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Zu den Perikopen
Predigtvorschläge zu Reihe II - Joh 15, 1-8
Liebe Gemeinde!
Das Bild vom Weinstock können wir uns zwar vielleicht nicht so recht vorstellen,
aber eine Ahnung haben wir wohl alle, was Jesus damit meint: Der Stamm ist der
Weinstock, das ist also Jesus. Durch ihn fließen die Säfte, die die Trauben zum
Wachsen und Reifen bringen.
Die Reben sind die Zweige, die vom Weinstock ausgehen und an denen dann die Früchte,
die Trauben, hängen.
Wir wissen sicher auch, dass man schwache Äste, die keine Blüten treiben und also
auch keine Frucht bringen, abschneiden soll zugunsten der Zweige, die Blüten bringen
sollen.
Das gilt umso mehr für den Weinstock, an dem die Grundlage für einen guten Wein
wächst - wenn er denn gut gepflegt wird, d.h., wenn man dafür sorgt, dass seine
Kräfte nicht verloren gehen.
Der Weingärtner hat also alle Hände voll damit zu tun, diese kraftlosen Zweige zu
entfernen und die anderen so zu pflegen, dass sie dann besonders gute Früchte tragen.
Er kann niemals damit aufhören, denn ein Zweig, der noch im Vorjahr gute Früchte
getragen hat, kann vielleicht in diesem Jahr schon nutzlos geworden sein.
Nach dem Bild, das Jesus hier zeichnet, kennt der Weingärtner dabei kein Erbarmen.
Er wird jeden nutzlosen Zweig abschneiden und verbrennen.
Richtig so, denn der Weinstock soll ja ordentlich Frucht bringen!
Aber wenn wir dieses Bild dann auf uns anwenden, kann uns schon mulmig zumute werden.
Denn bedeutet das nicht, dass wir vielleicht schon längst abgeschnitten sein müssten?
Oder können wir sicher sein, dass wir Jahr für Jahr unsere Frucht so bringen, wie es
der Weingärtner, wie es Gott von uns erwartet?
Ein bisschen aufatmen kann man nur angesichts eines anderen Gleichnisses, in dem Jesus
von einem Feigenbaum erzählt, für den der Knecht bittet, dass der Herr ihn noch ein
Jahr stehen lassen soll, obwohl er keine Frucht bringt. Der Knecht wolle um ihn graben
und ihn düngen, also alles dafür tun, dass er doch noch Frucht bringt. Aber wenn
nicht, dann wird auch dieser Feigenbaum abgehauen werden.
Dieses kleine Stück Barmherzigkeit - kann das nicht auch der Weingärtner in diesem
Bild, das Jesus da zeichnet, beweisen? Will er wirklich die kraftlos gewordenen Reben
rigoros abschneiden und ins Feuer werfen?
Es scheint so. Unbarmherzig wird uns das Feuer angedroht, wenn wir keine Frucht bringen.
Und wir haben das Gefühl, dass wir machtlos sind, denn wir wissen ja noch nicht einmal
so recht, was für Frucht wir eigentlich bringen sollen.
Das scheint in der Geschichte ja recht offen zu bleiben. Dass es nicht Weintrauben sein
können, ist klar. Die Weintrauben sind Bilder für das, was wir eigentlich hervorbringen
sollen. Es scheint völlig unklar, und doch ist es eindeutig: Es muss Frucht sein, die
dem Weinstock entspricht. Es ist doch klar: von einem Weinstock können keine Äpfel oder
Birnen wachsen. Es müssen schon Weintrauben sein - um bei dem Bild zu bleiben!
Und da kommen wir der Sache natürlich schon näher. Früchte, die wir hervorbringen sollen,
entsprechen dem, was Christus selbst getan hat. Er ist ja der Weinstock, d.h. er bestimmt
letztlich, was für Früchte wir hervorbringen - wenn wir denn an ihm bleiben. Er ist die
Grundlage und der Ausgangspunkt dessen, was wir hervorbringen können.
Das Bild vom Weinstock will uns darauf aufmerksam machen, dass es nicht genug ist, das Wort,
das von Gott ausgeht, einfach zu konsumieren und es dabei bewenden zu lassen. Es müssen Taten
folgen, das Wort muss in uns etwas auslösen, das durchaus auch einige Kraftanstrengung
verlangt. Denn es ist natürlich schon ein großartiger, aufwendiger Vorgang, wenn solch
eine Frucht entsteht: Sie ist ja in ihrer Gestalt und auch in ihrer Substanz ganz
unterschiedlich von dem Material, aus dem der Weinstock und die Reben gemacht sind.
Solch eine Kraftanstrengung erwartet Gott von uns. Es ist nicht genug, dass wir leben
und dieses Leben genießen. Denn Gott gibt uns Kraft zu mehr.
Unsere Früchte sollen dem entsprechen, an dem wir hängen: dem Weinstock. Was das ist,
wissen wir längst: Es ist vor allem die Liebe zum Nächsten und die Liebe zu Gott. Die
Liebe zu Gott wird dadurch ersichtlich, dass wir am Weinstock bleiben, dass wir nicht
versuchen, uns selbständig zu machen. So können wir auch sicher sein, dass sich Gott
um uns kümmert - er versorgt uns so, dass wir genug Licht abbekommen, dass nichts uns
daran hindert, gute Frucht zu bringen.
Das andere ist die Liebe zum Nächsten - da werden also eigentlich unsere Früchte
erkenntlich. Was genau erwartet Gott von uns in diesem Bereich?
Erwartet er das Unmögliche: zum Beispiel, dass eine alte Frau der Nachbarsfamilie
bei der Renovierung ihrer Wohnung hilft? Oder dass sie den Einkauf für ihre Nachbarin
tätigt, während sie selbst kaum genug Kraft hat, ihren eigenen Einkauf nach Hause zu
tragen?
Natürlich erwartet Gott so etwas nicht. Es wäre zwar eine angemessene Kraftanstrengung,
aber es würde nicht mit der Liebe, die Gott für uns hegt, übereinstimmen.
Gott erwartet von uns, dass wir unsere Möglichkeiten sehr genau überprüfen und dann
auch alle Anstrengung unternehmen, diese Möglichkeiten auszunutzen.
Es kann sein, dass alles, was wir tun können, darin besteht, etwas zu spenden, also
Geld von dem, was uns zur Verfügung steht, abzweigen, um es anderen zugute kommen zu
lassen. Natürlich nicht nur einmal im Jahr, sondern regelmäßig, immer wenn die Rente
kommt.
Dann heißt es nur, sich darüber klar zu werden, wofür wir unser Geld spenden. Da ist
unser Nächster dann vielleicht nicht der Nachbar, sondern Kinder, die weit von uns
entfernt in großem Elend leben, oder Menschen, denen ein Krieg alles genommen hat,
was die Grundlage ihrer Existenz ist.
Wie das aussehen kann, hat uns die Regierung Sri Lankas im Herbst vergangenen Jahres
vorgemacht: angesichts der Not, die unseren Mitmenschen durch die Flut entstanden
ist, spendeten sie über eine Tonne Tee. Tee ist die einzige Einnahmequelle dieses
Landes, das im Vergleich zu uns allerdings extrem arm ist.
Unser Nächster, unsere Nächste kann aber natürlich auch recht nah sein. Und unsere
Frucht kann einfach darin bestehen, ihr Gesellschaft zu leisten, Zeit mit ihr zu
verbringen.
Es gibt viele Menschen in unserer Gemeinde, die einsam sind und niemanden haben,
mit dem sie sich unterhalten oder mit dem sie einfach gemeinsam etwas Zeit verbringen
können. Das ist etwas, das alle tun können.
Und wenn wir uns aufmachen, eine Nachbarin oder einen Nachbarn zu besuchen, haben wir
ja meist auch etwas davon. Es kommt etwas zurück - die Dankbarkeit und Liebe dieser
Menschen, denen wir gezeigt haben, dass sie nicht allein sind.
Gott will Früchte sehen. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, solche Früchte hervor zu
bringen, und es dürfte sicher nicht schwer fallen, eine gute Möglichkeit zu finden,
den Saft, der durch uns von Jesus Christus her strömt, dazu zu gebrauchen.
Von dem Feuer, das uns in diesem Bild angedroht wird, und davon, dass wir von dem
Weinstock abgeschnitten werden, wenn wir keine Frucht bringen, will ich nicht reden.
Denn ich glaube, dass wir alle uns doch redlich bemühen. Die Kraft dazu kommt ja von
Gott selbst, an dem wir bleiben wollen.
Das Wesentliche ist dies: dass wir uns bemühen, Früchte hervor zu bringen, die Christus
entsprechen. Denn nur dafür wird uns auch Christus die Kraft geben, die wir brauchen.
Wenn wir uns mit aller Kraft bemühen, Äpfel zu produzieren, obwohl wir doch an einem
Weinstock gewachsen sind, dann wird der Weingärtner wohl doch irgendwann sagen müssen,
dass wir nutzlos geworden sind.
Darum ist es gut, dass wir immer wieder das Wort Gottes hören und uns bemühen, darin
zu erkennen, was die rechte Frucht ist, die wir hervorbringen können. Gott öffne uns
dazu unsere Herzen und führe uns den rechten Weg.
Amen
oder
Liebe Gemeinde,
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben – eines der sogenannten „Ich-Bin-Worte“ Jesu.
Es gibt davon sieben Worte im Johannes-Evangelium, von denen uns die meisten vertraut
sind:
6,35 - Ich bin das Brot des Lebens (vgl. 6,41.48.51)
8,12 - Ich bin das Licht der Welt.
10,7.9 - Ich bin die Tür.
10,11.14 - Ich bin der gute Hirt.
11,25 - Ich bin die Auferstehung und das Leben.
14,6 - Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.
15,1 - Ich bin der wahre Weinstock.
Es ist also das letzte der Ich-Bin-Worte, mit dem wir uns heute etwas näher befassen
wollen. Dabei entfaltet Jesus dieses Wort in einer Art Gleichnis, denn er vergleicht
unser Dasein und unser Verhältnis zu ihm mit einem Weinstock und seinen Reben.
Die Reben sind wir, und worum es letztlich geht, ist die Frucht, die von dieser Rebe
ausgeht.
Nun könnte man meinen, dass man sich besonders anstrengen muss, um Frucht bringen zu
können. Ich glaube aber, dass das anders gemeint ist, und das Bild vom Weinstock hilft
uns dabei, das auch zu verstehen:
Denn Jesus sagt: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne
mich könnt ihr nichts tun.“
Anfangs kann es sein, dass man dieses absolute „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ als
Übertreibung empfindet. Denn natürlich kann man auch ohne Jesus so manches tun. Man
kann ein Buch lesen, man kann spazieren gehen, man kann einkaufen… alles geht auch
ohne Jesus.
Aber darum geht es ja nicht in diesem Gleichnis, sondern es geht um die Frucht. Und
Jesus bezieht sich mit diesen Worten auf diese Aufgabe, die ja auch die einzige Aufgabe
einer Rebe ist: Frucht zu bringen.
Und dann wird schon deutlich, dass es ohne den Weinstock nicht funktionieren kann. Die
Rebe braucht den Lebenssaft, der vom Weinstock ausgeht, damit die Frucht gedeihen kann.
Wenn wir es so betrachten, merken wir schon, dass es nicht darum geht, sich abzumühen
damit, irgend etwas Tolles zu produzieren, viele Menschen zu überzeugen usw., sondern
es geht einzig und alleine darum, dass die innige Verbindung von Weinstock und Rebe,
also Stamm und Zweig, bestehen bleibt.
Denn wenn diese innige Verbindung besteht, dann kommt die Frucht ganz von selbst. Darum
ist es so gut, sich immer wieder Zeit zum Gebet zu nehmen und auch in der Bibel zu lesen.
Das festigt die Verbindung, weil wir unser Leben im Licht Gottes sehen.
Und da merken wir, dass wir getragen werden von der Liebe Gottes, und ich würde mal
sagen, dass damit der Saft gemeint ist, der vom Weinstock in die Reben fließt. Es ist
Liebe. Und mit dieser Liebe bringen wir die Früchte hervor, die unser himmlischer Vater
von uns erwartet.
Und da bin ich dann auch schon beim Weingärtner, von dem Jesus ja auch spricht. „Mein
Vater ist der Weingärtner“, sagt er.
Den Weingärtner stelle ich mir nun nicht als grausamen Zerstörer vor, nur weil er hier
und da ein paar Reben abschneidet, die vertrocknet und ohne Saft sind. Er hilft damit
dem Weinstock, die übrigen Reben besser zu versorgen. Er bindet die Reben an, damit
ihre Früchte viel Sonne abbekommen. Überhaupt ist das Handeln des Weingärtners sehr
liebevoll. Mit wachsamen Augen sorgt er dafür, dass die Reben keinen Schaden nehmen.
Er pflegt sie, damit es ihnen noch leichter fällt, die Frucht der Liebe hervorzubringen.
Gott hilft uns, zu vergeben, wo uns Schaden zugefügt wurde, und selbst um Vergebung
zu bitten, wenn wir an anderen schuldig geworden sind.
Er hilft uns, dass wir nach dem Gebot der Liebe, dem höchsten Gebot, leben, indem er
dafür sorgt, dass wir die Quelle unserer Kraft, nämlich Jesus Christus, nicht verlieren.
Frucht bringen ist etwas, was mit dem Herzen und der Seele geschieht. Es bedarf keiner
körperlichen Kraftanstrengung, nur der Geist muss mitmachen.
Und was da zu tun ist, ist nicht viel, vor allem ist es keine Kraftanstrengung. Nur
dass wir an Jesus bleiben, dass wir ihn nicht loslassen, dass wir ihm treu bleiben.
Das ist das einzig Wichtige.
Dazu hilft uns auch das Feiern des Gottesdienstes, wie wir es heute tun.
