis des Paulus in diesen Jahren durch all die zahlreichen Begegnungen und Diskussionen um den christlichen Glauben gewandelt haben kann.
Schließlich war sein Leben von Wanderschaft geprägt. Er gründete christliche Gemeinden in verschiedenen Regionen der damals bekannten Welt, und besuchte die wachsenden Gemeinden wieder und wieder. So musste er sich zwangsläufig mit immer neuen Fragen auseinandersetzen, die ihren Niederschlag in seinen Briefen finden.
Die Briefe des Paulus sind die ältesten Zeugnisse von dem Wirken der Botschaft von Jesus Christus. Manche dieser Briefe sind sogar älter als das älteste Evangelium, reichen also dichter an die Zeit von Jesus selbst heran und geben uns darum Aufschluss über die Entwicklung der christlichen Gemeinde.
Heute wollen wir bedenken, wie es dazu kam, dass Paulus zum Apostel der Heiden wurde.
Er war ein frommer Jude, ein Pharisäer, der in Tarsus, einem Ort im Südosten Kleinasiens, geboren worden war. Das römische Bürgerrecht erbte er gewissermaßen von seinen Eltern, die aber selber keine Römer waren, sondern fromme und gottesfürchtige Juden. So sorgten sie auch dafür, dass Paulus im jüdischen Glauben erzogen wurde, und schickten ihn in jungen Jahren nach Jerusalem in die berühmte Schule des Gamaliel, wo er alles lernte, um ein guter Pharisäer zu werden.
Es ist möglich, dass Paulus, der damals noch Saulus genannt wurde, in dieser Zeit auch in Berührung mit Jesus kam. Dafür gibt es aber keinen wirklichen Beleg.
Wir erfahren aber, dass er der jungen Christengemeinde feindlich gegenüber stand. Er hatte Wohlgefallen am Tod des Stephanus, des ersten Christen, der den Märtyrertod erlitt, indem er gesteinigt wurde. So wird uns ebenfalls in der Apostelgeschichte geliefert. Und, wie anfangs erwähnt, war er im Begriff, die Gemeinde in Damaskus zu zerstören, als ihm Christus selbst erschien.
Das Meiste vom Leben des Paulus erfahren wir aus der Apostelgeschichte. Wir finden aber auch an anderen Stellen Hinweise darauf, wie es Paulus ergangen ist. An erster Stelle sind da natürlich seine Briefe zu nennen. Im Galaterbrief erfahren wir sogar die Geschichte seiner Bekehrung aus eigener Hand, wobei diese Schilderung längst nicht so ausführlich ist wie die, die wir eben gehört haben. Vielmehr deutet Paulus, was damals geschah:
Ich tue euch kund, liebe Brüder, dass das Evangelium, das von mir gepredigt ist, nicht von menschlicher Art ist. 12 Denn ich habe es nicht von einem Menschen empfangen oder gelernt, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi.
13 Denn ihr habt ja gehört von meinem Leben früher im Judentum, wie ich über die Maßen die Gemeinde Gottes verfolgte und sie zu zerstören suchte 14 und übertraf im Judentum viele meiner Altersgenossen in meinem Volk weit und eiferte über die Maßen für die Satzungen der Väter.
15 Als es aber Gott wohlgefiel, der mich von meiner Mutter Leib an ausgesondert und durch seine Gnade berufen hat, 16 dass er seinen Sohn offenbarte in mir, damit ich ihn durchs Evangelium verkündigen sollte unter den Heiden, da besprach ich mich nicht erst mit Fleisch und Blut, 17 ging auch nicht hinauf nach Jerusalem zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern zog nach Arabien und kehrte wieder zurück nach Damaskus. (Gal 1, 11-17)
Paulus schreibt hier, um sich einerseits theologisch von den anderen Aposteln abzusetzen, und andererseits, um zu belegen, dass er auch zu dem Kreis der Apostel, also zu denen, die von Christus selbst berufen sind, gehört. Er will damit deutlich machen, dass er die gleiche Autorität wie sie besitzt.
Denn es war klar, dass denen, die mit Jesus auf Wanderschaft gewesen waren und seine Worte aus seinem Mund gehört hatten, in der christlichen Gemeinde höchstes Ansehen genossen. Alle anderen waren nachgeordnet. Paulus musste sich immer wieder damit auseinander setzen, weil der Grund seiner Autorität immer wieder in Zweifel gezogen wurde. Und so schreibt er, dass das, was er von Christus weiß, nicht von Menschen, nicht von den Aposteln, stammt, sondern von Gott selbst. Erst war er in Arabien, dann kehrte er nach Damaskus zurück, und drei Jahre später ging er dann nach Jerusalem, wo die anderen Apostel, vor allem Petrus, anzutreffen waren.
Das stimmt nicht mit dem Bericht aus der Apostelgeschichte überein, wonach Paulus recht bald nach seiner Bekehrung nach Jerusalem zog. Allerdings könnte auch die Apostelgeschichte richtig liegen, wenn sie die Zeit, die sich Paulus in Arabien aufhielt, schlicht unterschlagen hat, weil diese Zeit unbedeutend war bzw. es von ihr keine weiteren Berichte gab. So erscheint es zwar, als ob Paulus unmittelbar nach seiner Bekehrung für einige Zeit in Damaskus war und dort predigte, in Wahrheit aber lag zwischen der Bekehrung und dem Wirken in Damaskus diese Zeit in Arabien.
Mit Arabien ist übrigens nicht das heutige Saudi Arabien gemeint, sondern eher das Gebiet, das heute als Jordanien bekannt ist.
Wie immer es gewesen ist: Die Bekehrung des Paulus bedeutet eine Wende in der Geschichte der urchristlichen Gemeinde.
