das Kirchenjahr

17. Sonntag nach Trinitatis

Sieghafter Glaube

Predigtanregung

Der 17. Sonntag nach Trinitatis befasst sich mit dem Glauben, wobei der bedingungslose Glaube, der dann auch zum "Erfolg" führt, im Vordergrund steht. Es werden also Geschichten aus den Evangelien erzählt, in denen der Glaube des einzelnen zu einem Wunder geführt hat. Die alttestamentlichen Texte hingegen reden nicht so sehr vom Glauben, als vielmehr von Gottes Wirken im Leben des Volkes Israel und in Jakobs Leben. Die Episteltexte wiederum reden über den Glauben und stellen dar, wie es zum Glauben kommt bzw. wie der Glaube eine vereinende Funktion wahrnimmt.

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V - Mk 9, 17-27

17 Einer aus der Menge sagte zu Jesus: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist. 18 Und wo er ihn erwischt, reißt er ihn; und er hat Schaum vor dem Mund und knirscht mit den Zähnen und wird starr. Und ich habe mit deinen Jüngern geredet, dass sie ihn austreiben sollen, und sie konnten's nicht. 19 Er aber antwortete ihnen und sprach: O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringt ihn her zu mir!
20 Und sie brachten ihn zu ihm. Und sogleich, als ihn der Geist sah, riss er ihn. Und er fiel auf die Erde, wälzte sich und hatte Schaum vor dem Mund. 21 Und Jesus fragte seinen Vater: Wie lange ist's, dass ihm das widerfährt? Er sprach: von Kind auf. 22 Und oft hat er ihn ins Feuer und ins Wasser geworfen, dass er ihn umbrächte. Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns! 23 Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst - alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. 24 Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! 25 Als nun Jesus sah, dass das Volk herbeilief, bedrohte er den unreinen Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und fahre nicht mehr in ihn hinein! 26 Da schrie er und riss ihn sehr und fuhr aus. Und der Knabe lag da wie tot, so dass die Menge sagte: Er ist tot. 27 Jesus aber ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn auf, und er stand auf.

Zu leichtfertig vielleicht wird dieser Text als "Essay" über den Glauben wahregenommen. Dabei gibt es einige Unschlüssigkeiten: Jesus sagt wohl, dass alles möglich ist dem, der da glaubt, und wenig später sagt er zu seinen Jüngern, dass diese Art von Geist nur durch Gebet ausgetrieben werden könne, was er nun widerum nicht getan hatte. Vielmehr hat Jesus dem Geist befohlen, auszufahren. Auch ist die Motivation der Handlung nicht der Glaube des Vaters des Jungen, sondern die Menge, die näherkommt und vor der sich Jesus nach dem Duktus des "Messiasgeheimnis" (noch) nicht offenbaren will. Plötzlich spielt der Dialog zwischen Jesus und dem Vater überhaupt keine Rolle mehr, und Jesus tut doch, was der Vater von ihm will: wenn du etwas kannst, hilf uns. Und Jesus kann, natürlich. Nur: er hat da eben noch einen Satz gesagt, den er wenig später gleich widerlegt, nämlich: "alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt".
Die Frage der Jünger wird dementsprechend unbefriedigend beantwortet, denn selbst Jesus liegt es fern, ihnen den Glauben abzusprechen. Er weiß, dass sie glauben, und deswegen sucht er nun eine andere Erklärung dafür, dass sie diesen Geist nicht austreiben konnten. D.h., eigentlich sucht ja der Verfasser, Markus, nach dieser Erklärung. Matthäus hat in seiner Fassung den Glauben besser "verpackt", und es sind die Jünger, die kleingläubig sind, d.h. nicht genug Glauben haben. Lukas lässt die Frage nach dem Glauben dann ganz weg. Es bleibt natürlich zu fragen, ob nicht vielleicht auch hier die Jünger gemeint sind, wenn Jesus auf die Feststellung, dass sie den Geist nicht austreiben konnten, mit den Worten reagiert: O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Es ist aber auch denkbar, dass er hiermit die Menge anspricht, die ohnehin schon da ist.
Fest steht: die Perikope ist aus ihrem Zusammenhang gerissen. Die Verse 14-16 gehören eindeutig dazu, leiten aber über von der vorherigen Erzählung von der Verklärung, so dass es etwas schwierig ist, diese Worte in die Perikope einzubeziehen. Eine kurze Einführung, die den Zusammenhang verdeutlicht, wäre bei der Verlesung des Predigttextes angebracht. Bei der Betrachtung dieser Einleitung wird dann aber auch schon deutlicher, worum es geht: offensichtlich kam der Vater mit seinem Sohn zu den Jüngern, als Jesus gerade verklärt wurde auf dem Berg. Die Jünger gerieten evtl. in Streit mit den Schriftgelehrten, weil sie sich die Austreibung nicht zutrauten. Es ist möglich, dass sie keinen Versuch gemacht haben, sondern dass die Schriftgelehrten sie schon daran gehindert hatten mit dem Verweis auf bestimmte Bibelstellen. Dann würde sich Jesus wohl an die Schriftgelehrten wenden, wenn er vom ungläubigen Geschlecht redet.
Wichtig ist für die Perikope zweifellos Jesu Frage: "Wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen?" Auch wenn es offensichtlich scheint, warum er diese Aussage macht, könnte ich nicht mit Bestimmtheit sagen, dass der Grund im fehlenden Glauben der ihn umringenden Menge liegt. Vielleicht aber doch: dann würde er aber mit Glauben nicht den Glauben an ihn, sondern an Gott als den Schöpfer aller Dinge meinen, denn er richtet sich ja wohl doch auch an die Schriftgelehrten.
Bei Markus nimmt der Vater des "besessenen" Jungen, dessen Symptome übrigens auf Epilepsie hinweisen, eine bedeutende Stellung mit der Aussage ein: "Kannst du was, dann erbarme dich unser und hilf uns." Das ist eine ganz schöne Anmaßung, auf die Jesus dann auch sofort reagiert mit der fatalen Äußerung: "alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt." Fatal deswegen, weil er später ja widerspricht bzw. die Aussage relativiert.
Es gibt verschiedene Ansatzpunkte für die Predigt. Vom kirchenjahreszeitlichen Zusammenhang her muss man wohl, auch wenn es eigentlich nicht der optimale Text ist, die Worte über den Glauben in den Mittelpunkt stellen. Dann wäre das Verhalten des Vaters auf die Worte Jesu hin beachtenswert: er unterwirft sich sofort den Worten Jesu und sagt "Ich glaube; hilf meinem Unglauben". Diese Worte signalisieren, dass der Glaube eben nicht perfekt ist, dass er Grenzen hat, menschliche Grenzen, die nur mit Gottes Hilfe überwunden werden können. Also entstehen durch Glauben keine Supermänner, sondern Menschen, die im Vertrauen auf Gott und mit Gottes Hilfe "alles" vermögen. Und wenn wir den Beweis schuldig bleiben, dürfen wir vielleicht auch die ersten Worte Jesu anführen: "O du ungläubiges Geschlecht..." Wir trauen es auch Gott nicht zu, dass er solche Wunder vollbringen könnte.