Dazu helfen uns auch Lieder, die wir zur Ehre Gottes singen, und es spielt dabei keine
Rolle, ob wir gut singen können oder ob es uns schwer fällt. Gott hört das, was im Herzen
ist.
Dazu hilft, Gott zu danken für alles, was er uns durch Jesus Christus Gutes getan hat.
Dazu hilft das tägliche Gebet, etwa, wenn wir abends ins Bett gehen oder morgens
aufstehen. Und beim Beten dann auch das vor Gott bringen, was gewesen ist, wo wir
uns nicht verstanden fühlten, wo wir unwillig wurden und vielleicht sogar undankbar.
Dazu hilft auch, um Verzeihung zu bitten, wenn wir einem anderen Menschen unfreundlich
begegnet sind.
Dazu hilft auch, alles vor Gott zu bringen, was uns belastet und bedrückt. Denn er
will ja unsere Lasten mit tragen.
All das bedeutet die Umsetzung der Worte Jesu: wer in mir bleibt, der bringt viel
Frucht.
Jesus macht noch eine Zusage, die wir nicht vergessen sollten. Wer in ihm bleibt und
seine Worte bewahrt, dessen Bitten werden erhört werden.
Da fragt man sich natürlich, ob man wirklich so an Jesus hängt, wie es die Rebe am
Weinstock tut. Denn wie oft bleiben unsere Gebete unerhört?
Aber ich glaube, dass das, was er sagt, stimmt. Denn auch im Gebet kann es sein,
dass wir die Verbindung zu Jesus verlieren. Gerne bitten wir für uns, dabei geht
es doch vielmehr darum, für unsere Mitmenschen zu beten. Für uns selbst dürfen wir
bitten, dass Gott uns unsere Schuld vergibt – und das, da bin ich sicher, wird er
auch tun, wenn unser Gebet von Herzen kommt.
Das beste Beispiel eines Gebetes ist da noch immer das Vaterunser, in dem wir ja um
alles Nötige bitten.
Wenn wir dieses Gebet aus dem Herzen heraus und nicht nur mit den Lippen beten, dann
dürfen wir auch fest darauf vertrauen, dass unser himmlischer Vater für uns da ist
und uns umhegt und pflegt, so wie ein Weingärtner es mit den Reben des Weinstocks
tut.
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Auf, auf, mein Herz, mit Freuden (EG 112)
Lass mich dein sein und bleiben (EG 157)
Jubilate Deo (EG 181.7)
Wie lieblich schön, Herr Zebaoth (EG 282)
"Eins ist Not!" Ach Herr, dies Eine (EG 386)
Bei dir, Jesu, will ich bleiben (EG 406)
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Predigtvorschläge zu Reihe III - Apg 17, 22-34
Liebe Gemeinde!
Ich finde die Apostelgeschichte ausgesprochen spannend. Sie liest sich genauso wie
ein Roman, auch wenn man sich hier und da noch etwas mehr Spannung wünschen würde.
Aber man fühlt sich dennoch mit hineingenommen in das Geschehen und kann sich manches
recht gut vorstellen.
Man erlebt die Spannungen, in denen die ersten Christen lebten und mit denen sie zurecht
kommen mussten. Man erfährt von Verfolgung und Bekehrung und nimmt wahr, wie unkompliziert
es damals war: „Was hindert's, dass ich mich taufen lasse?”, fragt z.B. der Kämmerer
aus Äthiopien, nachdem er nur wenige Stunden lang durch Philippus in den grundlegenden
Dingen des christlichen Glaubens unterwiesen worden war. Und Philippus sagt nicht: „Hm,
da musst Du aber erst noch wenigstens ein paar Tage lang Unterricht bekommen”, sondern
er tauft ihn auf der Stelle.
Und dieser getaufte Mensch, der wenige Stunden vorher nichts von alledem verstanden hatte,
trug das Evangelium in die Welt hinaus genauso, wie die Apostel es taten, obwohl Philippus
sofort nach der Taufe wieder verschwunden war. Also auch keine Nachsorge, keine Anbindung
an eine Gemeinde, nein, alles noch ganz neu, frisch, aufregend.
Oder die Bekehrung des großen Christenverfolgers, Saulus, von der das Sprichwort stammt:
„Vom Saulus zum Paulus werden.”, was ein Stück weit die Verwandlung beschreibt, die in
einem Menschen mitunter vorgehen kann.
Es sind Geschichten, in denen wir trotz der Kürze, in der sie erzählt werden, ganz deutlich
die Kraft des Geistes Gottes wahrnehmen und erfahren, wie Gott seine Kirche, d.h. die Gemeinschaft
der Heiligen, nicht nur trägt, sondern auch leitet und wachsen lässt.
Und nun steht dieser Paulus auf dem Areopag. Es ist ein Platz von historischer Bedeutung, der aus
der Stadt Athen herausragt und nicht weit von der Akropolis entfernt ist. Man erzählte sich, dass
dort die Götter Gericht gehalten hätten über ihresgleichen.
Zu Zeiten des Paulus hatte der Platz an Bedeutung verloren, und man vermutet, dass in der Erzählung
der Apostelgeschichte nicht der Ort Areopag, sondern das Gremium, das die gleiche Bezeichnung trug
und weiterhin für Rechtsfragen zuständig war, gemeint ist.
Das schließt nicht aus, dass sich das Ganze auch auf dem Areopag ereignete, aber der erste
Satz müsste dann heißen: Paulus stand inmitten des Areopag, also inmitten des Rates, der
sich Areopag nennt. Das ist auch sinnvoller, denn sonst müsste man ja berechtigterweise
fragen, wem Paulus eigentlich seine Rede dort auf dem Areopag vortrug. Waren es nur Menschen,
die zufällig dort waren? Das ist eher unwahrscheinlich, denn er wurde ja dorthin gebracht,
damit er von einflussreichen Leuten gehört würde.
Paulus hatte sich gut vorbereitet. Er kannte die Griechen recht gut, hatte er doch selbst
auch griechische Philosophie studiert. Er hatte sich auch nicht gescheut, in die Tempel
zu gehen und zu sehen, welche Götter dort angebetet und verehrt wurden. Es ging ihm darum,
die Menschen mit ihren Nöten und Ängsten, aber auch mit ihren Hoffnungen und Freuden kennen
zu lernen.
Und dann stieß er auf einen Tempel, der dem unbekannten Gott gewidmet war.
Wie merkwürdig. Oder auch nicht: sollte man sich nicht unbedingt des Beistandes aller Götter
versichern? Nachdem man also all den Göttern des Olymp seine Opfer dargebracht hatte, konnte
man noch zu diesem Altar gehen und zu dem Gott beten, den niemand kannte, der aber vielleicht
doch existierte und womöglich noch mächtiger war als alle anderen bekannten Götter.
Es erinnert mich an eine Erfahrung, die ich in Indien machte, wo ich an vielen Orten neben Bildern
von Shiva und Vishnu, die eigentlich schon im hindustischen Glauben zwei rivalisierende Götter
sind, auch ein Bild von Jesus und evtl. auch noch weitere Bilder von Heiligen anderer
Religionen
fand. Alle Bilder wurden in gleicher Weise geehrt: sie bekamen jeden Morgen eine frische
Blumengirlande umgehängt und brennende Räucherstäbchen wurden an ihnen befestigt, während
ein Gebet gesprochen wurde.
Nur immer auf der sicheren Seite sein.
Oft wird gesagt, Prediger sollten sich an dieser Areopagrede ein Vorbild nehmen. Die Art und
Weise, wie Paulus sich vorbereitete, sei meisterhaft. Aber was auf seine Einleitung folgt,
die die Menschen ja im Grunde tatsächlich dort abholt, wo sie sich befinden, nämlich in einer
großen Unsicherheit darüber, wie ihnen welcher Gott nun eigentlich gesonnen ist, ist alles
andere als das, was wir heute von vielen Kanzeln hören.
Paulus zieht klare Grenzen. Das ist eigentlich ein Unding nach heutigen Maßstäben. Denn danach
ist Gott doch der liebe Gott, der Niemandem etwas zu Leide tut, sondern alle willkommen heißt,
egal, was in ihren Herzen vorgeht.
Aber Paulus findet da andere, sehr deutliche Worte: „Gott hat über die Zeit der Unwissenheit
hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun.” - d.h.
alle Menschen auf der ganzen Erde sollen umkehren und sich Gott zuwenden – dem Vater Jesu
Christi.
Buße, das heißt eben nicht nur mal in sich gehen, sondern es heißt, sich zu dem lebendigen Gott
bekehren, eben dem einen, der Himmel und Erde gemacht hat, der über beiden Herr ist, der nicht
in Tempeln wohnt, die mit Händen gemacht sind, der jedermann Leben und Odem und alles gibt,
und der sich auch nicht dienen lässt, weil er keinen Dienst braucht. Gott muss nicht von uns
versorgt werden, er lebt nicht davon, dass wir ihn anbeten, sondern er lebt aus sich selbst,
weil er alles in allem ist.
Da mag man natürlich auch fragen, warum wir eigentlich Gottesdienst feiern – denn auch das
ist doch ein Dienst an Gott und nach diesen Worten des Paulus völlig überflüssig. Ich möchte
jedoch das Wort „Gottesdienst” ganz anders verstehen. Nicht wir dienen Gott, sondern Gott
dient uns: er wendet sich uns im gemeinsamen Gottesdienst zu, was wir besonders in der Feier
des Abendmahls erfahren können. Da dienen nicht wir Gott, sondern er dient uns. Und das hat
er ja auch getan, als er sich ans Kreuz schlagen ließ um unserer Sünden willen.
Unser Gottesdienst hilft uns, den Dienst Gottes an uns wahr zu nehmen und anzunehmen.
Und dann ist der Gottesdienst nur unsere Antwort, unser Dank für Gottes Handeln an uns.
Paulus nimmt die griechische Philosophie auf, indem er sagt: „In Gott leben, weben und sind
wir, wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts.” Es ist ein
Lehrgedicht, das bereits über dreihundert Jahren vor seiner Zeit entstand. Man nennt das
Pantheismus, wenn Gott in allen Dingen gegenwärtig ist, sie durchdringt und auf diese Weise
heiligt.
Paulus entwickelt aus diesem Gedanken die Erkenntnis über den unbekannten Gott weiter: wenn
wir göttlichen Geschlechts sind, dann kann unmöglich das, was wir mit unseren Händen
herstellen, über uns stehen. Die Götterbilder können nicht Götter sein, sie können auch
nicht die Götter in irgendeiner Form verkörpern und ebensowenig ihre Gegenwart in den
Tempeln garantieren. Das Anbeten der Götterbilder kann darum nicht helfen, es führt zu
nichts.
Auch das erinnert mich an die Situation vieler Menschen in Indien, und ich kann mir denken,
dass die ersten Missionare, die sich vor Jahrhunderten dorthin aufmachten, sich ganz wie
Paulus auf dem Areopag gefühlt haben, nachdem sie die vielen Götterbilder in den zahlreichen
Tempeln und an den Straßen gesehen hatten. Auch sie stellten sich auf die Marktplätze und
begannen davon zu sprechen, dass die Götterbilder unmöglich Gott fassen können.
Aber das ist dann doch etwas zu kurz gegriffen. Zumindest wenn man gelehrte Hindus fragt,
dann werden sie antworten, dass das Götterbild nur eine Hilfe ist, den wahren Gott anzubeten,
der in seiner Form ganz frei ist und sich nicht an Ort oder Zeit binden lässt. Gott scheint
gewissermaßen durch das Götterbild hindurch, aber es ist nicht Gott.
Genauso nutzen wir ja auch z.B. die Kruzifixe hier in unserer Kirche: sie erinnern uns an das
Handeln Gottes, das zwar in Jesus Christus sehr konkret und abbildbar wurde, aber weit über
jede Darstellung hinaus geht. Die Darstellung, das Bild hilft uns, die Liebe Gottes nachzuvollziehen,
aber sie ist nicht die Liebe Gottes.
Und dann passen die Worte des Paulus plötzlich nicht mehr. Es kann mit der besten Logik nicht
weitergehen, und das muss Paulus auch in seiner Rede auf dem Areopag erkennen.
Er kann noch nicht einmal mehr den Namen „Jesus Christus” nennen, und vielleicht will er das
auch nicht, weil man sich vielleicht schon sein Bild von Jesus Christus gemacht hatte und das
ganz anders aussah, als es eigentlich aussehen sollte. Und so spricht Paulus nur von „einem
Mann, den Gott von den Toten auferweckt hat.”
Genau an dieser Stelle ist es mit der Kunst der Predigt des Paulus vorbei. Die Auferstehung
treibt einen Keil in die Zuhörerschaft. Bei den einen weckt sie verborgene Hoffnungen, bei
den anderen Argwohn und Skepsis, ja, sogar Spott.
Die Realität des Todes ist allen gegenwärtig, auch was aus den Toten wird. Niemand hat je
einen Menschen von den Toten erwachen sehen, aber man weiß, dass sie alle verrotten und
nichts bleibt, was wieder lebendig werden könnte – es sei denn in den Pflanzen, die aus der
Erde wachsen, in der die Menschen begraben wurden. Warum sollte man da einem Fremden glauben,
der von einem unbekannten Menschen behauptet, dass er von den Toten auferstanden sein?
Vielleicht machte es da auch „Klick” bei den Zuhörern: ach, das ist auch einer von diesen
Jesuanern. Da sind wir uns doch schon längst einig geworden, dass das alles Humbug ist,
weil das mit der Auferstehung unmöglich wahr sein kann.
Und so beginnen einige, Paulus zu verspotten: Wir dachten, Du würdest uns etwas Neues
verkünden, und jetzt kommst Du mit Kinderkram!
