Der 13. Sonntag nach Trinitatis redet von der Liebe zu Gott und ihren Ausdrucksformen. Die Liebe zu Gott kann so wie jede menschliche Liebe zur Eifersucht führen, die vor dem Verbrechen nicht zurückschreckt (Kain und Abel), sie kann aber auch zur barmherzigen Tat veranlassen (das Evangelium). Wer seine Liebe zu Gott zur Schau stellt und damit zum Selbstzweck verkommen lässt, braucht von Gott nichts mehr erwarten.
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I - Mk 3, 31-35Und es kamen seine Mutter und seine Brüder und standen draußen, schickten zu ihm und ließen ihn rufen. 32Und das Volk saß um ihn. Und sie sprachen zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern draußen fragen nach dir. 33Und er antwortete ihnen und sprach: Wer ist meine Mutter und meine Brüder? 34Und er sah ringsum auf die, die um ihn im Kreise saßen, und sprach: Siehe, das ist meine Mutter und das sind meine Brüder! 35Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.
Dieser Text ist merkwürdig. Jesus spricht sich von seiner
Familie los, um eine neue Familie zu gründen: sie besteht aus denen, die Gottes
Willen tun. Der Erzählung geht Jesu Warnung an die Schriftgelehrten voraus:
diese hatten über ihn gesagt, dass er "einen unreinen Geist"
habe, sprich "verrückt" sei (Mk 3, 30), was
Jesus als Lästerung des heiligen Geistes verurteilt (Mk 3,
29). Seine Mutter und Brüder erscheinen unvermittelt und lassen Jesus
rufen. Der aber verwirft sie und nimmt eine neue Familie an.
Man mag sich darüber freuen... die Mutter und die Geschwister Jesu denken darüber
sicher anders. Der Text birgt allerdings Gefahren in sich. Wir können uns nicht
ohne Weiteres zu Mitgliedern der Familie Jesu machen, denn: tun wir wirklich Gottes
Willen? Versagen wir in dieser Aufgabe nicht viel zu oft? Leben wir nicht deswegen
in Christus, weil wir durch ihn Vergebung haben all unserer Verfehlungen?
Man könnte sich fragen, ob Jesus mit dieser Aussage es bewusst unmöglich
macht, seine Schwester oder sein Bruder zu werden. Er steht alleine durch seine
Gottessohnschaft. Aber dann wäre das Deuten auf die Menge, die Jesus zuhörte,
nicht angebracht. Es wäre anzumerken, dass Lukas nicht von dieser Geste
Jesu berichtet (Lk 8, 19-21), ob dies aber dazu legitimiert,
die Vorlage des Markus anzuzweifeln, ist sehr unwahrscheinlich.
Weiter bemerkenswert ist die Aussage Jesu: "Siehe, das ist meine Mutter und
das sind meine Brüder." (3, 34) Warum schließt
er seine Mutter mit ein? Will er damit auch Frauen global einschließen und
ihnen gleich einen Ehrenplatz zuweisen? In diesem Zusammenhang ergibt sich dann
aber die Frage, warum er nicht die "Schwestern" mit aufnimmt, von denen
zuvor die Rede ist. Vielleicht ist dies ganz banal damit erklärt, dass
keine Frauen in der Schar seiner Zuhörer zu finden waren? Immerhin redet er
im Schlusssatz, in dem er global von denen, die Gottes Willen tun, spricht,
ja wieder von Schwestern. Man könnte fragen, ob die Aufnahme der Mutter in
diesen Satz einer frühen Marienverehrung wehren sollte.