Liedvorschläge:

Gott der Vater steh uns bei (EG 138)
Ohren gabst du mir (EG 236)
Jauchzt, alle Lande, Gott zu Ehren (EG 279)
Ich weiß, woran ich glaube (EG 357)
Von Gott will ich nicht lassen (EG 365)
Ich steh in meines Herren Hand (EG 374)
Herr, du hast mich angerührt (EG 383)
O Durchbrecher aller Bande (EG 388)
Meine engen Grenzen (HN-EG 584 /

LPfGLieder und Psalmen für den Gottesdienst - Ergänzungsheft zum EG 2018
12)

Fürbittengebet

Herr Gott, himmlischer Vater, du hast dein Heil offenbart in Jesus Christus - dafür danken wir dir. Obwohl wir dein Heil spüren und auch immer wieder deine Nähe suchen, gibt es so viel, das dich vor uns verbirgt und es schwer macht, zu glauben. Darum wenden wir uns dir zu und bitten dich:
Sieh an das Elend in unserer Welt:
Wende dich den Menschen zu,
die in Armut leben müssen, weil sie Opfer der Gewinnmaximierung geworden sind,
die krank sind und verzweifeln, weil keine Aussicht auf Heilung besteht,
die alt geworden sind und ihr Alter spüren, weil ihre Mitmenschen ihnen den Rücken kehren,
die von dir nichts mehr erwarten, weil sie meinen, zu oft umsonst geglaubt zu haben,
die ihren Nächsten aus dem Blick verlieren, weil sie sich selbst nicht mehr lieben können,
die gefangen sind in ihrer Überheblichkeit und Arroganz, weil sie glauben, dich ersetzen zu können.
Herr, wir zweifeln, denn wir können nicht erkennen, wo in unserer Welt du eingreifst, und wie. Lass uns Werkzeuge deiner Liebe sein, damit es keinen Grund gibt, den Glauben aufzugeben.
Das bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Amen

oder

Herr Gott, wir möchten glauben, aber zu selten nehmen wir die Wunder wahr, die du an uns tust. Wir bitten dich: öffne unsere Augen, dass wir die Spuren erkennen, die du in unserem Leben hinterlässt. Lass uns an dir bleiben in allem, was wir tun. Wir vertrauen auf deine Güte und Barmherzigkeit in allem Zweifel, der uns einengt, und bringen die vor dich, die deiner Hilfe mehr bedürfen als wir selbst:
Wir bitten für die Hungernden und Dürstenden in der ganzen Welt, dass sie teilhaben dürfen an dem, was wir im Überfluss haben. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir bitten für die Menschen, die sich vor Krankheiten fürchten, und für die, die ernsthaft erkrankt sind und die nicht behandelt werden können. Lass sie deine Kraft spüren, die auch den Tod überwindet. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich für die Kinder und Jugendlichen, die mit ihrem Leben nicht so recht etwas anzufangen wissen, dass sie durch dich Wegweisung und Hilfe erfahren. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich für die Arbeitslosen, dass sie Arbeit finden; für Familien, die in Not geraten und die auf Hilfe angewiesen sind, dass sie diese Hilfe auch bekommen, ohne dass sie zu Schmarotzern und Außenseitern abgestempelt werden. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich für alle, die allein sind, dass ihnen Menschen nahe sind, die sie achten und schätzen. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir rufen dich an für die Christen in der ganzen Welt, die unter Verfolgung leiden, aber auch für all die anderen, die wegen ihres Glaubens verfolgt und unterdrückt werden. Hilf, dass sie in Freiheit und ohne Furcht leben können. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Herr, lass uns demütig werden vor dir, der du uns geschaffen hast. Nimm allen Hochmut, der meint, dass wir dich ersetzen könnten, oder dass wir besser seien als andere. Lass deine Liebe spürbar werden in einer Welt, die immer kälter zu werden scheint.
Das bitten wir dich durch Jesus Christus, deinen Sohn.
Amen



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