Andere sind etwas sensibler, sie versprechen, später noch einmal zu zu hören, aber das bedeutet
ja doch meist nur: du kannst lange warten, bis du wieder zu uns sprechen darfst. Du hast deine
Chance gehabt. Aber wir wollen nicht unhöflich sein, darum stellen wir eine zweite Chance in
Aussicht – in ferner Zukunft.
Aber dann ist doch einiges auf fruchtbaren Boden gefallen, und die Saat ging auf, unmittelbar
durch diese Rede, oder eigentlich besser gesagt: durch den Heiligen Geist, denn die
Apostelgeschichte ist ja eigentlich nicht eine Geschichte der Apostel, sondern des Heiligen
Geistes, wie er unter den Menschen wirkt und das Evangelium langsam, aber stetig über den
ganzen Erdkreis ausbreitet.
Und so sind da einige, wenige, die mehr wissen wollen, die sich Paulus anschließen, als er
– vielleicht enttäuscht – sich abwendet und wieder seiner Wege gehen will.
Der letzte Vers unseres Predigttextes bietet da auch noch eine Besonderheit: „Einige Männer”,
so heißt es, „schlossen sich ihm an und wurden gläubig: unter ihnen war auch Dionysius, einer
aus dem Rat (des Areopag), und eine Frau mit Namen Damaris und andere mit ihnen.”
„Einige Männer” sagt er, und dann nennt Lukas nur einen Mann und eine Frau neben einigen anderen,
die unbekannt bleiben. Vielleicht waren die Übrigen alle Männer, aber warum nennt er dann nur
einen Mann und eine Frau mit Namen?
Es wird ganz automatisch aus seiner Feder geflossen sein, aber es ist doch merkwürdig, dass am
Anfang des Satzes diese eine Frau sogleich unter den Tisch fällt, obwohl man sie mit Namen
kennt. Er hätte ja auch sagen können: ‚Einige Männer und Frauen schlossen sich ihm an.’
Dabei ist das ja gerade das Besondere, was für mich die Apostelgeschichte so interessant macht:
Dies sind Personen, die man kannte – sonst wäre die Nennung ihrer Namen nicht nötig und auch
nicht möglich gewesen. Dionysius und Damaris, sie beide hatten sich in der damaligen Zeit unter
den Christen einen Namen gemacht. Vermutlich hatten beide in ihren Häusern eine Gemeinde
gegründet und geleitet, und wahrscheinlich hatten sie die Verkündigung des Evangeliums auch
auf den Marktplätzen fortgeführt. Die Gemeinde in Athen wenigstens wusste, wer gemeint war,
wenn man von Dionysius und Damaris sprach.
Von Dionysius wissen wir, dass er der erste Bischof von Athen wurde, also tatsächlich eine
bedeutende Stellung innerhalb der frühen Christenheit einnahm.
Von Damaris weiß man nicht mehr, und dass sie später zur Frau des Dionysius gemacht – ich
will nicht sagen: degradiert – wurde, zeugt eigentlich nur davon, wie schnell die Emanzipationswelle,
die durch das Evangelium ausgelöst wurde, verebbte.
Das Evangelium ist eine Herausforderung, die nur wenige Menschen annehmen. Das erfahren wir
auch heute, oder vielleicht besonders heute. Ich denke, dass die Situation des Paulus damals
in Athen der unseren heute so ähnlich ist wie zu kaum einer anderen Zeit. Die meisten Menschen
wollen sich nicht in ihren Glauben hinein reden lassen, sie haben es sich bequem zurecht
gemacht. Da ist kein Raum für Buße, denn Gott liebt ja jeden und alles, und da gibt es auch
kein Gericht, denn es ist uns durch die Taufe ja sowieso schon alles vergeben. Da kann mir
niemand vorschreiben, ich müsse an den Gottesdiensten teilnehmen, denn Gott kann ich überall
erfahren, dazu muss ich nicht am Sonntag morgen früh aufstehen.
All diese Aussagen haben etwas Wahres an sich, aber es sind nur Halbwahrheiten. Denn der Glaube
ist keine Privatsache. Von Anfang an war der christliche Glaube eine Sache der Gemeinschaft,
des Miteinanders, das sich zwar auf vielfältige Weise ausdrückt, aber im Gottesdienst für
alle deutlich sichtbar wird. Ohne die Gemeinschaft mit anderen ist der christliche Glaube
nutzlos.
Und immer wieder wünsche ich mir, dass wir uns öfter die Zeit nähmen, um in uns zu gehen und
uns neu ausrichten zu Gott hin, der allein Leben schenken kann. Denn unser Gott ist kein
Weichspül-Gott, der allen irgendwie, egal wie, gerecht wird. Er ist vielmehr der Gott, der ganz
konkret in unsere in Sünde verstrickte Existenz hinein gewirkt und die Bande der Sünde zerrissen
hat, damit wir frei werden zu einem Leben in der Gottes- und der Nächstenliebe.
Das Evangelium fordert uns heraus – es ist kein bequemes Ruhekissen. Und ein Teil der Herausforderung
ist, dass wir wie Paulus hingehen und weitersagen, was wir an uns erfahren haben: dass Gott will,
dass wir nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben.
Dass nicht alles auf fruchtbaren Boden fällt, damit müssen wir rechnen. Wir dürfen aber auch
darauf vertrauen, dass der Heilige Geist seinen Teil dazu beiträgt, dass das, was wir tun und
sagen, seinen Weg findet und Neues entstehen lässt – eine Gemeinde, die getragen und geleitet
wird eben von diesem Heiligen Geist, der derselbe ist wie damals vor fast 2000 Jahren.
Amen
oder
Liebe Gemeinde!
Die Geschichte der Apostel ist das wohl spannendste Buch in der Bibel überhaupt.
Viele Menschen haben sich das Handeln der Apostel zum Vorbild genommen und ähnlich
wie sie in sogenannten heidnischen Ländern das Evangelium verkündigt. Über die
Methoden, die dabei angewandt wurden, will ich mich hier nicht auslassen, aber
eins wissen wir aus der Apostelgeschichte: das Evangelium wurde immer nur angeboten,
nie aber aufgezwungen. Dieses Angebot konnten die Zuhörer annehmen oder verweigern -
es blieb ihnen überlassen.
Hier haben wir nun Paulus, einen beeindruckenden Mann. Der größte Teil der Briefe,
die im sogenannten Neuen Testament zu finden sind, stammt von ihm.
Er ist ein großer Theologe. Und darum fiel es ihm wohl auch nicht schwer, den Griechen,
die selbst geübt waren im philosophischen Denken, das Evangelium auf eine ansprechende
Weise nahezubringen.
Der unbekannte Gott - das ist der Ansatzpunkt. Offensichtlich waren die Griechen
schon auf dem richtigen Weg, es fehlte nur noch die Erkenntnis, wer dieser unbekannte
Gott nun eigentlich ist. Und diese Erkenntnis sollten sie durch die Predigt des Paulus
gewinnen.
Dass Paulus dabei nicht ganz so erfolgreich war, wie man das vielleicht erwartet hat,
sei erstmal dahin gestellt. Ich will aus seiner Rede nur einen Gedanken herausnehmen,
einen Satz, der mir an diesem Tag besonders wichtig erscheint. Er sagt: Gott ist nicht
ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir.
Wir haben in unserer Gemeinde eine Webgruppe, die sich über diesen Satz vermutlich freuen
würde. Aber vielleicht wissen Sie ja auch, dass von dem Weben am Webstuhl hier gar nicht
die Rede ist.
Martin Luther hat es damals so übersetzt, weil ihm dieses Wort passend erschien. Es
vermittelt die Unermüdlichkeit einer Spinne, die ihr Netz webt und dabei auch immer
wieder von vorne anfängt, wenn das Netz mal zerstört wird.
Das Wort weben vermittelt überhaupt eine unablässige Tätigkeit, ein unermüdliches Wirken,
aus dem am Ende eine schönes Ganzes entsteht.
Mir fällt dabei noch etwas anderes ein: unser Lebensweg wird zu einem langen Faden, der
sich einfügt in ein großes Tuch, das man vielleicht »die Schöpfung Gottes« nennen könnte.
Somit ist unser Leben Teil des Vorgangs, der dieses Tuch entstehen lässt: wir weben mit
an der Schöpfung Gottes. Wir sind mit ihr verwoben. Das wird niemand abstreiten können,
denn niemand kann sich aus dieser Schöpfung ausklinken. Wir gehören dazu, und je länger
unser Leben dauert, um so stärker ist unsere Verbindung mit ihr.
Der Meister aber, der dies alles zu einem wunderschönen großen Ganzen zusammenfügt, ist
Gott selbst.
Also alles, was wir tun, denken und fühlen, geschieht in Gott - Gott »umfängt« alles. Man
kann sich eigentlich gar nicht so recht vorstellen, was das bedeutet, denn Gott umfängt ja
sogar unsere Vorstellung.
Er ist jenseits davon, und doch unendlich nah: wir weben in ihm, wir sind auch mit ihm
verwoben. Ein schöner Gedanke.
Paulus steht da also auf dem Aräopag, einem zentralen Platz, auf dem schon viele vor ihm
gestanden hatten.
Die Erzählung ist in einer Hinsicht typisch für ihre Zeit: es scheint so, als ob nur Männer
damit zu tun hätten. Paulus redet diese Männer an: Ihr Männer von Athen... Und am Ende
heißt es dann, dass sich einige Männer ihm anschlossen.
Und dann kommt das merkwürdige: Von den Männern werden nur zwei namentlich genannt, und
einer von ihnen ist ... eine Frau.
Sie heißt Damaris. Ich wette, diese Frau war damals, nachdem sie Christin geworden war,
außerordentlich bekannt geworden aufgrund ihrer Mitarbeit in der christlichen Gemeinde in
Athen. Sonst hätte Lukas, der diese Geschichte aufgeschrieben hat, es doch sicher nicht
für nötig gehalten, ihren Namen zu erwähnen. Er hätte sich ja gar nicht mehr an sie
erinnert!
Nein, wenn man einen Namen im Kopf hat, dann doch deswegen, weil man der Trägerin dieses
Namens schon öfter begegnet ist, weil sie einen beeindruckt hat auf irgendeine Art und
Weise, oder weil man oft von ihr gehört hat.
Und da steht nun Damaris neben Dionysius, einem aus dem Rat, einem angesehenen Mann also.
Sie taucht aus dem Nichts auf und verschwindet - für uns - im Nichts. Denn sie wird
nirgendwo sonst wieder erwähnt.
Aber sie ist wichtig. Denn sie unterstreicht, was Paulus in seiner Rede kurz zuvor zum
Ausdruck gebracht hat:
es hat etwas Neues angefangen. Gott hat das Blatt gewendet. Es geht nicht mehr so weiter
wie bisher.
Die Frau ist nicht mehr dem Mann untergeordnet. Es ist zwar noch immer nicht in aller
Bewusstsein, dass Männer nicht die Krone der Schöpfung sind, sondern der Mensch, den
Gott als Mann und Frau schuf. Aber diese Tatsache wurde damals erstmals ins Bewusstsein
gerückt, weil Jesus selbst immer beide, Mann und Frau, in gleicher Weise respektiert hat.
Allein das war ja schon etwas Neues.
Es ist gut, und wir können darüber froh sein, dass das damals trotz der starken
Männerdominanz immerhin noch bemerkt wurde.
Für uns ist dies eine wichtige Erinnerung: Vor Gott gibt es keine Qualitätsunterschiede.
Gott liebt uns alle in gleicher Weise, und er will, dass wir entsprechend leben und handeln.
Dazu ermutige uns seine Liebe.
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Wir danken dir, Herr Jesu Christ (EG 107)
Mit Freuden zart zu dieser Fahrt (EG 108)
Gelobet sei der Herr (EG 139)
Gott ist gegenwärtig (EG 165)
Nun jauchzt dem Herren, alle Welt (EG 288)
Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut (EG 326)
Such, wer da will, ein ander Ziel (EG 346)
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Predigtvorschläge zu Reihe IV - Gen 1, 1-4a(4b-25)26-28(29-30)31a(31b); 2, 1-4a
Liebe Gemeinde!
Wie ist die Welt entstanden? Die meisten Menschen, auch Christen, würden heute ganz
selbstverständlich auf diese Frage antworten: alles hat mit dem Urknall begonnen.
Das ist eine wissenschaftlich fundierte These, die sich die Mehrheit der Menschheit heutzutage
zu eigen machen. Auf den Urknall folgt dann die Milliarden Jahre dauernde Evolution, aus
der – vielleicht einzigartig auf unserer Erde – der Mensch hervorgeht.
Die Chance, dass es Planeten wie diese gibt, auf denen nach unseren Maßstäben Leben
möglich ist, ist schon recht gering. Die Möglichkeit, dass wir jemals solche Planeten besuchen
werden, ist nach unserem Wissen nicht existent.
Der Urknall: das ist, stark vereinfacht gesagt, eine ungeheure Menge an Energie,
die explosionsartig eine ebenso ungeheure Menge an Masse entstehen lässt.
Es gibt verschiedene Theorien, wie es von dort weiterging. Für den Urknall selbst wird nur
festgestellt, dass die uns bekannten Naturgesetze da noch nicht wirksam waren, sondern erst
kurz nach dem Urknall in Kraft traten – allerdings wohl sehr kurz danach.
Milliarden Jahre später war die Erde so weit, dass auf ihr Leben entstehen konnte, und
zwar zunächst die Pflanzen (die im Wasser ihr Dasein begannen, dann aber bald auch
auf's Land wanderten), wenig später dann Mikroben. Es dauerte eine Weile, bis die ersten
komplexeren Lebewesen mit Skelett, ebenfalls im Wasser, entstanden. Das wären dann
Krebse und Fische. Schließlich hatten die Pflanzen an Land eine Atmosphäre geschaffen,
die Leben außerhalb des Wassers ermöglichte, was dann auch die Entstehung solcher
Lebewesen auslöste.
