das Kirchenjahr

Gedenktag eines Märtyrers oder einer Märtyrerin

Predigtanregung

Auch wenn das Gedenken an Märtyrer in der evangelischen Kirche kaum eine Tradition hat (wobei man bedenken sollte, dass die protestantische Kirche erst seit dem 16. Jahrhundert besteht und die Geschichte der Christenheit vor diesem Jahrhundert auch die Geschichte der protestantischen Kirche ist - und in jener Zeit gab es natürlich eine lebendige Tradition des Märtyrergedenkens), so kann es doch sinnvoll sein, hin und wieder ihrer zu gedenken, zumal manche Märtyrer in unserer jüngsten Vergangenheit gelebt haben. Zu denken wäre zum Beispiel an Dietrich Bonhoeffer, Friedrich Weißler, Max Joseph Metzger oder Paul Richter, um nur einige zu nennen. In manchen Gemeinden mag sich die Begehung eines Märtyrergedenktages daraus ergeben, dass z.B. die Kirche oder das Gemeindehaus nach einem Märtyrer oder einer Märtyrerin benannt wurde.
In der weltweiten Kirche erleben wir, wie in manchen Ländern Christen systematisch wegen ihres Glaubens verfolgt werden, teilweise sogar wegen ihres Glaubens getötet wurden. Auch ihnen kann solch ein Gedenktag gewidmet werden.
Wenn wir den Gedenktag eines Märtyrers/einer Märtyrerin feiern, dann tun wir dies, um von ihrem Vorbild im Glauben zu lernen.
Liturgische Farbe: Rot als Farbe des Blutes der Märtyrer

Klicken Sie hier für die Anregungen für alle Predigtreihen (soweit vorhanden)

I - Mk 8, 31-35(36-37) oder
Mt 16, 24-26 oder
Mk 13, 5-13 oder
Lk 12, 1-8

Mk 8, 31-35(36-37):
Jesus fing an, sie zu lehren: Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. Und Er redete das Wort frei und offen. Und Petrus nahm Ihn beiseite und fing an, Ihm zu wehren. Er aber wandte sich um, sah Seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh hinter Mich, du Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist. Und Er rief zu Sich das Volk samt Seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Will Mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge Mir nach. Denn wer sein Leben behalten will, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um Meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird's behalten. Denn was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele? Denn was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse?
oder
Mt 16, 24-26:
Da sprach Jesus zu Seinen Jüngern: Will Mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge Mir. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren; wer aber sein Leben verliert um Meinetwillen, der wird's finden. Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse? Denn es wird geschehen, dass der Menschensohn kommt in der Herrlichkeit Seines Vaters mit Seinen Engeln, und dann wird Er einem jeden vergelten nach seinem Tun.
oder
Mk 13, 5-13:
Und Jesus sagte zu ihnen: „Achtet darauf, dass euch niemand irreführt. 6 Denn es werden viele behaupten: Ich bin Jesus!, und sie werden viele Menschen irreführen. 7 Bleibt ruhig, wenn ihr von Kriegen hört, denn es muss geschehen, aber es ist noch nicht das Ende. 8 Völker und Staaten werden sich bekämpfen und es wird Erdbeben und Hungersnöte geben. Das ist der Anfang der schlimmen Zeit.
9 Seid vorsichtig! Man wird euch an jüdische Gerichte und Synagogen ausliefern, ihr werdet verprügelt und meinetwegen vor Statthalter und Könige gestellt werden, um ihnen von mir zu erzählen — 10 denn zuerst müssen alle Völker vom Evangelium erfahren. 11 Und wenn man euch abführt, um euch auszuliefern, macht euch keine Gedanken darüber, was ihr sagen sollt, sondern das, was Gott euch in jener Stunde eingeben wird, das sagt! Denn nicht ihr redet, sondern der heilige Geist. 12 Ein Bruder wird seinen Bruder in den Tod und ein Vater sein Kind ausliefern, und Kinder werden sich gegen ihre Eltern erheben und sie töten. 13 Und wegen mir werdet ihr von allen gehasst werden. Wer mir aber bis zum Ende aller Zeiten treu bleibt, der wird gerettet.”
oder
Lk 12, 1-8:
Unterdessen kamen einige tausend Menschen zusammen, sodass sie sich untereinander traten. Da fing er an und sagte zuerst zu seinen Jüngern: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das ist die Heuchelei. 2 Es ist aber nichts verborgen, was nicht offenbar wird, und nichts geheim, was man nicht wissen wird. 3 Darum, was ihr in der Finsternis sagt, das wird man im Licht hören; und was ihr ins Ohr flüstert in der Kammer, das wird man auf den Dächern predigen. 4 Ich sage aber euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und danach nichts mehr tun können. 5 Ich will euch aber zeigen, vor wem ihr euch fürchten sollt: Fürchtet euch vor dem, der, nachdem er getötet hat, auch Macht hat, in die Hölle zu werfen. Ja, ich sage euch, vor dem fürchtet euch. 6 Verkauft man nicht fünf Sperlinge für zwei Groschen? Dennoch ist vor Gott nicht einer von ihnen vergessen. 7 Aber auch die Haare auf eurem Haupt sind alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge. 8 Ich aber sage euch: Wer mich bekennt vor den Menschen, den wird auch der Menschensohn bekennen vor den Engeln Gottes.

