Der 7. Sonntag nach Trinitatis geht nun auch auf die körperlichen Bedürfnisse des Menschen ein, wobei die Symbolhandlung des Abendmahls allerdings auch eine wichtige Rolle spielt. Jesu Handeln in unserem Leben macht uns frei von irdischen Bedürfnissen dadurch, dass wir sie immer erfüllt bekommen, indem wir teilhaben am Brot des Lebens. Der 6. und der 7. Sonntag nach Trinitatis könnten auch als „Sakramentssonntage” bezeichnet werden, denn an ihnen wird der Taufe und des Abendmahls in ihrer Bedeutung für das Leben des Christen gedacht.
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I - Joh 6, 30-35Da sprachen sie zu ihm: Was tust du für ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du? 31Unsre Väter haben in der Wüste das Manna gegessen, wie geschrieben steht (Psalm 79,24): «Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen.» 32Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. 33Denn Gottes Brot ist das, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben. 34Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns allezeit solches Brot. 35Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.
Jesus, das Brot des Lebens. Eine große Zusage, die leider
durch die Wirklichkeit immer wieder „überholt” wird. Die Armut in
der Welt ist groß, sie macht auch vor Christen nicht halt. Die Zusage, dass
der, der zu IHM kommt, nicht hungern wird, wird durch die Realität Lügen
gestraft. Man ist leicht dabei und interpretiert diesen Text auf geistlicher Ebene,
was wohl auch richtig ist, denn Jesus transzendiert ja auch das Manna, das allerdings
handgreiflich und sattmachend gewesend war. Das Brot, das Jesus zu bieten hat, ist
noch nicht mal sichtbar.
Als Theologen wissen wir, dass Johannes mit dem dem Satz Jesu „Ich bin
das Brot des Lebens” auf die Abendmahlspraxis, wie sie sich bis dahin entwickelt
hatte, anspielte. Darin wurde gegessen, und es handelte sich wohl um eine richtiggehende
Mahlzeit. Vermutlich war es mehr ein gemeinschaftliches Abendessen geworden, als
eine Feier des Todes und der Auferstehung Jesu Christi. Vielleicht will Johannes
mit seinen Worten darauf hinweisen, dass das Sattwerden nicht viel zum Leben
nützt, wenn man nicht auch bewusst Jesus als das Brot des Lebens empfängt.
Vielleicht hat dieser Text schon zur Vergeistlichung des Abendmahls beigetragen.
Wie dem auch sei: die große Kluft zwischen geistlicher Zusage mit Bildern,
die eigentlich direkt in unsere Realität sprechen, muss überbrückt
werden. Die Gottesdienstbesucher, die in der Regel satt zum Gottesdienst erscheinen,
sollten vielleicht daran erinnert werden, dass sie als Empfänger dieses
Brotes des Lebens ihre Bereitschaft zu teilen beweisen müssen. Denn das ist
es ja, worauf die anderen Texte dieses Sonntags hinzielen: die Bereitschaft zu Teilen.
Sie folgt allerdings nicht aus einem Gebot, sondern ist einfach Ausdruck unserer
Dankbarkeit für das Brot des Lebens, das wir empfangen haben. Dadurch, dass
wir es weitergeben, wird es auch anderen zuteil.
In diesem Sinne sollte die Predigt zunächst klarstellen, dass die Hörer
Empfänger dieses Brotes des Lebens sind, und damit auch in der Lage, die Lebensgrundlage
weiterzugeben. Offensichtlich will der Hinweis, dass es keinen Hunger und „nimmermehr”
Durst geben wird, ja auch deutlich machen, dass diese Dinge nun im Überfluss
vorhanden sind. So erfahren wir es auch. Aus Dankbarkeit für diese Gabe können
wir mit anderen das Brot teilen.
Auch wenn es in der Gemeinde einen großen Anteil von Menschen gibt, die aus
verschiedenen Gründen auf einen Überfluss verzichten müssen,
so geht es ihnen doch relativ gut: verglichen mit Menschen, die in den sogenannten
Entwicklungsländern leben, die z.B. noch nicht einmal ein Haus über dem
Kopf haben und nicht wissen, ob sie am nächsten Tag etwas zu essen haben werden,
haben es Menschen, die in einer wenn auch beengten Wohnung leben und wissen, dass
sie den Monat hindurch genug zu essen haben werden oder können, doch wesentlich
besser. Dies ist kein Trost, aber es ist wichtig, die Relationen zu verstehen. Wenn
in Deutschland von „neuer Armut” geredet wird, dann würden Menschen
aus den Entwicklungsländern noch von Reichtum reden. Es gilt jedenfalls, Menschen
in solch einer Situation mit dem Segen zu konfrontieren, der ihnen zuteil wurde
in Jesus Christus. Diesen Segen als etwas Gutes zu erkennen, selbst wenn man in
seinem Leben rückläufige Entwicklungen durchgemacht hat, ist wichtig und
hilft, die derzeitige Krise durchzustehen.
Herr Jesu Christ, du höchstes Gut (EG 219)
Im Frieden dein, o Herre mein (EG 222)
Wir danken dir, Herr Jesu Christ (EG 462)
Das Weizenkorn muss sterben (KHW-/HN-EG 579)
Jesus Brot, Jesus Wein (KHW-/HN-EG 581)
Er ruft die vielen her (KHW-/HN-EG 583)
Herr, unser Gott,
Du sorgst für uns, ja, mehr noch: du schenkst uns das Brot des Lebens! Dafür danken wir dir
und bitten: hilf, dass wir die nicht vergessen, die Hunger leiden.
Wir bitten für die Menschen, die hungern nach Gerechtigkeit: lass ihnen Gerechtigkeit widerfahren.
Hilf uns, dass wir eintreten für die, deren Recht mit Füßen getreten wird.
Wir bitten für die Menschen, die hungern nach Gemeinschaft: lass sie nicht allein, sondern führe
sie zur Gemeinschaft deiner Gemeinde. Hilf uns, dass wir unsere Zeit mit ihnen teilen.
Wir bitten für die Menschen, die hungern nach Heilung: lass sie dein Heil erfahren. Hilf uns, dass wir ihnen
beistehen in Krankheit und Leid.
Wir bitten für die Menschen, die hungern nach dem Sinn ihres Lebens: Lass sie erkennen, dass alles Leben in dir
Erfüllung findet. Hilf uns, dass wir Wegweiser werden zu dir hin.
Wir bitten für die Menschen, die hungern nach Liebe: Lass sie deine Liebe spüren. Hilf uns, dass wir ihnen
in Liebe begegnen.
Wir bitten für die Menschen, die hungern nach Versöhnung: Lass sie das Lamm Gottes sehen, das der Welt Sünde
trägt. Hilf uns, dass wir stets bereit sind, einander zu vergeben.
Wir bitten für die Menschen, die hungern nach dem täglichen Brot: Lass sie satt werden. Hilf uns, dass wir abgeben
von unserem Überfluss.
Wir danken dir, Gott, dass du für uns da bist, und preisen dich für deine Güte.
Amen
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