Am Ende der Entwicklung stand der Mensch.
Wenn man sich das so anhört, dann kann man wohl staunen, wie groß die Übereinstimmung
mit dem biblischen Bericht ist. Eigentlich passt alles, bis auf einige wenige Details, die man
aber nicht als Fehler bewerten muss. Denn diese Abweichungen geben Antworten auf
Fragen, auf die die Physiker und Evolutionstheoretiker bis heute keine Antwort wissen,
sondern höchstens Theorien entwickeln können. Es ist gut möglich, dass sie nie eine
schlüssige Antwort auf diese Fragen finden werden.
Da ist vor allem die Frage, wo die ungeheure Energie herkam, die am Anfang des
Universums stand. Die Bibel antwortet darauf nahezu lapidar: es ist das Wort Gottes.
Denn es heißt dort: Gott sprach: es werde Licht.
Licht ist der Ausfluss geballter Energie. Unsere Sonne produziert so viel Energie wie
über eine Billion Atomkraftwerke zusammen. Und das ist nur ein minimaler Bruchteil
der Energie, die wohl am Anfang des Universums existierte. Das Licht der Sonne
scheint uns jeden Tag und macht unsere Herzen froh, je wärmer es scheint.
„Es werde Licht” – da ist die Energie des Urknalls, da ist ihr Ursprung: In Gottes Wort.
Damit begann die Existenz der Naturgesetze. Die Bibel berichtet, wie die Erde entstand,
das Wasser nicht konfus durcheinanderwirbelte, sondern sich zum Meer sammelte,
während trockenes Land den Boden für das irdische Leben bereitete. Pflanzen
entstanden auf der Erde, die die Lebensbedingungen formten, und es entstanden
nach und nach die verschiedenen Arten von Lebewesen – fast genau so, wie es
die Evolutionstheorie beschreibt.
Nur mit dem Unterschied, dass bei jedem Schritt Gottes Wort vornean
steht: „Es werde...”
Dass die Reihenfolge nicht 100%ig mit den Vorstellungen der Evolutionstheorie
übereinstimmt, mag man verzeihen – immerhin wurde der biblische
Schöpfungsbericht vor rd. 2500 Jahren geschrieben, lange bevor Charles
Darwin geboren wurde.
Eines ist wohl sicher: wenn wir heute einen Schöpfungsbericht schreiben wollten,
dann würde er wohl auch mit der Aussage beginnen, dass Gott selbst der Auslöser
des Ganzen gewesen ist. Damit haben wir die Antwort auf die Frage, was denn
am Anfang diese Unmenge an Energie hervorgebracht hat. Und auch sonst sähe
der Bericht nicht viel anders aus als der, den wir am Anfang unserer Bibel finden.
Nur in einem sind sich wohl die meisten Christen und vor allem die Evolutionisten
einig: Das mit den sieben Tagen geht überhaupt nicht.
Wie sollte die Welt in sieben Tagen geschaffen worden sein? Archäologische
Funde beweisen eindeutig, dass sich die Erde über Milliarden von Jahren entwickelte
und Lebewesen und Menschen erst in den letzten Sekunden der Weltentwicklung
entstanden, würde man die gesamte Zeit der Erdexistenz in einen
24-Stunden-Zeitraum pressen.
Diese sieben Tage sind der Grund, warum der biblische Bericht häufig belächelt
wird und man Menschen, die daran glauben, dass Gott hinter der Entstehung des
Universums steckt, für naiv, wenn nicht dumm, hält.
Dabei sind diese sieben Tage überhaupt nicht das Entscheidende in Bezug auf den
Schöpfungsprozess. Vielmehr tritt zur Erschaffung der Welt etwas, das da
eigentlich nicht reinpasst: die Erschaffung des Ruhetages.
Man stelle sich vor, man wollte den Ruhetag nach dem Evolutionskalender einrichten.
Es gäbe wohl gar keinen, aber nur mal die Zeit von der Entstehung der Erde bis zum
ersten Menschen genommen, würden wir auf etwa 4,5 Milliarden Jahre kommen.
Also gäbe es alle 4,5 Milliarden Jahre einen Ruhetag.
Ich glaube, da würden die Gewerkschaften heftig protestieren, auch wenn dieser
Ruhetag im Verhältnis dann vermutlich rd. 750 Millionen Jahre lang wäre (da würde
dann die Arbeitgeberseite auf die Barrikaden springen).
Als vor 2500 Jahren dieser Schöpfungsbericht entstand, ging es darum, eine soziale
Komponente in das menschliche Dasein einzufügen und sie mit der Autorität Gottes
zu untermauern. Erholung von der Arbeit, Entspannung, Ruhe.
Wir alle wissen, wie wichtig es ist, solch einen Ruhetag zu haben. Man kann nicht
immer nur durcharbeiten. Und doch ist es so gewesen, viele Jahrhunderte, ja,
Jahrtausende lang. Die Menschen mussten sich abrackern, Tag für Tag, ohne
Pause, oft auch, um ihren Herrschern die Kornspeicher und die Schatzkammern
zu füllen. Das war so in den vielen Hochkulturen der damaligen Zeit, in Assur, in
Babylonien, in Ägypten, in Indien, bei den Griechen und im römischen Reich, bei
den Germanen usw. Zwar gab es Feiertage, aber die waren unregelmäßig
verstreut und boten nicht immer auch die Möglichkeit der Entspannung und Ruhe.
Einzig das jüdische Volk und später die Christenheit kannten diese Einrichtung der
7-Tage-Woche, die einen Ruhetag enthält, der für alle verbindlich ist. Inzwischen
hat sich dieses System in der ganzen Welt durchgesetzt.
Was für eine Errungenschaft, schon vor 2500 Jahren!
Heute redet man von dem sogenannten Wochenende, obwohl es eigentlich
Wochenende und Wochenanfang zugleich ist, denn der siebte Tage, den wir aus dem
Schöpfungsbericht kennen, ist der Sabbat, also der Sonnabend, während der Sonntag
der erste Tag der Woche ist. Unsere Gewerkschaften haben es geschafft, für einen
Großteil der Bevölkerung die 5-Tage-Woche durchzusetzen. Für mich gab es damals
selbstverständlich noch am Sonnabend Schulunterricht, und die meisten Fabriken
schalteten erst am Sonnabend mittag ihre Maschinen ab.
Der Sonnabend, d.h. der Sabbat, der eigentliche Ruhetag, war bei uns also lange
Zeit noch ein Arbeitstag, denn für uns Christen wurde der erste Tag der Woche
als Tag der Auferstehung Christi so wichtig, dass er der primäre Ruhetag wurde.
Am Prinzip der 7-Tage-Woche halten wir fest, nur eben nicht mit dem siebten Tag
als Ruhetag, sondern dem ersten Tag.
Ruhe – das drückt sich bei vielen dann durch langes Ausschlafen aus. Aber
eigentlich war der siebte Tag der Woche – oder heute der erste Tag – für etwas
anderes bestimmt: Gott zu loben und zu danken für seine Wunder, die wir
überall entdecken können, die uns ja gewissermaßen entgegen springen.
Die Natur erzählt beständig von den Wunderwerken Gottes, unsere Existenz
ist an sich schon ein Wunderwerk. Da kann man eigentlich nur staunen! Und
dazu (zum Staunen) sollte man sich auch die Zeit nehmen! Es nicht einfach
nur verschlafen!
Gott, der Allmächtige und Ewige, hat diese Welt großartig gemacht. Er hat ihr
eine Ordnung gegeben, er hat sie mit einer immensen Vielfalt beschenkt. Auch
wenn er nur die Grundlagen dafür gelegt haben sollte – es ist doch sein Wille,
der diese Welt ins Leben gerufen hat durch sein Wort, und er ist es, der das
Zusammenleben so vielfältiger und unterschiedlicher Geschöpfe ermöglicht.
Als Wissenschaftler würde man sich mit solchen Aussagen natürlich nicht zufrieden
geben. Man würde versuchen wollen, herauszubekommen, wer oder was Gott ist.
Man würde versuchen, den Ursprung der massiven – man sagt übrigens
„unendlichen” - Energie, die da am Anfang unseres Universums existierte,
zumindest theoretisch zu definieren.
Aus Sicht der Wissenschaft sind die Aussagen der Bibel rückständig, weil sich
die Existenz Gottes nicht beweisen lässt. Ich würde das Gegenteil sagen. Denn
wir haben bereits eine Antwort auf die Frage nach dem Ursprung dieser unendlichen
Energie – die Schöpfung, die ganze Welt, das Universum ist der Beweis für die
Existenz Gottes.
Gott, der Allmächtige, redet und ruft der Welt zu vom Aufgang der Sonne bis zu
ihrem Niedergang! (Ps 50, 1) Überall können wir seinen Ruf hören! Immer, wenn
wir beginnen zu staunen, hören wir ihn.
Wenigstens einmal in der Woche, jeden Sonntag, können wir auch darauf antworten – in
unseren Gottesdiensten, mit unserem Lobgesang, mit unseren Gebeten.
Natürlich auch in der Woche, aber dieser Tag ist ja ganz besonders dem Lob Gottes
gewidmet. Die Möglichkeit, sich in der Gemeinschaft aller Gläubigen zu sammeln und
gemeinsam das Lob Gottes zu singen und seinen Namen zu preisen, ist das
Geschenk, das Gott uns gemacht hat – schon vor 2500 Jahren.
Wir sollten es nicht achtlos links liegen lassen, sondern immer neu dankbar
ergreifen. Denn durch diese Möglichkeit erfahren wir die Nähe und die Liebe
Gottes auf ganz besondere Weise.
Amen
oder
Liebe Gemeinde,
Jeden Morgen mache ich einen Rundgang durch den Garten. Es ist aufregend, zu
sehen, wie wieder die Blumen ein Stück weiter gewachsen sind, die Blätter an
den Bäumen größer werden und in immer satterem Grün glänzen, und wie sich auch
die ersten Blüten bilden. Ja, teilweise sind sie sogar schon wieder verblüht.
Die Erdbeeren zeigen zahlreiche Blüten und versprechen reiche Ernte. Da freut
sich schon die ganze Familie drauf, auf die Erdbeeren aus dem eigenen Garten.
Manchmal halte ich inne, wenn ich so durch den Garten gehe. Ich frage mich,
wie das alles möglich ist. Seit Mitte November waren die Bäume wie abgestorben,
die Blumen waren verwelkt, der Boden war viele Wochen kahl und fest gefroren,
die Temperaturen weit unter 0°. Es war ein kalter Winter dieses Jahr. Was kann
da schon überleben?
Und dennoch beginnt wieder alles zu grünen und zu blühen.
Aber das ist ja noch nicht alles, was es da zu bewundern gibt. Die Hummeln und
Bienen fliegen wieder. Die Vögel haben ihre Nester gebaut und suchen nun schon
die Nahrung für ihre Jungen. Sehr zu meinem Leidwesen vermehren sich auch wieder
die Blattläuse.
Aber wenn man es recht bedenkt: das alles gehört ja aufs Engste zusammen. Ohne
die Bienen und Hummeln gäbe es keine Früchte, die Blattläuse liefern den Ameisen
Nahrung, die zwar lästig, aber auch sehr nützlich sind. Außerdem erfreuen sich
die Marienkäfer an einer guten Mahlzeit, denn sie fressen die Blattläuse wieder
auf. Alles greift ineinander über auf wunderbare Weise.
Naturschützer reden vom biologischen Gleichgewicht. Ich rede von den wunderbaren
Ordnungen Gottes, die der großartigen Schöpfung Gottes zugrunde liegen. Gott hat
das alles so gemacht – das wird mir bewusst, wenn ich mich hinaus begebe in den
Garten und die Pflanzen und Tiere beobachte. Denn wie könnte eine solche Ordnung
von selbst entstehen?
Wir haben davon vorhin gesungen, mit dem Lied „Geh aus mein Herz und suche Freud“,
und ich will auf dieses Lied von Paul Gerhardt nun etwas eingehen:
„Geh aus, mein Herz, und suche Freud an deines Gottes Gaben; schau an der schönen
Gärten Zier...“
Dieser Aufforderung sollten wir so oft wie möglich folgen. Denn so werden uns immer
wieder die Wunderwerke Gottes bewusst.
Was mich besonders dabei fasziniert, ist die Schönheit und Vielfältigkeit der
verschiedenen Blüten. Nicht immer lässt sich diese Schönheit damit erklären, dass
bestimmte Insektenarten angezogen werden sollen. Und wenn das so ist, dass es nichts
damit zu tun hat, dass bestimmte Insekten angezogen werden sollen, Dann ist es sicher
nicht verkehrt, wenn man glaubt, dass Gott diese Schönheit für uns geschaffen hat,
so wie Paul Gerhardt es in seinem Lied besingt: „wie sie mir und dir sich ausgeschmücket
haben.“ schlicht und ergreifend für uns, damit wir uns daran erfreuen können.
Über viele Strophen stellt der Dichter dann die Wunder der Natur vor, die einen staunen
lassen und dazu bewegen, die Hand Gottes zu erkennen. Dass wir Gott darum unser Lob
singen, ist nur richtig, ja, eigentlich können wir gar nicht anders:
„Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle
Sinnen; ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem
Herzen rinnen.“
Doch dann, in den weiteren Strophen, wird nun diese Schöpfung zum Anstoß dafür, darüber
nachzudenken, wie wohl das Himmelreich, das Paradies, aussehen wird.
Die Schönheit der Natur kann ja nur ein Abglanz sein dessen, was dort ist – denn im
Himmelreich ist ja die Fülle Gottes, dort ist alles vollkommen.
Wie mag das wohl aussehen? Wir können es uns kaum vorstellen. Auch der Gesang der
Engel, das ewig andauernde Halleluja, entzieht sich unserer Vorstellungskraft.
