Der 20. Sonntag nach Trinitatis widmet sich der Frage nach dem Sinn von Ordnungen. Dabei werden auch die unumstößlichen Zusagen Gottes berücksichtigt, die uns den Rahmen geben, in dem wir uns bewegen können. Vom Evangelium her klingt deutlich die Prämisse durch: Der Mensch ist nicht um des Gesetzes willen, sondern das Gesetz um des Menschen willen gemacht.
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I - Gen 8,18-22; 9,12-17So ging Noah heraus mit seinen
Söhnen und mit seiner Frau und den Frauen seiner Söhne, 19 dazu alle
wilden Tiere, alles Vieh, alle Vögel und alles Gewürm, das auf Erden
kriecht; das ging aus der Arche, ein jedes mit seinesgleichen.
20 Noah aber
baute dem Herrn einen Altar und nahm von allem reinen Vieh und von allen reinen
Vögeln und opferte Brandopfer auf dem Altar. 21 Und der Herr roch den
lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die
Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des
menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht
mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. 22 Solange die Erde steht,
soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter,
Tag und Nacht.
9, 12 Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe
zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier bei euch auf
ewig: 13 Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt; der soll
das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. 14 Und wenn
es kommt, dass ich Wetterwolken über die Erde führe, so soll man
meinen Bogen sehen in den Wolken. 15 Alsdann will ich gedenken an
meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier
unter allem Fleisch, dass hinfort keine Sintflut mehr komme,
die alles Fleisch verderbe. 16 Darum soll mein Bogen in den Wolken
sein, dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen
Gott und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, das auf
Erden ist. 17 Und Gott sagte zu Noah: Das sei das Zeichen des
Bundes, den ich aufgerichtet habe zwischen mir und allem
Fleisch auf Erden.
Dieser Bund Gottes wird, wie wir wissen, besiegelt durch den
Regenbogen. Aber vor dem Bund steht die Vernichtung der ganzen Menschheit, mit
Ausnahme von Noahs Familie. Gott hatte für die Erhaltung der Erde mit
ihrer Menschen- und Tierwelt gesorgt, aber dennoch ist sein Resümee nicht
ermutigend: "Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse
von Jugend auf". Es lohnt sich, über diesen Aspekt nachzudenken, hat er
doch maßgeblichen Anteil an der Lehre von der Erbsünde.
Darüber hinaus hat der Text einen sehr interessanten Aspekt: Es stehen
sich der lernfähige Gott und der lernunfähige Mensch gegenüber.
Theologen wissen allerdings, dass die Lernfähigkeit Gottes weniger mit
Gott selbst zu tun hat - es ist die Entwicklung des Gottesbildes des Menschen,
das hier reflektiert wird. Also könnte man sagen, dass dieser Text ein
Zeugnis erster Selbsterkenntnis ist: der Mensch wird sich seiner eigenen
Unzulänglichkeit gewahr und erkennt außerdem, dass Bestrafung nicht
viel Sinn macht.
Wie aber kann Gott die Menschen ändern - oder soll es
gar keine Änderung geben, da die Unänderbarkeit des Menschen hier
ohnehin postuliert wird? Wenn wir wahrnehmen, dass die Änderung des
Verhaltens Gottes eigentlich auf einer menschlichen Entwicklung beruht, dann
könnten wir wohl sagen, dass hier schon ein Fortschritt stattgefunden
hat.
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang setzt
allerdings einen anderen Akzent. Es geht um die "Ordnungen Gottes", die er den
Menschen gibt, um ein besseres Leben führen zu können. In diesem Text
finden wir keine Ordnung dieser Art. Wir finden aber eine Ordnung für
Gott, nämlich die Ordnung des neuen Bundes, in dem er verspricht, dass der
Jahreslauf nie wieder durch eine Flutkatastrophe unterbrochen werden wird.
Für die Predigt wäre es wohl wichtig, diese Ordnung näher zu
betrachten und die Zusage Gottes, die daraus erkennbar ist, deutlich in den
Vordergrund zu stellen.
Darüber darf aber der andere Aspekt der
Unveränderbarkeit des Menschen nicht vernachlässigt werden. Die Frage
darf gestellt werden, ob wir uns unserer Unzulänglichkeiten überhaupt
bewusst sind, oder ob wir uns eher anmaßen, gottgleich über alles
Geschehen entscheiden zu können. Wie stellen wir uns Gott gegenüber?
Nehmen wir seinen Bund dankbar an, oder missachten wir ihn, indem wir ihn
für überflüssig halten?
Vertraut den neuen Wegen (EG 395)
Herr Jesu, Gnadensonne (EG 404)
Solang es Menschen gibt auf Erden (EG 427)
Lobt und preist die herrlichen Taten des Herrn (EG 429)
Jeder Teil dieser Erde (
Himmlischer Vater, du hast uns auf den Weg der Heiligung gerufen
durch deinen Geist. Hilf uns, dass wir diesen Weg im Vertrauen auf deine Hilfe
gehen, damit wir dereinst die Vollkommenheit erlangen in deinem Reich.
Wir bitten dich für die Menschen in dieser Welt, für die, die Verantwortung
tragen in Politik und Wirtschaft: lass sie deine Liebe erfahren, damit sich
ihre Prioritäten verändern. Lass nicht Angst ihr Handeln bestimmen, sondern
das Vertrauen in deine Hilfe.
Hilf den Menschen, die durch Krieg in Not geraten sind. Lass alle, die
ihre Heimat verloren haben oder auf der Flucht sind, erfahren, dass Du bei ihnen
bist. Dränge die Verantwortlichen,
dem Krieg ein Ende zu machen und den Menschen Heimat und Geborgenheit zurück zu
geben.
Schenke den Opfern der Naturkatastrophen die Gewissheit, dass Du sie nicht
allein lässt. Hilf uns, dass wir verantwortlich mit
unserer Umwelt umgehen und alles tun, damit unsere Welt auch für unsere Kinder
noch bewohnbar bleibt.
Deine Nähe werde erfahrbar für die Kranken und Einsamen. Sende Menschen zu ihnen, die an ihrer Seite
verweilen, wenn sie es brauchen. Gebrauche du uns, damit deutlich wird, dass wir
Gemeinde Jesu Christi sind.
Wir bitten dich für die Christen in der ganzen Welt, vor allem die, die verfolgt
werden oder ihren Glauben nicht in Freiheit leben können: stehe ihnen bei und
stärke sie durch deinen Geist.
Wir preisen dich mit allen Engeln und allen, die uns vorausgegangen sind in dein
Reich. Dir sei Ruhm und Ehre in Ewigkeit.
Amen
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