das Kirchenjahr

Kantate

Die singende Gemeinde

Predigtanregung

Der Name des Sonntags Kantate leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: Cantate Domino canticum novum, quia mirabilia fecit!. (Ps 98, 1a; deutsch s. Antiphon).
Der Sonntag Kantate ist der Singesonntag, was allerdings nicht durch das Evangelium deutlich wird. Andere Perikopen gehen schon eher auf die singende Antwort der Gemeinde auf Gottes Taten ein, d.h. sie berichten vom Lobpreis der Gemeinde. Der Sonntag Kantate befasst sich, so wie schon der Sonntag Jubilate, mit einer Form der Antwort der Gemeinde, was im Gottesdienst dann auch zum Tragen kommen soll.

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VI - Offb 15, 2-4

Und ich sah, und es war wie ein gläsernes Meer, mit Feuer vermengt; und die den Sieg behalten hatten über das Tier und sein Bild und über die Zahl seines Namens, die standen an dem gläsernen Meer und hatten Gottes Harfen 3und sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker. 4Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden.

Die Offenbarung gibt uns meist Rätsel auf, und wer sie liest, neigt dazu, sie zu einem Orakelbuch zu degradieren. Dabei ist sie alles andere als das. Nur können wir mit den Bildern, die in ihr auftauchen, meist wenig anfangen. So kann es auch den Hörern dieser Perikope ergehen. Die Vorstellung vom gläsernen Meer, mit Feuer vermengt, ist für uns nicht nachvollziehbar. Eigentlich handelt es sich hier wohl um einen Vergleich: es sah gläsern aus, und zugleich leuchtete es wie Feuer, und es spannte sich unendlich weit aus, so wie das Meer.
Es sind Menschen da an diesem "Meer", die "den Sieg behalten hatten über das Tier". Es ist wohl kaum nötig, herauszufinden, worum es sich bei dem Tier gehandelt haben mag; fest steht, dass es einige (viele?) Menschen daran gehindert hat, in die Nähe Gottes zu gelangen, und dass man kämpfen muss, um es zu überwinden und letztlich in die Gegenwart Gottes, an dieses "gläserne Meer", zu gelangen.
Wieder merkwürdig erscheint die Erwähnung von "Gottes Harfen" - um was für Instrumente handelt es sich? Da sie von Gott stammen, also von ihm gemacht sind, kann man wohl erwarten, dass es perfekte Instrumente sind, die einen wunderschönen Klang haben. Sie singen zum Spiel dieser Harfen (wie man wohl vermuten kann) ein Loblied, das als Lied des Mose bezeichnet wird. Zwar lässt sich dieses Lied nicht in den Büchern Mose nachlesen, zumindest nicht in wörtlicher Form. Aber die Bezeichnung als Lied des Mose soll wohl eher darauf hinweisen, dass dies das Lied des Volkes Gottes ist, das von Mose durch die Wüste geführt wurde. Wichtig ist auch die Ergänzung, dass es sich auch um das Lied des Lammes handelt, denn dadurch wird dieser Lobgesang des allgewaltigen, unnahbaren Schöpfergottes etwas menschlicher - denn durch das Lamm ist uns dieser Gott ja ganz nah gekommen.
Das Lied ist jedenfalls der wichtigere Teil dieser Perikope, was ja auch der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang nahelegt. Es geht, erstmal ganz banal, darum, dass bei Gott, in seiner Gegenwart, gesungen wird! Auf diese Weise wird er gepriesen, wird ihm der Ruhm zuteil, der ihm gebührt.
Ich weiß nicht, ob damals, als dieser Text geschrieben wurde, generell mehr gesungen wurde als heute in einer Zeit, in der man eher singen lässt (und eigentlich ja auch selber singt, wenn man die allerorts hörbaren Schlager mitsingt). Jedenfalls wird dem Gesang längst nicht mehr so ein hoher Wert beigemessen, wie noch vor 50 Jahren - dass man mal in den Familien gemeinsam ein Lied singt, gehört schon zur großen Ausnahme. Auf der anderen Seite wird erkennbar, dass sich immer mehr Menschen scheuen, mitzusingen - auch im Gottesdienst - weil sie meinen, sie könnten es nicht. Man versteckt sich dann gerne "hinter der Orgel".
In der Predigt könnte man versuchen, dem Gesang weiten Raum zu geben. Wäre es sehr abwegig, einige bekannte Loblieder ohne Orgelbegleitung singen zu lassen? Der Kantor könnte einspringen und die Gemeinde motivieren. Es muss nicht immer der Chor sein, der diesen Gottesdienst besonders ausgestaltet. Es ist ja schließlich, so legt es der Predigttext nahe, die Gemeinde der Gläubigen, die das Lob singen, und nicht ein Chor der Engel.

Liedvorschläge:

O Tod, wo ist dein Stachel nun (EG 113)
Jesus Christus herrscht als König (EG 123)
Herzlich tut mich erfreuen (EG 148)
Lobt Gott, den Herrn, ihr Heiden all (EG 293)
Laudato si (EG 515)
Masithi Amen (HN-/KHW-EG 609)

Fürbittengebet

Großer Gott, du bist der Schöpfer und Erhalter allen Lebens.
Wir danken dir für deine großartigen Werke.
Wir bitten dich für deine geschundene Schöpfung:
Schenke uns Willen und Weisheit, sie zu schützen.
Ungerechtigkeit und Gewalt bestimmen das Leben vieler Menschen.
Wir bitten dich für deine in Ungerechtigkeit und Unwahrhaftigkeit lebende Menschheit:
Mache uns zu Friedensstiftern.
Segne alles Bemühen um gerechte Verhältnisse und um Wahrhaftigkeit.
Wir bitten dich für deine Kirche in der ganzen Welt:
Stärke ihre Einheit und mache sie zu einem Werkzeug deines Friedens.
Wir bitten dich für unsere Gemeinde:
Hier sehen und erleben wir Licht und Schatten.
Du kennst uns besser als wir selbst.
Zeige uns die Wege, die wir gehen sollen,
die wir gehen können, damit wir deine Kirche sind und mit einstimmen in das Lied des Lammes.
Amen.



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