Und dann drängt sich vielleicht auch die Frage auf: wie könnten wir dort hineinpassen?
Wie könnten wir mit unseren schwachen, unvollkommenen Stimmen teilhaben an diesem
Engelschor? Und wie könnten wir mit unserem schwachen, unvollkommenen Körper dort,
in dieser vollkommenen Welt, einen Platz finden?
Nun, da hilft uns der Wochenspruch vielleicht ein bisschen weiter: „Ist jemand in
Christus, so ist er eine neue Kreatur; das alte ist vergangen, siehe, neues ist
geworden.“
Wir sind in Christus, und darum sind wir auch neue Kreaturen, neue Geschöpfe Gottes.
Das lässt sich jetzt zwar noch nicht so richtig wahrnehmen, weil wir gebunden sind
an diesen Abglanz der Herrlichkeit. Wir sind noch irdisch. Doch es kommt die Zeit,
da alle, die in Christus sind, diese Verwandlung zur Vollkommenheit erfahren. Darauf
dürfen wir uns freuen, und dessen dürfen wir gewiss sein, denn das ist die Zusage,
die Gott uns macht, dass wir neu geboren sind.
Und, wie Paul Gerhardt in einer Strophe, die wir nicht gesungen haben, ebenfalls
bemerkt:
„Doch gleichwohl will ich, weil ich noch hier trage dieses Leibes Joch, auch nicht
gar stille schweigen; mein Herze soll sich fort und fort an diesem und an allem Ort
zu deinem Lobe neigen.“
So gilt unsere Bitte mit dem Dichter, dass Gott in uns Raum schaffe für seinen Geist,
damit wir eine gute und schöne Blume sind im Garten Gottes.
Wir sind eine neue Kreatur. Mit den Augen des Glaubens vermögen wir das zu erkennen,
und mit diesen Augen erkennen wir darum auch die Schönheit, die Gott schon in uns
angelegt hat und die dort im Himmelreich dann zur vollen Entfaltung kommt.
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Das ist ein köstlich Ding (EG 285)
Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut (EG 326)
Liebe, die du mich zum Bilde (EG 401)
Gott gab uns Atem, damit wir leben (EG 432)
Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht (EG 506)
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Predigtvorschläge zu Reihe V - Joh 16, 16-23a
Liebe Gemeinde!
Abschiedsstimmung – das passt so gar nicht zum Namen dieses Sonntags.
Jubilate! Freut euch! Jubelt! Es heißt ja nicht: blast Trübsal.
Aber das ist leichter gesagt als getan. Denn die Situation der Jünger wird
trostlos. Das kündigt Jesus ihnen an. Schöne Aussichten sind das: er wird
sie verlassen, ja, aus Sicht der Jünger muss man wohl sagen: er wird sie
im Stich lassen.
Es war eine gute Zeit gewesen. Drei Jahre hatten sie mit Jesus zusammen
gelebt, drei Jahre lang konnten sie ihm zuhören und miterleben, wie er das
Reich Gottes durch seine Wunder und durch seine Art und Weise, wie er mit
den Menschen umging, sichtbar werden ließ. In seiner Nähe fühlten sie sich
geborgen, denn er strahlte Sicherheit aus. Sein Auftreten war überzeugend,
und er forderte nichts, was sie nicht auch hätten bewältigen können.
Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen... Jesus spricht
damit etwas aus, was sie wohl für unmöglich gehalten hatten. Sie hatten wohl
geglaubt, mit ihm alt zu werden, und sie hatten erwartet, dass er sie in das
himmlische Jerusalem führen würde.
Noch eine kleine Weile... diese kleine Weile macht Angst. Was soll werden?
Wenn er nicht mehr da ist, wie kann es dann weitergehen? Er hatte ihnen doch
immer alles gesagt, er hatte sie geführt, er hatte erklärt, was wichtig ist
und was nicht. Aber wenn er nicht mehr da ist, wer würde es ihnen dann sagen?
Wie konnten sie in Zukunft alleine Entscheidungen treffen? Das schlimmste war
ja vielleicht: er hatte sie alle zusammen gehalten, sie konnten sich alle auf
ihn ausrichten, aber was sollte ihre Mitte sein, wenn er nicht mehr bei ihnen
sein würde? War es vorstellbar, mit den anderen auf gleicher Ebene zusammen zu
leben und Entscheidungen zu treffen? Mit dem, der immer so viel überflüssiges
Zeug redet, oder mit dem, der keinen Finger rührt, wenn die anderen schuften,
oder mit dem, der immer Kontra gibt, egal, ob es passend ist oder nicht? War
es vorstellbar, mit dem in einer Gemeinschaft zu bleiben, der ständig angab,
was für ein toller Kerl er doch ist, oder mit dem, der ständig nur seine Wunden
leckte und nach Mitleid suchte? Nein, eigentlich konnten sie sich das nicht
vorstellen.
Aber die drei Jahre waren eine Einübung gewesen in die Zeit, in der sie ohne ihn
würden sein müssen. Drei Jahre lang waren sie ja nicht nur zusammen gewesen: sie
sind in dieser Zeit geprägt worden, bis aufs Mark. Nun mussten sie lernen, dass
es auch ohne ihn geht. Sie mussten lernen, das umzusetzen, was er ihnen immer
und immer wieder in seiner liebevollen und verständnisvollen Art vorgegeben und
auch vorgelebt hatte.
Und sie haben es gelernt. Sie blieben zusammen, sie fingen an, von ihm zu reden
und das weiter zu geben, was er sie gelehrt hatte. Und merkwürdig, sie spürten,
dass er gar nicht so weit fort von ihnen war. Denn imm wieder wandten sich
Menschen ihnen zu, wollten dazu gehören, weil Jesus sie angerührt hatte, weil
er ihr Herz geöffnet hatte. Und sie spürten selbst seine Gegenwart, wenn sie
gemeinsam das Brot brachen, wenn sie im Abendmahl seinen Leib und sein Blut zu
sich nahmen.
In Wirklichkeit war Jesus also gar nicht richtig fort. Er war mitten unter ihnen,
auch wenn sie nicht wirklich hätten beschreiben können, wie.
Es tauchten natürlich immer wieder Fragen auf, die dann in langen, manchmal
jahrhundertelangen Diskussionen über die Generationen hinweg beantwortet wurden.
Irgendwann wurden diese Antworten dann verbindlich erklärt, denn man hatte das
Gefühl, dass man dahinter nicht zurückfallen dürfe. Ob das so richtig ist, kann
wohl niemand mit 100%iger Sicherheit sagen. Fest steht jedenfalls, dass heute
viele Menschen von der Unbeweglichkeit der Kirche in manchen Bereichen enttäuscht
sind, und andere Menschen widerum das Gefühl haben, dass die Kirche Grundsätze
aufgibt, die über die Jahrhunderte gewachsen sind und darum eigentlich unaufgebbar
sein müssten.
Die Kirche – auch dies eine Institution, die über die Jahrhunderte gewachsen ist,
die langsam entstand und deren Form sich offenbar bewährt hat. Sie hat sich über die
Jahrhunderte verändert, den Verhältnissen angepasst – aber die Strukturen sind doch
im Großen und Ganzen die gleichen geblieben. Heute scheint vielen die Kirche überflüssig.
Sie treten aus und meinen, wenn man sie nach ihren Gründen fragt, dass sie auch ohne
die Kirche selig werden können. Brauchen wir die Kirche also vielleicht gar nicht?
Damals fing alles ohne jegliche Struktur an. Es war ein bunt zusammen gewürfelter
Haufen. Menschen, die von Jesus gerufen worden waren, fühlten sich zusammengehörig,
gerade und vor allem durch diesen Ruf. Sie waren nicht organisiert, oder wenn, dann
nur ein bisschen. Es gab einen Kassenwart, das wissen wir, aber sonstige Ämter gab
es wohl nicht. Die Aufgaben verteilten sich nach den Begabungen, die ein jeder hatte.
Aber ist das heute anders? Damals war es nur eine kleine Gruppe von vielleicht
fünfzig bis hundert Personen, mit zwölfen als Kern, die dann natürlich auch mehr
oder weniger die Verantwortung übernahmen. Heute sind es etwa 2 Milliarden
Menschen, die nach dem Evangelium zu leben versuchen. Manche sind in größeren
Kirchen organisiert, von einigen tausend Mitgliedern bis hin zu einigen Millionen,
andere in kleineren Gemeinden von einigen Hundert, vielleicht mit einer Art
Dachverband, aber ohne einer übergeordneten Institution wie etwa unsere Landeskirche.
Die katholische Kirche, die ja weltweit einheitlich organisiert ist, umfasst etwa 1
Milliarde Christen. Unsere Landeskirche hat rd. xxx Mitglieder. Es ist klar, dass
man da Strukturen braucht, die einem helfen, das Gemeinsame zu erhalten, Neues zu
bewerten und für alle zu erschließen, sowie Altes abzulegen und zurück zu lassen.
Es wäre Unfug, das gleiche Problem in jeder der 417 Gemeinden in unserer Landeskirche
durch zu diskutieren, wenn es nicht das gemeindliche Leben unmittelbar angeht. Das
kann dann auch ein repräsentativer Kreis, in unserem Fall die Synode, der letztlich
eine Entscheidung trifft. Es ist klar, dass so etwas in den teilweise recht großen
Institutionen mit dem Namen „Kirche” seine Zeit dauert, aber das Verfahren stellt
sicher, dass alle Gemeindeglieder in gleicher Weise davon profitieren können.
„Kirche” bedeutet übrigens nichts anderes als „zum Herrn gehören”. Es kommt also mit
diesem Wort zum Ausdruck, worauf wir uns als Mitglieder der Kirche beziehen: auf
unseren Herrn Jesus Christus. Wir sind seine Jünger, berufen durch ihn zur
Gemeinschaft miteinander.
Jesus hat die Jünger allein gelassen, und doch nicht. In allem, was seit diesen
Anfängen begonnen und Gestalt gewonnen hat, hat er selbst ja mitgewirkt. Fest
steht auf jeden Fall: die Kirche, das sind wir, jeder einzelne, aber nicht alleine,
sondern in der Gemeinschaft. Was in der Kirche daneben geht, nicht richtig funktioniert,
das tut es deswegen nicht, weil wir selbst unsere Aufgabe nicht richtig wahrnehmen.
Darüber müssen wir uns immer wieder klar werden.
Jesus lässt seine Jünger alleine, und doch sind sie nicht allein. Zwar ist die
Erfahrung seiner Nähe oftmals diffus, ungenau, und wer sich auf solch eine Erfahrung
beruft, erntet zumindest Zweifel. Von vielen wird man in solch einem Fall sogar wohl
eher herablassend oder mitleidig angesehen, denn so etwas zeugt ja wohl von
religiösem Fanatismus, und unsere Gesellschaft ist doch aufgeklärt genug, um
darüber hinweg zu sein.
Ist sie das? Unsere Gesellschaft hat religiöse Empfindungen zur Privatsache
erklärt, man redet nicht darüber, höchstens eben in der Kirche, aber auch das
verkneift man sich lieber, denn es ist ja meine Privatsache - so meint man.
Solange christlicher Glaube zur Privatsache erklärt wird, ist das Wesen der
Verkündigung Jesu nicht begriffen worden. Denn christlicher Glaube ist auf
Gemeinschaft ausgelegt. Er lebt davon, dass man sich mitteilt und dass man
miteinander teilt. Das ist überhaupt das Zentrum der Verkündigung.
Jesus hat seine Jünger nicht dazu ermutigt, dass sie sich zurückziehen und jeder
für sich seinen Glauben lebt, unabhängig vom anderen, nur zu dem einen Zweck,
seine eigenen religiösen Bedürfnisse zu befriedigen. Jesus hat sie dazu ermutigt,
in Gemeinschaft zu leben, die Spannungen in der Gemeinschaft auszuhalten und zu
tragen, und aus dem, was gegeben ist, das Beste zu machen, indem man nicht
ausweicht, sondern Probleme anspricht und gemeinsam Wege sucht, sie zu meistern.
Darum wird Gemeinde ja so genannt, weil sie eben gemeinsam handelt, gemeinsam
feiert, gemeisam Gott lobt und gemeinsam betet.
Es ist zwar ein Grund zur Traurigkeit, dass Jesus nicht so unter uns ist, wie
er damals bei seinen Jüngerinnen und Jüngern war. Aber so wie die Eltern ihre
Kinder irgendwann loslassen müssen, so hat auch er seine Gemeinde losgelassen,
damit sie sich selbständig weiter entwickeln kann.
Ob wir jemals das uns gesetzte Ziel erreichen werden?
Ich glaube schon. Jesus sagte: „Ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll
sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.” Das ist unser Ziel.
Und dieses Ziel erreichen wir nicht mit unserer Kraft. Dieses Ziel kommt uns
entgegen. Es ist auf dem Weg zu uns. Jesus kommt, er wird uns wiedersehen.
Fatal wäre nur, wenn wir damit nicht rechnen würden. Denn dann könnte es glatt
passieren, dass wir dieses Ziel eben doch verpassen.
Amen
oder
Liebe Gemeinde!
Noch eine kleine Weile
„Ich komme gleich!“ - wie oft haben meine Frau und ich das aus dem Mund unserer Kinder
gehört, wenn der Ruf zum Essen erklungen war. Und dann dehnte sich dieses „gleich“
immer weiter und weiter aus. Der zweite Ruf zum Essen wurde in fast gleicher Weise
erwidert: „Ja, gleich!“ oder auch „In einer Sekunde!“
Nun, die eine Sekunde wäre auch rein physisch nicht möglich gewesen, denn der Weg
zum Esszimmer brauchte schon ein bisschen länger.
Irgendwas hielt sie immer auf, das eine Kind länger, das andere kürzer, aber nur
sehr selten war es so, dass wir das Gefühl hatten: ja, das war wirklich ein „gleich“
oder nur eine Sekunde.
