Der 8. Sonntag nach Trinitatis fragt nach der Antwort des Menschen auf das Handeln Gottes in seinem Leben. Diese Antwort erfordert nicht viel; es ist eigentlich ein schlichtes &bdquot;Nichtverbergen&rdquot; dessen, was man bekommen hat. Schwerpunkt der Texte ist aber auch das Licht, das von denen, die dem Volk Gottes angehören, ausgeht, oder an dem sie teilhaben.
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I - Jes 2, 1-5Dies ist's, was Jesaja, der Sohn des Amoz, geschaut hat über Juda und Jerusalem: 2
Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben,
und alle Heiden werden herzulaufen, 3 und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst
uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen!
Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem. 4 Und er wird richten unter den
Heiden und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird
kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.
5 Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Licht des HERRN!
"Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße
zu Sicheln machen&rdquot; (Vers 4). Dieser Vers wurde oft für die Friedensbewegungen
herangezogen, die sich gegen Atomwaffen und den Golfkrieg gerichtet haben. Er muss
aber im Zusammenhang gesehen werden, wobei auch der Zusammenhang innerhalb dieser
Perikope eigentlich nicht ausreicht.
Zunächst einmal wird von der&bdquot;letzten Zeit&rdquot; (Vers 2) geredet. In
dieser Zeit wird der Berg, da des Herrn Haus ist, alle Berge überragen, und
alle Heiden werden dorthin kommen, um die Wege Gottes zu lernen, des Gottes Jakobs.
Zion wird ein Ort der Lehre, die von allen Völkern nicht nur angenommen, sondern
auch begehrt wird. Diese Prophetie ist eindeutig nicht erfüllt. Es ist wichtig
für uns, zu erkennen, dass hier die Lehre des AT gemeint ist, die Jesus
ja nur bestätigen und vertiefen wollte.
Darüber hinaus wird auch Gericht angekündigt: Gott wird richten unter
den Heiden und viele Völker zurechtweisen (Vers 4). In diesem Vers folgt dann
der Satz der Friedfertigkeit, weil nicht mehr gelehrt wird, Krieg zu führen,
bzw. weil niemand mehr lernt, Krieg zu führen. Eigentlich ist dieser Abschnitt
nicht ganz schlüssig. Das Gericht und die Zurechtweisung haben wohl kaum mit
der Friedfertigkeit zu tun. Das Wort&bdquot;lernen&rdquot; schlägt allerdings
eine Brücke zum ersten Teil: Alle Völker wollen Gottes Wege lernen, sie
gehen dorthin, wo Gottes Wege gelehrt werden. Gottes Wege kennen offensichtlich
keinen Krieg. Uns fallen sofort die Reihen von Eroberungs- und Vernichtungskriegen
ein, die im AT erzählt werden und die allein dem Schutz des Volkes Gottes dienen.
Auch das ist nicht schlüssig, aber der Mangel an Schlüssigkeit geht hier
viel weiter und hat wohl eher mit der Entwicklung, die unser Bild von Gott macht,
zu tun. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Gott keinen einzigen Krieg jemals
wollte.
Doch der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang wird erst im letzten
Vers (5) deutlich: Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im
Licht des Herrn! Es wird Bezug genommen auf die Mitgliedschaft im Haus Jakob
und damit auch auf den vorherigen Text, in dem vom Gott Jakobs die Rede ist. Die
Konsequenz daraus, Mitglied des Stammes Jakobs zu sein, ist, im Licht zu wandeln.
Dies hatten die Israeliten wohl vergessen. Sie haben aber eine Verantwortung: auch
wenn die Prophezeiung noch nicht erfüllt ist, so müssen sie doch zeigen,
was für einen Gott sie haben. Damit werden sie zu Einladenden für alle
Völker, denn alle Völker werden zwangsläufig das Licht sehen. Das
Licht ist friedfertig, denn das Volk Gottes lernt nicht mehr, Krieg zu führen.
Wie weit auch das noch von der Realität entfernt ist, wissen wir alle.
Es ist schwer, den Text für eine Predigt umzusetzen, denn wie jeder alttestamentliche
Text gilt er dem Volk Israel. In diesem Fall scheint es aber angemessen, auch uns
diesem Volk zuzurechnen, wodurch auch für uns der Aufruf gilt: Lasst uns
wandeln im Licht des Herrn!
Der du in Todesnächten (EG 257)
Sonne der Gerechtigkeit (EG 262/263)
Herr, der du vormals hast dein Land (EG 283)
Es wird sein in den letzten Tagen (EG 426)
Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen (EG 640)
Herr, allmächtiger Gott, wir sind voller Erwartung. Möge die Zeit der letzten Tage bald
anbrechen: die Tage, in denen Schwerter zu Pflugscharen geschmiedet werden, in denen niemand mehr
lernt, Krieg zu führen, in denen sich Friede ausbreitet in der ganzen Welt.
Doch was wir sehen können, sieht ganz anders aus. Darum kommen wir zu dir mit unserem Gebt und
bitten dich:
Hilf, dass den Politikern und Wirtschaftsmächtigen in dieser Welt deutlich werden, dass sie ihre
Verantwortung wahrnehmen: dass niemand übervorteilt wird, dass Armen geholfen wird, dass Kritiker
gehört werden.
Hilf denen, die ihre Heimat verloren haben und nun eine neue Heimat suchen, den Mut nicht zu
verlieren, indem sie Schutz und Hilfe erfahren in der scheinbaren Aussichtslosigkeit, denn du
bist unsere Zukunft.
Hilf, dass den Erfolgreichen in dieser Welt deutlich wird, dass die Zeit kommen wird, in der ihr
Erfolg nichts mehr wert ist. Bewahre sie vor Hochmut, schenke ihnen Freude am Teilen, am Mitteilen.
Erhebe die Häupter derer, die bedrückt und niedergeschlagen sind, weil sie Leid erfahren haben,
damit sie das Licht erkennen, das du in ihr Dunkel bringen willst. Führe Menschen zu ihnen, die
von deiner Güte und Barmherzigkeit ergriffen sind und aus der Fülle deiner Herrlichkeit Ermutigung
und Trost zu schöpfen wissen.
Hilf denen, die misstrauisch sind, Glauben zu gewinnen, damit sie erkennen, dass sie dir vertrauen
können. Lass sie Menschen begegnen, die vertrauenswürdig sind, Menschen, die deinem Wort vertrauen.
Hilf denen, die um einen lieben Menschen trauern, dass sie sich an der Erinnerung an alles
Schöne und Gute im Leben dieses Menschen erfreuen können und zugleich getröstet werden durch
die Gewissheit, dass wir in dir geborgen sind, auch über den Tod hinaus.
Herr Gott, hilf uns nicht zu vergessen, was uns prägt und unser Leben beeinflusst, und die Hoffnung
nicht aufzugeben, dass dein Tag kommt, an dem deine Herrlichkeit allen Menschen offenbar wird.
Dir sei Ruhm und Ehre in Ewigkeit.
Amen
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