Der Sonntag, der dem 2. Sonntag nach Epiphanias vorangestellt ist,
widmet sich der Taufe Jesu, d.h. seinem "Amtsantritt" oder besser seiner
"Berufung zum Amt". Dass schon am 2. Sonntag nun seine Tätigkeit
als "Freudenmeister" im Vordergrund steht, hat weniger damit zu tun, dass
die, die die Lesungen ausgewählt hatten, meinten, dass die Lebensfreude
das Wichtigste sei, sondern vielmehr damit, dass im Johannesevangelium das
Wunder bei der Hochzeit zu Kana ausdrücklich als das erste Wunder Jesu bezeichnet
wird. Damit stellt es den Anfang seines Wirkens dar und ist somit prädestiniert
als erste "Amtshandlung" Jesu.
Dennoch darf man den weltlichen Aspekt dieses Evangeliums nicht unter den Tisch
kehren. Zu sehr hat die christliche Kirche die Leibfeindlichkeit betont, so dass
jetzt viele, die mit dieser Prämisse nicht zurechtkommen, sich von der Kirche
abwenden. Kirche und Leibfeindlichkeit (bis hin zu der sehr einfachen Beobachtung,
dass man Sonntag morgens zu "nachtschlafender Zeit" zum Gottesdienst
gerufen wird) haben sich tief in das Bewußtsein der Menschen als ein und dasselbe
eingeprägt, und man ist zu faul, sich vom Gegenteil zu überzeugen. Man
kann daher gar nicht genug betonen, dass Jesus bewußt das weltliche Feiern
unterstützte, und er tat es wohl kaum, um sich selbst als der Sohn Gottes herauszustellen,
denn das wird in der Evangelienlesung am wenigsten betont. Es ist die schlichte
Tatsache, dass Jesus hier selbst Freude am Leben zeigt: ihm gefällt es
nicht, dass da nicht genug Wein zur Verfügung steht, also beschafft er
welchen, damit die Feier noch mehrere Tage weitergehen kann.
Auch an den folgenden Sonntagen wird meist von Wundern Jesu berichtet, die ihn aber immer wieder jeweils in einen anderen Zusammenhang stellen und ihn letztlich als den Herrn über die gesamte Schöpfung vorstellen.
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III - Joh 2, 1-11Und am dritten Tage war eine Hochzeit in Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. 2 Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. 3 Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. 4 Jesus spricht zu ihr: Was geht's dich an, Frau, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. 5 Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. 6 Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße. 7 Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. 8 Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister! Und sie brachten's ihm. 9 Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam - die Diener aber wussten's, die das Wasser geschöpft hatten -, ruft der Speisemeister den Bräutigam 10 und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie betrunken werden, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten. 11 Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.
Das Wunder bei der Hochzeit zu Kana ist schon ein tolles Ereignis. Viele Details laden ein, zu verweilen und darüber
nachzudenken. Da ist der Dialog zwischen Maria und Jesus, einer der wenigen Hinweise, dass Maria ihn begleitet hat auch durch
seine Schaffenszeit hindurch. In diesem Dialog macht Jesus zunächst deutlich, dass seine Zeit noch nicht gekommen ist. Wenig später
dann ist sie aber scheinbar doch gekommen. Ohne weiter angesprochen zu werden, verwandelt Jesus das Wasser in Wein. Und
da kommt schon der nächste Aspekt, der zum Verweilen einlädt: Das Wasser dient zur rituellen Reinigung. Will Jesus hier mit rituellen
Tratiditionen brechen? Auch dass der Wein dann besser ist als der, den man zuvor getrunken hat, lässt aufhorchen. Nur das Beste!
Und dann noch im Überfluss. Denn ob die Gäste die 6 Krüge geleert haben? Bei einer tagelangen Feier vielleicht, aber irgendwann
muss man ja auch seiner Arbeit nachgehen.
Aber über die Details sollte das Gesamte nicht vergessen werden. Sicher nicht ohne Grund hat Johannes (der Verfasser wird hier so genannt,
auch wenn seine Identität längst nicht klar ist) am Ende dieses Handeln zusammgefasst: dies ist das erste Zeichen, das Jesus tat.
Die folgenden Zeichen sind nicht eindeutig benannt. Warum beginnt Johannes hier, zu zählen, um sogleich wieder damit aufzuhören?
Vermutlich liegt es daran, dass es nicht um die Anzahl der Wunder geht, sondern darum, dass Jesus nun seine Laufbahn als Menschensohn
beginnt und seine Identität durch solche Zeichen unterstreicht und bestätigt. Seine Stunde ist noch nicht gekommen, und doch ist sie schon
da - der Zwiespalt, in dem wir uns auch befinden, denn wir haben zwar seine Herrlichkeit, seine Zeichen, gesehen, aber tappen doch noch
im Dunkeln.
Ein Kollege (Helmut Liersch) hat in dieser ausdrücklichen Benennung des Zeichens eine Parallele zu den Zeichen des Propheten Elisa
gesehen:
- Joh 2 - Hochzeit zu Kana -> 2. Kön 4 - Vermehrung des Öles der Witwe
- Joh 4 - Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten -> 2. Kön 5 - Die Heilung Naamans
- Joh 6 - Die Speisung der 5000 -> 2. Kön 4, 42-44 - Die Brotvermehrung
- Joh 6 - Jesu Seewandel -> 2. Kön 6, 1-7 - Das schwimmende Eisen
- Joh 11 - Die Auferweckung des Lazarus -> 2. Kön 4, 8-37 - Die Erweckung des Kindes der Schunemiterin
Natürlich sind diese Parallelen nicht eindeutig identisch, es ist aber durchaus denkbar, dass die Leser hier eine Aufforderung fanden,
in Jesus einen Propheten in der Tradition der größten Propheten zu erkennen, vielleicht sogar den wiederkehrenden Elia selbst. So
wäre dieses Wunder zu Kana auch ein Aufruf an uns, hier zunächst einmal den zu erkennen, der von Gott gesandt ist und Vollmacht hat
über alle(s) in dieser Welt.
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist klar, denn das Thema dieses Sonntags ist von diesem Wunder her abgeleitet. Dabei
legt das Thema den Schwerpunkt darauf, dass Jesus durch sein Wunder den Menschen Freude bereitet. Aber dies ist ja auch der Grundtenor
der christlichen Verkündigung: Freude zu verbreiten. Freude darüber, dass sich unsere Erlösung naht, wie in dem Wirken Jesu ganz deutlich
geworden ist.
So sollte die Predigt auch versuchen, diese Freude zu vermitteln.
Jesus ist kommen (EG 66)
Gib dich zufrieden und sei stille (EG 371)
Jesu, meine Freude (EG 396)
In dir ist Freude (EG 398)
Unser Leben sei ein Fest (EG 555)
Der Himmel geht über allen auf (EG 594)
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