Es ist schon merkwürdig mit der Zeit: wenn man sehnsüchtig auf etwas wartet, kriecht
sie dahin, und wenn man eigentlich noch mehr Zeit gebrauchen könnte, zerrinnt sie
einem zwischen den Fingern.
Dabei sind das alles nur ganz subjektive Eindrücke, denn wir wissen sehr wohl, dass
die Zeit nie schneller oder langsamer vergeht. Sie wird genauestens gemessen, der
Sekundentakt ist unerbittlich stabil. Und wenn wir uns zu einer bestimmten Zeit
verabreden, dann geben wir uns auch alle Mühe, diese Zeit einzuhalten.
Aber nach rund zweitausend Jahren scheint uns das „noch eine kleine Weile“ aus dem
Munde Jesu schon ziemlich ungenau zu sein.
Unter einer kleinen Weile würde ich vielleicht ein paar Tage verstehen, höchstens
Wochen. Wenn man ganz großzügig sein will, könnte man auch ein paar Jahre daraus
machen, aber das würde ich dann bestimmt nicht mehr als „kleine Weile“ bezeichnen.
Und außerdem ist die erste kleine Weile, nach der die angesprochenen Jünger Jesus
nicht mehr sehen werden, ja auch nur einen Tag lang. Denn unmittelbar auf diese Worte
folgt nur das sogenannte hohepriesterliche Gebet, bevor Jesus dann gefangen genommen
und verurteilt wird.
Ein Tag gegen zweitausend Jahre – das passt nicht, das kann man doch nicht mit den
gleichen Worten, mit einer „kleinen Weile“, umschreiben.
Und so könnte man schon fragen, was Jesus eigentlich mit einer kleinen Weile meint.
Sind das Gottes Maßstäbe, die er da ansetzt? Dann könnte die kleine Weile auch noch
einige tausend Jahre andauern, denn Gott ist ja zeitlos, er ist der Ewige, er braucht
die Zeit nicht zu messen. Was für uns in tausend Jahren ist, ist ihm längst vor Augen,
und tausend Jahre sind vor ihm sowieso nur wie ein Tag und wie eine Nachtwache (Ps 90, 4).
Aber dann dürfte Jesus ja eigentlich auch nicht von einer kleinen Weile reden, denn
das ist nun mal gemessene Zeit und nicht Ewigkeit.
Es ist also etwas rätselhaft, diese Rede von der kleinen Weile, und es fällt schwer,
zu erkennen, was uns Jesus damit vermitteln will.
Die Jünger sind aber aus anderen Gründen verwirrt. Denn sie ahnen noch nichts von der
Gefangennahme ihres Herrn, von seiner Verurteilung und Kreuzigung. Aber auch sie wollen
wissen, was das bedeutet: „Noch eine kleine Weile“. Aber sie haben Angst vor seinem
Fortsein, vor diesen Worten: „dann werdet ihr mich nicht mehr sehen.“ (Joh 16, 16a)
Doch brauchen sie Jesus gar nicht zu fragen, denn er weiß schon, was sie bewegt.
Seine Antwort ist allerdings wenig hilfreich, zumindest was die Frage nach der kleinen
Weile angeht.
...dann werdet ihr mich nicht mehr sehen
Er geht gleich auf das „dann werdet ihr mich nicht mehr sehen“ ein. Diese Worte deuten
hin auf all das, was sich seit Jesu Himmelfahrt in der Geschichte der Christenheit
ereignet hat und noch ereignet.
Zunächst einmal ist offensichtlich: Wir sehen ihn nicht. Die Nähe Gottes muss geglaubt
werden, sie ist nicht beweisbar. Und das hat dann ganz unterschiedliche Auswirkungen:
Menschen haben sich z.B. Gott zu eigen gemacht, um ihren Mitmenschen Angst zu machen und
sie so leichter beeinflussen zu können. Sie berufen sich auf Gott, um ihre eigene
Autorität zu stärken und sich so Vorteile zu schaffen.
Andere haben sich gänzlich von Gott abgewandt und führen gewissermaßen einen Glaubenskrieg
gegen den Glauben. Erst kürzlich ist mir bewusst geworden, dass es einen „Bund der
Konfessionslosen und Atheisten“ gibt, der sogar einen Preis an Menschen verleiht, die
sich in herausragender Weise um Weltanschauungsfreiheit, Selbstbestimmung und Toleranz,
die Förderung vernunftgeleiteten Denkens wie auch nichtreligiöse kulturelle Angebote
verdient gemacht haben. Da wird mit anderen Worten ein Preis für das Nicht-Glauben
verliehen, und wer nicht glaubt, gilt erst als freier Mensch.
Wieder andere versuchen, Gott gewissermaßen zu rationalisieren: sie wollen beweisen,
dass es ihn gibt, und übersehen dabei oft, dass er sich unseren Maßstäben und unserer
Vernunft entzieht.
Es hat schon seinen Grund, warum Paulus im Philipperbrief die Worte sagt, die wir in der
Regel am Ende einer Predigt hören: „Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.“ (Phil 4, 7)
Die Vernunft kann Gott nicht fassen. Wie sollten wir ihn dann mit unseren Mitteln beschreiben
oder gar beweisen können? Es geht nicht.
Wie gesagt, die Nähe Gottes muss geglaubt werden.
Das fällt allerdings besonders schwer angesichts der Ereignisse, die uns jüngst aufgerüttelt
haben: Weit über tausend Menschen im Mittelmeer ertrunken, weil ihr einziger Weg, aus dem
Elend des Krieges herauszukommen, illegal ist und darum nur unter Lebensgefahr gegangen
werden kann.
Denn es gibt keine andere Möglichkeit für sie. aus dem Elend in ihrem Land heraus zu
kommen, weil die Botschaften in den entsprechenden Ländern keine Einreisegenehmigung
erteilen, egal, wie kritisch die Lebenssituation dieser Menschen ist.
Es fällt auch schwer, die Nähe Gottes zu glauben, wenn wir hören, dass Menschen ermordet
werden, nur weil sie an Jesus Christus glauben.
Was für eine Welt ist das, in der Menschen aufgrund ihres Glaubens getötet werden?
Uns erfüllen solche Nachrichten immer wieder mit Entsetzen, mit Unverständnis und tiefer
Trauer – dabei war es in unserem Land nicht anders, vor nur etwas mehr als 70 Jahren, als
Juden aufgrund ihres Glaubens systematisch verfolgt und getötet wurden.
Es fällt auch schwer, die Nähe Gottes zu glauben, wenn man nach einer gründlichen
Untersuchung die Diagnose Krebs zu hören bekommt. Wenn die darauf folgende Behandlung
nicht den gewünschten Erfolg bringt, sondern die Kräfte immer weiter nachlassen und
man sich auf den nahen Tod einstellen muss.
Es fällt auch schwer, die Nähe Gottes zu glauben, wenn eine Ehe zerbricht, wenn die
eigenen Kinder auf die schiefe Bahn geraten, wenn ein Unfall einen lieben Menschen
aus dem Leben reißt, wenn man betrogen wird, wenn das, was man sich von Herzen wünscht,
nicht wirklich werden kann.
Das ist die Welt, von der Jesus redet, wenn er sagt: dann werdet ihr mich nicht mehr
sehen.
Es ist eine Welt, in der wir eigentlich nur weinen und klagen können, wie Jesus sagt.
Eine Welt, in der andere ihre Triumphe feiern und sich freuen, weil es den Anschein
hat, als kämen sie ungeschoren davon mit dem himmelschreienden Unrecht, das sie tun.
Es ist eine Welt, in der wir den Grenzen des Menschseins ausgeliefert sind und es schwer
fällt, über diese Grenzen hinweg zu schauen, weil sie uns so unerbittlich, so unüberwindbar
erscheinen.
...dann werdet ihr mich sehen
Jesus benutzt ein Bild, um den Lauf der Zeit zu erklären: Wenn eine Frau ein Kind
gebiert, ist es für sie mit großen Schmerzen verbunden. Es ist gewissermaßen ein
Kampf um das Leben, und der Ausgang ist ungewiss, bis das Kind geboren ist.
Damals kam es öfter vor, dass Frauen während oder kurz nach der Geburt starben.
Auch die Kinder wurden nicht immer lebend geboren. Dass bei uns die Säuglingssterblichkeit
so gering ist, liegt vor allem an den medizinischen Errungenschaften des letzten
Jahrhunderts, die uns vollständig zur Verfügung stehen. Und so war die Geburt auch
immer ein Bangen um das Leben, eben ein Kampf, für beide, Mutter und Kind.
Doch wenn das Kind dann geboren ist und die Mutter spürt, dass ihre Kräfte zurückkehren,
dann ist die Freude groß, ja, sie ist überschwenglich. Es ist das Gefühl der Erlösung,
der Befreiung, das sich da mit Macht Raum schafft und überwältigend sein kann.
So, sagt Jesus, wird es sein, wenn er wiederkommt, wenn wir ihn wiedersehen. Dann wird
sich unser Herz freuen, es wird jubeln! Und dann wird es niemanden und nichts geben,
was die Freude von uns nehmen kann, denn dann erkennen wir, dass Gott alles in allem
ist (1. Kor 15, 28), und nicht nur wir, sondern die ganze Welt, alle Menschen werden
das erkennen.
Dann werdet ihr mich nichts fragen, verheißt Jesus (Joh 16, 23a). Denn dann sind alle
Fragen beantwortet, auch die nach dem Grund für all das Leid, das sich in der Welt
ereignet.
Noch eine kleine Weile, sagt Jesus, und wir fragen: „Wie lange noch, Herr?“
Denn unsere Fragen sind noch nicht beantwortet, und darum wissen wir, dass diese kleine
Weile noch nicht vorüber ist. Gottes Maßstab ist offensichtlich ein anderer, und auch
das macht uns betrübt und traurig. Wie lange noch? Wie lange noch ist der Ehrgeiz der
Menschen wichtiger als das Leben?
Das Wohltuende an unserem Predigttext ist, zu erfahren, dass Jesus von unseren Fragen
und Zweifeln weiß.
Er kennt unsere Not, unsere unerfüllte Hoffnung. Und er sagt nicht: es ist alles gut,
weine nicht, denn du hast doch keinen Grund. Er sagt vielmehr: „Ihr habt nun Traurigkeit.“
(Joh 16, 22a) Er kennt unsere Lebenssituation, unsere Fragen, unsere Ängste. Er ist da,
auch wenn wir ihn nicht sehen. Er macht uns Mut, durchzuhalten: „noch eine kleine Weile“.
Das ist kein Vertrösten auf den St. Nimmerleinstag, auch wenn es den Anschein hat,
sondern ein Hinweis auf den Plan Gottes, durch den diese Welt zu ihrer Vollendung
geführt wird. Noch eine kleine Weile – und darum sind wir heute hier, feiern gemeinsam
Gottesdienst, danken Gott für alle Bewahrung und bitten ihn, dass er die Trauer in
Freude verwandelt, Freude, die ewig bleibt. In diesem gemeinsamen Feiern wird schon
etwas sichtbar von dem, was uns verheißen ist. Wir begegnen dem Auferstandenen, wir
dürfen die Freude erfahren, dass er da ist.
Ja, wir glauben, dass Gott nahe ist, dass er unsere Sorgen kennt, unsere Irrwege
mitgeht, dass er unsere Freude und Wonne ist. Und wir wissen: er kommt. Er ist auf
dem Weg zu uns, und wir sind auf dem Weg zu ihm.
Es ist in der Tat nur noch eine kleine Weile – ja, auch wenn wir diese kleine Weile
nicht in den vergangenen zweitausend Jahren wiedererkennen können, so ist es für
Gott doch tatsächlich nur eine kleine Weile. Und wenn Jesus uns mit solchen Worten
tröstet, dann tut er das, um uns Mut zu machen, so zu leben, als wüssten wir:
Morgen ist es so weit, morgen sehen wir ihn in all seiner Herrlichkeit, morgen wischt
er ab alle Tränen von unseren Angesichtern, morgen hat alle Ungerechtigkeit ein Ende!
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Mit Freuden zart (EG 108)
Frühmorgens, da die Sonn aufgeht (EG 111)
Auf, auf, mein Herr, mit Freunden (EG 112)
Herr, mach uns stark im Mut, der dich bekennt (EG 154)
Ist Gott für mich, so trete (EG 351)
Warum sollt ich mich denn grämen (EG 370)
Jesu, meine Freude (EG 396)
In dir ist Freude (EG 398)
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Predigtvorschläge zu Reihe VI - 2. Kor 4, 14-18
Liebe Gemeinde!
Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines
Gottes Gaben - ein fröhliches Lied, das uns allen leicht von den Lippen geht.
Paul Gerhard, der so tiefgehende Lieder wie »Befiehl du deine Wege« geschrieben
hat, ist der Autor auch dieses Sommerschlagers, von dem uns meist nur die ersten
Strophen vertraut sind, weil diese Strophen das besingen, was uns am nächsten
ist, nämlich Gottes Schöpfung, so wie wir sie täglich um uns herum erfahren.
Dabei folgen auf die ersten 8, die die bekanntesten sind, noch 7 weitere
Strophen, die den Ausblick auf die Welt Gottes eröffnen, deren Herrlichkeit
wir hier, in unserer Welt, nur erahnen können.
Die 8. Strophe ist gewissermaßen der Angelpunkt, an dem sich die Betrachtung
des Liedes von dieser Schöpfung weg der neuen Schöpfung Gottes im Himmel
zuwendet. Wir haben gerade die 9. Strophe gesungen:
Ach, denk ich, bist du hier so schön
und lässt du's uns so lieblich gehn
auf dieser armen Erden:
was will doch wohl nach dieser Welt
dort in dem reichen Himmelszelt
und güldnen Schlosse werden.