Es gibt in diesem Text mehrere Fragwürdigkeiten, die sich nur durch Spekulation
auflösen lassen. Der Kernsatz ist eindeutig der letzte: "Wer Gottes Willen
tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter." Wenn man vom
kirchenjahreszeitlichen Zusammenhang her diesen Satz betrachtet,
so ist klar: Gott liebt uns so sehr, dass er uns in eine große Familie
aufnimmt. Auf der anderen Seite bedeutet dies auch: es steht keiner auf einer höheren
Stufe, alle sind vor Gott gleich. Es bleibt problematisch: um diesen Status zu erreichen,
muss man Gottes Willen tun. Es gibt dazu keine Auflösung, es ist eine
knallharte Bedingung, der wir uns stellen müssen. Es erhebt sich hier auch
die Frage, wie wohl die Zuhörer auf diese Aussage Jesu reagiert haben? Immerhin
haben sie ja zuvor noch gesagt, dass er verrückt sei...
In der Predigt sollte man diesen Aspekt vielleicht sogar in den Vordergrund stellen.
Wir würden uns wohl gerne mit Jesus als Glieder einer Familie sehen. Vermutlich
wollten die Zuhörer damals das gar nicht. Sie sahen dies als eine Herausforderung,
entweder ihn zu verlassen, oder sich für ihn zu entscheiden.
Halleluja. Suchet zuerst Gottes Reich (EG 182)
Du hast mich, Herr, zu dir gerufen (EG 210)
Nun freut euch lieben Christen g'mein (EG 341)
Liebe, die du mich zum Bilde (EG 401)
Bei dir, Jesu, will ich bleiben (EG 406)
Auf der Spur des Hirten (KHW-EG 616)
Herr, unser Gott,
wir sind eine Familie, geeint unter deinem Wort, gesandt in die Welt, das Evangelium zu verkündigen. Wir bitten dich:
Lass uns dein Licht leuchten, dass wir unseren Weg erkennen, den Weg, den du für uns bestimmt hast.
Wir bitten dich für alle, die nach dem Sinn ihres Lebens suchen, dass sie bei ihrer Suche zu dir finden. Lass uns helfen,
wo wir helfen können, damit deine Liebe in dieser Welt sichtbar wird.
Wir bitten dich für alle, die nur sich selbst sehen und nicht ihre Mitmenschen: schenke ihnen ein offenes Herz.
Hilf auch uns, dass wir offen sind für alle, die die Gemeinschaft in dir suchen.
Wir bitten dich für alle, die ungerecht behandelt werden, dass ihnen Gerechtigkeit widerfahre. Wir denken an den
Hunger in der Welt, an dessen Folgen täglich tausende Menschen sterben. Wir denken an die Flüchtlinge, die keine
Heimat mehr haben. Wir denken an die Unterdrückten, für die Freiheit nur ein Fremdwort ist. Lass uns für sie da sein.
Wir bitten dich für die Christen in Botswana, die uns nahe stehen, dass du sie im Glauben stärkst und ihnen immer aufs
Neue offenbarst, wie sehr du sie liebst.
Wir bitten dich für die Konfirmandinnen und Konfirmanden, dass sie im Unterricht deine Liebe erfahren und sich dir anvertrauen.
Wir bitten dich, der du alle Macht in Händen hältst, und preisen dich in Ewigkeit.
Amen
oder
Herr, unser Gott,
Wir bitten um den klaren Blick der Liebe, die sieht, was gebraucht wird,
die hingeht und tut und nicht zweifelt noch hinterfragt.
Wir bitten um den Geist der Nüchternheit, die das Wesentliche vom Unwichtigen unterscheidet,
damit wir uns unterbrechen lassen
in unseren Geschäften und zur rechten Zeit tun, was geboten ist.
Wir bitten um Klugheit, die nachdenkt und sorgfältig plant, damit unser
Helfen verlässlich ist und Menschen wirksam entlastet.
Wir bitten um Einsicht, wo andere mithelfen können, damit wir uns nicht
überschätzen und für andere zu mächtig werden.
Wir bitten um Vertrauen, dass du unsere Hilfe richtig lenkst, damit wir
bei allen Nöten in dieser Welt unsere Straße beherzt weiterziehen können.
In all unserem Tun hilf uns, auf deine große Barmherzigkeit und Güte, die
von Ewigkeit her gewesen sind, zu vertrauen.
Amen
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