Saulus war wohl der aktivste Verfolger der christlichen Gemeinden, die man damals noch als Gruppen innerhalb der jüdischen Gemeinden verstehen durfte. Denn auch Paulus ging dann ja in die Synagogen, um dort das Evangelium zu predigen, und hielt sich anfangs stets zu den Juden.
So war es auch mit den ersten Christen. Sie nahmen nach wie vor am jüdischen Gottesdienst teil, nur versammelten sie sich auch in den Häusern und redeten von Jesus in den Synagogen als dem Messias.
Das konnten die Schriftgelehrten und die Pharisäer nicht nachvollziehen, denn sie verknüpften mit dem Kommen des Messias ganz bestimmte Ereignisse, wie sei bei den Propheten angekündigt waren. Und die Tatsache, dass Jesus – nach ihrer Meinung – tot war, machte es unmöglich, dass Jesus der Messias ist. Da die Gruppe der Christen immer stärker wurde und immer häufiger Christen in den Synagogen anzutreffen waren, begann man, sie zurechtzuweisen und dann teilweise auch in Haft zu nehmen. So hoffte man, dem Treiben der Christen ein Ende zu bereiten.
Saulus war wohl der aktivste Verfolger in den ersten Jahren der christlichen Gemeinde, und so fürchteten ihn die Christen, da man bald überall in den Synagogen von seinen Aktivitäten erfuhr.
Seine Bekehrung war etwas, das niemand erwartete. Schon früh fand sich die christliche Gemeinde damit ab, in die Ecke gedrängt zu werden, denn ihre Gemeinschaft war geprägt von Liebe zueinander, und auch zu ihren Feinden. Also wehrten sie sich nicht, sondern litten geduldig alle Verfolgung.
Und oft hat die Verfolgung ja auch einen stärkenden Effekt. Man fühlt sich miteinander verbunden nach dem Motto: gemeinsam sind wir stark, wobei für die Christen Stärke nicht gleichzusetzen ist mit militärischer Macht. Im Gegenteil: ihre Stärke lag und liegt darin, dass sie einander und ihren Feinden in Liebe vergeben, was auch immer geschieht.
Dazu bekamen sie Mut durch die Verfolgung, wurden immer wieder angespornt.
Dennoch hatten sie Angst. Saulus schnaubte noch mit Drohen und Morden, so heißt es. Die Christen mussten um ihr Leben fürchten und auch um die Existenz der christlichen Gemeinde.
Und dann greift Gott ein. Er macht diesen Verfolger, diesen Feind, zum Verkündiger des Evangeliums. Er macht aus ihm dabei keinen Weichling, sondern Paulus behält seine Ausstrahlung, er behält die in seiner Persönlichkeit schon ruhende Autorität, und wirkt so auf eine ganz eigene Weise. Gott macht ihn zu seinem Werkzeug, nachdem er so lange großen Schaden in der Gemeinde der Christen angerichtet hatte.
Saulus kehrt um und wird Paulus. Dabei kehrt er nicht um, nur um nach Hause zu gehen, sondern sein Inneres kehrt sich um, sein Herz wendet sich dem zu, den er zuvor verfolgt hatte. Jesus Christus.
Es ist eine Erscheinung, so beschreibt es Lukas in seiner Apostelgeschichte, eine dramatisches Ereignis. Davon berichtet Paulus gar nichts, und das macht mich hellhörig. Könnte es sein, dass es gar nicht so dramatisch gewesen ist, wie es von Lukas dargestellt wird?
Könnte es sein, dass die Bekehrung des Paulus und seine Berufung viel unspektakulärer ablief? Und wenn ja, was können wir daraus lernen?
Es ist jedenfalls wahrscheinlich, dass Lukas etwas dick aufträgt mit seinem Bericht in der Apostelgeschichte. Menschen, die von großen Menschen berichten, neigen immer dazu, das, was sie über sie gehört haben, etwas auszuschmücken.
Und wenn Paulus nun, so wie er es selbst im Galaterbrief beschrieben hat, nur erlebt hat, dass Gott den Sohn Gottes in ihm offenbarte?
Wie das genau ausgesehen haben mag, können wir nicht wissen. Es ist aber klar: Gott hat seine Hand auch dann im Spiel gehabt. Gott offenbarte Jesus in seinem Herzen – und machte ihn so zu einem Apostel.
Gott redet mit uns. Damit dürfen wir auch heute rechnen. Auch in unserer Zeit ist es wichtig, dass wir wachsam sind für die Stimme Gottes. Wir müssen nicht gleich erwarten, große Theologen zu werden. Aber es ist sicher, dass Gott für jeden von uns eine Aufgabe hat, die über das Alltägliche hinausgeht. Denn letztlich sind wir alle dazu berufen, an seinem Reich mit zu bauen. An welcher Stelle das geschehen soll und kann, das wird uns Gott schon sagen, wenn wir nur bereit sind, seine Stimme zu hören.
Denn trotz allen Schnaubens und Mordens war Paulus ein frommer Mensch, der damit rechnete, dass Gott mit ihm reden würde. Dass es zu diesem Ergebnis führen würde, hatte er allerdings genauso wenig erwartet wie die, die er bis dahin verfolgt hatte.
Amen

Liedvorschläge zur Predigt:
Zu Apg 9, 1-19a:
Lob Gott getrost mit Singen (EG 243)
Preis, Lob und Dank sei Gott dem Herren (EG 245)
Treuer Wächter Israel' (EG 248)
Verzage nicht, du Häuflein klein (EG 249)
Nun lob, mein Seel, den Herren (EG 289)
Ich habe nun den Grund gefunden (EG 354)
Mir ist Erbarmung widerfahren (EG 355)


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