Wir können nur ahnen angesichts der Schönheit der
Natur, wie wunderbar das Himmelreich ist, das Reich Gottes. Wie schön muss
es dort sein. Die Natur ist von dieser wunderbaren Schönheit nur ein Abglanz.
Immerhin aber können wir diesen Abglanz schon sehen. Unser Predigttext spricht
das an, was wir in der Schöpfung zwar erahnen, aber noch nicht sehen können.
Er steht im 2. Brief des Paulus an die Korinther im 4. Kapitel:
Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt,
so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert. Denn unsre Trübsal, die
zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige
Herrlichkeit, uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das
Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar
ist, das ist ewig. (2. Kor 4, 16-18)
Wir sehen es ja auch in der Natur: jede Blume verwelkt. Jeder Baum stirbt,
auch wenn es manche gibt, die viele hundert Jahre alt werden. Das Leben von
Menschen und Tieren ist begrenzt. Niemals werden wir in der Lage sein, diese
Tatsache zu ändern. Die Zeit setzt uns unsere Grenze. Wir sind in ihr gefangen.
Weil die Zeit fortschreitet, wachsen wir. Weil die Zeit fortschreitet,
altern wir. Weil die Zeit fortschreitet, sterben wir. Zeit heißt: alles
hat einen Anfang, und alles hat ein Ende.
Dieser Beobachtung stellt Paulus die Ewigkeit gegenüber. Die Ewigkeit hat
keinen Anfang und kein Ende, und darum: wer in der Ewigkeit lebt, stirbt
nicht, weil es dort keinen Anfang und kein Ende gibt. Jesus Christus hat
uns durch seinen Tod und durch seine Auferstehung das Tor in diese Ewigkeit
geöffnet. Weil wir dies glauben, können wir auch von der Ewigkeit reden.
Reden schon, aber es ist doch schade, denn von der Ewigkeit scheinen wir
ja nichts zu haben. Offensichtlich ist unser Leben begrenzt, wir leben in
der Zeit und nicht in der Ewigkeit; die scheint erst vor uns zu liegen.
Man könnte sagen, dass die Erde uns zu sich zieht. Wir sind mit der Erde
verbunden und nicht mit dem Himmel. Das erkennen wir daran, dass wir im
Tod wieder zu Erde werden. Wir erkennen es am Kreislauf der Natur, der
uns Leben und Sterben so deutlich vor Augen führt, dass die Ewigkeit für
uns nicht erreichbar ist.
Und doch wagt Paulus zu sagen: etwas an uns ist ewig. Es ist, mit seinen
Worten, der »innere Mensch«, der von Tag zu Tag erneuert wird, während
der äußerliche Mensch verfällt. In einer uns nicht fassbaren Art und Weise
dringt die Ewigkeit, das Unsichtbare, in unser Leben ein, erneuert den inneren
Menschen. Man kann darüber nachdenken, was dieser innere Mensch ist. Ich
möchte es so beschreiben: es ist das, was einen Menschen zum Individuum,
zu etwas besonderem macht. Es ist die Einzigartigkeit eines jeden Menschen.
Es ist das, was einen Menschen Gott wert macht. Es ist die Seele eines jeden
von uns.
Über diese Seele zu reden, fällt schwer, denn wir können sie ja, genauso wie
die Ewigkeit, weder sehen noch ergreifen. Aber wir können sie erahnen. Denn
wir spüren sie. Wenn uns jemand beleidigt, dann sind wir verletzt, aber
eigentlich nicht wir, denn keine Wunde ist zu sehen, sondern unsere Seele.
Wenn ein lieber Mensch stirbt, verspürt unsere Seele einen tiefen Schmerz.
Wenn wir den Tag mit dem Segen Gottes beginnen können und spüren, wie gut es
uns geht, dann jubelt unser innerer Mensch - unsere Seele. Oft wird der äußere
Mensch davon ebenfalls betroffen, aber der innere Mensch ist es, wo die Ewigkeit
schon angelegt ist, gwissermaßen hineinragt. Dort lebt das Wissen von dem, was
wir nicht sehen können.
Der innere Mensch, die Seele, braucht Nahrung, um täglich erneuert werden zu
können, wie Paulus es schreibt. Diese Nahrung kann natürlich nicht das Brot
sein, das wir jeden Tag essen. Die Nahrung für die Seele ist das, was wir
jetzt nicht sehen können. Es ist das, was Gott für uns bereithält - erst nach
unserem Tod? Nein. Wir können es zwar nicht sehen - aber es ist da: die Wunder
Gottes, seine Gnade, mit der er uns erlöst hat und die uns zu neuen Menschen
macht, all das haben wir ja erfahren und halten wir im Glauben fest. Es gehört
schon uns, wir haben schon Teil daran. Auch auf ganz greifbare Art und Weise,
indem wir im Abendmahl, das wir heute feiern, an der wunderbaren Ewigkeit Gottes
teilhaben.
Man könnte meinen: wenn unsere Seele die Ewigkeit schon erfährt und davon schon
profitiert, was soll ich mich mit dieser Welt noch abgeben? Ist es nicht richtig,
zu sagen: nach mir die Sintflut? Was die andern machen, geht mich doch sowieso
nichts an, es betrifft mich nicht mehr. Ich bin aus dem Schneider.
Das wäre dann wohl doch zu einfach. Es ist ganz anders: Weil wir schon teilhaben
an der Ewigkeit, an der neuen Schöpfung, erkennen wir unsere Verantwortung: weil
es hier noch nicht so wunderbar ist, wie wir es erahnen, darum arbeiten wir
dafür, dass alle etwas von dieser Ahnung spüren, von dem, was Gott für uns
schon längst vorbereitet hat. Denn nur dann, wenn wir uns dafür einsetzen,
kann das Reich Gottes Wirklichkeit werden.
Paul Gerhard hat das in seinem Lied schön zum Ausdruck gebracht in der 13.
Strophe:
Hilf mir und segne meinen Geist
mit Segen, der vom Himmel fleußt,
dass ich dir stetig blühe;
gib, dass der Sommer deiner Gnad
in meiner Seele früh und spat
viel Glaubensfrüchte ziehe. (EG 503,13 - Singen)
Segen, der vom
Himmel fleußt - dem Ort, den wir schon erahnen, der noch viel schöner ist als
das, was wir hier in der Schöpfung und in unserem Leben Wunderbares sehen und
erfahren. Im Abendmahl wird dieser Segen für uns greifbar. Mit diesem Segen
vom Himmel wird unser innerer Mensch tagtäglich erneuert, während unser äußerer
Mensch doch immer schwächer wird. Mit diesem Segen gehen wir hinaus, um anderen
zu helfen, das Reich Gottes zu erahnen.
Amen
oder
Liebe Gemeinde!
Es ist Geburtstag. Einer der Gäste kommt mit einem großen, in blau glänzendem
Geschenkpapier eingepackten und mit einer ebenso großen und auffälligen Schleife
versehenen Karton in den Armen zur Tür herein. Kaum passt der Karton durch die Tür,
und der Gast fordert Sie gleich auf, auszupacken. Natürlich sind Sie gespannt,
was da wohl drin sein könnte. Und so öffnen Sie das Paket, nur um festzustellen,
dass darin ein weiteres Paket zu finden ist. Diesmal glänzt das Geschenkpapier
rot. Sie packen also auch dieses Paket aus, und entdecken – ein weiteres, diesmal
in gelbem Geschenkpapier. So geht es weiter und weiter, die Kartons werden kleiner
und kleiner, die Farbe des Geschenkpapiers wechselt immer wieder. Das Zimmer
füllt sich mit leeren Schachteln. Am Ende fischen Sie eine Schachtel Pralinen
heraus.
Nichts Aufregendes also. Ihre Enttäuschung wollen Sie natürlich nicht zeigen. Also
lobt man die Idee, durch die man ja in gewissem Sinne an der Nase herum geführt
wurde. Der äußere Schein entsprach absolut nicht dem, was drinnen war.
Es kann natürlich auch anders herum sein. Vielleicht hat Ihnen ein anderer Gast
ein bedeutungsvolles Geschenk gemacht, das Sie sehr schätzen und lieben – nur,
dieses Geschenk war in Zeitungspapier eingewickelt. Der Gast war der Meinung, dass
es nicht auf die Verpackung ankommt, sondern auf das, was drinnen ist.
Und damit hat er ja auch selbstverständlich Recht. Der Inhalt ist das Wesentliche.
Nun redet Paulus von etwas ganz ähnlichem. Er unterscheidet zwischen einem äußeren
und einem inneren Menschen. Also der Verpackung und dem Inhalt.
Da ist also das Innere, das nichts mit den Innereien zu tun hat, ja, auch nicht
mit dem Herzen, das unermüdlich das Blut durch unsere Adern pumpt, sondern nur und
ausschließlich mit dem, was weithin als Seele bezeichnet wird, deren Existenz kein
Mensch bisher nachweisen konnte, deren Existenz aber alle in irgendeiner Form spüren.
Doch von dem inneren Menschen als Seele zu reden, wäre wohl doch nicht ganz richtig.
Denn üblicherweise wird die Seele doch als etwas verstanden, was man losgelöst vom
Körper sehen muss, und das ist hier nicht gemeint. Paulus redet selbst ja auch
nicht von der Seele, er bleibt bei dem recht ungenauen Inneren des Menschen, das
sich allerdings tagtäglich erneuern kann, im Gegensatz zum äußeren Menschen.
Bleiben wir also bei dieser Beschreibung, dass der innere Mensch eben all das ist,
was man nicht wahrnehmen oder messen kann, das, was kein Gramm auf der Waage wiegt,
und dennoch im Leben des Menschen ein großes Gewicht hat.
Vielleicht ist aber auch diese Beschreibung ungenau. Denn wahrnehmen können wir
schon etwas von diesem inneren Menschen. Meistens jedenfalls. Nur bleibt diese
Wahrnehmung genauso ungenau wie die Beschreibung selbst. Es lässt sich schwer
unterscheiden, was nun innerer und was äußerer Mensch ist.
Paulus spricht von dem äußeren Menschen als etwas, das man wahrnehmen kann. Es ist
der Körper, der sich über die Jahre verändert, der langsam alt wird, schwach und
krank. Zum äußeren Menschen gehört auch die Fähigkeit, nachzudenken, zu sprechen,
Wege zu suchen und Lösungen zu finden.
Manchmal ist der Körper von Geburt an schwach und zerbrechlich, ja, er ist es ja
eigentlich gerade dann, aber ich meine etwas anderes: wenn das Kind nicht so geboren
wird, wie wir es erwarten – wenn es geistig oder körperlich behindert ist, wie solch
ein Zustand meist genannt wird, dann ist dem Menschen schon ganz früh eine Last
aufgelegt, die aber nur den äußeren Menschen betrifft.
Stellen wir es uns einmal vor, das Kind, das da mit einer sogenannten Behinderung
geboren wurde. Was nimmt es davon wahr? Was nimmt es davon als Behinderung wahr? Ist
nicht das ganze Leben dieses Kindes völlig normal, gemessen an seinen eigenen Maßstäben?
Es wird doch nur dadurch, dass wir es mit anderen vergleichen, behindert. Wenn es allein
leben würde, käme es nie auf den Gedanken, behindert zu sein.
Und dann wäre da ja noch der innere Mensch, von dem Paulus redet und den wir eben nicht
sehen können, der vielleicht auch wegen der Behinderung für uns nicht so deutlich oder
gar überhaupt nicht erkennbar wird. Wie sieht es mit dem inneren Menschen eines solchen
Menschen aus?
Manche meinen, dass Kinder mit Behinderungen besser gar nicht erst geboren werden.
Aber wie können wir wirklich darüber entscheiden, ob dieses Leben es wert ist, gelebt
zu werden? Leider sind wir längst in der Lage, den Zustand des äußeren Menschen schon
lange vor der Geburt festzustellen, und so entscheiden wir dann oft über das Leben
des Kindes, indem wir unsere eigene Kraft und Fähigkeit abzuschätzen versuchen. Ein
fataler Versuch, denn es ist doch oft so, dass unsere Kraft mit der Aufgabe wächst.
Doch kehren wir zurück zum „normalen“ Lebenslauf, wo die Behinderungen erst mit
zunehmendem Alter beginnen. Wir spüren die Schwäche des Körpers zunehmend, Krankheiten,
die einem zusetzen und die Bewegungsfreiheit immer weiter einschränken, machen Angst.
Häufig höre ich den Wunsch, nicht teilnahmslos dahin siechen zu müssen, und wenn ich
an dem Bett eines sterbenden Menschen stehe, dann kann ich diesen Wunsch manchmal
auch für einen Moment verstehen. Man möchte barmherzig sein, den Stecker ziehen, wie
es heißt, aber was, wenn da gar kein Stecker ist? Auch ohne Maschinen sind es manchmal
Monate und Jahre, die ein Mensch in solchem Zustand verbringt. Der äußere Mensch
scheint längst tot, er regt sich nicht mehr, kann kein Wort hervorbringen, keinen
Gedanken mehr äußern, kein Gefühl mehr zeigen. Was kann dieser Mensch denn noch
mitbekommen von dem, was da um ihn herum geschieht? Und was erlebt er von seinem
Leiden?
Das fatale ist, dass wir in solcher Situation immer nur den äußeren Menschen sehen
können. Der innere Mensch bleibt uns verborgen. Und dann vergleichen wir wieder mit
dem, was wir als Leben einschätzen können, was wir selbst erleben, und meinen, dass
ein solches Dahinsiechen nichts mehr wert sei. Paulus aber sieht den inneren Menschen:
Der wird von Tag zu Tag erneuert, ja, er gewinnt sogar dadurch, dass der äußere Mensch
verfällt. Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über
alle Maßen gewichtige Herrlichkeit..., die der innere Mensch bereits wahrnehmen kann.
