das Kirchenjahr

9. Sonntag nach Trinitatis

Anvertraute Gaben

Predigtanregung

Der 9. Sonntag nach Trinitatis wird durch das Evangelium von den anvertrauten Zentnern bestimmt. Gott hat uns etwas gegeben, das zu vermehren durch unseren eigenen Einsatz möglich ist. Wir werden daran gemessen werden, wie wir diese "Gaben" fruchtbar einsetzen. Der Sonntag soll uns auch daran erinnern, dass was wir sind und haben, wir unserem himmlischen Vater zu verdanken haben.

Klicken Sie hier für die Anregungen für alle Predigtreihen (soweit vorhanden)

VI - Mt 13, 44-46

Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker.
45 Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, 46 und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.

Dieses Gleichnis vom Himmelreich muss man mit Vorsicht genießen, denn es vergleicht einen Zustand mit einer Aktion. Mit solch einem Vergleich müssen wir unsere Schwierigkeiten haben, denn er ist eigentlich nicht möglich, es sei denn, das Himmelreich ist eben kein Zustand, sondern eine Bewegung, eine Aktion. Das ist zwar nicht leicht vorstellbar, aber so müssten wir das Himmelreich wohl sehen. Und das ist gut so. Denn unsere Vorstellungskraft wäre sicher schnell erschöpft, wollten wir uns nur so etwas wie das Paradies vorstellen. Nein, das Himmelreich ist ein atemberaubendes Erlebnis, das andauert.
Jesus sagt diese Worte offenbar seinen Jüngern in vertraulicher Runde (s. 14, 36). Das mag uns zu denken geben: ist das Himmelreich etwas, was nur ernsthafte Jünger Jesu erleben können? Ist es nur bestimmt für die, die mit großer Ernsthaftigkeit nach diesem Himmelreich suchen?
Zu beachten bleibt, dass nicht die Perle oder der Schatz im Acker mit dem Himmelreich verglichen wird, sondern die Freude über den Fund: Freude ist das Himmelreich!
Worin der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang besteht, ist schwer, wenn überhaupt, zu erkennen. Vermutlich meinte man eben doch, der Schatz oder die Perle sei dem Himmelreich zu vergleichen. Dann ginge es wohl um Gaben, die einem anvertraut werden. Aber diesen Gedankengang kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht können wir einen Bezug darin erkennen, dass wir, indem wir unsere Gaben einsetzen, dem Himmelreich näher kommen. Aber das ist weit hergeholt und sicher nicht im Sinne des Predigttextes. Vielleicht weiß ein Leser eine Verbindung herzustellen?
Die Predigt sollte die Zuhörer zum Staunen bringen, einem Staunen, das die Ahnung der größeren Wahrheit, von der wir zu reden versuchen, aufkeimen lässt. Mit diesem Staunen wird dann auch das Himmelreich erfahr- und spürbar.

Liedvorschläge:

Wie schön leuchtet der Morgenstern (EG 70)
Du meine Seele, singe (EG 302)
Er ist dein Schatz, dein Erb und Teil (EG 324, 14)
Such, wer da will, ein ander Ziel (EG 346)
Jesu, meine Freude (EG 396)
Ich will dich lieben, meine Stärke (EG 400)
Meinem Gott gehört die Welt (EG 408)

Fürbittengebet

Unser Gott, wir suchen den Schatz, der es wert ist, alles aufzugeben. Wir wollen die Freude empfinden, wenn wir diesen Schatz gefunden haben. Hilf uns bei unserer Suche - öffne unsere Herzen, damit wir erkennen, wo du uns nahe bist. Wir rufen zu dir:
Gem.: Dein Reich komme.
Leite unsere Gedanken, dass wir zuerst nach dir fragen, damit unser Leben durch dich Gestalt gewinne - getragen von deiner Liebe. Lass uns zuerst nach dir fragen, damit wir frei werden von der Angst, unser Leben zu verpassen. Bewahre uns vor Eigenruhm - und gib uns die Freiheit, dich zu rühmen. Wir rufen zu dir:
Gem.: Dein Reich komme.
Lass die Welt erkennen, dass du, Gott, der Herr bist - und dass alle Zukunft dir gehört. Lass sie es erkennen auch durch unser Leben und Handeln. Gib uns Weisheit und Stärke und Reichtum zu helfen, wo Not ist - und Verantwortung auf uns zu nehmen - für uns und andere Menschen. Wir rufen zu dir:
Gem.: Dein Reich komme.
Lass die vielen Leiden enden in unserer Welt. Gib den Hungernden Brot und den Friedlosen Frieden. Schaffe den Entrechteten und Verfolgten Hilfe. Befreie die Süchtigen aus ihren Zwängen. Führe die Verzweifelten zur Hoffnung. Tröste die Traurigen. Heile die Kranken. Und lass die Gestorbenen geborgen sein in dir. Wir rufen zu dir:
Gem.: Dein Reich komme.
Tritt für uns ein, erbarmender Gott, wenn wir scheitern. Richte uns auf, wenn wir verzagt sind. Gib uns den Frieden, der allein von dir kommen kann, und leite uns auf den Weg der Wahrheit. Dir sei Ehre in Ewigkeit.
Amen



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