Alle vier vorgeschlagenen Predigttexte der ersten Reihe führen im Kern zu der Aussage, dass es im Leben eines Christen darauf ankommt, gerade dann beständig im Glauben zu bleiben, wenn wegen des Glaubens Gefahr droht und – schlimmstenfalls – sogar das Leben bedroht ist. Während in einigen Ländern Christen systematisch verfolgt und in der Ausübung ihres Glaubens massiv behindert werden, gibt es viele Länder, in denen Christen vielleicht geduldet, aber wenigstens latent als Bedrohung angesehen werden, weswegen es immer wieder zu Übergriffen kommt.
Für uns in Europa ist das selten oder nie ein Problem. Kein Christ muss wegen seines Glaubens um sein Leben fürchten. Und dennoch geschieht es sehr oft, dass man sich nicht öffentlich zu Christus bekennt, weil man fürchtet, deswegen ausgelacht zu werden. Denn Europäer gelten als aufgeklärt, und da hat Religion, geschweige denn Frömmigkeit, keinen Platz.
Wenn wir uns mit den vorgeschlagenen Predittexten auseinander setzen, sollten wir darauf hinweisen, dass die Gründe, die uns am öffentlichen Bekenntnis hindern, lächerlich sind angesichts dessen, was Christen in anderen Ländern mitunter erleiden müssen, weil sie sich zu Christus halten.
Zum Zuschnitt der Perikopen sei gesagt, dass zumindest der erste Vorschlag zu kurz greift. Eigentlich soll der Abschnitt mit Vers 35 aufhören, ich habe die folgenden zwei Verse hinzugefügt, weil mir ein Schluss nach Vers 35 nicht richtig erscheint. Der „Heilandsruf”, wie die Verse 34-37 genannt werden, ist eine Komposition, die vollständig erhalten bleiben sollte. Die Schlussfrage (Vers 37) begründet alles vorher Gesagte: der Mensch hat nichts, womit er sich retten, seine Seele auslösen, also befreien, kann. Die Befreiung erfolgt allein durch Jesus Christus. Darum ist das Festhalten am Bekenntnis so wichtig.
Interessanterweise wurde aus dem Matthäus-Evangelium der Heilandsruf vollständig übernommen.
Mk 13,5-13 ist die Engführung in Vers 9 zu beachten. Zu Jesu und der Evangelisten Zeit war die Auseinandersetzung mit dem Judentum ein herausragendes Thema, weswegen wohl auch das Stellen vor jüdische Gerichte besonders genannt wird. Aber es folgen dann eben auch Statthalter und Könige, also eigentlich weltliche Herrscher, die aber die Religiostität ihrer Untertanen kontrollieren wollen (bis dahin, dass zumindest der römische Kaiser sich als Gott verehren ließ und darum Christus als Gott nicht akzeptierten).
Auch Lk 12,1-8 könnte zu einseitig ausgelegt werden. Es geht nicht nur um die Lehre der Pharisäer und ihre Heuchelei. Es geht darum, ob wir wahrhaftig bleiben gegenüber uns selbst und unseren Mitmenschen, also ob wir bereit sind, uns zu Christus zu bekennen, auch wenn es uns zum Nachteil gereicht. Letztlich gibt es nur einen, vor dem wir uns wirklich fürchten müssen (und das ist nicht so gesagt, weil Jesus will, dass wir vor Gott Angst haben, sondern dass wir erkennen, dass andere Menschen in Wahrheit keine Macht über uns haben), und das ist Gott selbst. Ihm ist alles andere untergeordnet.

Liedvorschläge:

Befiehl du deine Wege (EG 361)
Ein feste Burg ist unser Gott (EG 362)
Was mein Gott will, gescheh allzeit (EG 364)
Warum sollt ich mich denn grämen (EG 370)
Es mag sein, dass alles fällt (EG 378)

Fürbittengebet

Herr Jesus Christus, Du hast uns gerufen, Dir nachzufolgen. Du hast uns verheißen, dass die Last, die wir auf dem Weg der Nachfolge tragen müssen, leicht und das Joch, das uns auferlegt ist, sanft sei. Es gibt Zeiten, in denen wir zweifeln: ist es wirklich so einfach, so leicht? Wir sehnen uns nach Dir, nach einem Zeichen, das uns deutlich macht: wir sind nicht allein auf diesem Weg.
Darum bitten wir Dich: stärke unser Vertrauen in Deine Zusage, dass Du bei uns bist alle Tage bis an das Ende der Welt. Hilf, dass wir das Leid dieser Welt gering achten gegenüber der Freude, die wir durch Deine Zuwendung und Liebe erfahren dürfen.
Wir bitten Dich für die Christen, deren Lasten um ein vielfaches schwerer sind, als was wir zu tragen haben,
die sich nicht in Kirchen zum Gottesdienst versammeln können, sondern nur im Verborgenen;
die fürchten müssen, denunziert und wegen ihres Glaubens ins Gefängnis geworfen und gefoltert zu werden;
die um ihr Leben fürchten, weil sie es schon erlebt haben, wie Christen wegen ihres Glaubens getötet wurden.
Herr, erbarme Dich! Fall den Peinigern in den Arm! Hilf, dass Deine Liebe offenbar wird! Schaffe Verhältnisse, in denen jeder Mensch in Freiheit und Frieden leben kann.
Wir bitten auch für alle, die sich ihres Glaubens schämen, die fürchten, deswegen ausgelacht oder verachtet zu werden. Hilf uns, dass wir auf die Kraft Deines Evangeliums vertrauen, der Botschaft, die allen Menschen Frieden verheißt.
Das bitten wir Dich, der Du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und regierst in Ewigkeit!
Amen



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