Nun sagt Paulus auch, dass wir als Christen eben nicht auf das Sichtbare, sondern
auf das Unsichtbare sehen. Abgesehen davon, dass diese Aussage an sich schon paradox
ist, stellt sich natürlich die Frage, wie wir das anstellen. Nun, wir können das
Unsichtbare mit dem inneren Menschen wahrnehmen. Der innere Mensch nimmt die Ewigkeit
wahr, wobei auch diese Wahrnehmung so ungenau ist wie die Beschreibung des inneren
Menschen selbst.
Ob wir uns das vorstellen können? Es fällt zumindest schwer. Denn wir machen in
allem ja doch den äußeren Menschen zum Maßstab, weil das alles ist, womit wir
vergleichen können. Was wir erfahren, das muss das Normale sein.
Es ist wichtig, dass wir die Wahrnehmung des inneren Menschen stärken, dass wir
versuchen, über das Sichtbare hinaus zu sehen zum Unsichtbaren. Wieder stecken
wir im Paradox, und dieses Paradoxon hält an: wenn wir die Augen schließen, wenn
es uns gelingt, die äußere Wahrnehmung zu verringern, dann kann es geschehen, dass
wir den inneren Menschen zu Gesicht bekommen. Vielleicht.
Noch einmal zurück zu dem Satz des Paulus: „Unsre Trübsal, die zeitlich und leicht
ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit.“ Zweierlei
möchte ich noch anmerken: Trübsal empfinden wir in der Regel nicht als leicht, aber
sie ist es dadurch, dass sie zeitlich ist. Sie kann nur zeitlich sein, denn spätestens
durch unseren Tod findet sie ihr Ende. Dann aber haben wir unser Ende noch nicht
gefunden, im Gegenteil: wir haben Teil an der Ewigkeit, die wir mit dem äußeren
Menschen ja auch nicht wahrnehmen können, wohl aber mit dem inneren Menschen.
Der innere Mensch, und damit komme ich zum Zweiten, erkennt diese über alle Maßen
gewichtige Herrlichkeit. Er hat Teil daran – auch in diesem Leben, auch und gerade
dann, wenn der äußere Mensch verfällt. Denn durch den Verfall des äußeren Menschen
wächst diese Herrlichkeit. Sie wird sichtbarer und sichtbarer, weil sich der äußere
Mensch immer mehr auf das Wesentliche reduziert, weil er nicht mehr im Weg stehen
kann.
Wenn ich das Leuchten in den Augen einer Demenzkranken sehe, dann habe ich das
Gefühl, dass etwas genau von dieser Herrlichkeit herausbricht. Es wird sogar
meinem äußeren Menschen sichtbar, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick.
Vielleicht ist es auch mein innerer Mensch, der dieses Leuchten wahrnimmt;
jedenfalls habe ich es gesehen, in Menschen, von denen wir oft meinen, dass
sie ihr Leben schon gelebt hätten, und dass man doch besser den Stecker ziehen
solle. Sicher gibt es auch Situationen, in denen selbst dieses Leuchten nicht
mehr sichtbar wird. Darum ist es gut, wenn wir dann unsere Augen schließen und
uns bemühen, mit dem inneren Menschen zu sehen, was der äußere Mensch nicht mehr
sehen kann.
Wer das Leid aus seinem Leben auszuschließen versucht, der beraubt sich selbst
der Möglichkeit, die Herrlichkeit Gottes wahrzunehmen. So wecke Gott in uns die
Sinne, die wir brauchen, um das Unsichtbare zu sehen.
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Lob Gott getrost mit Singen (EG 243)
Wunderbarer König (EG 324)
Erneure mich, o ewigs Licht (EG 390)
Nun aufwärts froh den Blick gewandt (EG 394)
Jesu, meine Freude (EG 396)
In dir ist Freude (EG 398)
Geh aus, mein Herz (EG 503)
Es kommt die Zeit (KHW-EG 560)
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Predigtvorschläge zu Reihe M - Jes 43, 14-21
Ez 47, 1-12 (= Hes 47, 1-12)
1. Joh 5, 1-4
Zu 1. Joh 5, 1-4:
Liebe Gemeinde!
Als ich den Predigttext das erste Mal las, war ich verwirrt. Wer ist von wem geboren?
Gleich im ersten Vers finden wir diese merkwürdige Formulierung: „Wer glaubt, dass
Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren
hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist.“
Fangen wir ganz vorn an:
Wer glaubt.
Da kann einem viel zu einfallen, z.B. die Worte „Ich glaube, hilf meinem
Unglauben!“ (Mk 9, 24), die der Vater des besessenen Knaben ausruft. Oder:
„Wenn ihr Glaube habt wie ein Senfkorn,“ so könnt ihr Berge versetzen (Mt 17, 20b) oder:
„Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ (Mk 9, 24b)
Glaube ist ganz offensichtlich eine Kraft, die Dinge ermöglicht, die normalerweise
nicht möglich sind. Und weil wir in der Regel in diesem „normalerweise“ feststecken,
weil wir das Unmögliche nicht möglich machen können, müsste man ja eigentlich folgern,
dass wir nicht glauben.
Aber so weit möchte ich nicht gehen, und das will uns auch Johannes nicht sagen.
Seine Worte laufen auf ein anderes Ziel hinaus.
Doch spielt der Glaube da schon eine wichtige Rolle. Die Frage ist aber nicht,
wie groß der Glaube ist, sondern welchen Inhalt er hat.
Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, heißt es, und damit wird zunächst ein
Eckpfosten eingeschlagen. Es geht darum, dass Jesus der Christus ist.
An dieser Formulierung erkennen wir, dass Christus kein Nachname ist, wie manche
Menschen vielleicht denken, sondern ein Titel. Jesus ist der Messias, der Erlöser,
der Gesalbte Gottes. Das ist es, was Christus bedeutet. Von ihm haben die Propheten
gesprochen.
Anders gesagt: Gott hat Jesus gesalbt und eingesetzt zu dem dreifachen Amt als
Prophet, Priester und König.
- Er ist der Prophet, der Gottes Wahrheit in unserer Welt offenbart hat. Er ist das Fleisch gewordene Wort.
- Jesus ist der eine Hohepriester, der das vollkommene Opfer darbrachte, damit wir mit Gott versöhnt würden. Durch sein Opfer ist alle Schuld getilgt.
- Jesus hat den Tod überwunden, er ist auferstanden und hat seinen Platz zur Rechten Gottes eingenommen; dort herrscht er als König aller Könige und Herr aller Herren.
Glauben wir das? D.h.: sind wir davon überzeugt, dass es so ist? Denn „glauben“ kann man ja auch ganz unterschiedlich verstehen. Es ist in diesem Zusammenhang nicht nur ein Für-Wahr-Halten oder ein Vermuten, sondern es ist eine feste Überzeugung, eine Gewissheit von dem, was sich nicht beweisen lässt.
Ein solcher Glaube birgt eine ungeheure Kraft, wohl auch die, Berge zu versetzen.
Aber zunächst tut der Glaube etwas anderes: er macht zu Kindern Gottes. Denn wer so glaubt, der ist von Gott geboren, schreibt Johannes.
So sind wir also alle Kinder Gottes, denn wir glauben ja, dass Jesus der Christus ist. Oder?
Ich will einmal versuchen, anhand einer kurzen Geschichte deutlich zu machen, worum es in diesem Glauben geht.
Ein langes Seil war über die Niagarafälle gespannt. Ein Seiltänzer bewegte sich darauf mit großer Leichtigkeit. Viele schauten zu und jubelten bei jeder Aktion, die das Leben des Seiltänzers besonders gefährdete. Schließlich verließ der Artist das Seil und kehrte mit einer Schubkarre zurück. Er schob sie auf das Seil und ging einige Meter. Die Menge jubelte ihm erneut zu. Er kehrte wieder zurück und fragte dann in das Publikum hinein: „Glaubt ihr, dass ich das Gleiche auch mit einem Menschen in der Schubkarre machen kann?“ Die Menge jubelte. „Ja, das kannst du!“
„Na dann, wer von euch möchte es wagen und sich in die Schubkarre setzen?“ Plötzlich wurde es still. Manche blickten betreten auf den Boden, andere schauten um sich, ob sich vielleicht ein Freiwilliger melden würde, einige waren so entsetzt, dass sie die Zuschauertribüne verließen und fortgingen.
Niemand war bereit, sein Leben dem Seiltänzer anzuvertrauen.
Genau darum geht es aber, wenn Johannes von Glauben spricht: dass wir unser Leben ganz und gar Jesus Christus anvertrauen, dem Herrn aller Herren und König aller Könige. Denn wir sind nicht nur Zuschauer, sondern wir haben Teil an dem Werk Gottes. Und darum gehen wir natürlich auch ein Risiko ein, weil wir uns nicht gesellschaftlichen Regeln leiten lassen, sondern weil wir nach dem Willen Gottes fragen und auf seinen Wegen wandeln wollen.
Viele Menschen haben dafür kein Verständnis. Denken wir an Noah, der gegen allen Augenschein eine Arche auf trockenem Land baute, weil Gott es so von ihm erwartete – er wurde verlacht und verspottet, was ihn aber nicht daran hinderte, den Bau der Arche zu vollenden – und so teilzuhaben an dem großen Werk Gottes, das einerseits zerstörerisch, andererseits aber auch bewahrend und durchaus schöpferisch war. Wohlgemerkt: am Anfang steht der völlig absurd erscheinende Bau der Arche.
Wer sich heute außerhalb der Kirchenmauern zu Jesus Christus bekennt, wird von vielen Zeitgenossen kaum noch ernst genommen, es sei denn, er verpackt seinen Glauben so, dass niemand merkt, wodurch das, was man redet oder tut, ausgelöst wurde.
In der Regel geht man dann aber Kompromisse ein, die dem Willen Gottes widersprechen. Man handelt oft so, wie es das Sendschreiben an die Gemeinde in Laodicea aus der Offenbarung des Johannes beschreibt:
„Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, will ich dich ausspeien aus meinem Munde.“ (Offb 3, 15f)
Wer glaubt, der brennt – bildlich gesprochen natürlich, aber ein gutes Bild, so finde ich: der Glaubende brennt, er erfährt den Glauben als Energiequelle, als Kraft, die ihn voran treibt gegen alle Widerstände, gegen alle Verachtung, Spott und Hohn, und natürlich auch gegen alle Gleichgültigkeit.
Wer glaubt, der liebt – so sagt Johannes in unserem Predigttext weiter. Das ist schön, denn so stellen wir uns Gott ja auch vor, den lieben Gott, der alles vergibt, der für jeden Raum hat, wo alle willkommen sind.
Aber ganz so einfach ist es nicht. Die Liebe Gottes ist zwar universal, sie gilt jedem Menschen, aber sie ist nicht Selbstzweck, sondern sie hat ein Ziel. Sie will nämlich, dass wir wieder zu dem gelangen, wozu wir seit der Schöpfung bestimmt sind: Ebenbilder Gottes zu sein, die nicht das Beste für sich selbst, sondern das Beste für alle Menschen suchen.
Gott hat uns gezeigt und gesagt, was gut ist – die zehn Gebote sind der Maßstab, an dem sich heute viele Verfassungen der Länder dieser Welt und auch die Menschenrechte orientieren. Wer sie konsequent einhält, schafft zumindest in seinem Umfeld eine Welt, die der Welt Gottes sehr nahe kommt.
Jesus hat uns allerdings deutlich gezeigt, dass das Einhalten der Gebote nicht ganz so einfach ist, wie wir uns das vorstellen. Denn das fünfte Gebot etwa – du sollst nicht töten – wird erst dann richtig gehalten, wenn wir jeden, auch unsere Feinde, aufrichtig lieben.
Und da merken wir dann allerdings unsere Grenzen, denn es kommt ja schon auch zu Streitigkeiten zwischen Menschen, die einander in der Regel sehr freundlich gesonnen sind. Es gibt wohl kaum einen Menschen, der nicht schon mit seinem Ehepartner oder seiner Ehepartnerin gestritten hat. Und das ist doch der Mensch, dem man eigentlich immer mit bedingungsloser Liebe begegnen sollte. Wie soll das dann also gegenüber denen möglich sein, mit denen wir nicht so vertraut sind?
Wir sind Menschen, wir machen Fehler, kann man wohl sagen, und es stimmt auch. Mit dieser Feststellung dürfen wir allerdings nicht aufhören und achselzuckend sagen: so ist das nun mal. Im Gegenteil: wir dürfen mit diesem Zustand nicht zufrieden sein. Wer glaubt, will nämlich das Ziel erreichen, das Gott für uns gesetzt hat.
Und das bedeutet letztlich, wie Johannes ja auch schreibt, dass wir diese Welt überwinden. „Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ (1. Joh 5, 4)
Wir sind von Gott Geborene. Wir sind es, die die Welt überwinden, die Habgier, den Neid, die Missgunst.
Und so möchte ich noch einmal aus dem Sendschreiben an die Gemeinde in Laodicea vorlesen. Dort geht es folgendermaßen weiter:
„Du sprichst: Ich bin reich und brauche nichts!, und weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß. Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich würdest, und weiße Kleider, damit du sie anziehst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest.“ (Offb 3, 17f)
Wo beziehen wir unsere Kraft her? Ist es unser Wohlstand? Ist es die Tatsache, dass wir seit über 70 Jahren keinen Krieg mehr erlebt haben?
Unser Glaube ist der Sieg. Er ist unsere Kraft, durch ihn überwinden wir, durch ihn allein finden wir den Weg zu Gott.
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Zu 1. Joh 5, 1-4:
Ist Gott für mich, so trete (EG 351)
Ich weiß, woran ich glaube (EG 357)
Es kennt der Herr die Seinen (EG 358)
Ich steh in meines Herren Hand (EG 374)
Du bist da, wo Menschen leben (KHW-/HN-EG 623)
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